Kleinigkeiten am Sonntag

Woran merkt man, dass Hertha BSC diese Saison wirklich Meister werden kann? Die Mannschaft wird mittlerweile beim Konsolenfußball zumindest halb freiwillig ausgewählt.

Wenn Uli Hoeness das meiner Freundin, die sich schon über ausführliche Sportberichterstattung in der Tagesschau wundert, ins Gesicht sagen würde, würde sie ihm eine knallen.

Ein 3-Monats-Kicker-Abonnement (Danke, Geschwister) ist eine hervorragende Badewannenlektüre wenn man Urlaub hat. Warum die das Ding aber erst so gegen Mittag ausliefern, erschließt sich mir nicht. Wenn ich arbeiten gehe, kann ich die Zeitschrift so gegen 17 Uhr aus dem Briefkasten holen. Bis dahin habe ich das Internet in Bezug auf den Spieltag sowieso leer gelesen.

Und jetzt ab zur Frisbee-WM.


Mein Kind, der moderne 6er

Mein Kind ist jetzt ein Jahr alt und entwickelt sich unter taktischen Aspekten mehr als zufriedenstellend. Zeigte es im ersten Lebensjahr noch Anzeichen von gewissem Phlegma und Lustlosigkeit – nicht ungewöhnlich in so einem frühen Stadium der Entwicklung, da spielen halt noch andere Dinge außer Fußball eine Rolle – kann ich nun voller Stolz sagen, dass ich denke, dass hier eine Idealbesetzung für die wichtige Position des 6ers heranwächst.

Das junge Talent hat schon jetzt die besonderen Erfordernisse dieser Position erkannt und trainiert fleißig. Bedingunglos wird alles umgeräumt was sich ihm in den Weg stellt. Dabei schreckt das Kind auch vor vermeintlich übermächtigen Gegnern nicht zurück und kann somit seine doch noch ausbaufähige körperliche Statur mühelos ausgleichen. Der modernen Trainingslehre entsprechend üben wir auch nicht nur mit dem Ball sondern mit allerhand für die Luft- und Raumfahrttechnik entwickelten Gegensänden. Hat es das Kind einmal geschafft in den Besitz eines dieser Objekte zu kommen, wird es unter keinen Umständen an den Gegenspieler hergegeben. Da hätte nicht einmal Mark van Bommel eine Chance. Mit großer Wucht werden Zweikämpfe geführt. Um ein Zeichen zu setzen, werden dosiert aber wirkungsvoll auch halblegale Mittel wie Haareziehen oder Kopfstöße eingesetzt.

Das Kind hat außerdem bemerkenswerte kommunikative Fähigkeiten entwickelt – kein Vergleich mehr zum Beginn des Trainings als nur ein zartes Stimmchen zu vernehmen war. Bei Bedarf wird lautstark artikuliert, Mitspieler werden angewiesen, was sie zu tun haben, Gegenspieler werden vehement eingeschüchtert. Der große Vorteil für den späteren Einsatz in multikulturellen Söldnertruppen der Bundesliga ist außerdem, dass das Kind die internationale Fußballersprache beherrscht, ausgewiesene Deutschkenntnisse sind für das Verständnis nicht erforderlich.

Wenn in der weiteren Entwicklung noch die Fähigkeiten zur Spieleröffnung gefördert werden, dabei aber die läuferische Stärke und das zerstörerische Element nicht verloren gehen, kann das Kind durchaus eine wichtige Rolle bei der Neugestaltung der Position des 6ers spielen. Noch dazu, weil es noch hungrig auf Erfolge ist und man ihm den Spaß am Spiel ohne Blick auf das Geld ansieht. Wichtig bei dieser Entwicklung ist aber, dass eine autoritäre Hand des Trainers hier eher kontraproduktiv wird. Das Kind zeigt zwar selten Angst, braucht aber natürlich viel Zustimmung und gewisse Freiheiten bei der Wahl des jeweiligen Trainingsprogrammes. Auch die Wettkampfhärte muss natürlich noch erworben werden. Dazu braucht es einfach viele Spiele. Nach den Trainingsleistungen sehe ich aber den ersten Einsätzen in den regionalen Meisterschaften sehr freudig entgegen.


