Pünktlich zum Sportwochenende kehrte der unfreundliche Kollege Winter zurück. Mein Sportkonsum war dementsprechend unterkühlt. Ein bisschen Sportschau, ein bisschen lesen, ein bisschen Livestreams. Nichts bleibendes. Doch: eine halbe Stunde haben wir eine Scheibe im Schnee gesucht.
Sportkonsum fand dieses Wochenende – bis auf vereinzeltes Lesen von Ergebnistickern – nicht statt. Kindergeburtstage ziehen sich nämlich inklusive Ausprobieren aller Geschenke und Feiern mit allen Familienmitgliedern durchaus über mehrere Tage. Außerdem versetzt mich das Zubereiten von Backwaren in eine gewissen Anspannung – im Gegensatz zu Fußballlehrern bemühe ich mich allerdings gegenüber meiner Umwelt nicht ausfallend zu werden. Also nichts mit “Disziplinierung” im Kloppschen Sinne. Und siehe da. Egal ob Ehrenrettung oder “Spiel des Jahres”. Der Kalte Hund und die russische Birnenzupfkuchentorte wurden goutiert. Sportlich war doch sowieso nicht so viel los dieses Wochenende.
Freitag
Pünktlich zum Wochenende streckte es mich nieder. Ich bezweifle allerdings, dass mein Interesse an der Bundesliga bei vollster Gesundheit höher gewesen wäre. Freiburg gegen Frankfurt war zwar Platz 5 gegen 4, roch aber vom Breisgau bis nach Potsdam nach dem, was es dann wurde – ein taktisch wahrscheinlich höchst anspruchsvolles 0:0
Samstag
Der Plan war schön, wurde aber durch ein schier unerschöpfliches Schlafbedürfnis gekillt. Nach den Erledigungen für die große Kindergeburtstagsparty, die demnächst ansteht, zog es mich mit aller Macht ins Bett. Und nach meinem Krankheitsmittagsschlaf war es dann plötzlich schon 16:00 Uhr, nichts mit gemütlich Dinge erledigen und dabei Bundesliga sehen und hören. Ich sah dann noch, wie München die Bremer und Hannover die Hamburger zerlegte. Nett. Ansonsten versuchte ich nicht an die ganzen Dinge zu denken, die ich eigentlich vorhatte. Es ging mir wahrscheinlich wie Rene Adler. Gebrauchter Tag und so.
Sonntag
Aaaah. Einmal richtig gut schlafen und schon sieht die Welt besser aus. Vielleicht muss Hoffenheim auch nur einmal wieder richtig ausschlafen und dann wird das schon mit dem Klassenerhalt. Aber wie soll man richtig ausschlafen, wenn die ganze Zeit kübelweise Häme bzw. sinnentleerte Durchhalteparolen über einem ausgekippt werden. Fußball ist Sport, impliziert also durchaus die Möglichkeit des Scheiterns. Egal ob als Traditionsverein oder als “Projekt”. Ansonsten wartete der Tag mit zwei Unentschieden auf, die ich zutiefst verabscheue, weil ich sie in den diversen Tippspielen nicht vorhergesehen habe. Als Kompensation habe ich mir abends noch “Moneyball” mit Brad Pitt angeschaut. Schöner Film. Und das bei Sportfilmen ja selten.
Montag
Nochmal Hoffenheim. So wie alle sich offensiv freuen, dass die vielleicht absteigen, kriege ich reflexhaft Mitleid. Auch wenn ich den Klub eigentlich gar nicht leiden kann. Das hat allerdings nichts mit dem dusseligen Traditionsgeschwafele zu tun. Tradition ist ja – sagt zumindest der Duden – etwas, was im Hinblick auf Verhaltensweisen, Ideen, Kultur o.?Ä. in der Geschichte, von Generation zu Generation [innerhalb einer bestimmten Gruppe] entwickelt und weitergegeben wurde [und weiterhin Bestand hat]. Selbst das Wort Traditionsverein kennt der Duden und beschreibt damit einen Verein, der eine lange Tradition hat. In der Bundesliga haut man ja gerne auf Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim rum, weil die angeblich keine Traditionsvereine sind. Den VfL Wolfsburg gibt es seit 1945, Bayer 04 Leverkusen seit 1904. In Hoffenheim führen sie ihre Anfänge gerne auf 1899 zurück. Das ist vielleicht ein sinnloser Marketinggag, aber eine Tradition im Wortsinn ist da auch vorhanden. Laut Watzke, Bruchhagen und anderen nehmen diese untraditionellen Werkstraditionsvereine ja den echten Traditionsvereinen die Startplätze in der Bundesliga weg. Es ist mir allerdings neu, dass die Dimension “Tradition” oder “Geschichte” im sportlichen Wettstreit eine Rolle spielte bzw. spielen sollte. Ich stelle mir das auch für die Schiedsrichter schwer vor. “Nein der war nicht im Abseits, der ist ja von 1904, da darf er zwei Meter weiter vorne stehen”.
Sicherlich, das “Mäzenatentum” sei es von Unternehmensseite oder von Seiten einer Privatperson, kann man kritisieren, aber wo ist eigentlich das Problem? Der gesamte Profisport ist eine durchweg kommerzialisierte Angelegenheit. Das ist mittlerweile bekannt und akzeptiert. Und dann kommt die Kritik auch noch von den Typen von Borussia Dortmund, die vor nicht all zu langer Zeit mit dem Börsengang und dem folgenden Transferwahnsinn, auch so einige Tabus brachen. Wahrscheinlich ist das alles Lobbyismus, aber nerven tut es mich trotzdem. Wie sollte denn bitte jemals frisches Blut in die Bundesliga kommen? Muss – jedesmal, wenn ein schlecht geführter Traditionsverein wie bspw. Hertha oder Köln absteigt – eine ebenso inkompetente Truppe aufsteigen? Das wäre ja erbärmlich. Außerdem weise ich an dieser Stelle gerne mal darauf hin, dass sich Tradition durchaus entwickeln kann. Wenn VW noch eine Weile durchhält, wandelt sich das Bild vielleicht auch zu so etwas wie beim FC Schalke – Arbeiterverein und so. Der FC Augsburg ist übrigens von 1969. Sind sie deswegen doof? Ach nee, die haben ja kein Geld, also ist es egal. Das Fass der ostdeutschen Vereine und deren Werdegang nach der Wiedervereinigung mach ich an dieser Stelle gar nicht erst auf.
