Statistischer Adventskalender #10

Kicker Sechsen pro Saison

2004/05 – 41
2005/06 – 35
2006/07 – 45
2007/08 – 89
2008/09 – 72
2009/10 – 97
2010/11 – 112
2011/12 – 112
2012/13 – 71
2013/14 – 26

(2010/11 und 2011/12 gab es in meiner dunklen Erinnerung die Sechsen für schlechtes Benehmen, deswegen waren es in diesen Spielzeiten relativ viele.)


Statistischer Adventskalender #9

Die meisten Einsätze hintereinander (mindestens 30 Minuten)

1. F. Rost (127)
2. Neuer (109)
3. Lahm (104)
4. Ulreich (100)
5. Butt (89)
6. Schäfer (88)
7. Rolfes (86)
8. Jentzsch (82)
9. Enke (74)
10. Gentner (70)


Statistischer Adventskalender #8

Die meisten Spiele in Folge ohne Kicker-Note 3,5 und schlechter
(also immer mindestens eine 3)

F. Rost (27)
Kevin Trapp (25)
Zieler (25)
Reinke (24)
Weidenfeller (23)
Neuer (20)

(Es ist hierbei irrelevant, ob die Kicker zwischendurch eine Partie aussetzten.)

Die nächsten 8 Türchen wären dann:

9. Die meisten Einsätze hintereinander (mindestens 30 Minuten)
10. Kicker-Einsen (alle Spieler) in einer Saison
11. Kicker-Sechsen (alle Spieler) in einer Saison
12. Die meisten Kicker Noten 1, 1.5, 2, 2.5
13. Die meisten Kicker-Noten 4.5, 5, 5.5, 6
14. Die meisten Spiele in Folge ohne Kicker-Note 3,5 und schlechter (nur Feldspieler)
15. Der beste Notenschnitt (mindestens 50 Spiele)
16. Der schlechteste Notenschnitt (mindestens 50 Spiele)


Statistischer Adventskalender #7

Die meisten Spiele in Folge ohne Kicker-Note 3 und besser

Eigler (36)
O. Schröder (28)
Skela (27)
Petsos (27)
Kadlec (26)
Pletsch (25)
Demirtas (24)
Spycher (24)
El Fakiri (22)
Lustenberger (22)
Sarpei (21)
Engelhardt (21)
Ziebig (21)
T. Marx (21)

(Es ist hierbei irrelevant, ob die Kicker zwischendurch pausierten.)


Statistischer Adventskalender #6

Die meisten Kicker-Dreien

1. Frank Rost (120)
2. Manuel Neuer (112)
3. Roman Weidenfeller (107)
4. Raphael Schäfer (104)

Alles Keeper, die wahrscheinlich in dem jeweiligen Spiel nichts zu tun bekamen.


Statistischer Adventskalender #5

Saisons mit 34 Einsätzen (mindestens 30 Minuten)

Lahm (3)
F. Rost (3)
Schäfer (3)
Timmy Simons (3)
Westermann (3)
Neuer (3)
Enke (3)

9 Spieler haben 2 Saisons mit 34 Einsätzen, 50 Spieler eine “komplette” Saison.


Statistischer Adventskalender #4

Die meisten Einsätze (mindestens 30 Minuten)

1. Heiko Westermann (271)
2. Roman Weidenfeller (267)
3. Philipp Lahm (258)
4. Bastian Schweinsteiger (250)
5. Raphael Schäfer (249)

(Wie gesagt: Ab Juli 2004, Stand 30.11.2013)


Statistischer Adventskalender #3

Die ältesten aktiven Spieler der Bundesliga

1. Andres Palop (22.10.1973)
2. Alexander Manninger (04.06.1977)
3. Levan Kobiashvili (10.07.1977)
4. Daniel van Buyten (07.02.1978)
5. Sven Neuhaus (04.04.1978)


Statistischer Adventskalender #2

Die meisten Kicker-Sechsen

1. Milivoje Novakovic (7)
2. Tolgay Arslan (6)
2. Paolo Guerrero (6)
2. Gojko Kacar (6)
2. Youssef Mohamad (6)
2. Joris Mathijsen (6)
2. Dennis Aogo (6)


Statistischer Adventskalender #1

Aus Gründen habe ich ein Haufen Daten zur Bundesliga ab der Saison 2004/05 gespeichert. Zur Weihnachtszeit  gibt es deswegen im Adventskalender jeden Tag eine lustig bis obskure Statistik, die ich aus den mittlerweile 72.149 Datensätzen rauspulen kann. Wer möchte kann die nächsten Türchen gerne blockweise Tippen.

