Statistischer Adventskalender #3
Die ältesten aktiven Spieler der Bundesliga
1. Andres Palop (22.10.1973)
2. Alexander Manninger (04.06.1977)
3. Levan Kobiashvili (10.07.1977)
4. Daniel van Buyten (07.02.1978)
5. Sven Neuhaus (04.04.1978)
Die ältesten aktiven Spieler der Bundesliga
1. Andres Palop (22.10.1973)
2. Alexander Manninger (04.06.1977)
3. Levan Kobiashvili (10.07.1977)
4. Daniel van Buyten (07.02.1978)
5. Sven Neuhaus (04.04.1978)
Die meisten Kicker-Sechsen
1. Milivoje Novakovic (7)
2. Tolgay Arslan (6)
2. Paolo Guerrero (6)
2. Gojko Kacar (6)
2. Youssef Mohamad (6)
2. Joris Mathijsen (6)
2. Dennis Aogo (6)
Aus Gründen habe ich ein Haufen Daten zur Bundesliga ab der Saison 2004/05 gespeichert. Zur Weihnachtszeit gibt es deswegen im Adventskalender jeden Tag eine lustig bis obskure Statistik, die ich aus den mittlerweile 72.149 Datensätzen rauspulen kann. Wer möchte kann die nächsten Türchen gerne blockweise Tippen.
1.12. Die meisten Kicker-Einsen (Na gut, das kann man jetzt nicht mehr tippen, weil es hier unten ja schon steht)
2.12. Die meisten Kicker-Sechsen
3.12. Die ältesten aktiven Spieler
4.12. Die meisten Einsätze
5.12. Saisons mit 34 Einsätzen (mindestens 30 Minuten)
6.12. Die meisten Kicker-Dreien
7.12. Die meisten Spiele in Folge ohne Kicker-Note 3 und besser
8.12. Die meisten Spiele in Folge ohne Kicker-Note 3,5 und schlechter
Die meisten Kicker-Einsen
1. Franck Ribery (16)
2. Mario Gomez (13)
3. Marco Reus (11)
Alle Statistiken greifen auf Daten ab Juli 2004 zurück. Ohne Gewähr und deswegen nicht ohne weitere Recherche in Quizspielen einsetzbar.
Etwas ruhiger hier gewesen in letzter Zeit. Mit gutem Grund. Es gibt mal wieder Musik. Elle Aura veröffentlicht ihre erste Soloplatte, an der ich nicht ganz unwesentlich beteiligt war und deswegen sogar meine geliebten Managerteams mal ein wenig vernachlässigt habe. Ab Sonntag wird das alles besser, ich verspreche es. Vorher muss ich aber noch das Spitzenspiel des 13. Spieltags Überstern gegen Worms schwänzen und das Werk feiern. Wer mitkommen möchte, ist herzlich eingeladen. Alle Infos gibts bei Klick aufs Bild.
Als getarnter kroatischer Spion bin ich soeben in Reykjavik gelandet, um das seltsame Island auszuspionieren und wertvolle Erkenntnisse für die Play-Offs für die WM 2014 zu liefern. Es kann durchaus sein, dass diese sich eher auf die Popkultur konzentrieren. Wer trotzdem glaubt, für Mandzukic und Co könnte das etwas bringen, möge sich meinen Report zu Gemüte führen.
(Isländisches Erstligastadion in Hafnajödings aus dem Flughafenbus im Dämmerlicht. Grob verwackelt um deutlich zu machen, dass es “keine Kleinen mehr gibt”, hier schon ganz andere Unentschieden gespielt und danach Wutreden gehalten haben.)
[Update] Schön wars
Der Streit um den 31-Millionen-Euro Bischofssitz in Limburg wäre doch eine hervorragende Gelegenheit das zwar protestantische aber mit 100 Millionen Euro mehr als dreimal so teure Projekt “Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche” medial und politisch nachhaltig zu torpedieren. Wo kämen wir denn da hin? Die Katholiken kriegen auf die Mütze wegen Prunksucht, die Potsdamer Provinzfürsten und Freundeskreise dürfen sich für deutlich mehr Kohle eine Kirche wieder aufbauen. Selbst wenn man die komplette historische und politische Dimension dieser Diskussion (Tag von Potsdam, Sinnhaftigkeit von Kirchenneubauten, wo doch die Existierenden kaum noch Gläubige finden) einmal weg lässt, ist allein die Summe grober Unfug – oder “irre”, “Prunksucht”, “krank”, um nur einige Schlagzeilen, die es auf das ja vergleichsweise preiswerte Projekt in Hessen einhagelt, zu zitieren. Wenn der Herr Kulturstaatssekretär oder diverse Freundeskreise und potente Förderer Kohle für putzige Wahrzeichen raushauen wollen, empfehle ich, den Herrn Gareth Bale (vielleicht mit Bandscheibenvorfall aber dafür garantiert ohne Nazis im Schlepptau – ist ja schließlich ein Ausländer) zu erwerben und ihm dem lokalen Sportverein – dem SV Babelsberg 03 – zu stiften. Kostet aktuell genauso viel. (Womit auch das fragwürdige Wortspiel in der Überschrift erklärt wäre) Der hält natürlich nicht so lange wie so eine Kirche. Sieht aber besser aus und nimmt nicht so viel Platz weg.
(Wobei ich ja, wenn man schon 100 Millionen für den eigenen Fußballverein hätte, lieber einen Özil und drei Jérôme Boatengs kaufen würde. Dann hätte man sogar noch 9,5 Millionen Euro übrig und könnte die Breite Straße – die Bundesstraße, die aufgrund der noch nicht wieder existierenden Kirche gerade etwas seltsam verlegt wird – wieder gerade machen.)
Infos:
Potsdam ohne Garnisonkirche
und die andere Seite
Förderverein zum Wiederaufbau der Garnisonkirche
On the occasion of a special ceremony that was held tonight in Monaco, FC Bayern München player Franck Ribéry was voted the winner of the UEFA Best Player in Europe Award for the season 2012/13.
