Kirschblütenende sieht immer aus wie später Schnee.
Langsam. Ganz langsam wieder mehr Präsenz-Termine. Meist ausschließlich bei größeren Workshops.
Frühlingsabenddorfromantik. Fuchs und Hase, gute Nacht und so.
Aufgrund von Corona verschobene und jetzt nachgeholte Geburtstagsfeier. An einem sehr schönen Ort ein schönes Fest.
Kino. Mit so einem richtigen Art-House-Film. War ich auch schon lange nicht mehr.
Beeindruckend, wie viel grüner und schöner die Stadt plötzlich ist. Und wie viel gute Laune die Helligkeit macht. Das passiert irgendwie immer von einem Tag auf den anderen.
ESC auf dem Balkon.
Dienstreise #1 Leipzig
Das Ende der Welt. Weitweitweg. Und eine Menge Wetter. Sonne, Regen, Kälte, Wolken, die auf der Straße liegen und viel Wind. Ganz schön besonders. Ganz schön schön.
Dienstreise #2 München. Mit dem Zug an einem Tag hin und zurück. Gefühlt fünf Jahre nicht mehr aus Arbeitsgründen durch die Gegend gefahren und dann innerhalb von einer Woche zweimal. Mal gucken, ob das eine Ausnahme war oder in Zukunft wieder häufiger vorkommt.
Fahrradbrücken sind gute Brücken.
Loveboat statt Kirchenschiff.
Der Mai endet mit schönen Wolken und dem schönsten Blick über die Stadt. Inklusive Stadtfuchs, der hier vermutlich keinen Hasen aber Jugendlichen mit Boom-Boxen Gute Nacht sagt. Jeden Tag wird es ein bisschen mehr Sommer. Spannend.
Das Internet war etwas schwächlich in den letzten Tagen in Reykjavik. Natürlich gab es auch nach dem 4:0 von Fjölnir gegen IA Akranes noch Dinge. Vielleicht trage ich die nach. Mittlerweile sind wir aber wieder gelandet. Deutschland begrüßte mich mit einem 16-seitigem Anwaltsschreiben einer bundesweit bekannten Kanzlei, die droht und von mir 915 Euro wegen Filesharing fordert. (Für ein Beyonce Album, gnihi.) Das nennt man dann Kulturschock. Ich war zur fraglichen Zeit nicht einmal da, sondern halt in Reykjavik. Ich bin also nach meiner und wohl auch der gängigen Rechtsauffassung (Abwesenheit, ordentlich verschlüsseltes W-Lan) nicht verantwortlich, muss mich jetzt aber trotzdem mit dieser idiotischen Sache auseinandersetzen und kann nicht den ganzen Tag die nie so ordentliche Wohnung wie nach diesem Tauschurlaub wieder vollkramen.
Viel wichtiger: Ab Montag startet dann offiziell meine Elternzeit. Und außerdem soll es, und das ist das relevante für die teilweise seit 2004 fiebrig auf den Sommertransfermarkt wartenden, am Montag mit Uli und Kalle und dem Tippspiel für die neue Saison losgehen. Das hängt ein bisschen vom Mittagsschlaf von Kind 2 ab. Und außerdem ist ja auch Olympia. Und allein die 1.000 Kommentare pro Tag auf aaaas.de lenken ab.
Ich habe hier außerdem jetzt die “Unterwegs” Abteilung integriert, es sieht alles ein bisschen anders aus (“Warum musste das schon wieder geändert werden 11!!11. Ein bisschen zur Geschichte hier). Wenn Kind 1 wie geplant die Betreuung von Kind 2 während meiner Elternzeit übernimmt, möchte ich nämlich Dinge wie Github, Sass, Foundation, Atom, Node, trallala ausprobieren, Uli und Kalle erneuern, eine “Im Modus“-Platte machen. Nur Spaß: Nicht, dass die “wir sind voll bewusst und 100% aufmerksam zu unseren Kindern” Fraktion so einen Ärger macht, wie die komischen Anwälte aus München. Nur Lust auf was Neues. Ab nächste Woche dann Sport, Musik, Potsdam und Babykotze hier.