1.12. Die meisten Kicker-Einsen (Na gut, das kann man jetzt nicht mehr tippen, weil es hier unten ja schon steht)
2.12. Die meisten Kicker-Sechsen
3.12. Die ältesten aktiven Spieler
4.12. Die meisten Einsätze
5.12. Saisons mit 34 Einsätzen (mindestens 30 Minuten)
6.12. Die meisten Kicker-Dreien
7.12. Die meisten Spiele in Folge ohne Kicker-Note 3 und besser
8.12. Die meisten Spiele in Folge ohne Kicker-Note 3,5 und schlechter

Die meisten Kicker-Einsen

1. Franck Ribery (16)
2. Mario Gomez (13)
3. Marco Reus (11)

Alle Statistiken greifen auf Daten ab Juli 2004 zurück. Ohne Gewähr und deswegen nicht ohne weitere Recherche in Quizspielen einsetzbar.


Record Release Party Elle Aura “Flashes of a pretty face”

Etwas ruhiger hier gewesen in letzter Zeit. Mit gutem Grund. Es gibt mal wieder Musik. Elle Aura veröffentlicht ihre erste Soloplatte, an der ich nicht ganz unwesentlich beteiligt war und deswegen sogar meine geliebten Managerteams mal ein wenig vernachlässigt habe. Ab Sonntag wird das alles besser, ich verspreche es. Vorher muss ich aber noch das Spitzenspiel des 13. Spieltags Überstern gegen Worms schwänzen und das Werk feiern. Wer mitkommen möchte, ist herzlich eingeladen. Alle Infos gibts bei Klick aufs Bild.


Iceland Airwaves 2013

Als getarnter kroatischer Spion bin ich soeben in Reykjavik gelandet, um das seltsame Island auszuspionieren und wertvolle Erkenntnisse für die Play-Offs für die WM 2014 zu liefern. Es kann durchaus sein, dass diese sich eher auf die Popkultur konzentrieren. Wer trotzdem glaubt, für Mandzukic und Co könnte das etwas bringen, möge sich meinen Report zu Gemüte führen.

(Isländisches Erstligastadion in Hafnajödings aus dem Flughafenbus im Dämmerlicht. Grob verwackelt um deutlich zu machen, dass es “keine Kleinen mehr gibt”, hier schon ganz andere Unentschieden gespielt und danach Wutreden gehalten haben.) 

[Update] Schön wars


Bale statt Böller

Der Streit um den 31-Millionen-Euro Bischofssitz in Limburg wäre doch eine hervorragende Gelegenheit das zwar protestantische aber mit 100 Millionen Euro mehr als dreimal so teure Projekt “Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche” medial und politisch nachhaltig zu torpedieren. Wo kämen wir denn da hin? Die Katholiken kriegen auf die Mütze wegen Prunksucht, die Potsdamer Provinzfürsten und Freundeskreise dürfen sich für deutlich mehr Kohle eine Kirche wieder aufbauen. Selbst wenn man die komplette historische und politische Dimension dieser Diskussion (Tag von Potsdam, Sinnhaftigkeit von Kirchenneubauten, wo doch die Existierenden kaum noch Gläubige finden) einmal weg lässt, ist allein die Summe grober Unfug – oder “irre”, “Prunksucht”, “krank”, um nur einige Schlagzeilen, die es auf das ja vergleichsweise preiswerte Projekt in Hessen einhagelt, zu zitieren. Wenn der Herr Kulturstaatssekretär oder diverse Freundeskreise und potente Förderer Kohle für putzige Wahrzeichen raushauen wollen, empfehle ich, den Herrn Gareth Bale (vielleicht mit Bandscheibenvorfall aber dafür garantiert ohne Nazis im Schlepptau – ist ja schließlich ein Ausländer) zu erwerben und ihm dem lokalen Sportverein – dem SV Babelsberg 03 – zu stiften. Kostet aktuell genauso viel. (Womit auch das fragwürdige Wortspiel in der Überschrift erklärt wäre) Der hält natürlich nicht so lange wie so eine Kirche. Sieht aber besser aus und nimmt nicht so viel Platz weg.

(Wobei ich ja, wenn man schon 100 Millionen für den eigenen Fußballverein hätte, lieber einen Özil und drei Jérôme Boatengs kaufen würde. Dann hätte man sogar noch 9,5 Millionen Euro übrig und könnte die Breite Straße – die Bundesstraße, die aufgrund der noch nicht wieder existierenden Kirche gerade etwas seltsam verlegt wird – wieder gerade machen.)

Infos:
Potsdam ohne Garnisonkirche
und die andere Seite
Förderverein zum Wiederaufbau der Garnisonkirche


Hey Joe


Foul oder kein Foul?