The French international claimed a total of 36 votes, leaving in second place FC Barcelona striker Lionel Messi with 14 votes and in third place Real Madrid CF striker Cristiano Ronaldo with three votes.
Receiving the award, 30-year-old Franck Ribéry said:
“It’s always nice to win this trophy; it’s a special moment for me to be here this evening. I want to thank all my team-mates and the directors at Bayern, and the supporters. We’ve had a fantastic year, and a big hello to all my family, my children and my wife.”
Allez les bleus!
Quelle: UEFA.com media release
[tl;dr] Auf einem Potsdamer Hinterhof werden Eigentumswohnungen gebaut, die mit dem Versprechen von “ruhigem Wohnen” relativ teuer verkauft werden sollen. Die Baustelle verstößt mit ihrem Tun aber gegen jegliche Regeln des friedlichen Miteinanders – und ist alles andere als ruhig.
“In bester Innenstadtlage und doch ruhig”, “urbane Idylle für alle Generationen” und “Modernes Wohnen in der historischen Mitte Potsdams”, so versprechen es die Anpreisungen der Artprojekt Entwicklungen GmbH für die Nikolai Gärten Potsdam. Seit Anfang Juli wird auf dem Innenhof zwischen York-, Staab- und Dortustraße gebaut. In Schreiben an die Mieter der umliegenden Häuser wurde davon gesprochen, dass jetzt “endlich” eine der Potsdamer Brachen besiedelt wird und der “hässliche” wilde Parkplatz, der dort jahrelang das städtische Parkplatzplatzproblem kaschierte, verschwindet.
Das mit der Idylle und Ruhe ist aber sicherlich erst ab Fertigstellung und bei Überweisung der ca. 3.500 Euro pro Quadratmeter für die schnuckeligen Townhouses und Eigentumswohnungen gemeint. Ich habe mal dokumentiert, wofür in den Briefen – “Wir bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, bitte passen Sie auf Ihre Kinder auf” – um Verständnis geworben wurde.
Die Baustelle arbeitet zwischen 7 und 17 Uhr. Im Moment wird das Gelände beräumt. Da hat sich einiges angesammelt. Die Baustelle ist nur durch schmale Durchfahrten zu erreichen. Das ist sicherlich anspruchsvoll. Die gewählte Lösung ist wahrscheinlich die preiswerte Variante und vielleicht sogar legal – allerdings ist sie auch in Tritt in den Hintern aller Anwohner. Den ganzen Tag warten – mit laufendem Motor – große LKWs auf der Yorkstraße. Ein Bagger, der die Durchfahrt geradeso – ca. 5cm Spielraum sind da links, rechts und oben schon noch – passieren kann, lädt Steine und alte Betonplatten auf, kutschiert sie zum LKW und wirft sie dort ab. Dann fährt er rückwärts – mit dem Rückfahrpieper, damit alle es merken – zurück und holt neue Steine. Die Jungs sind ziemlich fix, ich würde sagen, ein Durchlauf dauert ungefähr 5 Minuten. (Wie viel Fahrten das jetzt in 10 Stunden sind, kann ich nicht ausrechnen, ist mir zu laut.)
Im Video sind neben der Baustelle, die aussieht, wie eine Baustelle aussieht, gewisse Zeichen von Zivilisation zu erkennen. Richtig, direkt neben und über der Einfahrt wohnen Menschen. (“Wir bitten um Verständnis”) Die staunten nicht schlecht, als sie eines Tages aufwachten, aus dem Urlaub kamen oder ihnen der Kaffee vom Tisch fiel, weil ein Bagger (im Schnitt einmal pro Tag) direkt gegen das Haus rumste.
“Mietminderung”, “Ordnungsamt anrufen”, “Beim Bauträger beschweren” sind so die ersten Reflexe. Der Bauträger hat zwar einen Showroom, wo er die Immobilien verkaufen möchte (abseits des Baulärms, man kann sich ja schließlich nicht unterhalten bei dem Krach) aber keine direkte Telefonnummer. Mietminderung bringt Geld aber keine Ruhe. Und alle Ämter der Stadt Potsdam (Umwelt-, Ordungs-, Verkehrs-, Bauamt, etc.) sind entweder nicht zuständig oder alles ist in Ordnung.
Ist es das wirklich? Ich dachte eigentlich bisher, dass die deutsche Bürokratie eher zuviel als zuwenig reglementiert. Hier scheint es eine Lücke zu geben. Die konsultierten Anwälte der Anwohner meinten, “schnell geht da gar nichts, man kann nur Geld rausholen”, der Vermieter des Hauses über der Durchfahrt wusste nicht einmal, dass diese Verschalung angebracht wurde. Die Yorkstraße ist eine viel befahrene Straße mit Radweg. Was ist, wenn der lustige Bagger die Steine mal einen Meter zu weit schmeißt (“Passen Sie auf Ihre Kinder auf!”)? Letztendlich wurde hier die Baustelle von der eigentlichen Baustelle subtil in öffentlichen Raum wegverlagert. Krach und Dreck, den solche Baumaßnahmen nun einmal machen, finden jetzt nicht mehr auf der Baustelle sondern auf der Straße statt.
Wäre das ein Bild-Artikel würde ich Titeln “Sind die Russen zurück?”, aber das wäre gemein, die Kamas-LKWs, die in den 80ern die Jägerallee hoch und runter rumpelten und das Geschirr in der Küche zum Wackeln brachten, waren dagegen umweltschonende Flüsterautomobile.
Sicherlich, die Baustelle arbeitet nur tagsüber – bei diesen Lautstärken kann man aber bitte auch einmal bedenken, dass es heute andere Lebensmodelle gibt, als um 6:30 Uhr das Haus zu verlassen und zu einer Arbeitsstätte zu fahren. Was ist mit den Menschen, die – zufällig – direkt über der Einfahrt ein Tonstudio haben, den Freiberuflern, die zu Hause arbeiten, den Studenten, die lernen wollen oder Menschen, die aus anderen Gründen zu Hause sind?