Tausendprozentig

Klinsmann ist sich “Tausendprozentig sicher, dass Ribery bei uns bleibt.” Das ist schön für ihn. Aber – auch wenn der Duden diesen Begriff mittlerweile kennt – eine mathematische Geschmacklosigkeit bleibt diese Äußerung trotzdem. Genauso wie die üblichen Floskeln vom 110prozentigem Einsatz oder dass alle heute 120% gegeben haben. Wie der mittelmäßig mathematisch Interessierte weiß, ist X größer als 100 von 100 nicht möglich. Auch wurde die Prozentrechnung nicht für das Verbraten in fußballerischen Sekundenstatements erfunden. Gottseidank werden Ergebnisse nicht in dieser Form gemessen. Kaum ein Bundesliagtrainer außer Oberschlaumeier Rangnick könnte die Tabelle richtig deuten. “Tausendprozentige Sicherheit, dass Ribery bleibt” ist übrigens das Selbe wie Zehntausendpromillige Wahrscheinlichkeit. Also ausgemachter Schwachsinn. Wohingegen Ralf Rangnick unbesorgt im nächsten Aktuellen Sportstudio das aggresive Vorgehen der Hoffenheimer mit tausendpromilligem Einsatz und Identifikation mit der Region erklären könnte. Ein wenig mehr Sorgfalt wünsche ich mir da schon, von wegen Vorbildfunktion und so. Allein, ich habe wenig Hoffnung und sehe vor meinem geistigen Auge schon die Kicker Schlagzeile: “Tausendprozentiger Einsatz im 6-Punkte-SpielAuswärtstore zählen heute doppelt.”


Peter Neururer – 9 Spiele ohne Niederlage

Wer hätte das schon gedacht? Als Peter Neururer am Tage seines Amtsantritts beim Tabellenelften MSV Duisburg großspurig ankündigte “der Klub und ich gehören ins Oberhaus”, da musste ich lachen.

Seit Neururers Amtsantritt Mitte November verlor der MSV kein Zweitligaspiel, holte 5 mal 3 Punkte und spielte 4 mal Remis (=19 Punkte). Respekt! Nur noch 4 Punkte trennen den MSV vom dritten Platz, damals waren es 9.

Peter – der neue JÜRGEN?

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Doping-Mashup

Man vergleiche die Wirkung:

Franck Ribery im Visier der Doping-Fahnder

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt auf Antrag der DFB-Anti-Doping-Kommission gegen den Superstar des FC Bayern München im Zusammenhang mit seinem Verhalten bei den unangemeldeten Doping-Kontrollen nach der 1:2 Niederlage gegen Hertha BSC. Ribery war nicht sofort nach Spielende im Kontrollraum erschienen, sondern nahm noch einen Termin seines Sponsors Nike im Innenraum war. […]

DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch: […] “Der Fall ähnelt auf den ersten Blick dem Sachverhalt des Verfahrens gegen die italienischen Spieler Daniele Mannini und Davide Possanzini vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, der die beiden am 29. Januar 2009 zu einer einjährigen Sperre verurteilte.

Jancic und Vasiljevic drohen lange Sperren

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt auf Antrag der DFB-Anti-Doping-Kommission gegen Zlatko Jancic (Armina Bielefeld) und Dusan Vasiljevic (Energie Cottbus) im Zusammenhang mit deren Verhalten bei den unangemeldeten Doping-Kontrollen nach dem Bundesliga-Spiel am 28. Oktober 2008 in Bielefeld (1:1). […] Beide Spieler waren nach Spielende gemeinsam zu angereisten Freunden auf die Tribüne gelaufen anstatt umgehend ihre Doping-Probe abzugeben. Eine Sperre von einem Jahr gilt als wahrscheinlich.

DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch: […] “Der Fall ähnelt auf den ersten Blick dem Sachverhalt des Verfahrens gegen die italienischen Spieler Daniele Mannini und Davide Possanzini vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, der die beiden am 29. Januar 2009 zu einer einjährigen Sperre verurteilte.