Sonntag Abend und noch ein kleines Zeitfenster im Urlaubsprogramm: Kind 1 stimmte zu, ja, wir gehen uns mal ein Fußballspiel anschauen. Neun der 12 isländischen Erstligisten spielen im “Großraum” Reykjavik, wir hatten also sogar Auswahl. Wir entschieden uns für Fjölnir Reykjavik gegen IA Akranes. (Der Meister FR Hafnarfjördur spielte erst Montag Abend)
In Reykjavik liegen die Stadien (jeder Verein hat ein eigenes) in der Regel neben einem Schwimmbad. Einlass in die Fjölnirvöllur (oder Extravöllur) also auch durch die Schwimmhalle. Kind 1 wird ob der Wasserrutsche kurz schwach, allerdings schließen die Bäder Sonntags schon um 18:00 Uhr. Also rein, Eintritt für Erwachsene 1.500 Kronen (ca. 10 Euro), Kind kostet nichts. Das Stadion fasst laut Wikipedia 1.200 Menschen, es gibt eine Tribüne und einen Erdwall auf dem spätestens in der zweiten Halbzeit die zahlreich anwesenden Kinder den Hang runterkullern und ansonsten Zuschauer sitzen. Flutlicht fehlt komplett. Die Sonne steht tief, die Trainer tragen Sonnenbrillen und Schirmmützen. Man hat einen schönen Blick auf die Stadt und die Berge.
Es spielt der Dritte gegen den Fünften. Die mir bekannten Reykjaviker Vereine KR, Valur und Vikingur dümpeln diese Saison eher im unteren Bereich der Tabelle.
Das Stadion ist gut gefüllt, viele Familien, viele Kinder, handgestrickte Fanpullover und sechs Ultras mit Fahne und Trommel. (Hú!) Alles ist angenehm geerdet, Mannschaftsaufstellungen verlesen, schrottige Musik, Tor, kurze Musik, Torschütze ausrufen: fertig.
Der Wind frischt auf, die Abstöße der Keeper unterscheiden sich zwischen den Halbzeiten um bestimmt 10 Meter in der Länge. Kind 1 entdeckt, dass es Süßigkeitenstände gibt, ansonsten werden Burger und Cola verkauft. Bier sehe ich nicht, alle haben trotz schönstem Sonnenschein dicke Jacken an und gute Laune. Gegen Ende (21 Uhr) wird es wirklich frisch. Viele Kinder rennen in Trikots rum und spielen neben dem Platz ihr eigenes Spiel. Die Ordner sind entspannt, auch wenn die Bälle mehrmals auf dem echten Rasen landen.
Die wertvollsten Spieler der Mannschaft sind laut Transfermarkt.de zwei Kroaten, die mir jetzt aber nicht besonders auffielen. Wer weiß, ob die überhaupt spielten. Es gab zwar eine Anzeigetafel, die zeigte aber nur Spielzeit und Ergebnis an.
Fjölnir gewinnt 4:0, uns auffällig ist vor allem die Nummer 4 (Gunnar Már Guðmundsson), ein groß gewachsener Mittelfeldspieler, der mit Kopfbällen häufiger den gegnerischen Keeper vor Probleme stellte und auch das 1:0 köpfte. Das Niveau ist überschaubar. Keine groben Fehler, aber es fühlt sich nicht wie etwas an, aus dem ein Team erwächst, das England in einem Achtelfinale einer EM schlägt.
Die Stimmung ist super. Es gibt freundlichen Applaus, Gesänge (von den sechs Ultras im Wechselgesang mit dem Balkon des Schwimmbads), Fähnchen und nette Gespräche. Kind 1 möchte die ganze Zeit singen, hat sich einen eigenen Fangesang ausgedacht, scheitert aber an der Aussprache von Fjölnir und fragt oft, wann es denn endlich gelbe und rote Karten gibt, was die Männer mit den Fahnen an den Linien machen und wer da immer so rumbrüllt. (Antwort: Im Fußball wird die ganze Zeit gebrüllt. Das muss so.) Außerdem war es, wie schon den ganzen Urlaub, verwundert, dass ich das ganze isländische Gebrabbel nicht simultan übersetzen kann.
Trotzdem. Erste Liga. Das Spiel wird mit mindestens 3 Kameras gefilmt. Es gibt einen Liveticker mit Noten, es wird ernst genommen. Fjölnir klettert auf Rang 2 der Tabelle. Durch die Niederlage von Hafnarfjördur heute Abend gegen KR kann das sogar noch ein spannendes Meisterschaftsrennen werden.
Das Kind ist glücklich und wäre auch noch heute mit mir zu Hafnarfördur gegen KR gegangen, es hoffte auf weitere Lollies und Popcorn. Dann waren wir aber doch wandern.