Vermutlich ist es eine Kostenfrage. Jeder Bauträger wird heutzutage ein bisschen Geld eingeplant haben um eventuelle Rechtsstreitigkeiten zu begleichen und das im Zweifelsfall lieber bezahlen, als den Plan umzuwerfen(*). Und bei – laut Medienberichten – 23 Millionen Investitionssumme, einer Gesamtwohnfläche von 6.200 Quadratmetern und ca. 3.500 Euro/Quadratmeter (Das sind 21,7 Millionen, wenn alles verkauft wird) scheint das Projekt ja finanziell auch auf Kante genäht zu sein.
Mich würde wirklich interessieren, ob das wirklich, richtig, in echt alles legal ist. Oder ob jemand von Amtsseite nicht “ganz genau” hingeschaut hat (“Das muss das andere Amt klären”), der Bauträger nicht ganz genau beschrieben hat, was da eigentlich passiert oder es “einfach so passiert ist, aber jetzt kann man nichts mehr ändern und es ist ja bald geschafft”.
Ich wundere mich auch über mich selbst: Ich habe mich noch nie in meinem Leben über Lärm beschwert, wohne bewusst in der Innenstadt, habe keine Probleme mit Baustellen, mit Betrunkenen an der Nachtbushaltestelle, lauter Musik oder dem grundsätzlichem Lärmpegel, wenn Menschen nicht den ganzen Tag flüstern. Ich habe mich aber kritisch hinterfragt und bin zu der Überzeugung gekommen, dass ich nicht aus Versehen zu einem pedantischen Kleinbürger geworden bin, sondern dass es in diesem Fall absolut gerechtfertigt ist, sich aufzuregen. Ich stand in der Wohnung direkt über der Durchfahrt und erkläre sie nach normalem Menschenverstand als unbewohnbar. (Und wir haben noch nicht einmal über den Staub gesprochen, der in alle Räume kriecht, Bewässerungen am LKW oder an der Baustelle habe ich bisher nicht gesehen.)
Dieses Vorgehen finde ich – im Gegensatz zu allem anderen Stadt-Lärm – rücksichtslos, grenzüberschreitend und unnötig. Und die Verursacher wollen “nur” Townhouses verticken und nicht ein Krankenhaus bauen, eine Infrastruktur wieder erneuern oder etwas für die Allgemeinheit tun. Eine Runde schlechte Karmapunkte bitte – nicht für die Bauarbeiter, die machen nur ihren Job, sondern für die Menschen, die sich das ausgedacht oder genehmigt haben.
Ich bin jetzt jedenfalls bis zur Fertigstellung der Bauarbeiten damit beschäftigt mir genügend Gelassenheit anzutrainieren um nicht einem dann neuen Nachbarn, der mir beim Smalltalk erzählt, wie schön ruhig das hier ist (“Und viel billiger als in Hamburg!”) ins Gesicht zu springen.
(*) In den ersten zwei Wochen sind die Bauarbeiter mit kleineren LKWs direkt auf die Baustelle gefahren und haben den Schutt eingesammelt. Danach machte der Nikolaisaal – auch ein Anwohner – Sommerpause und die Einfahrt war “frei”.
In Potsdam wird aktuell – wieder einmal – die Diskussion geführt, ob in Zukunft für den Park Sanssouci ein Eintrittsgeld verlangt werden soll. Die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten klagt, dass die Pflege des Welterbes zu teuer ist. Die Stadt Potsdam beschloss deshalb heute, der Stiftung ab 2014 jährlich für 5 Jahre maximal 1 Million Euro zu überweisen. Dieses Geld muss natürlich irgendwo herkommen. Im Gespräch sind deswegen Modelle wie eine Tourismusabgabe oder eine Bettensteuer.
In der undurchsichtigen Gemengelage, die diese niedliche kleine Landeshauptstadt kennzeichnet, ist da wohl ein gewisser Druck vorhanden. Es gibt keine Mehrheit für eine Tourismusabgabe, die Stiftung will die Kohle aber schnell, sonst doch Eintritt usw. Interessant ist dieses Geflecht schon, schließlich gehört die Stiftung zu unterschiedlichen Teilen den Ländern Berlin, Brandenburg und dem Bund (siehe Wikipedia), es ist also schon erstaunlich, dass diese Institution eine Stadt wie Potsdam unter Druck setzen kann. Das seltsame Verhalten der “Schlossherren” ist aber Tradition, eine gewisse Berühmtheit erlang die SPSG durch den Streit um die Bildrechte an Aufnahmen ihrer Liegenschaften.
Ich maße mir jetzt nicht an, diesen lokalpolitischen Zusammenhang komplett zu erfassen und komplett in der sicherlich komplexen Materie zu stecken. Gelinde gesagt schockiert war ich aber, als ich bei meiner Familie die aktuelle Ausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten – eine von zwei Potsdamer Lokalzeitungen und Teil der Tagesspiegel-Gruppe – entdeckte. In einer Anzeige auf einem doppeltem Titelblatt warb die “Initiative gegen eine Tourismusabgabe als neue Sondersteuer für Potsdamer”.
Mehrere Mitglieder meiner Familie fanden die Zeitung heute in ihrem Briefkasten obwohl sie sie nicht abonniert haben. (Ich hatte sie nicht, vielleicht, weil ich in einer Wohnung wohne, die ich vor 10 Jahren nur bekommen habe, weil ich damals WBS-Anspruch hatte, aber das ist bestimmt eine haltlose Vermutung und unzulässig polemisch) Abgesehen davon, dass ich solche überdeckten Titelblätter sowieso fragwürdig finde, besonders weh tut das, wenn der Aufmacher der Zeitung an dem Tag die “Mammutsitzung zu historischen Weichenstellungen” (eben u.a. dem Parkeintritt) ist. Ist das die Rolle der Medien in der heutigen Zeit?
Auf dem Cover wird noch verkündet, dass die Verantwortlichen der Anzeige eine “faire Lösung” für Potsdam haben. Zumindest für die demokratischen Parteien, die sich da beteiligt haben – die FDP, das BürgerBündnis und die “Potsdamer Demokraten” – finde ich das beschämend und stillos, dass sie dieses Mittel der demokratischen Willensbildung benutzen, wenn am selben Tag eine Sitzung des Parlaments ansteht. Ich kann das nicht einmal begründen, es ist einfach “uncool” und sollte diverse Karmapunkte Abzug geben. (“Man kann sich ja nicht sicher sein, was diese Journalisten so schreiben, also kaufen wir die halt mal”).