Dancke Franck

On the occasion of a special ceremony that was held tonight in Monaco, FC Bayern München player Franck Ribéry was voted the winner of the UEFA Best Player in Europe Award for the season 2012/13.

The French international claimed a total of 36 votes, leaving in second place FC Barcelona striker Lionel Messi with 14 votes and in third place Real Madrid CF striker Cristiano Ronaldo with three votes.

Receiving the award, 30-year-old Franck Ribéry said:

“It’s always nice to win this trophy; it’s a special moment for me to be here this evening. I want to thank all my team-mates and the directors at Bayern, and the supporters. We’ve had a fantastic year, and a big hello to all my family, my children and my wife.”

Allez les bleus!

Quelle: UEFA.com media release


Nikolai Gärten Potsdam

[tl;dr] Auf einem Potsdamer Hinterhof werden Eigentumswohnungen gebaut, die mit dem Versprechen von “ruhigem Wohnen” relativ teuer verkauft werden sollen. Die Baustelle verstößt mit ihrem Tun aber gegen jegliche Regeln des friedlichen Miteinanders – und ist alles andere als ruhig.

“In bester Innenstadtlage und doch ruhig”, “urbane Idylle für alle Gene­rationen” und “Modernes Wohnen in der historischen Mitte Potsdams”, so versprechen es die Anpreisungen der Artprojekt Entwicklungen GmbH für die Nikolai Gärten Potsdam. Seit Anfang Juli wird auf dem Innenhof zwischen York-, Staab- und Dortustraße gebaut. In Schreiben an die Mieter der umliegenden Häuser wurde davon gesprochen, dass jetzt “endlich” eine der Potsdamer Brachen besiedelt wird und der “hässliche” wilde Parkplatz, der dort jahrelang das städtische Parkplatzplatzproblem kaschierte, verschwindet.

Das mit der Idylle und Ruhe ist aber sicherlich erst ab Fertigstellung und bei Überweisung der ca. 3.500 Euro pro Quadratmeter für die schnuckeligen Townhouses und Eigentumswohnungen gemeint. Ich habe mal dokumentiert, wofür in den Briefen – “Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, bitte passen Sie auf Ihre Kinder auf” – um Verständnis geworben wurde.

Die Baustelle arbeitet zwischen 7 und 17 Uhr. Im Moment wird das Gelände beräumt. Da hat sich einiges angesammelt. Die Baustelle ist nur durch schmale Durchfahrten zu erreichen. Das ist sicherlich anspruchsvoll. Die gewählte Lösung ist wahrscheinlich die preiswerte Variante und vielleicht sogar legal – allerdings ist sie auch in Tritt in den Hintern aller Anwohner. Den ganzen Tag warten – mit laufendem Motor –  große LKWs auf der Yorkstraße. Ein Bagger, der die Durchfahrt geradeso – ca. 5cm Spielraum sind da  links, rechts und oben schon noch – passieren kann, lädt Steine und alte Betonplatten auf, kutschiert sie zum LKW und wirft sie dort ab. Dann fährt er rückwärts – mit dem Rückfahrpieper, damit alle es merken –  zurück und holt neue Steine. Die Jungs sind ziemlich fix, ich würde sagen, ein Durchlauf dauert ungefähr 5 Minuten. (Wie viel Fahrten das jetzt in 10 Stunden sind, kann ich nicht ausrechnen, ist mir zu laut.)

Im Video sind neben der Baustelle, die aussieht, wie eine Baustelle aussieht, gewisse Zeichen von Zivilisation zu erkennen. Richtig, direkt neben und über der Einfahrt wohnen Menschen. (“Wir bitten um Verständnis”) Die staunten nicht schlecht, als sie eines Tages aufwachten, aus dem Urlaub kamen oder ihnen der Kaffee vom Tisch fiel, weil ein Bagger (im Schnitt einmal pro Tag) direkt gegen das Haus rumste.

“Mietminderung”, “Ordnungsamt anrufen”, “Beim Bauträger beschweren” sind so die ersten Reflexe. Der Bauträger hat zwar einen Showroom, wo er die Immobilien verkaufen möchte (abseits des Baulärms, man kann sich ja schließlich nicht unterhalten bei dem Krach) aber keine direkte Telefonnummer. Mietminderung bringt Geld aber keine Ruhe. Und alle Ämter der Stadt Potsdam (Umwelt-, Ordungs-, Verkehrs-, Bauamt, etc.) sind entweder nicht zuständig oder alles ist in Ordnung.