Ermittlungen gegen zwei Hoffenheimer Spieler wegen Verdacht des Verstoßes gegen Anti-Doping-Richtlinien

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt auf Antrag der DFB-Anti-Doping-Kommission gegen die beiden Hoffenheimer Spieler Andreas Ibertsberger und Christoph Janker im Zusammenhang mit deren Verhalten bei den unangemeldeten Doping-Kontrollen nach dem Bundesliga-Spiel am 7. Februar 2009 in Mönchengladbach (1:1). […]

DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch: […] “Der Fall ähnelt auf den ersten Blick dem Sachverhalt des Verfahrens gegen die italienischen Spieler Daniele Mannini und Davide Possanzini vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, der die beiden am 29. Januar 2009 zu einer einjährigen Sperre verurteilte.

In der aufgeregten Diskussion um die Unregelmäßigkeiten bei der Abgabe der Doping-Probe der beiden Hoffenheimer Spieler merkt man, dass hier ein mittleres Kaliber getroffen wurde. Der Wind in der öffentlichen Wahrnehmung zwischen “Kinderkram. Gladback soll sich schämen” und “Regeln sind Regeln” dreht sich noch und hat sich nicht endgültig entschieden. Wäre Ribery im Fokus, wären die Rufe nach “istdochnichtsoschlimm” lauter, wären Cottbuser oder Bielefelder von der Sperre bedroht, würde dies kaum ein Thema in der öffentlichen Diskussion sein.

Um Anti-Doping-Richtlinien aber nur ansatzweise durchzusetzen, müssen diese unabhängig von Namen, Status und gefühlter Unwichtigkeit einer 10-minütigen Mannschaftssitzung beim Kampf gegen Doping durchgezogen werden. Ob das 1 Jahr Sperre oder Punktverlust sein muss, sei dahingestellt. Aber eine läppische Geldstrafe oder ein juristischer Winkelzug wäre fatal.


Hopp jetzt auch beim Kicker aktiv?

Was für milde Noten für das 1:4 Debakel der Hoffenheimer:

Hildebrand (4,5) – Beck (4), Jaissle (3,5), P. Nilsson (5,5), Ibertsberger (5) – Luiz Gustavo (3,5) – Weis (5), Salihovic (4) – Carlos Eduardo (3,5) – Sanogo (4,5), Ba (3,5)

Zum Vergleich die Noten des FC Bayern beim 2:5 gegen Werder Bremen:

Rensing (6) – Lucio (6), Demichelis (6), van Buyten (5) – Lell (5), van Bommel (6), Lahm (5) – Schweinsteiger (5), Zé Roberto (4,5) – Podolski (5), Toni (6)

Verwunderlich, schon irgendwie.


Der 20. Spieltag

Die Bundesliga ist spannend. Am Ende wird noch Hertha Meister. Ogottogottogott.


Stalker für Sportler?

Sicher, eine nette Aktion, dieser Aktionstag für die Deutsche Sporthilfe. Auch wenn die Pressemitteilung vor eigenem Großmut und Gutmenschentum fast explodiert. (Nur so zur Einordnung: Die Telekom verzichtet auf Werbung auf Trikotärmeln, die sowieso keiner bemerkt hatte und spendet 30.000 Euro. Die Bundesliga lässt sich Bälle auf Feld tragen und von den Fans Trikots von Spielern kaufen. Wenn man das Ernst meint mit der gesellschaftlichen Verantwortung, könnte man sich da als DFL ganz anders engagieren.)

Was aber gar nicht geht, ist Felix Magath als Testimonial. Schon bei der Schacholympiade war das an der Grenze zum Fremdschämen. Diese ist jetzt überschritten. Lena Schöneborn flüchtet zurecht vor dem Stalker an der Seitenlinie, der so tut, als ob er mit Schal und Krawatte und Büsness-Schuhen voll alleine dafür verantwortlich ist/war, dass die Dame in Peking überraschend Gold gewann. Es gäbe so schöne Ideen, diese Kampagne umzusetzen und den Kontrast sehr prominenter Fußballer und sehr unbekannter, aber erfolgreicher Spitzensportler zu inszenieren, aber nein, es wird wieder die 08/15 Variante gewählt.

