Abb. Das ehrwürdige FC-Stadion nach den jüngsten Zuschauerprotesten.
Trainer und Präsidium kommunizieren nur noch per Rechtsanwalt, die Spieler erfahren die Aufstellung erst durch die Presse, der Sportdirektor des FC Hartz 04 ist Dauergast auf fremden VIP-Tribünen, Spieler, Trainer und Vereinsobere schieben sich gegenseitig die Schuld am urplötzlichen Misserfolg zu. Eins ist klar: Derzeit regiert das Chaos den einstigen Vorzeigeclub!
Fußball ist ein Mannschaftssport. Deswegen tragen die Akteure einer Mannschaft meistens gleich aussehende Leibchen. Darauf gepappt werden dann Wappen, Werbung, eine individuelle Trikotnummer, sowie seit der WM 1994 der eigene Nach- bzw. Künstlername. (Übrigens gemeinsam mit der Einführung der Rückpassregel eines der absoluten hieb- und stichfesten Gegenargumente bei “Früher war alles besser Diskussionen”)
Der Trainer muss während des Spieles kein Trikot tragen. Er agiert entweder im Woolworth Trainingsanzug, im Kapuzenpullover aus dem Fan-Shop (WERDER) oder im Anzug. Sobald ein Trainer nicht aussieht wie Peter Neururer mit Jeansanzug auf dem Weg zum Arbeitsamt wird vom Kommentator ihrer Wahl gerne vom “feinen Zwirn” gesprochen. Der hat bei einer Niederlage “auch nichts genutzt”, bei einem Sieg wird das nicht weiter thematisiert.
In letzter Zeit scheinen die Trainer mit der Gesamtsituation hinsichtlich ihrer Bekleidung unzufrieden zu sein. Und da jede Mannschaft vom Ausstatter noch ein spezielles Trainingsoutfit geliefert bekommt, sahen sie scheinbar ihre Chance, auch ein individuelles Kleidungsstück aufzutragen.
Immer öfter sieht man jetzt also TD, TS oder JK auf dem Trainingsplatz mit Trillerpfeife im Mund rumrennen. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieser Mode sollte man lieber gar nicht erst stellen. Vergessen die Dortmunder Proffis sonst, wie der nette Herr mit den Aknenarben heißt? Vergisst Doll sonst seine Initialien? Ist nicht genug Platz für den ganzen Namen? Die einzige sinnvolle Antwort wäre, dass der Zeugwart nach dem Waschen so die Kleidungsstücke wieder in den richtigen Spind legen kann. Für diesen Fall hat meine Mama früher vor dem Sommerferienlager immer dezent meinen Namen ins Etikett eingestickt.
Gehen wir also vorerst optimistisch davon aus, dass die Initialienfixierung als ebenso unsinnige Mode wie das Ziehen der Stutzen übers Knie demnächst wieder lautlos verschwindet.
“Ich will nichts gegen Psychologen sagen. Aber ich spiele Fußball, seit ich sechs Jahre alt war, und bin mit dieser Art von Betreuung nicht groß geworden. Als ich zehn war und schlecht gespielt hatte, hat der Trainer mich zusammengestaucht. Punkt. Und im nächsten Spiel habe ich wieder gut gespielt.”
Seine Meinung zu Konfigurationsmanagement-Administratoren (m/w) ist nicht bekannt.
Nach so viel Interaktionsmöglichkeiten im Nachbarthread, gibt es hier – Web 0.9 vom allerfeinsten – die große Playoff Tippsause. Getippt wird der Ausgang einer Ausscheidungsserie. Gespielt wird bekanntlich im Modus “Best of Seven”; das Team, das als erstes vier Siege einfährt, gewinnt.
Mein Schicksal bestimmt es ja, dass ich kein echter Fan einer Fußballmannschaft bin. Der heimische SV Babelsberg 03 trug durch sein Jugendtraining in meiner Kindheit dazu bei, dass ich dem Treiben am Babelsberger Park zwar mit Sympathie aber ohne echte Leidenschaft beiwohne. Und die nahegelegene Hertha aus Berlin, naja, Schwamm drüber.
