Elternzeit. Beendet. 


Januar

Hach, es schneit wenigstens. Nicht nur grau im Januar, dieses Jahr, sondern auch weiß. In so einer Provinzstadt wie Potsdam sorgt das ja dafür, dass auf einen Schlag alles so richtig schön leise ist. Und das Balancieren mit einem mittlerweile 10 Kilo Kind vor dem Bauch ist bei überfrierendem Schnee auch gut für das ganzheitliche Training.

Seit Ewigkeiten und aus nostalgisch-ironischen Gründen war ich mal wieder im Waschhaus zum Indiediskorevival. Da natürlich nicht nur das Zeug gespielt wurde mit dem ich vor 15 bis 20 Jahren sozialisiert wurde (Meist super bis auf geschmackliche Aussetzer wie “Filter”) sondern auch modernere Gitarrenmusik konnte ich so innerhalb von zwei Stunden und drei Bier sehr schön den Niedergang dieser Musikrichtung noch einmal nachvollziehen. Das Zeug von vor 5 bis 10 Jahren ist nämlich in diesem Genre bis auf wenige Ausnahmen leider ziemlich langweilig. Weswegen es heute wahrscheinlich auch keine Indiediskos mehr gibt, die heißen jetzt schon Oldiediskos. Vielleicht sehen das die jetzt 20-jährigen Trainingsjackenjungs und “kleine Indiemädchen tanzen immer”-Frauen anders. Vielleicht hören die heute aber auch alle immer noch Nirvana oder gleich Electro. Ich konnte da nicht länger drüber nachdenken. Ich musste irgendwann nicht erst Morgengrauen nach Hause, weil am nächsten Morgen K1 mit mir Harry Potter schauen wollte und sich alleine gegruselt hätte. Das ist dann wohl dieses Erwachsensein.

Apropos Erwachsen. K2 wird jetzt erwachsen und geht arbeiten. (aka Eingewöhnung bei der Tagesmutter) Und ich schlage Zeit bei Minus 5 Grad am Baggersee tot. Und bereite mich mental auf den Beginn der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga (Interessiert mich das noch? Ist das wie bei Indie? War das früher spannender? Sind das nicht alles nur Posen?) und das Ende meiner Elternzeit vor. 


Silvester >> 2017

Silvester verliert mit Kindern radikal an Bedeutung. Ja, ein bisschen Kinderpeng. Ja, ein bisschen Bleigießen und Alkohol. Aber ehrlich: Feiern kann man an jedem anderen Tag im Jahr besser. Wenn man sich ordentlich abspricht, wer wann ausschlafen kann. Ich gehe heute also wahrscheinlich gegen 1 schlafen und stehe morgen gegen 7 auf. Wie fast immer. Hat ja auch was. Gibt kaum Grund zu Klagen. Auch wenn sich alle Welt scheinbar geeinigt hat, dass 2016 doof war. Für mich wars ok. Die Kinder sind manchmal anstrengend aber größtenteils angemessen goldig, wachsen brav und sind gesund, wir waren in Island. Es gab doofe und schöne Momente. Was kann ich dafür, dass die Welt manchmal spinnt?

Insofern. Einen schönen Start ins neue Jahr. (Das wichtigste wäre dafür, wenn nicht, wie häufiger in letzter Zeit vorgekommen, am Anfang des neuen Jahres alles Grau in Grau vor sich hinsuppt und stattdessen immer mal die Sonne scheint.)


Sonntag morgen


Elternzeit (1/6)

Einer von sechs Monaten ist um. Der Spielbericht:

Als Vater mit ein bis zwei Kindern, davon eins sichtbar noch ein Baby, bekommst Du Fame auf der Street. Bevorzugt von in rentnerbeige gekleideten Touristengruppen. (“Meiner hätte das nicht gemacht”). Als Mutter, die mit einem 8 Monate alten Baby arbeiten geht, bekommst Du komische Sprüche (“Was? Du gehst schon wieder arbeiten?”)

