Schotterplatzidealisierung

Nur kurz, weil ich mich so freue, dass man wieder kurze Hosen zum Fußballspielen auftragen kann. Weil wieder Platz auf’m Platz ist, da die ganzen zukünftigen Nationalspieler in ihren Telekomtrikots immer noch sagen: “Auf Schotter spiele ich nicht” und fernbleiben und weil solche echten Tornetze schöner sind, als die super-verstärkten Exemplare auf den neueren Bolzplätzen mit Kunstrasen, etc. Da zappelt der Ball mehr und macht nicht nur so “klatsch”, wenn er ins Tor rauscht.

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Über die eigene Leistung am letzten Wochenende decken wir den Mantel des Schweigens. “Zerrung links, Knöchel rechts” ist diesmal die Ausrede. Aber Loddar ist die 100 Meter nach dem Spiel in 13,8 gerannt. Immerhin ein sportliches Highlight an dem Tag.

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The Aggressive-Arschloch-Leader

Der Mario sagt der Maik ist ein Arschloch. Der Ivan sagt, der Mark hat gesagt, der Diego schauspielert und deswegen hat der den Sotyrios, der ein Bär von einem Manne sei und nicht so fallen müsse, umgenietet und ist vom Dr. Helmut des Feldes verwiesen wurden. Der Mark müsse hingegen für seine hampelmannesken Armbewegungen, die der Ottmar intern bestrafen will, viel länger gesperrt werden als der Diego. Der Armin sagt, er finde den Mario dufte und man wolle schließlich keine stromlinienförmigen Proffis. Der Klaus sagt man müsse den Diego besser schützen, er ist schließlich Künstler und außerdem ist Friedhelm doof, weil er das Publikum permanent aufhetzt und an der Seitenlinie Lambada tanzt. Jogi versteht den Mario und den Diego, so rein menschlich. Zum Mark hat er nichts gesagt. Uli übrigens ist sowieso an allem schuld. Alle sagen man müsse auch Vorbild für die Jugend sein.

Im Gegensatz zu Eduardo gab es übrigens bei den Vorkommnissen am letzten Bundesligaspieltag bei keinem der Beteiligten schlimmere Folgeschäden. Insofern solle man die Kirche mal Dorf und die Kinder spielen lassen. Und wenn man Vorbild für die Jugend sein will, sollte man vielleicht lieber die Erderwärmung stoppen oder die Vorratsdatenspeicherung verhindern?


Tiptop auf der Zugspitze

Jogi Löw und Hansi Flick wählen ihre Mannschaft auf der Zugspitze. Am 16. Mai 2008. Sicherlich mit Brennpunkt in der ARD und Live-Übertragung auf 257 Fernsehsendern. Nun kann man sich über die Wahl des Ortes und das bemühte Konstruieren einer Symbolik wundern. Mich irritiert vielmehr der Zeitpunkt. Der 34. Spieltag der Bundesliga findet am 17. Mai statt, einen Tag später. Nehmen wir mal an, Jogi trifft ein paar Entscheidungen à la Kevin Kuranyi 2006. Frust und Aggressivität entladen sich in den letzten 90 Minuten der Saison und wenn noch Entscheidungen anstehen, gibt es danach bestimmt ein paar Verletzte oder Manager, die in Premiere-Interviews etwas von Wettbewerbsverzerrung stammeln. Das wird lustig.


Lexikon der Fußballberichterstattung – Spiel des Jahres

Findet in der Fußballbundesliga einmal wöchentlich statt. Man darf sich nicht täuschen lassen. Es handelt sich also nicht um eine zeitliche Variable. Lichtjahre misst schließlich auch eine Entfernung. Gekürt wird das Spiel des Jahres entweder am Samstag von Steffen Simon oder spätestens am Sonntag vom DSF. Das Freitagsspiel kann nie Spiel des Jahres werden, da es nicht im Free-TV zu sehen ist und es somit keine zu verkaufenden Werbeplätze gibt. Seitdem die Sonntagsspiele erst um 22 Uhr im Fernsehen laufen, greift man des Öfteren zu Begriffen wie ->Spiel des Jahrzehnts oder ->Hammerspiel.


Exklusiv-Interview zum Rückrundenstart. Heute: Diego Simeone (FC Hartz 04)

Lesen Sie, wie der Teammanager vom FC Hartz 04 die Hinrunde und den Rückrundenstart bewertet, im Überschwang des Erfolges mal wieder die Bodenhaftung verliert und gegen vermeintliche Kritiker und Konkurrenten wettert.

Kicker: Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Start in die Rückrunde, Herr Simeone? Ihr Verein liegt auf Platz 4 in der Tabelle, ist dazu wirtschaftlich gesund und erfreut sich wachsenden Zuspruchs!