“Ich drücke Dir die Daumen eh’ Wie hießt Du nochmal? Scheiße. Egal. Morgen ist Bundesliga.” Schade.


Die Zeit

Als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Mittwochabend in Düsseldorf gegen Norwegen spielte, saß Deutschlands `vergessener Sohn´ Steffen Hofmann wehmütig in Wien.

Schwierig das mit der Zeit. 11 Freunde gefangen in der “Timed-Publish”-Maschine. Ich dachte kurz, jetzt bin ich wirklich alt, oder jung, oder was auch immer. Für das Protokoll: wir haben gerade Mittwochnachmittag.


Die Weisheit des Alters

Ist es ein untrügliches Zeichen für das Älterwerden, dass man heutzutage die Frisuren der jüngeren Spieler (Latza, Özil, etc.) fürchterlicher findet, als in den 90ern die Frisuren der damals älteren Spieler (Völler, Brehme, etc.)?

Ein untrügliches Zeichen, dass man sich – wenn auch langsam, solange Michael Tarnat noch mitspielt – unweigerlich dem Zeitpunkt nähert, an dem KEIN Spieler der Bundesliga älter ist, als man selbst?

Damit man das selbst mal kurz überprüfen kann, habe ich das von Herrn Hopp neu mit Turbo-Pascal geschriebene Multimedia-Datenbankzentrum des DFB geknackt. Rechterhand kann man seinen Geburtstag eingeben und mal kurz checken, ob man so alt ist, wie man sich gerade fühlt.


Post von MV

Meine Lieblings-Spam-Mail der letzten Tage. Tja, wenn man kein Präsident mehr ist, muss man sehen wo bleibt.

Dass die Spam-Roboter sich über jahrealte Einträge hermachen… Tss.


Trainer. Du hast keine Lizenz!

Der DFB und Matthias Sammer sind sehr stolz auf ihre Trainerausbildung. Strukturiert nach A-C Trainer bis zur höchsten Weihe “Fußball-Lehrer” hat man ein hübsche Pyramide gebastelt, die das Selbstverständnis unterstreicht.

Die Zeiten, in denen der Trainer „nur“ der Übungsleiter war, sind längst vorbei. Der Trainer von heute ist Lehrer, Animateur, Vertrauensperson und Übungsleiter in einem.

Das ist sicherlich richtig. Es ist zu begüßen, dass keine Pappis mit Fahne und Bierbauch am Samstag Morgen kleine Kinder anschnauzen, weil sie insgeheim immer noch denken, dass es eine reiner Zufall ist, dass sie nicht Bundesliga-Profi oder mindestens Bundestrainer geworden sind. Eine fundierte Ausbildung ist für gute Ausbildung und den Aspekt der allgemeinen sportlichen Betätigung ohne Zwang des Berufswunsches “Profi-Kicker” unerlässlich.

Matthias Sammer meint zum Ansinnen des VfB Stuttgart, seinen Lehrer, Vertrauensperson, Übungsleiter und Animateur Markus Babbel auch in der nächsten Saison zu beschäftigen:

“Die Vereine müssen begreifen, dass diese Teamchef-Konstellation nicht mehr geht.”

Babbel ist nämlich kein Fußball-Lehrer wie Peter Neururer, Udo Lattek, Ernst Middendorp oder Lothar Matthäus. Ich, als Vater einer fußballerisch hochbegabten 11 Monate alten Tochter und Fan des Fußballprofisports muss Herrn Sammer aber an dieser Stelle widersprechen und seine Pyramide umdrehen. Ich finde es deutlich wichtiger, dass meine Tochter, falls sie beschließt ihre Karriere nicht als sagenumwobener Straßenfußballer sondern im Verein zu beginnen, einen kompetenten und geschulten Trainer bekommt – also im Zweifelsfall nicht Markus Babbel, weil der Pädagogik mit H und Pschychologie mit Ü schreibt. Sonst nimmt sie aus Frust auf einmal schon in der fünften Klasse Drogen, weil Babbel sie “mit der Erfahrung seiner 200 Länderspiele” aber ohne weiteren Plan im Linken Mittelfeld aufgeboten hat. Dann steht das Jugendamt vor der Tür, die Dinge nehmen ihren Lauf und ich stehe auch irgendwann mit 50 schlecht gelaunt auf dem Trainingsplatz und schreie kleine Kinder an, dass sie blind sind undsoweiter.