Ist es das wirklich? Ich dachte eigentlich bisher, dass die deutsche Bürokratie eher zuviel als zuwenig reglementiert. Hier scheint es eine Lücke zu geben. Die konsultierten Anwälte der Anwohner meinten, “schnell geht da gar nichts, man kann nur Geld rausholen”, der Vermieter des Hauses über der Durchfahrt wusste nicht einmal, dass diese Verschalung angebracht wurde. Die Yorkstraße ist eine viel befahrene Straße mit Radweg. Was ist, wenn der lustige Bagger die Steine mal einen Meter zu weit schmeißt (“Passen Sie auf Ihre Kinder auf!”)? Letztendlich wurde hier die Baustelle von der eigentlichen Baustelle subtil in öffentlichen Raum wegverlagert. Krach und Dreck, den solche Baumaßnahmen nun einmal machen, finden jetzt nicht mehr auf der Baustelle sondern auf der Straße statt.

Wäre das ein Bild-Artikel würde ich Titeln “Sind die Russen zurück?”, aber das wäre gemein, die Kamas-LKWs, die in den 80ern die Jägerallee hoch und runter rumpelten und das Geschirr in der Küche zum Wackeln brachten, waren dagegen umweltschonende Flüsterautomobile.

Sicherlich, die Baustelle arbeitet nur tagsüber – bei diesen Lautstärken kann man aber bitte auch einmal bedenken, dass es heute andere Lebensmodelle gibt, als um 6:30 Uhr das Haus zu verlassen und zu einer Arbeitsstätte zu fahren. Was ist mit den Menschen, die – zufällig – direkt über der Einfahrt ein Tonstudio haben, den Freiberuflern, die zu Hause arbeiten, den Studenten, die lernen wollen oder Menschen, die aus anderen Gründen zu Hause sind?

Vermutlich ist es eine Kostenfrage. Jeder Bauträger wird heutzutage ein bisschen Geld eingeplant haben um eventuelle Rechtsstreitigkeiten zu begleichen und das im Zweifelsfall lieber bezahlen, als den Plan umzuwerfen(*). Und bei – laut Medienberichten – 23 Millionen Investitionssumme, einer Gesamtwohnfläche von 6.200 Quadratmetern und ca. 3.500 Euro/Quadratmeter (Das sind 21,7 Millionen, wenn alles verkauft wird) scheint das Projekt ja finanziell auch auf Kante genäht zu sein.

Mich würde wirklich interessieren, ob das wirklich, richtig, in echt alles legal ist. Oder ob jemand von Amtsseite nicht “ganz genau” hingeschaut hat (“Das muss das andere Amt klären”), der Bauträger nicht ganz genau beschrieben hat, was da eigentlich passiert oder es “einfach so passiert ist, aber jetzt kann man nichts mehr ändern und es ist ja bald geschafft”.

Ich wundere mich auch über mich selbst: Ich habe mich noch nie in meinem Leben über Lärm beschwert, wohne bewusst in der Innenstadt, habe keine Probleme mit Baustellen, mit Betrunkenen an der Nachtbushaltestelle, lauter Musik oder dem grundsätzlichem Lärmpegel, wenn Menschen nicht den ganzen Tag flüstern. Ich habe mich aber kritisch hinterfragt und bin zu der Überzeugung gekommen, dass ich nicht aus Versehen zu einem pedantischen Kleinbürger geworden bin, sondern dass es in diesem Fall absolut gerechtfertigt ist, sich aufzuregen. Ich stand in der Wohnung direkt über der Durchfahrt und erkläre sie nach normalem Menschenverstand als unbewohnbar. (Und wir haben noch nicht einmal über den Staub gesprochen, der in alle Räume kriecht, Bewässerungen am LKW oder an der Baustelle habe ich bisher nicht gesehen.)

Dieses Vorgehen finde ich – im Gegensatz zu allem anderen Stadt-Lärm – rücksichtslos, grenzüberschreitend und unnötig. Und die Verursacher wollen “nur” Townhouses verticken und nicht ein Krankenhaus bauen, eine Infrastruktur wieder erneuern oder etwas für die Allgemeinheit tun. Eine Runde schlechte Karmapunkte bitte – nicht für die Bauarbeiter, die machen nur ihren Job, sondern für die Menschen, die sich das ausgedacht oder genehmigt haben.

Ich bin jetzt jedenfalls bis zur Fertigstellung der Bauarbeiten damit beschäftigt mir genügend Gelassenheit anzutrainieren um nicht einem dann neuen Nachbarn, der mir beim Smalltalk erzählt, wie schön ruhig das hier ist (“Und viel billiger als in Hamburg!”) ins Gesicht zu springen.

(*) In den ersten zwei Wochen sind die Bauarbeiter mit kleineren LKWs direkt auf die Baustelle gefahren und haben den Schutt eingesammelt. Danach machte der Nikolaisaal – auch ein Anwohner – Sommerpause und die Einfahrt war “frei”.