D. Simeone: Vielen Dank! Wir sind selbst ein wenig überrascht von der überaus positiven Entwicklung im neuen Jahr. Nachdem die Hinrunde doch etwas zäh und ohne großen spielerischen Glanz verlief, freuen wir uns natürlich sehr, dass sich die konzentrierte und geduldige Arbeit nun langsam auszahlt. Auch, dass die Vereinsspitze Ruhe bewahrt hat und nicht gleich alle Konzepte über den Haufen warf oder wie bei den Long Johns Silver Impersonators den Teammanager entließ! [Weiterlesen]


Lexikon der Fußballberichterstattung – gebotene journalistische Sorgfalt

Geprägt durch Sportjournalisten ohne ->Eier wie Johannes B. Kerner und Reinhold Beckmann, die mit diesem Begriff, eine vermeintlich nicht ganz so kuschelige Frage an einen Gesprächspartner aus dem Sportgeschäft einleiten. Optisch zu erkennen ist die gebotene journalistische Sorgfalt durch ein Stirnrunzeln, akkustisch durch ein leichtes Absenken der Stimmfrequenz. Nach dem gebotenem Ausweichen des Gesprächspartners und der kurzen Betroffenheitspause wird die gebotene journalistische Sorgfalt zugunsten des ->Gewinnspiels in der Halbzeit vertagt.


Lexikon der Fußballberichterstattung – Das 6-Punkte-Spiel

Mit diesem Begriff möchte der journalistische Spielbegleiter ausdrücken, dass das Spiel wichtig für alle Beteiligten sei. Ein 6-Punkte-Spiel ist ein solches meistens nur vor dem Anpfiff, weil man nach Spielende meistens feststellt, dass es wider Erwarten doch nur drei Punkte für den Sieger gab. Wenn ein 6-Punkte-Spiel sehr spektakulär und dramatisch war, hat es gute Chancen ein ->Spiel des Jahres oder ->Hammerspiel zu werden.

Nun muss man sich auch als distanzierter Beobachter auch nicht dümmer stellen, als man ist. Gemeinhin stützt sich die Milchmädchenrechnung auf folgende Annahme.

Mannschaft A steht gegenüber Mannschaft B nach einem Sieg gegen B um 6 Punkte besser da als nach einer Niederlage.

Die 6 Punkte beziehen sich also auf die Differenz der gehamsterten Gesamtpunkte in der Meisterschaft. Wenn man aber mit der ->gebotenen journalistischen Sorgfalt nachfragt, wird man feststellen, dass das auf jedes Spiel A gegen B zutrifft. Nur dass die Differenz bei Bayern gegen Duisburg nicht so interessiert. Man könnte also bei dem nächsten Aufeinandertreffen von Nürnberg und Cottbus einfach von einem Spiel zwischen zwei direkten Konkurrenten im Kampf um ein vorher zu definierendes ->Saisonziel sprechen. Zumal der Terminus 6-Punkte-Spiel die durchaus vorhandene Wahrscheinlichkeit eines Unentschiedens nun überhaupt nicht abdeckt. Bleibt man im Deutungsraster würde dann nämlich blitzeschnell ein 0-Punkte-Spiel entstehen. Und zwei solche Partien in 7 Tagen heißen auch nicht 12-Punkte-Woche sondern ->Woche(n) der Wahrheit. Insofern gibt es leider keine Berechtigung und auch keine stichhaltige logische Begründung für den Begriff und er darf in Zukunft nur noch aus nostalgischen Gründen von Udo Lattek im Doppelpass verwendet werden.


Die Sonntagsfrage für Samstag, den 17. Mai

…an dem sich Jogi Löw auf den Kader für die EM festlegen will. Knapp 3 Monate vorher mal Butter bei die Fische. Ich lehne mich weit aus dem Fenster und orakele die 23 Mannen, die sich im Giardino Relais & Chateaux die Bäuche vollschlagen und wellnessen werden. (Nicht buchbar zwischen dem 1. Juni und 27. Juni – Wenn man ins Finale kommt, muss man also vorher schon das Zimmer aufräumen.)
Nach Verkündung der Löwschen Erklärung im Mai sprechen wir uns dann wieder:

Tor:
Lehmann
Hildebrandt
Enke

Jogi sieht zwar machmal aus wie ein Revoluzzer, ist es aber nicht.

Abwehr:
Mertesacker
Metzelder
Lahm
Jansen
Friedrich, Arne
Friedrich, Manuel
Fritz

Mittelfeld:
Ballack
Schneider
Schweinsteiger
Hitzlsperger
Frings
Rolfes
Trochowski
Kroos

Toni Kroos als David Okondor der EM. Auch wenn man hofft, dass ihm das Schicksal des Fuzzis erspart bleibt. Und Kroos kann wenigstens im Training Schweinsteiger zeigen, wie man Ecken schießt.