Ich mag Hoffenheim trotzdem nicht und dieser Artikel sagt sehr gut, warum.
#Freitag
Der Winter zehrt langsam an den Kräften. Außerdem geht es mir auf die Nerven, dass jetzt – wo es theoretisch schon wieder länger hell ist – der Himmel den ganzen Tag in ein mattes Grau getaucht ist. Mein Sportkonsum leidet darunter keineswegs, das ist ja etwas passives, was ich dann durchaus lieber tue, als voll dynamisch und kreativ To-Do-Listen abzuarbeiten. Nur, ich kann mich nicht mehr erinnern. Die Podcasts der Woche zogen wie ein dezentes Rauschen durch mich hindurch. Gegen 20 Uhr habe ich dann auch lieber das Bundesligaspiel Wolfsburg gegen Bayern geschaut, als etwas mit dem Abend anzufangen. Und an Mandzukics Fallrückzieher kann ich mich sogar erinnern. Ich erinnerte mich auch an das Champions-League-Spiel von Borussia Dortmund am Mittwoch und – ohne jetzt die fußballerischen Gesamtleistungen der beiden besten deutschen Teams beurteilen zu wollen – an die unterschiedliche Wirkung der beiden Abwehrreihen auf mich. Habe ich bei Mats Hummels, wenn ich ihn spielen sehe, immer den Eindruck, der Herr ist vielleicht ein Ticken zu selbstbewusst, möchte gerne Lothar Matthäus in der Blüte seiner Jahre sein – Antreiber, Abräumer, Alleskönner – und geistert dabei zuweilen als Sicherheitsrisiko durch die eigene Hälfte, ist die Bayern-Abwehr dieses Jahr unfassbar souverän. Ein Umstand, der durch nur 7 Gegentore, nicht aber durch die Kicker-Noten untermauert wird. Ich fragte mich, nachdem dann Herr Hummels am Samstag eine 1 bekam, was denn das Anforderungsprofil an einen Abwehrspieler ist. Van Buyten bekam in seinen 6 Spielen als Innenverteidiger der Bayern ein Gegentor, aber niemals eine bessere Zensur als die 3. Jerome Boateng in 15 Spielen 6 Gegentore, einmal war eine 2,5 dabei, ansonsten auch eher “befriedigend”. Beim heiligen Dante sieht das ein wenig besser aus. In seinen 22 Spielen war allerdings auch keine 1 oder 1,5 dabei. Im medialen Rauschen höre ich dann zuweilen so etwas wie “hat etwas für den Spielaufbau” getan. Scheiß auf Spielaufbau. Warum muss das der Innenverteidiger machen, wenn man Götzegündoganreus oder Kroosriberymüller im Mittelfeld hat. Wenn ich Fan einer der beiden Mannschaften wäre, wäre mir die Bayern-Abwehr lieber. Da ich dann schon einmal dabei war, über Kicker-Noten nachzudenken, fiel mir auch ein, dass ich es seltsam finde, dass von Innenverteidigern “Impulse nach vorne” erwartet werden, von Torwächtern hingegen für gute Noten zwingend spektakuläre Paraden notwendig sind. Das “moderne Torwartspiel”, wozu ja das Dirigieren der Abwehr etc. pp. gehört hat sich in Manuel Neuers Bewertung jedenfalls bisher nicht niedergeschlagen. Als ich gerade anfing mich in Rage zu ärgern, schoss Robben das 2:0 und mir wurde wieder bewusst, dass es total sinnlos und langweilig ist, sich über Kicker-Noten aufzuregen. Dann bin ich schlafen gegangen.
#Samstag
Für mich fiel die Bundesliga an diesem Samstag aus. Als das Kind im neuen Bett Mittagsschlaf (in ohrenbetäubender Lautstärke Drache Kokosnuss hören und alle 5 Minuten nach neuen Büchern fragen) hielt, las ich einen sehr schönes Interview mit Dirk Nowitzki. Danach war wieder klar, in welchen Dimensionen Nowitzki cooler ist als, sagen wir Lahm.
#Sonntag
Die vier Mannschaften spielten nicht so, wie ich das getippt hatte. Ansonsten ist zum Fußballsonntag nicht viel zu sagen. Schön fand ich ich das Slalom-Finale der Ski-WM in Schladming, was man sich in der ZDF-Mediathek vielleicht noch anschauen kann. Ich bin immer erfreut, wenn mich eine Sportart neben Fußball mit einer tollen Athmosphäre fesselt. Ich werde deswegen nicht zum Ski-Alpin-Fan, aber eine Gänsehaut bekomme ich trotzdem.
Ansonsten habe ich mit dem Kind Ralley-WM gespielt.
Naja, das Kind hat aus Duplo-Steinen eine Straße mit Hindernissen gebaut und Autos da – relativ frei von physikalischen Gesetzen – gegeneinander antreten lassen. Und hat meinem 30 Jahren alten Matchbox-Auto ganz gnädig den zweiten Platz hinter seinem Flitzer überlassen. Ich hoffe das Kind möchte später nicht mit mir zu Motorsport-Veranstaltungen, dass ginge mir sportartentechnisch dann doch zu weit. Ich muss mal wieder etwas gegensteuern. Wenn es “Der kleine Drache Kokosnuss spielt Fußball” gäbe, hätte ich da gute Chancen, glaube ich.
Freitag
Ein Freitagsspiel gab es ja diese Woche nicht und so musste ich nicht einmal meinen Managerpflichten nachkommen. Das einzige sportliche war dann das Sichern der 5. Liga im FIFA 13 Online-Modus, wir nehmen ja immer unterschiedliche Teams, diesmal lief es mit dem SC Freiburg ganz gut.