Das liebliche iStockphoto.com-Motiv der glücklichen Familie im Park, die offene Frage, die freundliche Anmutung und die Betonung der totalen Sinnhaftigkeit und Fairness sind dann grundlegende Elemente des fortgeschrittenen Lobbyismus, soweit so klar und traurig. Blättert man das Ding um, verkünden dann 8 Vertreter der Käufer der Anzeige ihre Meinung.
Ich finde es armselig von den PNN, dieses Spiel mitzumachen. Direkt neben dem Aufmacher, dem durch die Position auf der Seite 1 eine Relevanz zugesprochen wird, platziert man keine Anzeige einer Gruppierung, die eine eindeutige Position in dieser Debatte vertritt. Und noch schlimmer ist es, wenn an diesem Tag die Zeitung umsonst in diversen Haushalten verteilt wird. Wurde diese Aktion auch vom Käufer der Anzeige bezahlt? Das wirft kein gutes Licht auf die journalistische Unabhängigkeit des Blattes.
Ich stelle gerade fest, dass ich mich schon auf zwei Kilometern des wertvollen Internet-Platzes über die Form aufgeregt habe, ohne mich überhaupt über den Inhalt zu echauffieren. Das ist kein gutes Zeichen.
Aber kommen wir zum Inhalt. Arndt Gilda-Bötzow (DEHOGA, Interessensvertreter des Brandenburger Gastgewerbes), Karin Genrich (Handelsverband Berlin Brandenburg), Jürgen Rose (Präsident der Handelskammer Potsdam), Johannes von der Osten-Sacken (FDP), Wolfhard Kirsch (BürgerBündnis Potsdam, Inhaber der Kirsch und Drechsler Hausbau GmbH), René Kohl (IHK Potsdam), Johannes Haerkötter (Vorstand der Innenstadt AG) und Peter Schultheiß (Fraktion Potsdamer Demokraten) legen in ihren Statements dar, dass alle Modelle der Refinanzierbarkeit der einen Million scheiße sind und der Parkeintritt cool ist. Soweit die verknappte Darstellung der “fairen und sinnvollen” Lösung für Potsdam. Parkeintritt ist nicht so teuer, für direkte Anwohner und Kinder umsonst, Steuern sind doof, weil die Gewerbetreibenden leiden und Bettenabgabe ist auch doof, weil ja nicht alle, die in Potsdam übernachten in die Parks gehen, das irre kompliziert und außerdem wie gesagt doof ist. Außerdem sind 2 Euro Parkeintritt ja nicht viel. Soweit die Argumentationslinien.
Bürgermeiser Jann Jakobs hatte leider heute kein Budget um die Titelseite der PNN zu kaufen, sondern konnte nur auf der verstaubten Internetseite der Stadt eine Kolumne schreiben, in der er bekräftigt, dass er für eine freien Parkeintritt kämpft.
Ich habe gar keine Lust auf die lobbyistische Argumentation der acht Damen und Herren im Einzelnen einzugehen. Ich rechne also nicht aus, ob die Vertreter des Gastgewerbes nach der der Mehrwertsteuersenkung der Schwarz-Gelben Regierung mal nicht so laut schreien sollten, wenn es um Steuern geht. Ich werde nicht im Detail darlegen, dass der Vergleich mit dem Volkspark Potsdam, für den man Eintritt bezahlt, nicht zulässig ist. (Nur als kleiner Hinweis: Im Volkspark Potsdam darf man für den Eintritt zum Beispiel die Wiese betreten. Auch eine nette Anekdote am Rande: Das Foto aus dem Fotoarchiv, das die Käufer der Anzeige benutzen, stellt ein Verhalten dar, was im Park Sanssouci verboten ist)
Ich finde es schlicht erbärmlich, wenn die Diskussion auf dem Niveau geführt wird “2 Euro Eintritt tun dem Einzelnen nicht weh, eine Steuer oder Abgabe uns aber sehr”. Die Vereinbarkeit von Weltkulturerbe und täglichem Leben ist nicht immer leicht, da kann man trefflich drüber streiten. Was muss bewahrt und geschützt werden? Was muss nutzbar und “lebendig” bleiben? Sollte jeder Baum, den Friedrich gepflanzt hat im Zeifelsfall einen Sportplatz am Rande verhindern? Wer kümmert sich um die langfristige Perspektive der Anlagen, wer räumt den Müll weg? Das Potsdamer Welterbe ist ca. 500 Hektar groß, die größte deutsche Welterbestätte und das Ding liegt netterweise mitten in einer Stadt. Das ist schön. Wer lebt nicht gerne in einer schönen Stadt?
Wenn diese Barriere einmal fällt, der “Eintritt” in diese Anlagen einmal mit einer Pflichtzahlung verbunden ist, egal ob es 5 Cent oder 1.000 Euro kostet ist eine Linie überschritten, die aus der Stadt endgültig eine Modelleisenbahnplatte macht. Mir persönlich geht es gar nicht darum, dass ich dieses Geld nicht aufbringen könnte, obwohl ich mich natürlich frage, ob die drei Meter, die ich im Park zurücklege, wenn ich das Kind in den Kindergarten bringe, weil der Kindergarten da nun einmal steht, zukünftig eintrittspflichtig sind.