Sturm
Klose
Gomez
Kuranyi
Podolski
Neuville

Hauptsache nicht Hanke

Und jetzt Ihr.

[update] Wohlgemerkt. Es geht nicht um Sympathie, sondern um Prognose.


Champions League Achtelfinale

Kevin hofft, er ist wach. Ich hoffe, Ihr seid es auch. Zum Tippen des Achtelfinales. Ab jetzt steigen in jeder Runde die Punkte. Diesmal 12/9/6.

Viel Erfolg.


José María Gutiérrez Hernández

Guti baise un gay

Quelle: Le Matin Bleu, Lundi 18 février 2008. (Straßenbahnzeitung)

Allez-les-Bleusx hat ihm schon ein Angebot für die nächste Saison unterbreitet, Insiderkreise sprechen von einem Treffen Gutis mit der Chefetage von Blau-Weiß Herediano in einem Hannoveraner Flughafenhotel. Alles total blue.


Das nächste Spiel wird wieder eine ganz schwere Aufgabe

aka. “Das nächste Spiel ist immer das schwerste Spiel” sprach Arne Friedrich gestern im Interview mit dem Inforadio. Und ehrlich gesagt, Arne, so sieht das Spiel der Hertha auch aus. Ein kleiner Gedanke nur, aber eventuell könnte ich mich mehr mit dem mir geografisch naheliegendstem Bundesligaklub identifizieren, wenn Arne sagen würde: “Das nächste Spiel ist immer das Schönste”. Überhaupt hechelt das irgendwie nie jemand verschwitzt in die Mikros der angeschlossenen Funkhäuser.

Aber das zu erwarten, wäre wahrscheinlich im Büssness Profifußball vermessen. Die Bundesligaprofis scheinen alle kollektiv in Angst vor ihrem Wirken am nächsten Wochenende zu erstarren.


Beeindruckendes Konzept

Man entlasse einen Trainer und gebe dem Nachfolger als Startkapital zwei lustige Auswärtsspiele mit, die erwartungsgemäß mit zwei Niederlagen ohne eigenen Torerfolg enden. Cooler Move, Nürnberg. Und jetzt kann man die Langfristigkeit in der Kurzfristigkeit propagieren.


Recht so

21:47 Uhr

Das muss das 1:0 sein. Kuranyi und Lövenkrands laufen alleine auf Benaglio zu, doch der Pass von Kuranyi ist zu steil. Ob sich das noch recht…

Auch jemand vom Kicker bei der Konferenz? Hingegen sind die alle sehr lesenswert und abstimmenswert. Ich wünsche mir jetzt, dass Jogi Löw die Texte alle einliest und ich mir die auf Autofahrten anhören kann.

[update] mittlerweile wurde das Müssgeschück korrigiert.


Nur so

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=R79QJlmGVrs[/youtube]

Gruß aus der Schweiz,

Bassenaglio


Februar 2008

Wann gibt es das schon einmal. An einem Februar-Sonntag ist der häßlichste und unebenste Schotterplatz der Stadt so voll, dass man 9 gegen 9 plus einem Auswechsler auf einem Kleinfeld spielen kann. Und dass ernsthaft gefordert wird, dass ein Team zur besseren Unterscheidung mit Oberkörper frei spielt.

Die guten Seiten des Klimawandels?

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Eine Ode an die 2

Oh schönste Zahl der Welt für einen Außenverteidiger auf der rechten Seite
Hoch leben die berühmten Träger, die die Linie hoch und runter rannten
Immer bereit zu grätschen, wenn der Feind sich nähert
Flanken aus dem Halbfeld schlagend, hoffend, dass Ballack köpfen täte

Die 41 hingegen hingegen gehört einzig Dirk und niemals
einem Fußballspieler von Format
Zumal er Auswahl gehabt hätte, da die anderen Banausen ebenso
– ausgenommen Jens, Bastian und Miroslav –
Auftrugen Nummern fernab der Startelf
Gibt es keinen Ehrgeiz mehr?

Was will Kuranyis Kevin mit einer Nummer 31 sagen mir?
Dass er sich fühlt als 31. bester Fußballspieler der Nation
Dann kann zu Hause bleiben er im Sommer
Und die 9 geben einem Stürmer der sie will

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Nach klassischer Lesart spielten gestern zu Beginn gegen Österreich 3 Mann aus der ersten Elf, 5 Bankspieler und 3, die nicht einmal im Kader stehen. Kein Wunder, dass es da manchmal etwas hakt im Zusammenspiel.