Samstag
Putzen und Fußball. Klingt komisch, war aber so. Wenn schon allein zu Hause mit lästigen Tiefenreinigungspflichten, dann doch bitteschön mit der vollen Packung, dachte ich mir: Wintersport, Bundesligakonferenz im Radio, Sportschau, Livespiel. Das machte das Ganze etwas erträglicher, produzierte aber das klassische Problem. Immer wenn es spannend wurde, irgendwo ein Tor fiel oder jemand vom Platz flog, flog mein Lappen in die Ecke. Und wie Mario Gomez als Einwechselspieler dann auch immer eine Weile braucht, um in Fahrt zu kommen, hatte ich auch meine Mühe, um wieder ins Spiel zu finden. Man kann jetzt nicht sagen, dass das Putzgeschehen an mir vorbeilief, das Geschehen fand ja ohne mich schließlich einfach nicht statt. Aber die Zeit verrann gnadenlos ohne dass mir entscheidende Fortschritte gelangen. Gut geeignet für einen neuen Schub sind in so einer Situation neue Rekorde wie “4 Waschmaschinen an einem Tag”. Die geben mentalen Auftrieb sind aber nicht so anspruchsvoll wie meinetwegen Fensterfugen von Stockflecken befreien, die Gefahr des Scheiterns ist also geringer. Zum Ende der Sportschau und des parallelen Livestreams des Spitzenspiels war ich dann erschöpft wie irgendso ein jugendlicher Dauerläufer von Jürgen Klopp und hätte auf die Frage eines Fieldreporters auch irgendetwas von “Über den Kampf …., spielerisch nicht brilliant, aber da fragt morgen keiner mehr nach” gefaselt.
Sonntag
Ich bin den modernen Medien ja durchaus aufgeschlossen. Da es vor der eigenen winterlichen sportlichen Ertüchtigung zeitlich etwas knapp wurde, habe ich mal etwas neues probiert. In der Badewanne mit Zattoo den komischen Doppelpass anschauen. Ging sogar, auch wenn man in dem ruckeligen Stream die Gesichter der Experten und der Moderatoren nicht erkennen konnte. Und da ich das nicht mehr gesehen habe, seitdem Sport1 nicht mehr über DVB-T ausstrahlt, wusste ich auch nicht, wer da auf dem Stuhl von Udo Lattek sinnfreies Zeug quatschte. Uli Hoeness disste dann noch Lothar Matthäus, was wiederum zu einer Bild-Schlagzeile am nächsten Tag führte. Und ich war dabei – Wunder der modernen Technik.
Montag
Ich war etwas übersättigt, hatte auch schon fast alles gesehen, was es Sehenswertes am Wochenende gab. Und dann trat auch noch der Papst zurück. Abends habe ich, schon wieder etwas Neues, mir dann ein bisschen das Berliner Derby angeschaut. Ich hätte Union ja den Sieg gegönnt. Aber es war auch so ein unterhaltsames Sportwochenende.
Vor einigen Jahren habe ich aus der geheimsten Hoffenheimschen Datenbank einmal eine kleines Widget gebaut, was einen schonungslos mit dem eigenen Alter konfrontiert. Gestern erreichte mich eine Twitter-Anfrage und ich habe das Ding mal wieder aktiviert. Es steht rechts.
Beim letzten Test waren es meinerseits noch 30 Spieler, die obwohl älter als ich noch in der Bundesliga rumturnten. Heute sind es nur noch 7. (In meinem Fall sind das Oka Nikolov, Simon Jentzsch, Marc Ziegler, Timmy Simons, Jens Langeneke, Alexander Manninger und Milorad Pekovic – Immerhin drei Feldspieler) Ich nähere mich also unweigerlich dem Tag, an dem ich bei einem spektakulärem Einstieg in das Profigeschehen in der Bundesliga der älteste Aktive wäre. Und Ihr so?
#Freitag
Ein Tag komplett ohne Sportkonsum. Natürlich habe ich noch nach bestem Wissen und Gewissen die Aufstellung der Managerteams getätigt, aber danach gab es nur noch Musik. Machen und Hören. Die Podcasts der Woche hatte ich schon am Donnerstag abgearbeitet.
#Samstag
Nach dem Ausschlafen, also nachmittags, stand Kino mit Kind auf dem Programm. Sehr zu empfehlen, das Filmmuseum Potsdam. Am Wochenende um 16 Uhr gibt’s Kinderkino, keine Werbung, kein Popcorn, dafür aber Gummibärchen in Sandmannform. Spekuliert hatte ich ja auf ein bisschen nebenbei die Bundesliga im Ticker und bei Twitter verfolgen. Die Abenteuer der Giraffe Zarafa waren aber spannend, aufregend und ein bisschen furchterregend, sodass das Kind nach 2 Minuten auf meinem Schoß saß und ich pädagogisch wertvoll das Geschehen (Sklaverei, Ägypten, Krieg gegen die Türken, Karl X.) rund um diese wahre Geschichte einordnen musste. Werde ich bei leichter Kost wie Sandmann oder Wolle und Pferd noch des Zimmers verwiesen und könnte die gesamte Bundesligahistorie auswendig lernen, blieb hier nur ein kurzer Blick auf den Ergebnisticker. Allerdings war das Kind danach ermattet und schlief schnell ein. Deswegen habe ich das erste Mal nach gefühlten 3 Monaten wieder ein bisschen Sportschau geschaut – in dem Eltern bekannten biologischen Tief zwischen 7 und 8, wenn das Kind schläft und man sich komplett ausgelutscht fühlt. Ein bisschen ist das vielleicht mit der Leere zu vergleichen, die die Schalker nach der 1:2 Niederlage gegen Fürth empfanden. Nebenbei, wer soll den so etwas eigentlich tippen?
#Sonntag
Das Sonntagsspiel Leverkusen – Dortmund erfreute als Besitzer einiger Spieler beider Teams im Managerspiel mein Gemüt. Lewandowski, Schürrle und Co. brachten dann am Montag auch annehmbare Noten nach Hause. Allerdings war das ganze natürlich nur ein Warm-Up zum Superbowl am Abend. Früher(tm) habe ich das ja gerne geschaut und mir die Nacht um die Ohren geschlagen. Und noch früher, also so Anfang der 90er, besaß ich auch ein San Franscisco 49ers T-Shirt. Ich befürchte, ich habe mir das sogar selbständig und wahrscheinlich überteuert in der damals üblichen viel zu großen Größe XL im örtlichen Intersport gekauft und mich total West-Coast-mäßig gefühlt. Back in the days.
