Vor ziemlich genau fünf Jahren habe ich meine Diplomarbeit zum Thema “Die Inszenierung der Tour de France im deutschen Fernsehen” abgegeben und mich mit Einwurf derselben in den Nachtbriefkasten exmatrikuliert. Ganz harmlos stand da drin:
Die Echtheit der erbrachten Leistungen dient […] als Basis für alle Inszenierungen. Gerade deshalb ist das Doping, das dieses Natürlichkeitsversprechen des Sports bricht, der große Feind. Chancengleichheit der Aktiven wäre schließlich auch gegeben, wenn alle Athleten ihre Leistungen durch Hilfen der Pharmaindustrie steigern würden.
Das hat die diversen Protagonisten natürlich nicht die Bohne interessiert, weswegen mich die die Tour heute kaum noch vor den Fernseher lockt. Weil aber um mich herum in den letzten Wochen so viele Abschlussarbeiten fertig gestellt wurden , mich die Beschäftigung mit meiner damaligen Arbeit wieder ein wenig reizt und weil komplett am medialen Interesse vorbei veröffentlichen auch Spaß macht, copy und paste ich die Arbeit in der fuballlosen Zeiten jetzt in kleinen Häppchen hier rein. Sommerloch-Content auf pseudowissenschaftlichen Niveau. Wenn alles fertig ist, verlinke ich das Inhaltsverzeichnis und beim nächsten Radsport-Hype kann entweder ich sagen “Wusste ich schon immer” oder alle anderen sagen “Was hat der denn für einen Scheiß geschrieben”
Heute Einleitung und Inhaltsverzeichnis.
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Jedes Jahr im Juli rollen 200 Radfahrer 4.000 Kilometer durch Frankreich und begeistern 15 Millionen Zuschauer an der Strecke und ein weltweites Fernsehpublikum. Diese Diplomarbeit soll die Frage klären, warum dies so ist. Denn eigentlich gibt es doch nichts Langweiligeres, als Menschen beim stundenlangen Radfahren durch die zugegeben schöne, französiche Landschaft zuzusehen. Es muss also Mechanismen geben, die von den Fernsehsendern angewandt werden, um uns Zuschauer vor den Bildschirmen zu fesseln.
Der erste Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte der Sportübertragungen in Deutschland und der allgemeinen Inszenierung und Dramatisierung von Sportveranstaltungen im Fernsehen. Mit diesen Erkenntnissen wird dann im zweiten Teil die Tour de France und ihre mediale Aufbereitung genauer unter die Lupe genommen.
Bei einer intensiven Beschäftigung mit der ganz eigentümlichen Welt des Sports in den Medien, stellt man sehr schnell fest, dass eine gewisse ironische Distanz sehr hilfreich ist. Einerseits um sich zu vergegenwärtigen, dass Sport, obwohl es im Fernsehen manchmal nicht so aussieht, wirklich nur eine Nebensache ist. Andererseits macht das auch einfach mehr Spaß. Zur Einstimmung sei deshalb eine Internetseite empfohlen. Unter www.ruhr-uni-bochum.de/kanal-168/pro/spiel/guerini.htm haben Ralf Adelmann und Markus Stauff das Protokoll und die Tonspur des legendären Sieges von Guiseppe Guerini 1999 auf der Tour-Etappe nach L‘Alpe d‘Huez ins Internet gestellt (Link geht nicht mehr: Bei Youtube findet man den Eurosport-Ausschnitt). Nach dem Genuss dieser Kommentatorensequenz dürfte klar sein, warum Sportfernsehen ein Genuss sein kann.
INHALTSVERZEICHNIS
1. SPORT IM DEUTSCHEN FERNSEHEN
1.1 Sport im deutschen Fernsehen
1.2 Sendeformen
1.3 Sportarten
1.4 Sport ist wichtig
2. INSZENIERUNG UND DRAMATISIERUNG VON SPORT IM TV
2.1 Die Sinnlosigkeit von Sportwettkämpfen
2.2 Anfänge der Inszenierung
2.3 Die Bildebene
2.4 Die Tonebene und der Kommentar
2.5 Statistiken
2.6 Rahmenprogramm der Inszenierung
2.7 Fankultur als Teil der Inszenierung
2.8 Erotik des Fernsehsportes
2.9 Eingriff des Fernsehens in die Sportwelt
2.10 Zusammenfassung und Ausblick
3. DIE TOUR DE FRANCE – STANDARDS
3.1 Die Geschichte der Tour de France
3.2 Die große Schleife 2003
3.3 Der Star ist die Mannschaft
4. DIE TOUR DE FRANCE IN DEN MEDIEN
4.1 Schon immer ein Medienereignis
4.2 Die Tour im TV
4.3 Teamtaktik und Fernsehpräsenz
4.4 Die Tour de France im deutschen TV
4.5 Die Philosophien der deutschen Tour Sender
4.6 Die Teams der Sender
5. DIE AUFBEREITUNG DER TOUR DE FRANCE IM FERNSEHEN
5.1 Der Jan Ullrich-Faktor
5.2 Sportimmanente Faktoren
5.3 Kommentar
5.4 Grafiken und Statistiken
5.5 Interaktivität
5.6 Rahmenprogramm
5.7 Unverhofft kommt oft
5.8 Unterschiede zwischen den Sendern
6. HERZINFARKT ODER GROBE LANGEWEILE
6.1 Kriterien zur Spannungsmessung
6.2 Die drei Akte des Dramas
6.3 Eine Etappe im Detail
7 SPONSORING UND DIE TOUR DE FRANCE
8 FAZIT
8.1 Die Tour de France im Vergleich
8.2 Ausblick und Potentiale
8.3 Schluss
Ein Kommentar
One Response to “Antizyklisches zum Sommer: Die Inszenierung der Tour der France im deutschen Fernsehen”
Also auf 1.4, 2.1 und 2.8 freue ich mich jetzt schon.
(“Sport ist wichtig” vs. “Die Sinnlosigkeit von Sportwettkämpfen” und dann noch “Erotik des Fernsehsportes”, klingt gut)