Mit geht es darum, dass ich es wichtig finde, dass sich die Stadt, die Politik, die Wirtschaft und die Einwohner dazu bekennen, diese Anlagen nicht nur zu erhalten sondern auch zu nutzen. Sie für Touristen und Einheimische frei zugängig zu halten. Für alle Zeiten und so. Den Parks ist es egal, wie viel Geld man hat und wer Geld hat. Ein schöner Zustand, wenn man bedenkt, aus welchem Gesellschaftssystem die Anlagen ursprünglich kamen und welche Systeme sie überdauert haben. Wenn im Winter der Heilige See zufriert und die ganze Stadt da rauf läuft, oder die Eierberge in Sanssouci zum Rodeln genutzt werden, ist das genauso in Ordnung, wie die Massen an Touristen, die mir im Sommer die Wege versperren. Genau dieser Zustand – dass die Anlagen nicht wie zu DDR-Zeiten teilweise verfallen und trotz aller Bewahrungsgedanken ein Minimum an Leben dort möglich ist – ist das Bewahrenswerte. Oder sollen sonst Jugendliche, die am Heiligen See Wein trinken und nackt baden gehen vorher ne Eintrittskarte kaufen? Menschen, die romantisch an den römischen Bädern langspazieren Angst haben, dass ein Parkwächter sie erwischt und sie zur Rede stellt, weil sie eine Jahreskarte zu Hause vergessen haben? Touristen, die nicht kapieren, wo und wie man die Tickets kauft, mit der Brandenburger Herzlichkeit zu Strafzahlungen gezwungen werden?
Und wenn die Käufer der Anzeige mit den Modellen zur Finanzierung der Kosten, die entstehen, wenn die Pflege geleistet werden soll, nicht einverstanden sind, mögen sie sich bitte etwas anderes einfallen lassen, als diese Linie “Parkeintritt” zu überqueren. Das kann ja nicht so schwierig sein. Ein paar Stichworte: 2. Schlössernacht, bessere Vermarktung unabhängig vom Eintritt in den Park, Vermietung der Orangerie an Prominente wie Günther Jauch für eine Hochzeit, Spenden einwerben (selbst für die dusselige Garnisonkirche finden sich schließlich Leute, die dafür spenden)
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen einen angemessen wütenden Artikel über diese Anzeige mit ganz viel “Fuck” und “Ich glaub, es hackt” zu schreiben. Ich finde, ich bin erstaunlich konstruktiv geblieben, weil es eigentlich ganz einfach ist.
Den Eintritt in die Parks kostenpflichtig zu machen ist einfach indiskutabel und solche Anzeigen sind den Beteiligten hoffentlich in ein paar Jahren total peinlich. Ich hoffe also, dass diese Anzeige nicht wirkt und die beteiligten Parteien auf absehbare Zeit Splitterparteien in der Potsdamer Lokalpolitik bleiben mögen.
Eine Runde Sommerpausenunterhaltung: Potsdam wächst, die Mieten steigen, Wohnraum ist knapp und der Immobilienmarkt ein gutes Geschäft für seriöse und unseriöse Ideen aller Art. 23 Jahre nach 1990 ist schon fast alles wegsaniert, was in kohleofengrau aus sozialistischen Zeiten am Wegesrand stand. Das Projekt Modelleisenbahnplatte hat Prominente angelockt, die großen Claims sind verteilt. Mittlerweile erschließt man sich die letzten Brachen und auch die “hoffnungslosen Fälle”, Gebäude und Gelände, an die man sich aus diversen Gründen lange nicht rangetraut hat, werden ins Auge gefasst.
Das Kind ist erst fünf, den Schornstein und den wilden Parkplatz auf dem Hinterhof hat es aber schon ins Herz geschlossen Dieser wird allerdings in spätestens zwei Jahren einer Ansammlung von 14 Townhouses und 36 Stadtwohnungen gewichen sein (Die Zahlen sind leider keine Übertreibung, lustig ist, dass den 14 Townhouses im Prospekt sogar jeweils ein eigener Garten angedichtet wird. Interessant, was man so als Garten definieren kann)
Ich fange deswegen mal an, damit das Kind irgendwann einmal ein Bild vor Augen hat, wie es aussah, als es klein war, ein paar Gegenden, die kurz vor der urbanen Erschließung stehen, zu sammeln. Nicht als ambitioniertes Fotoprojekt, eher als Schnappschusssammlung um die eigene Erinnerung zu erhalten. Man fotografiert ja sonst nur Menschen, besondere Situationen und selten den einen umgebenden Alltag.
Eigentlich sollte diese Serie ja mit dem letzten Bundesligaspieltag enden, der große Höhepunkt, ein würdiges Finale, etc. sein. Ein Finale folgt bekanntlich diese Woche noch. Insofern (und aufgrund der seit Anfang April dezent abnehmenden Spannung) war ich vor dem 34. Spieltag jetzt nicht so fokussiert. (Fokussiert ist nebenbei eines der putzigsten Fußballmodeworte überhaupt. Der Duden spricht von “sein Objektiv, seine Interessen auf ein Ziel fokussieren”, nur hilft ein Interesse ja selten beim Bewältigen einer sportlichen Aufgabe, eigentlich meinen die Kollegen ja meistens konzentriert, aber es klingt einfach schön)
Die erste halbe Stunde des letzten Spieltags sah ich in der Konferenz und sie bestand amüsanterweise hauptsächlich aus Zwischenrufen (Tor aus Mönchengladbach). Dann packte ich Sachen, denn wahrhaft unfokussiert (nein, das stimmt nicht, aber es klingt so schön) hatte ich den Start ins Landfluchtwochenende auf 17 Uhr gelegt.
Meine persönliche Schlusskonferenz überhöhte das Drama dann noch einmal. Im Stenogramm.
Ehrlich, ich freue mich, dass Hoffenheim in der Relegation die Chance bekommt die Klasse zu halten. Und wünsche denen sogar den Sieg über Kaiserslautern (von wegen das ganze Land drückt den Roten Teufeln die Daumen) Und: Ich fand den Schiedsrichter arschcool. Warum, ist sehr gut in der aktuellen Folge von Collinas Erben nachzuhören. Kritikwürdig hingegen fand ich Klopps Gegeifer nach Spielschluss, vielleicht hat er sich diese Attitüde von Mourinho abgeschaut: Möglichst viel Schaum fabrizieren um den Fokus weg von seiner Mannschaft zu richten, damit die vor dem Endspiel am Samstag in Ruhe Grätschen im eigenen Strafraum üben kann. Es scheint ja auch so, dass das funktioniert. Allein, souverän oder gar cool finde ich es nicht.