Es geht nicht ums Geld

In Potsdam wird aktuell – wieder einmal – die Diskussion geführt, ob in Zukunft für den Park Sanssouci ein Eintrittsgeld verlangt werden soll. Die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten klagt, dass die Pflege des Welterbes zu teuer ist. Die Stadt Potsdam beschloss deshalb heute, der Stiftung ab 2014 jährlich für 5 Jahre maximal 1 Million Euro zu überweisen. Dieses Geld muss natürlich irgendwo herkommen. Im Gespräch sind deswegen Modelle wie eine Tourismusabgabe oder eine Bettensteuer.

In der undurchsichtigen Gemengelage, die diese niedliche kleine Landeshauptstadt kennzeichnet, ist da wohl ein gewisser Druck vorhanden. Es gibt keine Mehrheit für eine Tourismusabgabe, die Stiftung will die Kohle aber schnell, sonst doch Eintritt usw. Interessant ist dieses Geflecht schon, schließlich gehört die Stiftung zu unterschiedlichen Teilen den Ländern Berlin, Brandenburg und dem Bund (siehe Wikipedia), es ist also schon erstaunlich, dass diese Institution eine Stadt wie Potsdam unter Druck setzen kann. Das seltsame Verhalten der “Schlossherren” ist aber Tradition, eine gewisse Berühmtheit erlang die SPSG durch den Streit um die Bildrechte an Aufnahmen ihrer Liegenschaften.

Ich maße mir jetzt nicht an, diesen lokalpolitischen Zusammenhang komplett zu erfassen und komplett in der sicherlich komplexen Materie zu stecken. Gelinde gesagt schockiert war ich aber, als ich bei meiner Familie die aktuelle Ausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten – eine von zwei Potsdamer Lokalzeitungen und Teil der Tagesspiegel-Gruppe – entdeckte. In einer Anzeige auf einem doppeltem Titelblatt warb die “Initiative gegen eine Tourismusabgabe als neue Sondersteuer für Potsdamer”.

Mehrere Mitglieder meiner Familie fanden die Zeitung heute in ihrem Briefkasten obwohl sie sie nicht abonniert haben. (Ich hatte sie nicht, vielleicht, weil ich in einer Wohnung wohne, die ich vor 10 Jahren nur bekommen habe, weil ich damals WBS-Anspruch hatte, aber das ist bestimmt eine haltlose Vermutung und unzulässig polemisch) Abgesehen davon, dass ich solche überdeckten Titelblätter sowieso fragwürdig finde, besonders weh tut das, wenn der Aufmacher der Zeitung an dem Tag die “Mammutsitzung zu historischen Weichenstellungen” (eben u.a. dem Parkeintritt) ist. Ist das die Rolle der Medien in der heutigen Zeit?

Auf dem Cover wird noch verkündet, dass die Verantwortlichen der Anzeige eine “faire Lösung” für Potsdam haben. Zumindest für die demokratischen Parteien, die sich da beteiligt haben – die FDP, das BürgerBündnis und die “Potsdamer Demokraten” – finde ich das beschämend und stillos, dass sie dieses Mittel der demokratischen Willensbildung benutzen, wenn am selben Tag eine Sitzung des Parlaments ansteht. Ich kann das nicht einmal begründen, es ist einfach “uncool” und sollte diverse Karmapunkte Abzug geben. (“Man kann sich ja nicht sicher sein, was diese Journalisten so schreiben, also kaufen wir die halt mal”).

Das liebliche iStockphoto.com-Motiv der glücklichen Familie im Park, die offene Frage, die freundliche Anmutung und die Betonung der totalen Sinnhaftigkeit und Fairness sind dann grundlegende Elemente des fortgeschrittenen Lobbyismus, soweit so klar und traurig. Blättert man das Ding um, verkünden dann 8 Vertreter der Käufer der Anzeige ihre Meinung.

Ich finde es armselig von den PNN, dieses Spiel mitzumachen. Direkt neben dem Aufmacher, dem durch die Position auf der Seite 1 eine Relevanz zugesprochen wird, platziert man keine Anzeige einer Gruppierung, die eine eindeutige Position in dieser Debatte vertritt. Und noch schlimmer ist es, wenn an diesem Tag die Zeitung umsonst in diversen Haushalten verteilt wird. Wurde diese Aktion auch vom Käufer der Anzeige bezahlt? Das wirft kein gutes Licht auf die journalistische Unabhängigkeit des Blattes.

Ich stelle gerade fest, dass ich mich schon auf zwei Kilometern des wertvollen Internet-Platzes über die Form aufgeregt habe, ohne mich überhaupt über den Inhalt zu echauffieren. Das ist kein gutes Zeichen.