Bei einem echtem Fan ist das alles klar. Es soll keinen zweiten Gott neben dem eigenen Verein geben, maximal erlaubt sind noch sogenannte Fanfreundschaften. Ich respektiere und bewundere das sehr, dass man sich unumstößlich festlegt und damit in Kauf nimmt, sich nie mit Zynismus rausreden zu können. Der Schmerz beispielsweise als Dortmunder Fan in der letzten Woche muss groß, die Freude bei einem möglichen Pokalgewinn umso größer sein.
Nun wäre es ja brotlangweilig, wenn mir der Sieger in den Bundesligapartien permanent egal wäre. Zumeist ist mir eine Mannschaft deutlich sympathischer als die andere. Dieses Gerede vom schönen Fußball kann mir gestohlen bleiben. Über die Jahre entwickelt sich die Einstellung zu den Vereinen, beschränken wir es der Einfachheit halber auf die Bundesliga. Auslösende Faktoren sind knorke Spieler, die Außendarstellung des Klubs im Allgemeinen, das Besitzen von Proffis eines Klubs im Managerspiel und andere seltsame Faktoren. Beispielsweise war mir Werder Bremen eine ganze Zeit (also die Zeit der Portas Trikots) herzlich egal, mittlerweile finde ich die ganz annehmbar. Bayern München habe ich als 8. Klässler noch unter der Schülerzeitungsrubrik “Was ich am meisten hasse” vermerkt. Mehmet Scholl, Olli Kahn und mein näheres Umfeld haben dafür gesorgt, dass ich mich durchaus freuen würde, wenn die mal wieder die Champions-League gewännen. Umgekehrt ist Dortmund nach dem finanziellem Schlamassel und den Herren Watzke, Rauball, Meier und Zorc bei mir unten durch. Ein kurzfristigeres Beispiel ist der Glubb, der mir in Zeiten Hans Meyers sehr sympathisch war und jetzt wieder auf dem Weg zu egal ist. Jeder Klub der Peter Neururer einstellt, verliert sofort mindestens 3 Sympathiepunkte und so weiter.
Als Langzeitexperiment à la “Die Kinder von Golzow” dokumentiere ich jetzt mal meine persönliche Sympathie, um zu schauen, wie das in einem, zwei oder 100 Jahren aussieht. Da ich mich, wie gesagt, nicht als “Fan”betrachte, bin ich absolut überzeugt, dass die Klubs das durch ihr Agieren selbst in der Hand haben und werde sämtliche Änderungen auf ihre Außendarstellung beziehen und kritisieren.
Ihr seid herzlich eingeladen mitzuspielen. Wir überprüfen die jetzigen Werte dann am ersten Spieltag der Saison 2008/09. Die Skala reicht von -5 bis +5. Spielregel ist: “Nicht nachdenken, sondern spontan Punkte vergeben. Also Butter bei die Fische.
“Mark, ich bin so glücklich und als Zeichen meiner grenzenloser Begeisterung klebe ich Dir ein paar Gameworn Oliver Kahn Signature-Tormannhandschuhe ins Gesicht.”
Thomas Brdaric ist nach seiner komplizierten Knieverletzung weiterhin mit der Reha beschäftigt. Jetzt müsste man ihm eigentlich alles Gute wünschen, auf dass er bald wieder auf dem Platz steht, bla.
Lieber Frank, es tut mir leid, deshalb mach’ ich mal ‘ne Pause
Dass ich böse zu dir war, wird mir jetzt erst richtig klar
Du hast im Interview geweint und Mutti holte dich nach Hause
Fußball ist ja so gemein und im Tor fühlst du dich oft allein
Refrain
Warum bist du Torhüter geworden, warum, warum?
Warum hast du nicht auf deine Eltern gehört?