Hach, alle Spiele Samstag um 15:30 Uhr. Das ist großartig. Noch dazu, wenn es eigentlich um nichts mehr geht – das ist natürlich nicht großartig, zwei Spieltage vor Schluss, allerdings, wenn es nun einmal so sein soll, ist es doch besser, das Geschehen verteilt sich nicht über drei Tage. So konnte ich ganz entspannt Spargel schälen, kochen und dabei im Radio das komplette Bundesliga-Geschehen verfolgen. Ein bisschen tut es mir um die Hoffenheimer leid, ich hatte sie in der letzten Halbserie liebgewonnen. (Und mir ist dieses Traditionsgerede zuwider. Ich hab lieber Hoffenheim in der Bundesliga als Pappnasen wie den FC Kaiserslautern. Soll doch Hopp die Kohle versenken, besser als wenn Kurt Beck das mit nicht eigenem Geld macht. Und ja, ich würde mir auch wünschen, dass RB Leipzig irgendwann in der Bundesliga spielt. Ich würde da sogar eher hinfahren als zur Hertha, bäh!)
Im Bewegtbild habe ich mir danach nur noch die Tore von Mainz gegen Gladbach angeschaut, die drei Tore von Herrn Hrgota wollte ich schon sehen, las sich das doch durchaus gewagt, was der Knabe bei seinem Elfmeter fabrizierte. (In echt fand ich es dann nicht so spektakulär)
Ansonsten: 100. Folge der Big Show auf Sportradio360.de. Hach, schön, dass es so etwas gibt. Und mein persönliches Weiterbildungsprojekt “Ace Race“, unsere responsive Discgolf-Scoreboard und Statistik Webseite habe ich auch fertig.
Ich kann dann also, rechtzeitig zum Beginn der Sommerpause überschüssige Webentwicklungs-Energie wieder in die Weiterentwicklung des hauseigenen Managerspiels stecken. Schönes Wetter, schöne Aussichten, schönes Wochenende.
In dem allgemeinen Champions-League-Wahnsinn bin ich ein wenig mit den Wochen durcheinander gekommen. Außerdem ist die Bundesliga auch wirklich nicht mehr spannend, das Wetter wird besser, es gibt so viel zu tun. Dem Spaß am Fußball tat es auch gut, sich außer den Spielen im Halbfinale nicht viel anzuschauen. Hoenessgötzejedermusswasdazu sagen kann einem ganz schön auf die Nerven gehen.
Es war allerdings großer Sport und das fand ich wiederum gut. Ebenfalls gut – und ein Lehrbeispiel für diverse Führungskräfte – war Klopps Krisen-PR. (Wobei die Frage, ob das wirklich eine Krise ist, wenn ein Angestellter den Arbeitgeber wechselt mal dahingestellt sei. Nein, keine Floskeln von “So ist das Geschäft”. Aber der Druck, von dem da gesprochen wird, ist mir doch zu künstlich. Was war denn der Worst-Case nach dem überraschenden Bekanntwerden eines Transfers im Sommer? Götze spielt schlecht und das Publikum pfeift ihn aus. Das hätte genauso passieren können, wenn er den Wechseln drei Tage später bekannt gegeben hätte. Nagut, dann hätte man “anders” gepfiffen. Aber Klopp hat es geschafft, die Energie, die plötzlich in der Nummer lag gut für die eigenen Zwecke zu nutzen, Respekt.)
Die Bundesliga trödelt auf jeden Fall ins Ziel. Die wichtigsten Plätze sind vergeben, um die noch offenen Plätze gibt es ein Schneckenrennen, sodass man wirklich nicht weiß, wem man da – rein sportlich – Erfolge wünschen sollte. Düsseldorf? Die nicht mehr gewinnen können? Hamburg, die sich selbst fragen, warum sie da oben stehen? Was gibt es also für Gründe, die letzten beiden Spieltage zu verfolgen? Wahrscheinlich keine. Vielleicht schaue ich mir aber trotzdem ein paar Spiele an. Kommt aufs Wetter an.
#Freitag
Freiburg marschiert und marschiert. Und während ich das eine Woche später schreibe, haben sie mittlerweile zwei Niederlagen gegen Stuttgart kassiert. [Beliebige Phrase zur Schnelllebigkeit des Fußballs einfügen]
#Samstag
Das Masters nimmt mich gefangen. Ja, Golf, aber ich bin anfällig für so etwas. Eine Tonne Tradition, gepflegter Rasen, eine coole Webseite mit Highlight Videos. Stylishe Regenschirme und so weiter. Bayern und Dortmund zerlegen im Gleichschritt egale Gegner. Ich nehme es amüsiert zur Kenntnis. Weniger amüsiert nehme ich zur Kenntnis, dass eine Erkältung mein Schlafbedürfnis auf ca. 18 Stunden am Tag hochschraubt. Da bleibt nicht mehr viel Zeit übrig.
#Sonntag
Ach Bernhard, schade, ich hätte ihm ein Top-10 Ergebnis beim Masters sehr gegönnt. Als ich schlafen ging, hatte der alte Mann immerhin drei Birdies an den ersten vier Löchern gespielt. Als ich dann morgens aufstand war er doch noch deutlich zurückgefallen. Aber auch so war das eine ziemlich gute Vorstellung in Augusta. Das Masters ist übrigens ein Ereignis, für das ich einmal im Jahr durchaus Geld ausgeben würde, um mir das in epischer Breite auf irgendeinem internetfähigem Gerät legal anzuschauen. Nur, so ein Angebot gab es leider nicht.
#Die Woche
Die Ergebnisse der Bayern – diesmal 6:1 im DFB-Pokal – sind in etwa so surreal wie meine Erkältung ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo das Thermometer erstmalig dieses Jahr an die 20 Grad kletterte. Aber unterhaltsam. Im Gegensatz zu der Erkältung.
#Freitag
Inspiriert von dem schicken Leaderboard des Masters habe ich uns eine kleine Webapp gebastelt, die uns beim Discgolf-Spielen amüsieren soll. Dazu zu einem späterem Zeitpunkt mehr. Auf jeden Fall haben wir das Ding mit mehreren Runden ausgiebig getestet.