Wenn hingegen der Vorstand des mittelständischen Konzerns VfB Stuttgart beschließt, ihre hochbezahlte und durch zahlreiche Mental-Trainings geschulte Profimannschaft von einem Typen ohne ein Trainerdiplom anleiten zu lassen, ist das ganz allein ihre Baustelle. Es entstehen dem Steuerzahler keine Kosten, Babbel hat eine sinnvolle Aufgabe und der Mannschaft scheint es auch zu bekommen. Im Zweifelsfall entsteht wirtschaftlicher Verlust, das Geweine über den Absteig ist groß und Mario Gomez wechselt entnervt zum 1. FC Köln. Alles nicht so schlimm. “So ist Fußball” würde Udo Lattek sagen und auch eine Lizenz als Fußball-Lehrer schützt weder vor Entlassung noch vor beruflichen Versagen.

Trainer einer Bundesligamannschaft ist ja auch keine Beruf wie beispielsweise Arzt oder Ingenieur im Kernkraftwerk sondern eher so etwas wie Journalist. Dafür gibt es auch Ausbildungen, sicherlich nicht immer verkehrt. Aber letztendlich kann sich jeder guten Gewissens auf seiner Visitenkarte “Journalist” nennen, er muss nur jemand finden, der seine Ergüsse druckt oder sendet. Das gilt sogar für Matthias Sammer und auch Markus Babbel. Und wenn der Tagesspiegel Matthias Sammer als Chefredakteur im Ressort Sport einstellen will, würde das auch nicht am DJV scheitern. Und Babbel hat offensichtlich ja jemand gefunden, der ihn trainieren lässt. Wo ist das Problem?

Wieder einmal also so ein Fall, wo der DFB in seinem Wunsch, die Deutungshoheit über den Fußball und seine Ausübung sowie Inszenierung zu behalten, maßlos über das Ziel hinaus schießt.

Und wenn man mal der Argumentationslinie des DFB folgt, wundert es doch sehr, dass man zum Trainieren einer Frauen-Bundesliga-Mannschaft dann nur A-Trainer sein muss.


Disssiplin

Mein einziger Fehler war, dass ich nicht wusste, wie viel Wein ich trinken darf. Aber das war auch die Schuld des Kellners, denn der hat mir immer wieder Wein einfach so nachgeschenkt.

Ich persönlich habe überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn Fußballprofis in den Schlagzeilen auftauchen. Ich finde es zwar verabscheuenswert, dass Diego mit Alkohol im Blut und viel zu vielen PS unterm Hintern durch Innenstädte poltert, aber das liegt einzig an dem Umstand, dass man damit gut und gerne Unbeteiligte gefährdet. Die Bundesliga als Inszenierung eines sportlichen Wettbewerbes in den Medien hat aber durchaus die Pflicht mich nicht nur mit eindimensionalen disziplinierten Fußballer-Lego-Männchen, die immer machen, was Trainer und PR-Berater sagen, zu langweilen.

Leider gibt es in Deutschland nur die Wahl zwischen zwei Polen. Auf der einen Seite die Latteksche Man-Muss-Auch-Mal-Einen-Übern-Durst-Trinken-Rhetorik. Auf der anderen Seite die feste Überzeugung, dass nur absolute Disziplin zum Erfolg führt. Beide Varianten sind mir unsympathisch. Bei Udo Lattek und den ganzen Kumpel-Typen klingt das immer wie mir sehr fremder Bundeswehrhumor. Bei den Disziplinikern heißen Trainer gerne General oder “eisern”, was auch wieder sehr nah an Armeen dran ist.