Endlich!

Überstern Galaktika fügt ZK Lotze Lok die längst überfällige erste Niederlage in der laufenden Saison zu.


Links und Listen

Heute für 22 Euro im Winterschlussverkauf neue Turnschuhe gekauft. Mal gucken, ob ich mit den ersten nicht-schwarzen Fußballschuhen meines Lebens bessere Chancen habe noch auf den EM Zug aufzuspringen oder eine Gehaltserhöhung rauszuhauen. Auf jeden Fall spiele ich jetzt erstmal damit die Dinger hier komplett nach. Außer 1996. Das ist eine Farce und mir zu blöd. Die sinnvollste Liste des Jahres. Vielen Dank.

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Und wieder keine Sportschau…

…nächsten Samstag, dafür ordentlich RocknRoll von der Band, die heißt wie der Finalist des Europapokals der Landesmeister von 1979. malmö FF laden Euch ein zu Indie Pop und philosophischen Gesprächen über die Fußball Bundesliga. Schließlich prügeln da mehrere Hauptgewinner und Chefexperten des hiesigen Bundesliga Tip- und Managerspieles auf Gitarre und Bass. Wir sehen uns.

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Old School vs. New School

Mitte der 90er beklagte man das Verschwinden des possierlichen Straßenfußballers aus deutschen Großstädten. Nicht dass Mutti nicht froh darüber gewesen wäre, dass Kevin und Mesut nicht mehr jeden Nachmittag mit Löchern in der Jogginghose nach Hause kommen. Aber die Rosinante des deutschen Sportes, die Nationalmannschaft taumelte tumb durch Welt und Europameisterschaftsturniere. Alle coolen Jugendlichen spielten Basketball oder programmierten mit Turbo Pascal New Economy Software. Die Verkörperung des deutschen Fußballs waren Lothar Mathäus a.k.a “hat seine besten Tage schon hinter” sich und Steffen Freund a.k.a. “fleißiger aber limitierter Arbeiter”.

Damals waren alle Fußballschuhe schwarz, man spielte Sonntags auf Schotter und jugendliche deutsche Talente versteckten sich in den Erstliga-Kadern hinter behaarten Osteuropäern. Es war ein Festtag, wenn ein deutscher Free-TV-Sender Europokalspiele übertrug und man hoffte immer, dass sie weiterkommen, damit man nächste Woche noch eine weitere Partie zu Gesicht bekam. Außerdem wurden Mannschaften wie Kaiserlautern Deutscher Meister.

Heute ist der Europokal eine Veranstaltung, die frühestens ab Februar den Charakter einer Pokalveranstaltung hat. Kaiserslautern ist pleite und behaarte Osteuropäer spielen zum größten Teil in Cottbus – wobei sich die Frage stellt, warum Cottbus überhaupt in der ersten Liga spielt. Das ist eigentlich ein Armutszeugnis für Vereine wie Mönchengladbach, Köln, 1860 München, etc aber – anderes Thema und jetzt egal. Alle coolen Jugendlichen spielen wieder Fußball, die Hosen bleiben aber ganz, weil die alten, schwarzen Turnschuhe von multinationalen Sportartikelkonzernen mittlerweile in Tartan und Kunstrasenplätze verarbeitet wurden. Darauf ist Theo Zwanziger total stolz.

Wenn man schwarze Turnschuhe trägt kann man jetzt mit Fug und Recht behaupten voll Retro zu sein. Der possierliche Straßenfußballer ist vital wie lange nicht mehr, außer wenn es regnet. Er tarnt sich meistens in der Kleidung der Telekom und Michi Ballack, verrät sich aber akkustisch noch allzuleicht durch theatralisches Lamentieren und kann deswegen von mir sofort erkannt und weggegrätscht werden. Wahrscheinlich hält mich der possierliche Straßenfußballer von heute deswegen zu recht für einen antiquierten, behaarten Osteuropäer. Johannes B. Kerner nennt das den Lauf der Dinge oder Generationskonflikt. Retro-Straßenfußballer werden aus brasilianischen Favelas oder von Olympique Marseille gekauft.

Dafür spielen Kevin und bald bestimmt auch Mesut in der deutschen Nationalmannschaft und diese deutlich attraktiver als vor 10 Jahren. So hat jede Zeit ihre Vor- und Nachteile. Ab Freitag dann also wieder die New School Bundesliga mit Kuranyi, Özil, Schweinsteiger in ihren bunten Schuhen. Als kleine Pigmentstörung im “Prämienprodukt” dürfen auch Michael Tarnat und Olli Kahn noch ein bißchen mittun.

Mögen die Proffis uns amüsüren.