Island. Europameisterschaft. Da war ja was. Das Stadion, in dem die Nationalmannschaft ihre Heimspiele austrägt, Rudi Völler erinnert sich, liegt im Stadtteil Laugardalur, direkt neben dem größten Schwimmbad der Stadt. Nach dem Haare fönen, schlenderten wir mit einem Eis in der Hand auch einmal vorbei – und rein, das Haupttor war offen und Tribünen gibt es sowieso nur auf den Geraden. Hübsch, mit Laufbahn und amtlichen Flutlichtmasten. Überhaupt eine sportliche Ecke, die Gegend. Schwimmbad, Stadion, Leichtathletik-Platz mit jugendlichen Speerwerfern und Stabhochspringern. (Ok, heute schien die Sonne, für Kontinentaleuropäische Fußballmannschaften an einem grauen Novembertag in der Quali wirkt das wahrscheinlich nur klein, grau und wie “Hauptsache ich blamiere mich hier nicht“.)
Zweimal durch die nur unwesentlich dunkler werdende Nacht von Reykjavik. Hier ist irgendein Feiertagswochenende (Verslunarmannahelgi – freier Tag für Angestellte), es ist relativ viel los in der Stadt. Im Dillon stolpern wir in lustige Konzerte (u.a. Kontinuum, schönes Gedresche im Holzdachboden), in der Kaffibarinn die übliche Mischung aus Hipsters und Touristen. Oder Hipstertouristen. Ich mag das. Und auf dem Nachhauseweg grüßt der der Snaefellsjökull.
Landmannalaugar scheint zu weit weg für einen Tagesausflug mit Baby, also nehmen wir die wesentliche leichter zu erreichende “kleine” Version: Reykjadalur. Nur 40 Minuten von Reykjavik entfernt, direkt an der Straße, kein Jeep notwendig. 3 Kilometer in die Berge wandern und plötzlich bricht die Erde auf, es dampft und sprudelt, stinkt und blubbert. Und ganz am Ende fließt ein Bach, in dem an einem Sommertag viele Touristen und Einheimische sitzen und es sich bei ca. 40 Grad gut gehen lassen. Achja: Wasserfälle, Panoramablick, Trollfelsen, Mondlandschaften natürlich alles inklusive.
Laug heißt übersetzt “Pool” und Reykjavik sowie ganz Island haben diverse “Sundlaugar”. Man muss auf der einen Seite natürlich erst einmal das Glück haben, dass Energie und Warmwasser quasi auf der Straße liegen. Dann muss man allerdings auf der anderen Seite auch etwas Lebensqualität-steigerndes daraus machen. Die Isländer bauen sich also an jede Straßenecke ein Schwimmbad. Wobei das so nach Schulsport, klebrigen Badekappen und viel zu kaltem Wasser klingt. Hier ist das anders. Die Stadt listet 17 Bäder auf und schreibt dezent “Reykjavik loves swimming”. Yes, indeed. Und fast alle sind Freibäder und vor allem warm. Die großen Becken haben selten unter 29 Grad, es gibt einen Haufen Kinderquatsch und jede Menge “Hot Pots”, je nach persönlichem Gar-Bedürfnis zwischen 36 und 44 Grad. Warmbadetage oder hochtrabende Bezeichnungen wie “Therme” für alles, wo man nicht erfriert, sind hier überflüssig. Die Abwärme der Geothermie wird hemmungslos ins Wohlbefinden gekippt. Zehnerkarte 30 Euro, für Kinder 10, fertig ist der Badespaß.
Nach den anstrengenden Touren der letzten Tage hatten wir so etwa nötig. Mit dem Finger über der Karte gekreist und das Arbaejarlaug ausgesucht. Rein, Kind 1 und 2 ins Wasser geschmissen, schön.
Kleiner Exkurs: Kind 1 hört aus unerfindlichen Gründen zu Hause in Schleife die alte “Alfons Zitterbacke” Schallplatte mit der Episode über den ersten Kopfsprung. Wir haben das heute mal nachgespielt. Ich habe keinen alten Schulfreund getroffen, konnte mich also vollständig auf das Unterrichten konzentrieren. Ich habe jetzt schon mit anderer Ideologie als 1968 in der DDR (Was? Du kannst das immer noch nicht?) agiert, außerdem lässt sich Kind 1 grundsätzlich von seinen Eltern nichts mit Vorsatz beibringen. Trotzdem kamen am Ende mehrere fast formvollendete Kopfsprünge und mehrere sehr schöne um die Ecke Bauchklatscher raus. Und bei der nächsten Schleife Alfons Zitterbacke kann das Kind das immer mit Island verknüpfen. Der Jugend heute geht’s schon ganz schön gut.