Nun ist heute allerdings nicht mehr früher, das 49ers-Shirt habe ich irgendwann (viel zu spät) auch entsorgt, und es war mir von vornherein klar, dass ich nie im Leben das ganze Spiel sehen werden. Das Grundrauschen vor dem Spiel hat mich dennoch gefesselt, ganz zeitgemäß mit diversen unterschiedlichen Arten von Rauschen auf dem Bildschirm und ein bisschen Dinge erledigen nebenbei.
Das war schön. Vom Spiel habe ich dann immerhin noch die erste halbe Stunde mitbekommen (und immer in der Werbung zum zeitgleich laufenden Woody-Allen-Film gezappt). Mehr war dieses Jahr nicht drin.
#Montag
Morgens habe ich dann natürlich gleich nachgeschaut, wie die ganze Nummer ausgegangen ist. Ein bisschen traurig war ich schon, dass die 49ers nicht Titel Nummer 6 holten. Die Lust auf diverse Highlightfilme hielt sich daher in Grenzen. Ein bisschen gelesen habe ich natürlich trotzdem, unter anderem einen sehr schönen Artikel bei Grantland. Und ich war doch froh, nicht weitergeschaut zu haben. Mit dem ganzen Blackout und der Spannung zum Schluss, wäre das ja doch eine ganze Weile gegangen und hätte beträchtliche Auswirkungen auf die Woche gehabt.
“Bol” (Diese Webschriftart hier kann leider keine kyrillischen Buchstaben) bedeutet nicht, wie man phonetisch vielleicht vermuten würde, “Ball” oder gar “Fußball”. Hier wird also nicht die Überlegenheit der Argentinier gewürdigt, die Jamaica 1998 bei deren bisher einziger WM-Teilnahme in Frankreich aus dem Stadion in Lyon schossen. Nein, es geht hier um den “Schmerz”, den dieses Ergebnis dem Autor zufügte. (Übersetzung: Welch ein Schmerz, Argentinien – Jamaica 5:0)
Genau wie “Santa Maradonna” von Mano Negra ein schönes Beispiel für die Thematisierung des Ballsports in der Popmusik. Ganz ohne die Sportfreunde Stiller, Pocher oder Mitgröhlhymnen.
#Donnerstag
Die BigShow knackte diese Woche das erste Mal die ominöse 3-Stunden-Marke. Allerdings mit etwas unlauteren Mitteln – nämlich mit dem, wie ich finde, sehr unterhaltsamen Anfangsblock der Herren Wagner und Buschmann, die sich über alles Mögliche und nicht nur über Sport unterhielten. Das stieß nicht bei allen Hörern auf Gegenliebe. Ich fühlte mich – im vollen Bewusstsein, dass Profisport ein Teil der Unterhaltungsindustrie ist, glänzend unterhalten. Außerdem wurde am Donnerstag der Sportblogger-Award des Jahres verliehen. Gewinner ist dieses Jahr “#Finale – Quelle: Fremdmaterial“, ein Twitter-Hörspiel zum EM-Finale.
#Freitag
Der Mannschaftsbus vom SVB 03 vor der Kantine des Arbeitgebers erinnerte mich daran, dass auch die 3. Liga wieder aus dem Winterschlaf erwacht. Das Konzept der Winterpause scheint ein antizyklisches zu sein. Es ist doch allgemein bekannt, dass es im Januar und Februar am kältesten, also die Gefahr von Spielabsagen am größten ist, aber was weiß ich schon. Immerhin fanden nur 2 Spiele nicht statt. Das Interesse an der 3. Liga ist bei mir ein rein statistisches, ich schaue immer mal, wie es dem Heimatverein so ergeht, erfreue mich auch an Platzierungen oberhalb der Abstiegsränge, allerdings bin ich auch nicht sonderlich betrübt, wenn die Babelsberger mal auswärts 1:0 verlieren. Spielberichte interessieren mich nur am Rande. Das ist fanmäßig sicherlich asozial, allerdings: Wie sagte ein mir bekannter HipHop-Poet einmal “Die Zeit … dein bester Freund oder schlimmster Feind”. In diesem Falle fehlt sie für mehr. Nebenbei gehört habe ich ein Deutschland-Radio Stück über die “Beichte” von Lance Armstrong und den neuen Collinas-Erben-Podcast. Außerdem habe ich natürlich interessiert beobachtet, wie Herr Sahin im hauseigenen Managerspiel für über 15 Millionen versteigert wurde.
Den Abend habe ich mit einem Projekt, dass anderen Sportkonsumenten eventuell demnächst Freude bereitet, verbracht. Aber davon zu einem späteren Zeitpunkt mehr. Parallel wollte ich mich von dem Freitagsspiel der Bundesliga ein wenig berieseln lassen. Streams, die vom LKW fallen, gibt ja schließlich genug. Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich dieser Wunsch wieder mit der geballten – hmmm, wie formuliert man das höflich – aggressiven Kommunikationsfreude vieler Menschen konfrontieren würde. Es spielten ja Dortmund gegen Nürnberg, trotzdem wurde in dem parallel laufenden Chat so ziemlich jeder Fußballmannschaft mindestens der Tod gewünscht. Spätestens die Aufforderungen was andere Menschen gefälligst mit diversen eigenen oder fremden Körperteilen anstellen sollten, waren mir dann irgendwann zu viel. Ich gestehe, ich bin da etwas sensibel, ich gebe auch offen zu, dass ich sogar bei Django Unchained immer mal weggeschaut habe, wenn es zu brutal wurde. Und ja, ich weiß, dass das wahrscheinlich zu 97% männliche Teenager in der Hochphase des Hormoneinschusses sind. Das erschreckende ist allerdings, dass das auch wenn die älter werden nicht besser wird. Dann schreiben sie nämlich Briefe an die ARD, dass der eigene Bruder den Amis gesagt hat, dass die bitte Kerosin aus ihren Flugzeugen auf seinem Waldgrundstück abwerfen sollen und Churchill Schuld ist, dass das mit dem Euro so schlecht läuft. Und wenn ich solche Mails schon zu Tausenden während der Arbeitszeit vorfinde und mir supervisorische Gegenmaßnahmen ausdenken muss, um keine Traumata davonzutragen, möchte ich von dieser Kommunikation in meiner Freizeit bitte verschont bleiben.