Aber kommen wir zum Inhalt. Arndt Gilda-Bötzow (DEHOGA, Interessensvertreter des Brandenburger Gastgewerbes), Karin Genrich (Handelsverband Berlin Brandenburg), Jürgen Rose (Präsident der Handelskammer Potsdam), Johannes von der Osten-Sacken (FDP), Wolfhard Kirsch (BürgerBündnis Potsdam, Inhaber der Kirsch und Drechsler Hausbau GmbH), René Kohl (IHK Potsdam), Johannes Haerkötter (Vorstand der Innenstadt AG) und Peter Schultheiß (Fraktion Potsdamer Demokraten) legen in ihren Statements dar, dass alle Modelle der Refinanzierbarkeit der einen Million scheiße sind und der Parkeintritt cool ist. Soweit die verknappte Darstellung der “fairen und sinnvollen” Lösung für Potsdam. Parkeintritt ist nicht so teuer, für direkte Anwohner und Kinder umsonst, Steuern sind doof, weil die Gewerbetreibenden leiden und Bettenabgabe ist auch doof, weil ja nicht alle, die in Potsdam übernachten in die Parks gehen, das irre kompliziert und außerdem wie gesagt doof ist. Außerdem sind 2 Euro Parkeintritt ja nicht viel. Soweit die Argumentationslinien.

Bürgermeiser Jann Jakobs hatte leider heute kein Budget um die Titelseite der PNN zu kaufen, sondern konnte nur auf der verstaubten Internetseite der Stadt eine Kolumne schreiben, in der er bekräftigt, dass er für eine freien Parkeintritt kämpft.

Ich habe gar keine Lust auf die lobbyistische Argumentation der acht Damen und Herren im Einzelnen einzugehen. Ich rechne also nicht aus, ob die Vertreter des Gastgewerbes nach der der Mehrwertsteuersenkung der Schwarz-Gelben Regierung mal nicht so laut schreien sollten, wenn es um Steuern geht. Ich werde nicht im Detail darlegen, dass der Vergleich mit dem Volkspark Potsdam, für den man Eintritt bezahlt, nicht zulässig ist. (Nur als kleiner Hinweis: Im Volkspark Potsdam darf man für den Eintritt zum Beispiel die Wiese betreten. Auch eine nette Anekdote am Rande: Das Foto aus dem Fotoarchiv, das die Käufer der Anzeige benutzen, stellt ein Verhalten dar, was im Park Sanssouci verboten ist)

Ich finde es schlicht erbärmlich, wenn die Diskussion auf dem Niveau geführt wird “2 Euro Eintritt tun dem Einzelnen nicht weh, eine Steuer oder Abgabe uns aber sehr”. Die Vereinbarkeit von Weltkulturerbe und täglichem Leben ist nicht immer leicht, da kann man trefflich drüber streiten. Was muss bewahrt und geschützt werden? Was muss nutzbar und “lebendig” bleiben? Sollte jeder Baum, den Friedrich gepflanzt hat im Zeifelsfall einen Sportplatz am Rande verhindern? Wer kümmert sich um die langfristige Perspektive der Anlagen, wer räumt den Müll weg? Das Potsdamer Welterbe ist ca. 500 Hektar groß, die größte deutsche Welterbestätte und das Ding liegt netterweise mitten in einer Stadt. Das ist schön. Wer lebt nicht gerne in einer schönen Stadt?

Wenn diese Barriere einmal fällt, der “Eintritt” in diese Anlagen einmal mit einer Pflichtzahlung verbunden ist, egal ob es 5 Cent oder 1.000 Euro kostet ist eine Linie überschritten, die aus der Stadt endgültig eine Modelleisenbahnplatte macht. Mir persönlich geht es gar nicht darum, dass ich dieses Geld nicht aufbringen könnte, obwohl ich mich natürlich frage, ob die drei Meter, die ich im Park zurücklege, wenn ich das Kind in den Kindergarten bringe, weil der Kindergarten da nun einmal steht, zukünftig eintrittspflichtig sind.