In der weichgespülten Bundesliga-Welt kommt jetzt noch die von Profis vertretene Sicht des “Ich hab mich wie Sau benommen, bin aber sonst ganz lieb”-Sichtweise dazu. Und das ist ja wohl eine bodenlose Frechheit und das endgültige Eingeständnis, dass man alles ist, nur kein echter Star mit Allüren. Man vergleiche das mit der Popmusik und stelle sich vor Amy Winehouse sagt folgendes: “Mein einziger Fehler war, dass ich nicht wusste, wieviel Koks ich nehmen durfte. Da sind aber auch meine Fans schuld, die immer mehr Platten von mir kaufen, so dass ich soviel Geld habe, dass immer irgendwie Koks da ist.” Ihre Karriere wäre ruiniert. In der Bundesliga kommt man so aber um eine Geldstrafe rum.

Man könnte jetzt einen großen und gewagten Bogen schlagen und argumentativ darlegen, dass das genau ein Beweis dafür ist, dass Musik Kunst ist, die unter das Urheberrecht fällt und man für den Besitz von Tonträgern Geld bezahlen sollte, Fußball hingegen keine schöpferische Leistung im Sinne des Urheberrechtes darstellt und deswegen sämtlich, meiner Meinung nach überheblichen Verbände dieser Welt mal beim Verklagen von Videoportalen und Stadionbesuchern, die Handyfilme bei Youtube hochstellen, mal schön den Ball flach halten sollten. Aber darum geht es heute nicht.

Vielmehr zeigt Diego an diesem Beispiel sehr anschaulich wie langweilig die Exzesschen der Bundesliga-Kicker sind. Keineswegs Popstarwürdig. Diego, Gomez, Kuranyi und Co werden von den Vermarktern des Premium-Produktes in einer Rolle inszeniert, die sie bei Weitem nicht ausfüllen können. Wie auch, wenn man in der Pubertät stundenlang Kopfballpendel macht und Medizinbälle schleppt. Bevor jetzt jemand kommt mit “Aber früher, der Basler, der Effenberg … ” Nein. Das war genauso langweilig. Im Ausland zeigen sich einige wenige viel versprechende Ansätze den Beruf des Profikickers popstarwürdig auszufüllen. Der einzige echte Popstar der Bundesliga in diesem Jahrzehnt aber war Mehmet Scholl und der gab sich auch eher als gereifter und souveräner Thurston Moore und nicht als wilde Sau á la Pete Doherty.

Ich wünschte, es wären mehr.


Affektierte Stirnbandstürmer

Einer meiner neuen Lieblingsbegriffe. Damit beschrieb Lorenz Maroldt, Chefredakteur vom Tagesspiegel, in einem Radio 1 Kommentar Kuranyi, Pantelic, Toni und Co.


Ist das alles?

Kevin-Prince Boateng, Marvin Pourie, Jan Rajnoch, Alexandros Tziolis, Thomas Zdebel, Kevin Kerr, Nils Petersen, Yoshito Okubo, Danny Latza, Diego Fernando Klimowicz, Vlad Munteanu, Timo Gebhart, Dante Bonfim Costa Santos, Adi Rocha Sobrinho Filho, Logan Bailly, Paul Stalteri, Tomas Galasek, Giovanni Federico, Marco Engelhardt, Leonard Kweuke, Timo Hildebrand, Landon Donovan

Die Zugänge der Bundesligisten in der Winterpause bis jetzt. Spektakulär geht anders.


Das Ende von Prinz Poldi

Lukas Podolski wechselt im Sommer scheinbar tatsächlich zurück zu seinem 1. FC Köln. Und besiegelt damit das Ende seiner Laufbahn als Prinz Poldi. Sicher, man geht jetzt davon aus, er schlägt an alter Wirkungsstätte wieder ein, ist voll emotional verbunden und gut drauf. (Wobei man auch erwähnen sollte, dass sich Zeit nicht einfach zurückdrehen lässt und es nicht als gegeben anzunehmen ist, dass Podolski in Köln automatisch mehr Tore schieß als Novakovic und nie verletzt ist) Sich bei den Bayern nicht durchzusetzen muss auch nicht zwangsläufig als Katastrophe betrachtet werden. Es bleibt aber die Frage, warum geht Podolski angesichts seiner sportlichen Ziele und seines vorhandenen Potentials nicht zu a) einem anderen deutschen Spitzenverein oder b) zu einem ambitionierten ausländischen Klub wechselt.