Ernsthaft. Ich hätte gerne ein legales OnDemand-Angebot für Livestreams von Fußballspielen. Ohne Abo. Ohne weitere Verpflichtungen. Ich wäre bereit dafür einen Betrag von ca. 1-2 Euro pro Spiel zu bezahlen. Oder meinetwegen 50 Euro pro Saison oder so. (Gäbe es das NHL-Gamecenter, eine Saison für 50 Dollar, für die Fußball-Bundesliga, würde ich mir das zulegen) Vielleicht sind mit solchen Preisen die Sportrechte nicht zu refinanzieren. Aber das wäre ungefähr die Größenordnung, die mich mir vorstellen könnte. Zusätzlich könnte ich auch noch anbieten, dass ich mir brav Werbung anschauen würde.
#Samstag
Schönstes Winterwetter, wahrscheinlich das letzte Mal dieses Jahr. Bevor ich wieder anfange von meiner Heimatstadt mit eisbedeckten Seen zu schwärmen, verweise ich auf den Eintrag vom letzten Jahr. Ich füge aber noch die Komponente “Kind rodelt brüllend vor Freude den heiligen Eierberg vor Friedrichs Schloss runter” hinzu.
Für die Bundesliga ist bei so einem Wetter, der Sonne, die mittlerweile immerhin erst um 5 untergeht und bei solchen langweiligen Samstagsbegegnungen kein Platz. Nagut, über die Ergebnisse habe ich mich informiert. Genauso wie über das Skigebolze auf der Streif und das Skifliegen auf der größten Schanze der Welt. Alles nur sehr kurz.
#Sonntag
Kurz war ich versucht mich dem meditativen achtstündigen Wintersportprogramm im Fernsehen hinzugeben. Ein dem Wetter trotzender Anruf brachte mich dann aber doch in den Park zum Discgolf-Spielen. Also habe ich auch Sonntag eher aktiv als passiv Sport getrieben. (Wobei sicherlich die Gelehrten streiten ob das Scheibenwerfen auf Körbe als Sport durchgeht.) Nachmittags habe ich dann mit einem Auge die Ticker der Sonntagsspiele verfolgt, nicht ohne mich über die Bremer Pappnasen (meine, im Managerspiel) zu ärgern, dass sie sich von Hamburger Pappnasen (nicht meine, im Managerspiel) 3 Treffer einschenken lassen. Durch das Tor von Sokratis (meiner) wurde ich wieder ein wenig versöhnt. Parallel dazu gönnten wir uns den Spaß beim FIFA 13 Spiel auf der Konsole unsere Managerteams zusammenzustellen und mit diesen dann gegeneinander anzutreten. Die Identifikation ist dann deutlich höher. (Man wird erfinderisch, wenn man kein echter Fan einer Mannschaft ist)
#Montag
Diesen Montag wurde es ein kürzere Runde durch die Internet- und Presselandschaft. Aber die Woche ist ja noch lang. ZweiTexte von geschätzten Bloggern haben mich allerdings schon heute sehr schmunzeln lassen.
Es ist ja nicht mehr so wie damals(tm), dass man unbegrenzt Zeit (und Lust) hat, sich dem umfangreichen Medienangebot zu so einem Bundesligaspieltag hinzugeben. Früher habe ich in der Regel jedes Livespiel im Fernsehen – also zumindest die mit Wettbewerbscharakter – mitgenommen, mal aufmerksam, mal nebenbei beim Erledigen von Dingen, was regelmäßig in großen Selbstbetrug ausartete, weil man ja doch nicht wirklich konzentriert arbeiten kann, wenn man mitbekommen möchte, was auf dem Platz geschieht.
Wie sieht das heute aus? Die Ausgangslage in der Rückrunde 2012/13 ist folgende: Ich besitze einen analogen Röhrenfernseher mit einem fragwürdigem DVB-T Receiver. Damit empfängt man in Berlin und Brandenburg ca. 30 Kanäle (aber nicht mehr wie früher Sport 1). Weiterhin habe ich einen Zattoo-Account, einen Laptop mit angeschlossenem großen Monitor, einen Twitter-Account mit Sportverrückten in der Timeline, ein Smartphone und ein Kind, was durch alterstypische Bedürfnisse das Einhalten des von der DFL vorgegebenen Zeitplans zuweilen torpediert. Ich bin kein Fan von irgendeiner Mannschaft und in das nahe gelegene, zugige Olympiastadion zieht es mich nicht einmal, wenn die Hertha erstklassig spielen würde. Mein Fußballkonsum beschränkt sich also auf Medien. Und andere Sportarten interessieren mich auch.
#Donnerstag
In der Bigshow von Sportradio360 ist – welch Überraschung – Guardiola das große Thema, den Tennisblock schenke ich mir und höre lieber beim Sachen Packen für den Kurztrip ins Erzgebirge noch die Sonderausgabe von Collinas Erben. Podcasts haben den Vorteil, dass man sie mit Kopfhörer und Handy hören und somit mit durch die Wohnung schleppen kann. Hellmut Krug finde ich erst überzeugend, später anstrengend, weil gewissermaßen missionarisch unterwegs. Vielleicht hat das Bild, das ich von Schiedsrichtern habe, auch damit zu tun, dass führende Köpfe immer den Eindruck machen, sie haben eh schon über alles nachgedacht, anders kann man das nicht organisieren und Schuld sind ansonsten die Medien. Das ist rhetorisch ganz clever vorgetragen, in manchen Argumentationssträngen aber doch ein bisschen einfach.
