Es ist ja nicht mehr so wie damals(tm), dass man unbegrenzt Zeit (und Lust) hat, sich dem umfangreichen Medienangebot zu so einem Bundesligaspieltag hinzugeben. Früher habe ich in der Regel jedes Livespiel im Fernsehen – also zumindest die mit Wettbewerbscharakter – mitgenommen, mal aufmerksam, mal nebenbei beim Erledigen von Dingen, was regelmäßig in großen Selbstbetrug ausartete, weil man ja doch nicht wirklich konzentriert arbeiten kann, wenn man mitbekommen möchte, was auf dem Platz geschieht.
Wie sieht das heute aus? Die Ausgangslage in der Rückrunde 2012/13 ist folgende: Ich besitze einen analogen Röhrenfernseher mit einem fragwürdigem DVB-T Receiver. Damit empfängt man in Berlin und Brandenburg ca. 30 Kanäle (aber nicht mehr wie früher Sport 1). Weiterhin habe ich einen Zattoo-Account, einen Laptop mit angeschlossenem großen Monitor, einen Twitter-Account mit Sportverrückten in der Timeline, ein Smartphone und ein Kind, was durch alterstypische Bedürfnisse das Einhalten des von der DFL vorgegebenen Zeitplans zuweilen torpediert. Ich bin kein Fan von irgendeiner Mannschaft und in das nahe gelegene, zugige Olympiastadion zieht es mich nicht einmal, wenn die Hertha erstklassig spielen würde. Mein Fußballkonsum beschränkt sich also auf Medien. Und andere Sportarten interessieren mich auch.
#Donnerstag
In der Bigshow von Sportradio360 ist – welch Überraschung – Guardiola das große Thema, den Tennisblock schenke ich mir und höre lieber beim Sachen Packen für den Kurztrip ins Erzgebirge noch die Sonderausgabe von Collinas Erben. Podcasts haben den Vorteil, dass man sie mit Kopfhörer und Handy hören und somit mit durch die Wohnung schleppen kann. Hellmut Krug finde ich erst überzeugend, später anstrengend, weil gewissermaßen missionarisch unterwegs. Vielleicht hat das Bild, das ich von Schiedsrichtern habe, auch damit zu tun, dass führende Köpfe immer den Eindruck machen, sie haben eh schon über alles nachgedacht, anders kann man das nicht organisieren und Schuld sind ansonsten die Medien. Das ist rhetorisch ganz clever vorgetragen, in manchen Argumentationssträngen aber doch ein bisschen einfach.
#Freitag
Traditionell der Tag sich mit den Teams im hauseigenen Managerspiel zu beschäftigen. Ich muss also – gerade so kurz vor Beginn der Rückrunde – zumindest einmal alle Vorschauen auf Kicker.de öffnen zum zu schauen, wen das Blatt in der Startaufstellung sieht. Leider steht da nie, wo sie sich irren werden, was sie relativ häufig tun. Ein schönes Ritual, was eigentlich relativ sinnlos ist. Vom Livespiel am Abend sehe ich auf dem Riesenfernseher in der Schönecker Ferienwohnung die letzten 10 Minuten, was bei diesem Freak-Spiel immerhin 2 Tore bedeutet.
#Samstag
Der Samstag ist total sportlich. Allerdings für mich. Zweimal das Kind zwischen den Knien eine rote Piste runterkutschieren geht auf den Rücken. Zwischendurch schaue ich immer mal auf den Ticker der Sportschau-App, was ein Abenteuer ist, da das Handynetz munter zwischen “gibts nicht”, “Vodafone CZ” und “ein bisschen Edge haben wir auch für Dich” hin- und herspringt. Vom Abendspiel bekomme ich den für Besitzer dreier Bremer Spieler im Managerspiel frustrierenden Halbzeit- und Endstand mit. Mehr Sport ist nicht.
#Sonntag
Sonntagsspiele, mir egal. Auf der Rückfahrt ist auch nicht irgendein Inforadio, wie sonst gerne auf langen Strecken, sondern der kleine Drache Kokosnuss nebst seiner diversen Kumpels gesetzt. Wieder in Potsdam stolpere ich auf Twitter und bei allesaussersport.de auf den Livestream des ersten Conference-Finals auf ran.de. Die Übertragung (von puls4, einem Sender aus Österreich) ist kurzweilig, kompetent und ich bleibe länger hängen als geplant. Nach dem 28:24 für die 49ers schalte ich aber ab und verpasse die Schlussphase, die sicherlich spannend war, in der aber auch keine Punkte mehr auf die Anzeigetafel kamen.
#Montag
Internet leer lesen, Spieltag für Uli und Kalle auswerten. Als Einstieg in die Aufbereitung des Sportgeschehens haben allesaussersport.de (inklusive Kommentare) und fokus-fussball.de mittlerweile die “großen” Angebote komplett abgelöst. Das ist so großartig, dass man dafür nicht oft genug danke sagen kann. Danke! Auf der Sky-Webseite kann man sich auch als Nicht-Abonnent ab Montag Zusammenfassungen der Wochenendspiele anschauen. Die Highlights des Bayern-Spiels sind neben den 10 Minuten Schalke gegen Hannover die einzigen Fernsehbilder, die ich von dem Bundesligaspieltag mitbekomme.
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Diese Serie läuft die gesamte Rückrunde 2012/13. Zur Dokumentation, als Tipp und als Experiment. Eigene Erfahrungen können gerne in den Kommentaren hinterlassen werden.
2 Kommentare
2 Responses to “Sportkonsumtagebuch #18”
Schönes Vorhaben, das ich gerne verfolgen werde. Und danke, dass Du meinen Eindruck von Hellmut Krug, den ich kürzlich auch via Twitter etwas undifferenziert zum Ausdruck brachte, auf den Punkt bringst.
Lesestoff für wannabe Ulis jenseits von Moody’s BBB: http://www.guardian.co.uk/news/datablog/2013/jan/24/football-money-league-how-much-top-teams-make