Für die Bearbeitung der drölfzig Anträge (Rechtsanspruch, Krankenkasse, Elterngeld) bräuchte ich eine studentische Hilfskraft. Paradoxerweise haben alle Institutionen digital meine Daten, ich aber nicht. Ich sammele Papiere, fotografiere sie mit dem Handy ab, drucke sie aus, tüte sie ein und schicke sie woanders hin, wo sie wieder digitalisiert werden. Geschäftsidee (Ich weiß, unrealistisch): Ich hätte gerne, dass nach Antrag, die Daten elektronisch wieder bei mir landen. Um dann beim nächsten Mal, wenn irgendeine Institution den Elterngeldbescheid haben möchte, einfach auf einen Knopf klicken und den Stellen zusenden kann.

Apropos Elterngeld: Als freiwillig Krankenversicherter aber unverheirateter Mensch haste ‘nen Problem. Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau. Damals(tm) gab es gar kein Elterngeld, wenn man freiwillig krankenversichert ist, hat man vorher nicht schlecht verdient, aber: Dieser Quatsch kostet mich jetzt für sechs Monate 1.000 Euro. Weil ich nicht familienversichert sein darf und im Gegensatz zu Menschen, die vorher pflichtversichert waren nicht beitragsfrei versichert bin. Weil es überhaupt keine Rolle spielt, dass ich in diesem Jahr, wegen voller Elternzeit, überhaupt nicht die Jahressumme für die freiwillige Krankenversicherung erreiche. Das riecht a) nach massiver Benachteiligung Unverheirateter und b) nach einem handwerklichen Fehler des Elterngeldgesetztes. Ich gehe dann mal einen Brief an meine Bundestagsabgeordneten schreiben.

Meine interne Spielregel ist: Wenn ich weniger als sechs Stunden schlafe, mach ich mit Kind 2 Mittagsschlaf. Das klappt ganz gut (also fast immer) Problem ist nur, wenn Kind 2 schlechte Laune oder einen Entwicklungsschub hat und Mittags nicht schläft.

Pürieren habe ich jetzt drauf

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Kind 1 ist jetzt in der dritten Klasse und die Beschaffung der Materialien für das neue Schuljahr nervt. Nein, es reicht nicht, wenn das Heft liniert ist, es muss die Lineatur Oxford 6f sein, manchmal auch 6e oder d. Dazu bitte einen 500er Packen Kopierpapier und Bastelknete. Fünf Läden und 200 Euro später fehlen dann noch genau 2 Holzklammern und neongelbgrüner Umschlag. Dann noch in zweistündiger Pusselarbeit alles fein beschriften. Und dann rennt das Kind am ersten Schultag mit einem 15 Kilo Rollkoffer in die Schule.

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Kind 2 toleriert beim Essen (Füttern) bestimmte Podcasts, frühkindliche Prägung durch Drei90 und die SofaQuarterbacks. Ich sehe eine sportliche Zukunft. Wenn das Kind in der Manduca schläft, toleriert es Fernsehkonsum auf dem Telefon oder iPad, solange man dabei nicht stehenbleibt. (Wenn es wach ist, will es mitgucken) Ich bin also gerade sehr für Highlightvideos von Sportereignissen zu haben, längere Übertragungen hingegen sind derzeit schwierig.

Wir überlegen, wie wir Kind 2 dazu bringen, nicht “schon” um halb 7 aufzustehen, weil im Urlaub auch um 8 geklappt hat. (Wir haben so tolle Kinder. Schlafen ist Lebensqualität)

Dieser August/September war für den Start der Elternzeit optimal, Spätsommer wie gemalt, kein quengelndes Einpacken, zack Kind geschnappt, zum Markt oder eine Runde spazieren. Ein Traum.