#Freitag
Traditionell der Tag sich mit den Teams im hauseigenen Managerspiel zu beschäftigen. Ich muss also – gerade so kurz vor Beginn der Rückrunde – zumindest einmal alle Vorschauen auf Kicker.de öffnen zum zu schauen, wen das Blatt in der Startaufstellung sieht. Leider steht da nie, wo sie sich irren werden, was sie relativ häufig tun. Ein schönes Ritual, was eigentlich relativ sinnlos ist. Vom Livespiel am Abend sehe ich auf dem Riesenfernseher in der Schönecker Ferienwohnung die letzten 10 Minuten, was bei diesem Freak-Spiel immerhin 2 Tore bedeutet.
#Samstag
Der Samstag ist total sportlich. Allerdings für mich. Zweimal das Kind zwischen den Knien eine rote Piste runterkutschieren geht auf den Rücken. Zwischendurch schaue ich immer mal auf den Ticker der Sportschau-App, was ein Abenteuer ist, da das Handynetz munter zwischen “gibts nicht”, “Vodafone CZ” und “ein bisschen Edge haben wir auch für Dich” hin- und herspringt. Vom Abendspiel bekomme ich den für Besitzer dreier Bremer Spieler im Managerspiel frustrierenden Halbzeit- und Endstand mit. Mehr Sport ist nicht.
#Sonntag
Sonntagsspiele, mir egal. Auf der Rückfahrt ist auch nicht irgendein Inforadio, wie sonst gerne auf langen Strecken, sondern der kleine Drache Kokosnuss nebst seiner diversen Kumpels gesetzt. Wieder in Potsdam stolpere ich auf Twitter und bei allesaussersport.de auf den Livestream des ersten Conference-Finals auf ran.de. Die Übertragung (von puls4, einem Sender aus Österreich) ist kurzweilig, kompetent und ich bleibe länger hängen als geplant. Nach dem 28:24 für die 49ers schalte ich aber ab und verpasse die Schlussphase, die sicherlich spannend war, in der aber auch keine Punkte mehr auf die Anzeigetafel kamen.
#Montag
Internet leer lesen, Spieltag für Uli und Kalle auswerten. Als Einstieg in die Aufbereitung des Sportgeschehens haben allesaussersport.de (inklusive Kommentare) und fokus-fussball.de mittlerweile die “großen” Angebote komplett abgelöst. Das ist so großartig, dass man dafür nicht oft genug danke sagen kann. Danke! Auf der Sky-Webseite kann man sich auch als Nicht-Abonnent ab Montag Zusammenfassungen der Wochenendspiele anschauen. Die Highlights des Bayern-Spiels sind neben den 10 Minuten Schalke gegen Hannover die einzigen Fernsehbilder, die ich von dem Bundesligaspieltag mitbekomme.
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Diese Serie läuft die gesamte Rückrunde 2012/13. Zur Dokumentation, als Tipp und als Experiment. Eigene Erfahrungen können gerne in den Kommentaren hinterlassen werden.
Draußen sperrt ein Empfang der Bundeswehr nebst Feldjägerautos und Luftwaffenmusikkorps die ganze Straße, verhindert, dass ich einen Parkplatz finde und deshalb im Radio noch mitbekomme, dass Pep Guardiola ab Sommer Trainer beim FC Bayern wird. Der Winter ist jetzt endlich angekommen und die gleichnamige Pause ab übermorgen schon wieder vorbei. War das Transferfenster bisher bis auf Sahin – hmmm – und Perisic – Wolfsburg, really? – bisher relativ ruhig, ist jetzt zumindest Gesprächsstoff da. Immerhin.
Ab Freitag geht es auch hier wieder um Punkte im Tippspiel und bei Uli und Kalle. Ich wünsche Euch dabei viel Spaß, weder wieder keine konkreten Termine für die vielversprechenden und erwarteten Neuerungen nennen – zu wankelmütig sind das Fußballgeschäft und das Arbeitsleben. Gestern noch ziemlich sicher in der Premier League, heute angeblich schon am 20.12. bei den Bayern unterschrieben. Manche Tage entwickeln sich auch im Managerspielentwicklerleben anders als geplant. Ich setze auch Eure Geduld und hoffentlich trotzdem vorhandene Freude am Spiel.
Zum Einstimmen auf die Rückrunde gibt es außerdem mehrere wunderbare Dinge im Internet, die Euch zum schnellen Konsum oder zur intensiven Beschäftigung wärmstens empfohlen werden.
Wer Podcasts (oder Radio) hört oder einfach mal in der Wohnung Wortbeiträge statt Musik hört, dem seien noch einmal die Sportradio360.de-Shows (besonders die morgige, wo es sicher auch um Guardiola geht) ans Herz gelegt. Jeden Donnerstag gibt’s mit der Big Show einen kompetenten Rundumschlag von Sportkommentatoren, Experten oder Aktiven in Sachen Sport aus aller Welt.
Weiterhin neu seit dieser Saison “Collinas Erben“, ein Podcast, der sich auf unglaublich fundierte und doch unterhaltsame Art und Weise mit dem Schiedsrichterwesen beschäftigt. Man kann viel lernen, aktuelle Entscheidungen werden besprochen – kurz: Das Ding trägt mehr zum Schiedsrichterbild bei als alle Kampagnen des DFB. (In der demnächst erscheinenden Episode waren die Herren beim DFB zu Gast, ich bin sehr gespannt)
Und zu krönenden Abschluss kann sich der interessierte Sportkonsument anlässlich der Wahl zum Sportblogbeitrag des Jahres noch einmal durch die Highlights des letzten Jahres lesen. Ein – wie immer – hervorragender Einstieg in die deutsche Sportbloglandschaft mit all ihren Perlen. Oder man lässt sich von einer Zeitreise zurück in das Sportjahr (EM, Olympia, undundund) unterhalten. Eignet sich gut für die Mittagspause oder die S-Bahn, wenn man mal wieder festgestellt hat, dass im Kicker immer nur das Gleiche steht.
Das war die Hinrunde 2012/13. Ein Hoch auf die Führenden im Managerspiel (LoveSaviors, Überstern Galaktika, CS Herediano) und im Tippspiel (Masterblaster, Shaft und ich selbst). Schön spannend ist es weiterhin, gerade im Managerspiel. Das begrüße ich ausdrücklich.