Es wird gerne lamentiert, dass die aufstrebenden Talente des Weltfußballs sehr unwillig in die Bundesliga wechseln. Sprachbarriere, zu kalt und so weiter. Wenn man sich die Akteure der deutschen Nationalmannschaft – immerhin Vizeeuropameister – anschaut, gilt das umgekehrt ebenso. Nicht dass alle Kicker im Ausland gern gesehen wären, aber einzig der Sachse Ballack turnt im Moment außerhalb der terrestrischen Empfangsmöglichkeiten der geliebten Sportschau herum. Im Kicker Interview wird dann immer brav angegeben, man träume von Real Madrid und Manchester United. Dass man dafür aber auch mal den Umweg über Santander oder Portsmouth nehmen könnte, scheint den verwöhnten deutschen Bundesligabubis nicht präsent zu sein. Alle relevanten Wechsel von ambitionierten deutschen Spielern in den letzten Jahren fanden dann am Ende doch innerhalb der Bundesliga statt (Klose, Borowski, Frings, Kuranyi, Helmes, Podolski, etc.) oder die Spieler verlängerten schnell den Vertrag (Lahm, Schweinsteiger, Friedrich, etc.)

Trotz all seiner Tattoos scheint Torsten Frings also eher der bodenständige und gemütliche Typ zu sein, was als Typenbeschreibung wahrscheinlich auf 85% aller deutschen Fußballprofis zutrifft. Vielleicht eine Folge des jahrelangen Medientrainings, aber wir wollen nicht abschweifen. Jedenfalls ist es relativ schwer, mit solch gemütlichen Jungs, die sich lieber nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen wollen, als Nationalmannschaft große Titel zu gewinnen. Und Michi wird auch nicht jünger.

Aber zurück zu Podolski. “Der Spieler will nach Köln” sprachen Rummenigge und Hoeneß. Mit diesem klaren Bekenntnis zum “Zurück zu Mutti” verliert Lukas leider seinen Titel als Prinz und Hoffnungsträger des deutschen Fußballs und wird ab Sommer 2009 zu Martin Max. Immer schön viele Tore für kleine Vereine gegen kleine Vereine (ersatzweise Nationalmannschaften) schießen, ein schönes und bequemes Leben haben und sich alle zwei Jahre nur mal ganz kurz ärgern, dass so ein ihm unbekannter Innenverteidiger wie, sagen wir mal Vidic, ihn gnadenlos aus dem Spiel genommen hat. Schön für ihn. Schade für uns.


Frische Luft

Winterpause güldet nicht. Traumhafte Bedingungen am Sonntag für Sport an der frischen Luft. Mit Frisbeegolf und Fußball. Wenn man angemessene Kleidung hat. MV wünscht einen guten Rutsch.


NullAcht NullNeun – Die Hinrunde

Ein Aufsteiger führt die Tabelle an und Otto Rehhagel hat seine Finger nicht mit im Spiel. Jürgen Klinsmann macht mit Kurzhaarfrisur bei den Bayern den Hitzfeld. Poldi will nach Köln oder auch nicht. Ballack mag den Frings und umgekehrt, dafür beide kurzzeitig den Löw nicht mehr. Deutschland spielt gut gegen Russland und schlecht gegen England. Kevin Kuranyi hat sich durch das Durchhauen eines wahrhaft gordischen Knotens von der Last weiterer Drehtermine für Nutella-Werbespots befreit. Die Hinrunde produzierte 98 Jahrhundert- und 127 Wahnsinnspiele. 2.476 Mal wurden Einzelaktionen als Weltklasse bezeichnet. Nur 852 Spieler mussten von Steffen Simon das Prädikat “nicht bundesligataglich” entgegennehmen. Das sind 3,7% weniger als in der letzten Halbserie. Ein guten Zeichen in schwierigen Zeiten. Thomas Helmer hat das nächtelang im DSF gnadenlos seziert. Zur Seite standen ihm dabei die bekannten Untoten des deutschen Fußballs Peter Neururer, Fredi Bobic und Jopi Heesters.