Nun fliegen dir die Bälle um die Ohren
Und du hast schon verloren
Wenn die Null nicht mehr steht
Katze Kahn, ich danke dir, dass du mich wach geschüttelt hast
Ja, ich hatte Angst vor dir. Dabei bist du doch nur ein liebenswertes Tier
Lieber Jens, du fehlst mir sehr, mit dir gabs immer was zu lachen
Ich schoss dir gerne einen rein, da konntest du so herrlich sauer sein
Eine echte Option, dieses Spielabbruch und noch einmal neu beginnen Dingens. Bei aussichtslosem Rückstand zur Halbzeit. Und geeigneten Witterungsbedingungen. Kurzen Stromausfall provozieren und im Dunkeln dann schnell den Rasen wässern.
Eine ganze Weile habe ich mich jetzt durch die privaten Internetseiten der Kicker-geranglisteten Bundesligaprofis gewühlt. Immer in der Hoffnung, neue, mir unbekannte Seiten der Akteure zu finden. Oder spannende Geschichten, oder spannende Gestaltung. Ernüchternderweise ist das ziemlich frustrierend.
Neunzig Prozent der Seiten sind belangloser Internetmüll, der bestenfalls noch ein bißchen nett blinkt. Es ist mir unbegreiflich, wieso hochbezahlte Profis, ihre privaten Webseiten mit Google-Ads zupflastern. Man macht sich doch auch keine Werbung auf seine Visitenkarte. Es ist mir unbegreiflich, wieso die Kicker, bzw. die Agenturen unter “interaktiv” ein Gästebuch verstehen. Ich verstehe nicht, warum auf den privaten Seiten meist veraltete “News” erscheinen, die man überall sonst schon dreimal lesen konnte. Von den Textbausteinen, die auf mehreren Seiten erscheinen ganz zu schweigen. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass die allermeisten Bundesligaspieler kein Interesse am und keinen Plan vom Internet haben. Das ist ja an sich OK, dann muss man aber nicht den Agenturen Geld geben, die dann ein neues Gästebuch für LRS-Kuranyi Fans installieren.
Aber, ein paar Lichtblicke gab es doch: Von den Spielern, die in der Rangliste auftauchen.
Robert Enke und Diego.
Beides handwerklich hervorragende Arbeiten, die zeigen wie man Multimedia sinnvoll einsetzen kann. Von der Agentur, die Robert Enkes Hinterhof gebastelt hat, kommt auch die Internetseite von Ionannis Masmanidis. Man erkennt die Handschrift, auch wenn das Setting diesmal in die Kabine verlegt wurde. Gefällt mir sehr gut, wie die Agentur Kaliber5 das umsetzt. Mit mehr Liebe zum Detail als 7DC und kreisform für die gesamte Nationalmannschaft übrig hatten. Das Highlight am Rande.
Die wunderbarste Internetseite eines deutschen Kickers kommt allerdings nicht von einem Bundesligaakteur, sondern von Moritz Volz, seines Zeichens Leidender im Abstiegskampf mit dem FC Fulham. Endlich jemand, der sichtlich Spaß an dieser Selbstdarstellung hat, sich selbst nicht so ernst nimmt (The Hoff!) und wahrscheinlich aber auch ein deutlich coolerer Typ ist, als die Mertesackers und Lahms. Und ganz ohne Flash.
Und: Der Webmaster von franck-ribery.org/ schlug aus seinem Admin Menü mehrmals hier auf, konnte sich aber nicht dazu durchringen, bassewitz das Passwort zu überlassen, oder wie gewünscht wenigstens die bescheuerten Google-Ads von der Seite des teuersten Bundesligaspielers aller Zeiten runterzunehmen.
Zound Zero (inklusive Platz 1, 6, 19 und 25 im hauseigenen Tipspiel) spielen ab 16:15 Uhr als Orffsche Klangholzgruppe Old School 1 unplugged im Radio. Ihr seid herzlich eingeladen (Livestream auf fritz.de)
Heute die Stürmer. Meiner Meinung nach ist der Kicker da sehr großzügig gewesen mit der Nominierung. Zwölf Leute in “internationale Klasse” und “weiterem Kreis”. Inklusive solcher Männeken wie Hanke. So kommen wir aber zum Abschluss des Streifzuges durch das Fußballnetz nochmal in den Genuss einiger Köstlichkeiten. Ein Fazit der Aktion dann demnächst in einem gesonderten Beitrag.