Ich wünsche schöne Weihnachten, viele Geschenke, eine schöne Zeit und schönes Wetter. Im neuen Jahr geht es hier dann sportlich ambitioniert und hoffentlich mit Vorfreude auf das Wintertransferdrama und Fußball im allgemeinen weiter.
Wir fahren jetzt nach München zum Champions-League-Spiel heute abend. Ich versuche das ein wenig live zu begleiten. Hier. Drückt die Daumen, dass die A9 frei ist.
Macht ja kein Spaß, den ganzen Content den dubiosen Plattformen zum Fraß vorzuwerfen. Genauso unschön wäre es aber, das alles in dieses Spielweise reinzukippen. Deswegen ab jetzt hier.
Ich habe dieses Jahr bisher eigentlich die meiste Zeit ziemlich viel gearbeitet und mich auf den Herbst gefreut. Der fängt morgen früh an. Sardinien, Iceland Airwaves, Bayern gegen Lille. Ich versuch jetzt mal mein Longboard in den Rucksack zu packen und freu mich wie verrückt. Hier wird es höchstwahrscheinlich erst einmal etwas ruhiger, laut Lothar Matthäus und Paul Gascoigne, schon eingetroffen in Cala Liberotto, ist die Internetsitutation vor Ort ungeklärt. Seid lieb zum Managerspiel. Ich verspreche auch, dass ich bei einem Kaltgetränk etwas weiterbauen werde, um Euch nach einer Wartezeit von nur zwei kleinen Spieltagen mit den überfälligen Neuerungen zu erfreuen.
Highlights bisher: Bogenschießen, Wildwasser-Kanu, ehrlich erfreute deutsche Medaillengewinner (Judo, Turnen), die Socken vom Ruder-Achter, die Athmosphäre in London (die Hallensprecher, die Musik, das Publikum), die Twitter-Accounts diverser Athleten, Badminton (nicht die verschobenen Spiele im Doppel sondern der Sport), der Sportradio360 Podcast zu Olympia.
Flops bisher: Schwimmen. Radsport. Macht mich alles nicht mehr an. Die mediale Aufbereitung quer durch alle “klassischen” Medien und online durch die klassischen Medien. Medaillenspiegel, Sportfunktionäre aller Arten. Die Couch im ARD und ZDF Studio.
Ich überlege ernsthaft mir für die nächsten vier Jahre eine olympische Disziplin rauszusuchen, die ich konsequent und akribisch verfolge. Als Projekt und persönliches Ziel. Um mich nicht noch einmal 4 Jahre nur dem König Fußball auszuliefern. Es ist ja leider so, dass manche tolle und spektakuläre Sportarten einfach zwischen den Olympischen Spielen nicht stattfinden. Meine ersten Kandidaten sind dafür Badminton, Bogenschießen, Wildwasserkanu oder Hockey. Aber ich schau mir da erst einmal noch die zweite Woche an.
Das Konzept des Zuschauers als “Programmdirektor” halte ich für gescheitert, zumindest bei diesen Olympischen Spielen. Der Zuschauer kann vielleicht Programmdirektor sein – auf der Fernbedienung, aber die gefühlte Abwesenheit eines redaktionellen Konzeptes bei den Streams und den Querverweisen und die technische Instabilität überfordern mich – und sicherlich viele andere – massiv. Es fehlt der rote Faden. Und wenn die Kommentatoren in den Hauptprogrammen von ARD und ZDF immer wieder auf die Streams hinweisen und es dann einfach nicht geht bzw. dauert bis sich ein Bild aus den Tiefen des Internets schält, steigt der Stresspegel selbst bei motivierten Menschen enorm.
Eine vielleicht unterschätzte Komponente dabei: Schon beim digitalen Fernsehen finde ich die Umschalt- und Reaktionszeiten der Geräte teilweise grenzwertig. Ich habe einfach gelernt, dass ich beim Thema Fernsehen auf eine Taste drücke und dann passiert genau das. (Ein wesentlicher Punkt für den anhaltenden Erfolg des Videotexts, er geht halt immer schnell an) Und beim Versuch des Startens einer HbbTV Applikation oder eines Streams war ich schon mehrmals kurz davor die Fernbedienung wutentbrannt aus dem Fenster zu werfen, weil das Mistding nicht reagiert bzw. nicht einmal eine Rückmeldung kundtat, ob die Aktion jetzt angenommen wurde. Die Latenzen, nur beim Starten der diversen Quellen führen schneller als der General Electric Sport vor den EBU Streams zu so schlechter Laune, dass sich niemand wundern muss, dass der Ton in Blogs und den sozialen Netzwerken Richtung ARD und ZDF – naja – unfreundlich wird.
Außerdem ist es eine Katastrophe, dass es kaum vernünftige, übersichtliche und vor allem aktualisierte EPGs für die Streams gibt. Und dabei meine ich nicht: Da steht so grob was kommt, sondern für den geneigten Interessenten auch eine redaktionelle Einordnung, eine Bewerbung, eine Vorsortierung. Wie soll ich bitte wissen, ob für mich, dass Bogenschießen der Herren im Teamwettbewerb spannend ist oder nicht, wenn mich das einfach nur aus einer Liste anstarrt. Wenn man den Zuschauer als Programmdirektor möchte, dann muss man ihm auch die Informationen dafür an die Hand geben. Sonst wirkt das wie “Hier nimm, haste viel Zappelbild, such dir gefälligst selber raus, was du Wicht kucken willst”.
Man kann das kompensieren, sicher: Einen schönen Twitter-Feed zusammenstellen, sich ein oder zwei Blogs zusammensuchen und sich davon treiben lassen, auf die Kommentare unter Blogartikeln hören, was sich zu schauen lohnt (nie im Leben wäre ich nach dem Berichten im ZDF und auf deren Webseite darauf gekommen, wie großartig der Teamwettbewerb im Bogenschießen ist). Allein, das funktioniert sicher nicht für die Masse und auch ich merke, dass das wahnsinnig viel Energie kostet. Bei der Fußballeuropameisterschaft war das entspannter. Es gab ein in Stein gemeißeltes Fernsehprogramm. Das war klar und bekannt. Dazu kann das Rauschen auf dem Second-Screen-Bildschirm als wundervolle, fachkundige und humorvolle Unterhaltung neben dem “Hauptinhalt” laufen. Wenn man aber auf dieses Rauschen angewiesen ist um überhaupt zu den Inhalten zu kommen, ist das meiner Meinung nach die falsche Reaktion auf die durch soziale Netzwerke und die Geschwindigkeit im Internet veränderten Rahmenbedingungen. Das sieht von ARD und ZDF so aus, als ob sie wissen, dass das große Internet nun mal da ist – kann man nicht ändern – es aber nicht mit Liebe bespielt wird.