#Samstag
Bayern wieder 6:1. Erwähnte ich schon, dass das alles irgendwie surreal ist? Abends stand ein schönes Konzert in Berlin auf dem Plan. Auf dem Weg dahin wollte ich in der S-Bahn gemütlich im Internetradio die Bundesligaschlusskonferenz hören. Allerdings gibt es dieses Internet zwar in der Theorie mobil, in der Praxis allerdings weder zwischen Potsdam-Griebnitzsee und Wannsee noch zwischen Nikolassee und Grunewald. Also ca. 25 von 40 Minuten Fahrt nicht wirklich – zumindest nicht um damit Radio zu hören. Die Tore haben wir uns dann in der Sportschau angeschaut. Nach dem Konzert walzte uns fast eine Menschenmenge nieder, die aus der O2-World geströmt kam. Dem Ort an dem die Eisbären am Sonntag die Meisterschaft klar machen wollten. Es waren allerdings keine Sportfans sondern die Besucher des Roland-Kaiser-Konzerts. Fluch der Multifunktionsarenen.
#Sonntag
Die Eisbären gewinnen dann tatsächlich den Titel. Und die Übertragung von Servus TV gefällt mir ziemlich gut. Und ich kann sie auch ganz problemlos und in ziemlich guter Qualität im Internet anschauen. Um die Causa Hoeneß habe ich einen großen Bogen gemacht. Spätestens ab dem Moment als Günther Jauch sein Thema änderte und meinte das in epischer Breite besprechen zu müssen. Und ich werde das auch noch so lange tun, bis da überhaupt etwas vorhanden ist, um sich eine Meinung zu bilden.
#Freitag
Antizkylisch entwickle ich langsam Sympathien für die TSG Hoffenheim. Oder ist es Mitleid? Oder liegt es daran, dass ich Salihovic auch nächstes Jahr gerne in meinem Managerteam hätte und nur ungern ablösefrei, wie im Falle eines Abstiegs, ziehen lassen würde. Ich habe mich immerhin ein wenig über den 3:0 Sieg der Typen gegen Düsseldorf gefreut.
#Samstag
So intensiv wie gedacht, widmete ich mich dann doch nicht dem Bundesligageschehen. Metaphorisch mit einem Auge, quasi, was ja in echt nicht geht. Die Gelegenheit zum Mittagsschlaf war einfach zu verlockend, und wenn das Zeitfenster dann genau zwischen 16 und 17 Uhr liegt, kann man da nichts machen. Und danach wollte ich ganz unsportlich aber högschd motiviert und musikalisch das neue Native Komplete ausprobieren. Ich habe aber zum Sportstudio mal kurz die Kopfhörer abgenommen. Die Interviews mit Schweinsteiger und Müller haben mich erfreut, ebenso das Tor mit der Hacke. Matthias Sammer fand ich komisch, ebenso komisch aber all die Reaktionen, die sich über die Art der Feierlichkeiten der Münchener beschweretn. Sportmedientheoretisch ein wunderbarer Beleg für zwei Dinge. 1.) Wie sehr Sport in seiner Ausprägung als Profi- und TV-Sport ein Bestandteil der Unterhaltungsindustrie ist. Ginge es um den rein sportlichen Wettkampf, würde sich der geneigte Konsument und Fan egal welcher Mannschaft nicht mit Argusaugen auf die Darbietung der Sportler nach dem Erreichen eines sportlichen Zieles stürzen. Da gibt es scheinbar gewisse Erwartungshaltungen (X-Millionen Menschen in der Stadt, Y-Promille, Z-Sonnenbrillen aufgrund dicker Augenringe), die, wenn man ehrlich ist, eher an Vertreter der Popkultur bei ihren Auftritten, niemals aber an sich selbst, wenn man sich mal über etwas schönes freut, anlegt. 2.) Es wird wirklich fast jedes Argument an den Haaren herbeigezogen, wenn man einen Verein gut oder doof findet, um das total wichtig und “fundiert” zu begründen. So gesehen auch wieder am Dienstag abend nach dem diskussionswürdigen (wertfrei) Erfolg der Dortmunder gegen Malaga.
#Sonntag
Sonntagsspiele? Blabla. Der Frühling war endlich da, ab in den Park und Scheiben schmeißen. Nichts gegen Nürnberg, Mainz, Hannover oder Stuttgart, aber es war jetzt so lange Winter.
Meine Forderungen sind, dass man jetzt sehen muss, wer für den Verein Gras frisst und wer nicht.
Wer kein Gras essen möchte, wird laut Thorsten Fink im Sommer nicht mehr mitgenommen. 1.) Was sagt der geneigte Arbeitsrechtler dazu? 2.) Wie viel Kilo Gras dürfen es denn sein? 3.) Hat man auch als externer Bewerber eine Chance durch Gras essen einen Vertrag für die neue Saison zu bekommen?
#Samstag
Länderspieldoubleheader, Ostseeurlaub, Tanzverbot an Karfreitag – Bis Samstag war Ruhe mit Bundesligafußball. Pünktlich nach der Rückkehr von der nicht ganz so in Mitleidenschaft wie 1978/79 gezogenen aber doch ungewöhnlich weißen Insel Rügen, startete der 27. Spieltag am Samstag um 15:30 Uhr mit gleich sechs Spielen. Für Managerteamaufsteller immer praktisch, kann man doch mit der Realität abgleichen, ob die Recken, denn nicht noch kurzfristig ein Aua ereilte. Außerdem [Konjunktiv] Bayern frühester Meister aller Zeiten, weil schon im März, auch egal.