Meine persönliche Hinrunde der Fußballbundesligasaison 2008/09 verlief als Textadventure. Das Kind interessiert sich nämlich erst für Fußball, wenn der Austragungsort der Frauen-Fußball-WM 2027 feststeht. Wenn das Kind gute Laune hatte und ihm ein Mittagsschläfchen genehm war, konnte ich Samstag nachmittags in der Badewanne die Bundesligakonferenz hören. Die Sportschau hingegen läuft irgendwie zu einer ungünstigen Zeit. An eine bewusst erlebte bildliche Zusammenfassung der Sonntagsspiele kann ich mich nicht erinnern. Sehr gern hingegen las ich Montag morgens um 8 auf Arbeit in Ruhe die Berichte der Spiele im Internet und schaute mir im Morgenmagazin dabei ein, zwei Törchen an. Hin und wieder lümmelte ich mit dem Kind auch Sonntag Vormittag auf dem Teppich, hörte The Notwists “The Devil, You + Me” (frühkindliche Prägung, hoffe ich) und schaute ohne Ton Bundesliga Pur im DSF. Ich versuchte es auch immer mal mit dem nachfolgendem Doppelpass, aber das Kind findet Udo Lattek nicht so doll. Meistens diente der Fernseher jedoch als Klettergerüst.

Ich hoffe, in 10 Jahren mit irgendeiner Form von Bundesliga Classics die jetzt entstandene Bewegtbildlücke der Hinrunde zu schließen, gebe mich im Moment aber damit zufrieden, dass ich im Gegensatz zur DFL nicht der Meinung bin, dass sich der Spaß am Fußball über dden Fernsehkonsum definiert. Ich kann nicht einmal mehr auf Anhieb alle 18 Trikotsponsoren der Bundesligisten sagen. (Das erschreckt mich schon ein wenig)

In diesem Sinne. Schöne Weihnachten. Glotze aus. Raus an die frische Luft.

PS
Ich gratuliere den Herbstmeistern im Tippspiel: Shaft und poabi
Das ist ein bißchen knifflig mit dem ausgelobten Preis bei Eurem Punktegleichstand im Moment. Da muss ich mir noch was einfallen lassen.

Aller Respekt gehört dem Herbstmeister im Uli und Kalle Managerspiel: Überstern Galaktika mit ihrem Manager Allan Simonsen.

Die Rückrunde im Managerspiel startet ab dem 15. Januar. Dazu demnächst noch ein gesonderter Beitrag.


Rückblick Panathinaikos – Bremen, 22.10.2008

kicker Spochtmagazin berichtete damals aus Athen:

Zwischendurch musste Referee Riley das Match gleich zweimal unterbrechen, weil der griechische Anhang permanent damit beschäftigt war, Werder-Keeper Vander per Laserpointer zu blenden. Der Wiese-Ersatz leiß sich davon jedoch keinesfalls beeindrucken und parierte zweimal gut gegen Karagounis, der immer wieder aus der Ferne abzog (19., 26.).

dpa Foto, veröffentlicht in der Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 27.10.2008
dpa Foto, veröffentlicht in der Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 27.10.2008.

Knapp zwei Monate später klapp ich meinen Boston Globe auf und sehe vermutlich den gleichen Übeltäter, vermutlich mit dem gleichen Laserpointer:

Protesters, unseen, aim a green laser pointer at riot policemen during clashes between protesters and riot police in Athens, Saturday, Dec. 13, 2008. (AP Photo/Petros Karadjias). Published in The Boston Globe, The Big Picture, 15 December 2008
Protesters, unseen, aim a green laser pointer at riot policemen during clashes between protesters and riot police in Athens, Saturday, Dec. 13, 2008. (AP Photo/Petros Karadjias). Published in The Boston Globe, The Big Picture, 15 December 2008.

Hier müsste die Schlussfolgerung stehen.


Timo Hildebrandt rückt Jogi Löw wieder auf die Pelle

Gesagt, getan. Na gut, so schwer war die Prognose nicht. Hatte Timo doch schon nach seinem EM-Aus beschlossen, dass  man einfach örtlich näher beim Bundesjogi wohnen muss, um langfristig wieder die Nummer 3 im deutschen Tor zu werden.