1. Luca Toni
nix
2. Miroslav Klose (freyhauer)
Miro ist ja bei Nike unter Vertrag, wohingegen der FC Bayern seine Seele zumindest zu 10% an Adidas verkauft hat. Das ist auch so ziemlich die einzige Information, die Kloses Homepage, verpackt in harmlose Flash-Spielereien und spacige Bilder, bietet. Aber es gibt zwei Autogrammkarten zum Download, die so lieblos eingescannt sind, dass man denkt, Miro hätte in den 70ern schon für Mülsch geworben. Eine sehr biedere und unglaublich unspektakuläre Internetseite von Deutschlands Stürmer Nummer Eins.
Erste oder zweite Liga? Wie begründet Hübner den Anspruch auf das vordere Mittelfeld in der Bundesliga? Wieso MUSS das ein Ziel? Warum nimmt man den Mund so voll, wenn man noch mit einer Christian Ziege Gedächtnisfrisur rumläuft und in der Vergangenheit auch nicht alles so toll lief?
Na watt denn nu, Herr Sportdirektor? Alles neu, oder alles bleibt wie es ist? Oder der Versuch in einem Satz die beim Fernstudium gelernten Schlagworte “Fluktuation”, “Unruhe”, “Umbruch” und “puntuell verstärken” unterzubringen?
Immer wieder ein Quell der Freude, diese Kurzinterviews am Freitag.
Bzw. englische Meisterschaft Teil 2. Tippen nicht vergessen, wer da noch Ambitionen hat. Die Punktzahlen werden erhöht. Isssss nochhhhh alllllllles drinnnnn.
Heute die offensiven Mittelfeldspieler. Mit so illustren Namen wie Diego, van der Vaart und Konsorten. Und tatsächlich ist die Quote der Kicker mit eigener Webseite auch deutlich höher. Aber der Reihe nach.
1. Diego (i-cue)
Endlich mal wieder eine geschmackvolle und zu Ende gedachte Internetseite. Dreisprachig, übersichtlich und dazu noch aktuell. Unter interaktiv wird hier auch nicht ein dusseliges Gästebuch verstanden, sondern Talk To Diego. Fans schicken Frage, Diego antwortet per Video. Endlich einmal etwas anderes im Einerlei der Bundesligaprofis im Netz. Dazu bei Diego TV eine Ansammlung von Videos aus dem eigenen Youtube-Kanal. Ich persönlich dürfte wahrscheinlich keinen Youtube-Kanal mit Schnipseln aus aktuellen deutschen Fußball-Fernsehprogrammen starten, allerdings wird selbst in den zur Weltfremdheit neigenden Büros der Rechteinhaber auch keiner auf die Idee kommen, den Diego deswegen zu verklagen. Obwohl das was hätte. Eine schöne Sache mit neuesten multimedialen Spielerchen, viel Inhalt, einem Pressebereich und so. Mehr davon, bitte. Diego kündigt sogar sein eigenes Blog an. Ich bin gespannt.
Bei den Damen läuft es mit der Leibchenbeschriftung noch etwas bunter als bei den Herren. Nicht nur, dass die beste Spielerin der Welt bei Umea IK mit der Nummer 60 aufläuft – was haben bloß alle mittlerweile gegen die gute alte 10 – nein, der schwedische Meister hat jetzt auch eine Japanerin mit der Nummer 100 im Kader. Mal schauen, wann der Beflocker der Trikots dann die vierstelligen Nummern auspacken darf.
Aus aktuellem Anlass weise ich noch einmal auf folgendes Gesetz hin. Damit bei eventueller späterer oder aktueller Erfolglosigkeit keiner rumheult.
Du sollst den Schneider Bernd immer aufstellen, wenn ihn keine Verletzung plagt. Ausnahmslos immer. Egal ob Du Jogi oder Michael heißt. Und egal was der Kicker schreibt.