Mit geht es darum, dass ich es wichtig finde, dass sich die Stadt, die Politik, die Wirtschaft und die Einwohner dazu bekennen, diese Anlagen nicht nur zu erhalten sondern auch zu nutzen. Sie für Touristen und Einheimische frei zugängig zu halten. Für alle Zeiten und so. Den Parks ist es egal, wie viel Geld man hat und wer Geld hat. Ein schöner Zustand, wenn man bedenkt, aus welchem Gesellschaftssystem die Anlagen ursprünglich kamen und welche Systeme sie überdauert haben. Wenn im Winter der Heilige See zufriert und die ganze Stadt da rauf läuft, oder die Eierberge in Sanssouci zum Rodeln genutzt werden, ist das genauso in Ordnung, wie die Massen an Touristen, die mir im Sommer die Wege versperren. Genau dieser Zustand – dass die Anlagen nicht wie zu DDR-Zeiten teilweise verfallen und trotz aller Bewahrungsgedanken ein Minimum an Leben dort möglich ist – ist das Bewahrenswerte. Oder sollen sonst Jugendliche, die am Heiligen See Wein trinken und nackt baden gehen vorher ne Eintrittskarte kaufen? Menschen, die romantisch an den römischen Bädern langspazieren Angst haben, dass ein Parkwächter sie erwischt und sie zur Rede stellt, weil sie eine Jahreskarte zu Hause vergessen haben? Touristen, die  nicht kapieren, wo und wie man die Tickets kauft, mit der Brandenburger Herzlichkeit zu Strafzahlungen gezwungen werden?

Und wenn die Käufer der Anzeige mit den Modellen zur Finanzierung der Kosten, die entstehen, wenn die Pflege geleistet werden soll, nicht einverstanden sind, mögen sie sich bitte etwas anderes einfallen lassen, als diese Linie “Parkeintritt” zu überqueren. Das kann ja nicht so schwierig sein. Ein paar Stichworte: 2. Schlössernacht, bessere Vermarktung unabhängig vom Eintritt in den Park, Vermietung der Orangerie an Prominente wie Günther Jauch für eine Hochzeit, Spenden einwerben (selbst für die dusselige Garnisonkirche finden sich schließlich Leute, die dafür spenden)

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen einen angemessen wütenden Artikel über diese Anzeige mit ganz viel “Fuck” und “Ich glaub, es hackt” zu schreiben. Ich finde, ich bin erstaunlich konstruktiv geblieben, weil es eigentlich ganz einfach ist.

Den Eintritt in die Parks kostenpflichtig zu machen ist einfach indiskutabel und solche Anzeigen sind den Beteiligten hoffentlich in ein paar Jahren total peinlich. Ich hoffe also, dass diese Anzeige nicht wirkt und die beteiligten Parteien auf absehbare Zeit Splitterparteien in der Potsdamer Lokalpolitik bleiben mögen.


Potsdamer Brachen

Eine Runde Sommerpausenunterhaltung: Potsdam wächst, die Mieten steigen, Wohnraum ist knapp und der Immobilienmarkt ein gutes Geschäft für seriöse und unseriöse Ideen aller Art. 23 Jahre nach 1990 ist schon fast alles wegsaniert, was in kohleofengrau aus sozialistischen Zeiten am Wegesrand stand. Das Projekt Modelleisenbahnplatte hat Prominente angelockt, die großen Claims sind verteilt. Mittlerweile erschließt man sich die letzten Brachen und auch die “hoffnungslosen Fälle”, Gebäude und Gelände, an die man sich aus diversen Gründen lange nicht rangetraut hat, werden ins Auge gefasst.

Das Kind ist erst fünf, den Schornstein und den wilden Parkplatz auf dem Hinterhof hat es aber schon ins Herz geschlossen Dieser wird allerdings in spätestens zwei Jahren einer Ansammlung von 14 Townhouses und 36 Stadtwohnungen gewichen sein (Die Zahlen sind leider keine Übertreibung, lustig ist, dass den 14 Townhouses im Prospekt sogar jeweils ein eigener Garten angedichtet wird. Interessant, was man so als Garten definieren kann)

Ich fange deswegen mal an, damit das Kind irgendwann einmal ein Bild vor Augen hat, wie es aussah, als es klein war, ein paar Gegenden, die kurz vor der urbanen Erschließung stehen, zu sammeln. Nicht als ambitioniertes Fotoprojekt, eher als Schnappschusssammlung um die eigene Erinnerung zu erhalten. Man fotografiert ja sonst nur Menschen, besondere Situationen und selten den einen umgebenden Alltag.

Viel Spaß mit den Potsdamer Brachen.


Sportkonsumtagebuch #34

Eigentlich sollte diese Serie ja mit dem letzten Bundesligaspieltag enden, der große Höhepunkt, ein würdiges Finale, etc. sein. Ein Finale folgt bekanntlich diese Woche noch. Insofern (und aufgrund der seit Anfang April dezent abnehmenden Spannung) war ich vor dem 34. Spieltag jetzt nicht so fokussiert. (Fokussiert ist nebenbei eines der putzigsten Fußballmodeworte überhaupt. Der Duden spricht von “sein Objektiv, seine Interessen auf ein Ziel fokussieren”, nur hilft ein Interesse ja selten beim Bewältigen einer sportlichen Aufgabe, eigentlich meinen die Kollegen ja meistens konzentriert, aber es klingt einfach schön)

Die erste halbe Stunde des letzten Spieltags sah ich in der Konferenz und sie bestand amüsanterweise hauptsächlich aus Zwischenrufen (Tor aus Mönchengladbach). Dann packte ich Sachen, denn wahrhaft unfokussiert (nein, das stimmt nicht, aber es klingt so schön) hatte ich den Start ins Landfluchtwochenende auf 17 Uhr gelegt.