Schade, weil einige Ideen, die es dieses Mal gibt, wirklich ganz schön sind. Die Relive- Funktion bei den Streams, dass man zurückspulen kann, ist schon ziemlich schön. Nur dass man sie bei dem Gestresse mit der Verfügbarkeit kaum entdeckt. Und irgendwie gibt es so viele haarsträubende Fehler, bei Kleinigkeiten, dass das alles so wirkt, wie mit sehr heißer Nadel gestrickt.
Beispiele gefällig? Warum zur Hölle Flash? Bis alle Checks durch sind oder man den Html-only Knopf gefunden hat, sind selbst Keniatische Exoten die 400m gekrault.
Wer ist auf diese beknackte Sortierung beim ZDF-Liveticker gekommen? Es ist übrigens 22:49 Uhr. Wird die Reihenfolge ausgewürfelt?
Der ARD Liveticker rutscht immer nach oben, wenn eine neue Nachricht kommt, ein “Nachlesen” der Ereignisse der letzten Stunde ist ziemlich nervenaufreibend, wenn man immer wieder nach oben geschossen wird.
Nochmal ZDF.
Es ist kurz vor 11. Britta Heidemann hat gerade Silber gewonnen, Timo Boll ist rausgeflogen. Was macht die ZDF-Sport-Startseite? Sie knallt mir ein Mottobild vom Hockey vor den Latz. Die News sind veraltet. Der Ticker ist Schrott. Fassungslos.
Die Startseite der ZDF-Olympiamediathek braucht eine halbe Minute um sich überhaupt zu laden. Und. Sie sieht sowas von komplett anders aus, als die ZDF-Sportseite. Tolle Idee, irgendwann weiß keiner mehr, wo er ist. Diese horizontalen EPGs sind ja auch schwer in Mode. Ich habe da meine Zweifel, aber das ist vielleicht Geschmackssache. Aber eine liebevolle Aufmachung und eine Emotionalisierung kann man dem ZDF jetzt hier nicht unterstellen. Das hat den Charme einer 8-seitigen Excel Tabelle in Schriftgröße 5. Macht total Lust das jetzt einzuschalten, oder? Gerade weil der kleine Satz rechts unten mir klar macht, dass das eh nur ein bisschen geraten ist. “Termine unter Vorbehalt. Änderungen möglich.” Ach, bei Sport ändert sich was? Ist ja ganz was neues. Was macht man dann? Jemand ransetzen, der die Änderungen eingibt. Was gäbe es für Kloppe für die Videotextredaktionen, wenn die mit dieser Einstellung die Now and Next Anzeige für ARD und ZDF angehen würden.
Gänzlich amüsant wird es, wenn man sich vor Augen führt, dass ARD und ZDF die Streams ja gemeinsam anbieten. Also die Streams, den Rest natürlich nicht. Man könnte ja eigentlich auch mal auf den amüsanten Gedanken kommen, das Online-Angebot zu Olympia gemeinsam zu gestalten. Würde nicht schaden. Das ist aber grundsätzlich ausgeschlossen, weil ja schon in der ARD, dass alles wild über alle Landesrundfunkanstalten verteilt ist und natürlich jeder stolz drauf ist und das auch zeigen muss.
Lustiges Header-Raten zum Abschluss.
Auflösung:
1: Sportschau.de/Olympia-Liveplayer. Öffnet sich gerne in einem Popup, aber manchmal auch nicht. Das Streaming-Dings. Wenn man da ist, kann man Live die Streams schauen.
2. ARD-Mediathek. Große ARD Mediathek. Banner auf Olympia-Stream-Dings, aber sehen kann man Olympia da nicht
3. ARD.de-Startseite. Teaser auf Olympia mit Livestream. Rechts Teaser auf ARD-Mediathek, wo man ja Olympia nicht sehen kann (siehe 2) aber wieder eine Teaser auf 1) hat
4. Sportschau.de. Nicht zu verwechseln mit Sportschau.de/Olympia. Gaaaanz andere Baustelle. Startseite der Sportschau. Mit Teasern auf Sportschau.de/Olympia aber auch auf alles andere.
5. Sportschau.de/Olympia. Startseite vom Olympia-Special. Sieht bisschen aus wie 4.) ist aber gaaanz anders. Menü links ändert sich. ARD-Navigation oben fällt weg. Hier gibt es Teaser auf 1) Hinweise auf Radio/TV führen wiederum nicht zu den Streams sondern zu lustigen Listen.
6. DasErste.de: Webseite des Fernsehsenders. Natürlich was ganz anderes als Sportschau.de und Sportschau.de/Olympia und ARD.de. Heute ist das ZDF dran, da findet Olympia da nicht prominent statt.
Das Fass der Angebote der diversen Landesrundfunkanstalten zu Olympia machen wir gar nicht erst auf.
Aus beruflichen Gründen verstehe ich die Zwänge die zu so einem lustigen ARD-ZDF-SWR-NDR-WDR-BR Kuddelmuddel führen ziemlich gut. Die armen Kollegen, die das umsetzen, können oft am Wenigsten dafür. In der Regel kommt ja nicht einmal das Feedback der Nutzer an der richtigen Stelle an sondern muss erst einmal quer durch die Republik weitergeleitet werden. Bei Olympia, wo man sich ein kompaktes, liebevolles und großartiges Angebot “aus einem Guss” wünschen würde, fällt es nur auf, dass manche Dinge vielleicht – sagen wir mal vorsichtig – suboptimal organisiert sind.
Vielleicht muss ich aber auch nur noch an meinen Skills als Programmdirektor arbeiten. Ich habe ja noch 12 Tage.