Mein Bedürfnis nach typischen Unternehmungen mit Babys (Krabbelgruppe, trallala) ist noch nicht besonders ausgeprägt, was hauptsächlich an anderen Eltern liegt. Aber das ändert sich vielleicht, wenn das Wetter schlechter wird und wir uns hier langweilen. Eine Frage an andere Eltern hätte ich aber doch. Die traue ich mich aber nicht in den Gruppen zu stellen.

Ich frage mich, ob ich mit dem Kind wie Helge Schneider spreche, singe kommuniziere, weil ich Helge Schneider mag oder ob das alle Eltern so machen und Helge Schneider das nur auf die Bühne gebracht hat.


Liveblog: Fußball, Kinder, Rock’n’Roll

[23:58] Pokalauslosung. Auch langweilig. Premium Produkt. Blablabla. Heimspiel von Dortmund gegen einen Zweitligisten. Ähm. Gottseidank ist mit zwei Kindern immer was zu tun. Da gibt es Alternativen an den Tagen der nächsten Pokalrunde. Ich möchte auch wieder Teil der Jugendbewegung Fußball Bundesliga sein, aber im Moment wird es mir schwer gemacht. Miro Klose to the rescue. Kann den noch ein Bundesligist schnell kaufen? Vielleicht morgen. Gute Nacht.

[23:00] Warm ist es, die Peter und Paul Kirche läutet Schlag 11. Olli Bierhoff ist ein Glückseinhorn bei der DFB-Pokalauslosung. Zeit für Romantik.

[22:24] Und schon vorbei. Sag ich ja, Zirkus. Kind 1 schläft. Die Wohnung ist aufgeräumt, das Konzert morgen vorbereitet. Toll, was man alles machen kann, wenn das Spiel schnell entschieden und eigentlich auch egal ist. Ich hätte das auch gerne geschaut, aber das Hochhypen des Produkts und die bedeutungsschwangere Art der Aufbereitung macht es mir zunehmend schwer. Dazu vielleicht später einmal mehr.

[22:18] Uppsi. Mal kurz Musik gemacht (Ton aus). Da steht es 6:0. Da muss ich jetzt mal nacharbeiten.

[21:40] 3:0 Lewandowski. Steffen Simons Phrase “Einem Bundestrainer widerspricht man nicht” zeigt das Dilemma des deutschen Sportjournalismus.

[21:09] So, das Spiel ist durch, oder? Machen wir mal das Fenster klein und konzentrieren wir uns auf das Wesentliche: Setlist im Ableton vorbereiten.

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[21:01] Kurz die Datenbank repariert, ist was passiert? Neue Rekorde? Neue Sensationen? Es mutiert schon etwas Richtung Zirkus, oder? Ist das noch Sport oder Tanztheater mit vielen Tattoos und bunten Schuhen?

[20:49] 2:0 Lewandowski. Schön, hab ich als Kapitän aufgestellt im Managerspiel.

[20:46] Dinge in der Bundesliga, die mir auf die Nerven gehen: “Danke, Bitte” vom Stadionsprecher.

[20:45] 1:0 Xabi Alonso. Schön. Hab ich aufgestellt im Managerspiel.

[20:43] Steffen Simon sagt, das Spiel wird laut DFL in 212 Ländern übertragen. Die UNO kennt laut Wikipedia nur 195

[20:36] [Zynismus]Ja, so eine Schweigeminute hilft den Erdbebenopfern in Italien ungemein[/Zynismus]

[20:32] Steffen Simon übertreibt schon wieder maßlos – bei allem. Ich bin schlechtgelaunt. Tim Bendzko sieht aus wie Schweighöfer.

[20:24] So, Kind 2 schläft, Kind 1 malt, die Bundesliga startet in sechs Minuten. Herzlich Willkommen zum Liveblog. Inklusive Multitasking. Es gilt noch ein Konzert morgen vorzubereiten, ein Kind ins Bett zu bringen und nebenbei im Auge zu behalten, ob im Uli und Kalle Managerspiel alles gut geht. IMG_6516