In den Schwimmhallen gelten isländische Regeln: Keine Fotos, nackt in Gemeinschaftsräumen duschen (Was die Amerikaner in den Internetforen immer verwirrt), nur komplett trocken in die Umkleidekabinen. Wir halten uns natürlich brav daran. Wer Bilder sehen will, muss sich deswegen durch die Galerien der Webseiten klicken. Wir waren hier. Sehr schön sind auch die Sundhöll (das älteste Schwimmbad) und Versturbearlaug. Neben dem Laugardalslaug steht das Nationalstadion, wo Rudi Völler damals seinen legendären Wutausbruch bekam. Wäre er mal lieber schwimmen gegangen.
Als wir die letzten Jahre zum Airwaves da waren, hatten wir das alles bei 0 Grad, oft Sturm und schnell wieder ganz ins Wasser. Bei 18 Grad, Sonne und Blick über die Stadt ist das aber auch schön. Heute getestet.
Ja, der Gullfoss. Zum fünften Mal war ich jetzt da. Ich kann mich nicht dran sattsehen. Heute auch das erste Mal mit Regenbogen. Hier drehen sowieso gerade alle frei. Spektakulärer Sommer. Von wegen Island-Tief. In Reykjavik holt man die Cabrios raus und cruist in den Sonnenuntergang die Strandpromenade lang. Das ist wie im April in Berlin, wenn es das erste Mal über 15 Grad warm ist und alle Cafés die Tische rausstellen und die Menschen Flip Flops auftragen.
Geysir und Strokkur nehmen wir gerne am Rande mit. Kind 1 ist glücklich, im Souvenir-Shop durfte ein Troll geshoppt werden. Der bekam einen Namen und es werden jetzt Auftragswerke mit dem Troll im Mittelpunkt gezeichnet. Kind 2 war mittelglücklich. Während die “Großen” Geysire gucken waren, durfte es im Gras liegen/das Gras pflücken und das Rauschewasser wurde auch aufmerksam beglotzt. Das wurde erfreut lala-machend zur Kenntnis genommen. Die ingesamt 4 Stunden im Auto wurden allerdings teilweise eher mit “mäh” kommentiert. Schlafen im Auto geht halt auch nicht immer. Vielleicht vertagen wir die Jeep-Tour ins Hochland nach Landmannalaugar doch auf ein anderes Jahr und schieben ein paar Schwimmbadbesuche mehr ein.
Mit dem Auto ins Nichts, und hinter jeder Ecke neue spektakuläre Landschaften. Es gibt hier kaum etwas Schöneres. Der kleine Corsa rumpelt, Kind 1 schüttet sein Herz aus, wer im gerade abgelaufenen Schuljahr etwas Gemeines gemacht hat, wie das wohl wird, wenn es mit einer Zahnspange in der dritten Klasse auftaucht. Und irgendwann ist das alles vergessen, weil die Landschaft zu spektakulär ist, das Klettern zu viel Spaß macht, die geothermischen Felder zu sehr stinken. Alles auf dem Weg vom Flughafen mit einem kleinen Schlenker nach Reykjavik.
Vergesst die Blaue Lagune. Krysuvik und Kleifarvatn sind die Orte, wo man hin muss. Die Brücke über die Kontinente nimmt man da so am Rande einfach mit und benutzt die Kontinentalspalte als Buddelkasten. Es waren hier heute 20 Grad, T-Shirt-Wetter, fantastisches Licht. Ein Traum.
(Kind 2 arbeitete während des Ausflugs weiter ambitioniert an den Skills im “Vor Wut Kotzen”. Es sind also nicht nur Expeditionsskills und Kletterkünste gefragt. Aber wer sagt, dass das nicht zu Hause genauso wäre.)
23 Uhr Ortszeit. Hobby der Reykjaviker Jugend im Sommer. Mit dem Auto zum Leuchtturm an der Halbinsel Grotta fahren, Füße in die heiße Quelle halten, im Auto mit Blick auf den Sonnenuntergang Fastfood essen und von aggressiven, brütenden Seeschwalben jagen lassen. (Nicht gesehen, aber wahrscheinlich: in Welteroberungsträumen die neuen Sigur Ros gründen, miteinander anbandeln, überlegen, wie man von der Insel, die auf Außenstehende so schön wirkt, weg kommt.) Schöne Abendfahrradtour: kann man machen.