Wir waren ebenfalls gegen halb 4 zurück, luden 8 Tonnen Wintersachen aus dem Auto und das Kind und ich starteten den parallelen Medienkonsum. Der Zauberer der Smaragdenstadt als Hörbuch gewann dabei den Kampf um das Wohnzimmer, die ARD Bundesligakonferenz flüchtete in kleine weiße Telefonkopfhörer. Nach dem Abendessen verscheuchte (man beachte das liebevolle Wortspiel) das Topsupipremiumabendspiel als Stream dann wiederum das Kinderprogramm des Kika aus dem Wohnzimmer, verzichtete allerdings erwachsen auf Ton. Ich dachte, ich schaue mit dem Kind Wickie und immer mal wieder nach, ob die Bayern ähnlich souverän sind, wie im Hinspiel (An dieses 0:3 habe ich aus anderen Gründen sehr positive Erinnerungen. Das war im November, wir saßen in Reykjavik in einer netten, kleinen Ferienwohnung und schauten das Spiel, brachen dann später zu großartigen Konzerten auf und hatten nicht nur wegen Müllers Tor eine tolle Zeit.) Ich besuchte also immer mal den Stream, stellte fest, dass quasi im Minutentakt Tore fielen und freute mich (ehrlich) Claudio Pizarro mal wieder spielen zu sehen. Die schönsten Tore bekam ich nicht einmal mit. Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten wollte dann vorgelesen werden.
#Sonntag
Etwas ausgehungert nach Fußball stromerte ich am Sonntag durch das Internet. Podcasts hören, Artikel lesen, noch einmal alle Tore von Pizarro anschauen. Die Sky-Mediathek finde ich grundsätzlich sehr schön. Eigentlich gibt es da so eine Beschränkung, dass man die Zusammenfassungen der Spiele als Nicht-Abonnent erst Montag sehen darf, manchmal klappt das aber trotzdem. (Ich hab nichts gemacht, ich schwöre) Schön ist auch, dass die Videos, sofern verfügbar, auch mobil abrufbar sind, ich konnte mir also heute morgen in der Badewanne die Zusammenfassungen der Champions-League-Partien anschauen. Das alles hat bei mir auch nicht den viel befürchteten Effekt, dass ich erwarte, grundsätzlich alles im Internet müsse umsonst sein muss. Vielmehr wäre ich durch so ein gut gemachtes Angebot eher dazu bereit, auch einmal Geld für eine Übertragung des Senders auszugeben. Abends schaute ich mir dann noch den “Hangout” des Sportstudios an. Inhaltlich eine sehr schöne Idee mit angenehmen Gästen. Hangout ist allerdings ein dermaßen schlimmes Wort, dass ich es kaum ertrage. Außerdem ist es mittlerweile mit Wackelbildern wie zu Zeiten der Mondlandung assoziiert. Es knackt und knirscht in Bild und Ton, dass es eine wahre Freude ist. Das kann man natürlich als Authentizität verkaufen, geht mir aber wie schlechte Tonqualität bei Podcasts irgendwann tierisch auf die Nerven. Ist die Technologie wirklich noch nicht so weit, halbwegs störungsfreie Videochats aufzuzeichnen und ins Netz zu stellen? Benutzen alle Google-Plus, weil es halt da und umsonst ist? Naja.
Es war jedenfalls eine schöne Osterwoche und ein schönes Sportwochenende. Gut erholt und jetzt wieder bestens informiert freue ich mich auf die letzten Wochen der Saison. (Fahrt ruhig mal im Winter an die Ostsee, ist schön)
Ein Wochenende eher der Vorfreude auf kommende Ereignisse als des tatsächlichen Genusses der Gegenwart (rein sportlich gesehen). Im Mai werden wir die Discgolf-Anlagen in Niedersachsen erkunden, vielleicht mal im Stadion von Wolfsburg vorbeischauen. Das über unsäglich lange Zeit gestreckte Achtelfinale der Champions-League ist vorbei, die Viertelfinalpaarungen klingen vielversprechend.
Ganz aus der Ferne vernahm ich dieses Wochenende einen erstaunlichen Wandel beim Bild der Vereine in der öffentlichen Wahrnehmung. Waren die Bayern nach den (mittlerweile 9) Siegen in Folge in der Rückrunde total toll und Barcelona vor dem Ende einer Ära, drehte sich die ganze Geschichte nach den Rückspielen der Champions-League eine Runde um Kreis. Die Siege der Bayern in der Bundesliga waren glücklich, das 0:2 gegen Arsenal peinlich, etc. pp. Selbst das 2:1 in Leverkusen war – da nicht mit mindestens 7 Toren Unterschied – unspektakulär, außerdem gab es ja schon wieder ein Gegentor. Pfui. Da es sportlich ja nicht läuft, wird auch jeder Atmer von Hoenessfeldniggebauer zur großen Schlagzeile. “Krise”, “Zoff”, “Drama”. Es klingt, als müsse Bruce Willis persönlich erscheinen, um die Welt zu retten. Alles wie immer also. Selbiges in klein ist auch beim FC Schalke zu beobachten. Vor Wochenfrist noch “Derbysieger, “stabilisiert”, “in Reichweite der Champions-League-Qualifikation” ist nach dem Aus gegen Istanbul und der Klatsche in Nürnberg wieder alles einschließlich Jens Keller bäh. Es scheint, als ob im modernen Profisport die Begründungen für Leistungen mittlerweile nur in den extremen Randbereichen von Faktoren für Leistungsfähigeit zu suchen sind. Eine Aussage wie “Heute ist Kleinigkeit a) und b) schief gelaufen, darauf folgte c) (ein Gegentor) wir haben dann d) probiert, das ging aber nicht und schwupps war das Spiel vorbei. Hat also heute nicht geklappt”. Wenn man verliert, muss mindestens irgendetwas mit der Einstellung nicht stimmen, der Trainer hat keinen Plan, irgendwelche Kicker müssen totale Vollpfosten sein.
Manchmal finde ich diese Spielchen unterhaltsam und zumindest medientheoretisch interessant. Im Moment nicht, es langweilt mich. Gar nicht langweilig war dagegen der Fehlpass-Podcast. Sympathische und coole Menschen unterhalten sich über die Bayern und Fußball. Und diese ungezwungene Ironie, der lässige Humor ist so viel wohltuender und damit unterhaltsamer, als das “Hauptprogramm”, das mich dieses Wochenende nicht wirklich fesseln konnte.