Meine persönliche Schlusskonferenz überhöhte das Drama dann noch einmal. Im Stenogramm.

  • Im Autoradio von der Roten Karte für Herrn Weidenfeller, nebst 2. Strafstoß für Hoffenheim hören
  • Im Radio hören, dass Großkreuz ins Tor und der Ball von Salihovic in eben jenes geht.
  • Radio ausmachen, Kind ins Auto laden, Kinderlieder anmachen
  • Vor dem Losfahren schnell auf den Sportschau-App-Ticker schauen und feststellen, dass es 2:2 steht
  • Gegen 17:25 nicht wissen, wie es ausgegangen ist
  • Gegen 17:30 ein Brummen des Telefons in der Hosentasche verspüren, vorbildlichst, da mit Tempo 80 auf der B2 unterwegs nicht reagieren
  • Gegen 17:40 Uhr im Brandenburger Umland ankommen, die “Eilmeldung” der Tagesschau sehen, dass Düsseldorf und Fürth abgestiegen sind
  • Nach gefühlt 30 Minuten Suchen einer Stelle, wo die Empfangsqualität wenigstens “Edge” sagt, nachlesen, dass das 2:2 wieder zurückgenommen wurde.

Ehrlich, ich freue mich, dass Hoffenheim in der Relegation die Chance bekommt die Klasse zu halten. Und wünsche denen sogar den Sieg über Kaiserslautern (von wegen das ganze Land drückt den Roten Teufeln die Daumen) Und: Ich fand den Schiedsrichter arschcool. Warum, ist sehr gut in der aktuellen  Folge von Collinas Erben nachzuhören. Kritikwürdig hingegen fand ich Klopps Gegeifer nach Spielschluss, vielleicht hat er sich diese Attitüde von Mourinho abgeschaut: Möglichst viel Schaum fabrizieren um den Fokus weg von seiner Mannschaft zu richten, damit die vor dem Endspiel am Samstag in Ruhe Grätschen im eigenen Strafraum üben kann. Es scheint ja auch so, dass das funktioniert. Allein, souverän oder gar cool finde ich es nicht.


Sportkonsumtagebuch #33

Hach, alle Spiele Samstag um 15:30 Uhr. Das ist großartig. Noch dazu, wenn es eigentlich um nichts mehr geht – das ist natürlich nicht großartig, zwei Spieltage vor Schluss, allerdings, wenn es nun einmal so sein soll, ist es doch besser, das Geschehen verteilt sich nicht über drei Tage. So konnte ich ganz entspannt Spargel schälen, kochen und dabei im Radio das komplette Bundesliga-Geschehen verfolgen. Ein bisschen tut es mir um die Hoffenheimer leid, ich hatte sie in der letzten Halbserie liebgewonnen. (Und mir ist dieses Traditionsgerede zuwider. Ich hab lieber Hoffenheim in der Bundesliga als Pappnasen wie den FC Kaiserslautern. Soll doch Hopp die Kohle versenken, besser als wenn Kurt Beck das mit nicht eigenem Geld macht. Und ja, ich würde mir auch wünschen, dass RB Leipzig irgendwann in der Bundesliga spielt. Ich würde da sogar eher hinfahren als zur Hertha, bäh!)

Im Bewegtbild habe ich mir danach nur noch die Tore von Mainz gegen Gladbach angeschaut, die drei Tore von Herrn Hrgota wollte ich schon sehen, las sich das doch durchaus gewagt, was der Knabe bei seinem Elfmeter fabrizierte. (In echt fand ich es dann nicht so spektakulär)

Ansonsten: 100. Folge der Big Show auf Sportradio360.de. Hach, schön, dass es so etwas gibt. Und mein persönliches Weiterbildungsprojekt “Ace Race“, unsere responsive Discgolf-Scoreboard und Statistik Webseite habe ich auch fertig.

Ich kann dann also, rechtzeitig zum Beginn der Sommerpause überschüssige Webentwicklungs-Energie wieder in die Weiterentwicklung des hauseigenen Managerspiels stecken. Schönes Wetter, schöne Aussichten, schönes Wochenende.