Esja, Hausberg Reykjaviks und halbwegs majestätisch über der Bucht thronend: Wir wollten wandern. Fünf bis sechs Kilometer, 500 Meter Höhenunterschied. Viele Isländer wollten aber lieber rennen. Scheinbar ein Sonntagnachmittagsvergnügen für die ganze Familie. Bergab, bergauf durchpflügten Menschen in Sportklamotten die Vulkanlandschaft. Auf zwei Wanderer kam bestimmt ein Jogger.
Bis hoch schafften wir es nicht, den letzten Anstieg ließen wir aus. Kind 2 tragen erhöht den Schwierigkeitsgrad natürlich, genauso wie ein ständig quatschendes Kind 1. (Merke: Wenn Kind 1 nicht redet, ist es grantig und will umkehren. Hat es gute Laune und läuft, redet es und erwartet Antworten. Sofort. Woraufhin es dann ausholt und detailliert erklärt, wie die Trolle und Elfen das hier in welchen Höhlen wie genau regeln. Und dass es jetzt auch ein Troll ist, wir aber aus einer von 827 Sorten aussuchen müssen, was für einer. Und einen Namen. Und ein Aussehen.) Das erste sportliche Highlight. Ich war komplett durchgeschwitzt. Wenn sich das ein angemessener Prozentsatz der Bevölkerung regelmäßig im Laufschritt gibt, ist ein Teil der hervorragenden sportlichen Leistungen dieser wenigen Menschen hier in diversen Sportarten erklärt. Grundfitness und Motivation vorhanden. (Es regnete leicht, da muss man sich erst einmal aufraffen, 20 Kilometer aus der Stadt zum Berg und dann mit dem Risiko, dass jederzeit ein mächtiger Schauer losbricht in den Anstieg stürzen.
Kurz vor 23 Uhr Ortszeit. Blick auf den Atlantik aus dem Fenster. Das geht schlechter. Diese nordischen Sommer und das Licht sind schon allein die Reise wert. Ich bin jetzt zum fünften Mal in Reykjavik, das fühlt sich schon irgendwie vertraut an. Ich kenne mich hier besser aus als in Berlin, glaube ich. Wobei das natürlich eine Illusion ist. Die Stadt verändert sich permanent. Wo wir vor drei Jahren noch während des Airwaves wohnten, fehlt mittlerweile eine halbe Straßenseite, überall wird gebaut. Und in 101 Reykjavik klingt das auf der Straße jetzt auch nicht anders als im Friedrichshain. Ein Haufen Englisch, Deutsch, Französisch und immermal exotische Sprachen, wie halt isländisch. Sommer ist Touristenhochsaison. Die Isländer erkennt man daran, dass sie bei milden 15 Grad natürlich keine Funktionskleidung tragen.
Kind 1 monologisiert die ganze Zeit, weil es nichts versteht und fragt in endlosen Schleifen und Eigeninterpretationen nach, was das bedeuten könnte. Kind 2 ist zufrieden, wenn es die Klavierpedale in der Tauschwohnung anlutschen kann. Nebenan ist ein Künstleratelier, im alten Hafenviertel liegen Schiffe, wo nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, ob die abgewrackt oder repariert werden. Heute war der SlutWalk, aber da waren wir schon wieder zurück. Hektisch ist es nicht, auch nicht schlecht, für den ersten Tag – zum Akklimatisieren. Jedes Haus, hier im alten Hafenviertel, sieht anders aus. Und die Dinger machen über den Winter eine ganze Menge mit. Der Energieüberfluss ist spürbar. Überall ballern die Heizungen und die Fenster sind angeklappt offen.
Die Europameisterschaft ist, nicht nur auf Cola Dosen, noch präsent. Selbst die bescheuerten Posen – verschränkte Arme – der UEFA Mannschaftsaufstellungen haben es auch hier auf die Plakatwände geschafft.
Überall gibt es freies W-Lan und das Internet allgemein ist gefühlt dreimal so schnell wie in Deutschland. Am Hafen haben sie ein Denkmal für Eve Online hingestellt. Und die Schwimmbäder, hach, die Schwimmbäder sind echte Lebensqualität.