Kurz vor dem Achtelfinale Deutschland – Algerien

Eine tolle WM bisher. Auf so vielen Ebenen. Die Spiele sind gut, es fallen viele und auch schöne Tore. Die Mannschaften zeigen vollen Einsatz, körperlich und mental. Die äußeren Bedingungen machen das Ganze ab ca. der 70. Minute zu einem Schwergewichtsboxkampf. Die unterschiedlichen taktischen Systeme erschweren Prognosen und jedes Tippspiel. Es gibt eine wohl dosierte Menge an Überraschungen. Und mit dem “Family Viewing” auf der Terasse begann am Samstag die Finalrunde, mit jetzt – Stand Montag – immerhin schon zwei Elfmeterschießen.

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Das Kind ist mittlerweile komplett für Brasilien, die Engländer wurden schnell vergessen. Ich habe mich nicht getraut, ihr zu sagen, dass ich den Chilenen die Daumen gedrückt habe. Die Nervosität war ihr als erstmaliger WM-Beobachterin deutlich anzumerken. (Wobei es natürlich sein kann, dass die alle zwei Minuten wiederkehrenden Fragen “Hat jemand ein Tor geschossen?” “Wer hat ein Tor geschossen?” auch einer allgemeinen Phase entstammen können. Zum Zeitpunkt des Elfmeterschießens war die nächste Runde Steh-Geh dann schon wieder wichtiger)

Was mich neben den zahlreichen schönen Orten, an denen ich diese WM verfolge, aber am meisten begeistert ist die Stimmung in den Stadien. (Und teilweise sehr amüsante Begleitung in Podcasts, Blogs und auf Twitter) Eat this, deutsche “Fankultur”. Ich konsumiere ja Fußball eigentlich nur am Fernseher und bin höchst seltener Stadionbesucher. In den Augen vieler bin ich deswegen sicherlich nicht qualifiziert, ein Urteil über die Rituale in deutschen Arenen abzugeben. Trotzdem: Ich schätze die Aaaahs und Oooohs, das permanente Auf und Ab in der Lautstärke, die spiel- und anlassbezogenen Anfeuerungen sehr. Sehr viel mehr als den für mich eintönigen Dauersupport beim deutschen Klubfußball. Ich vermisse auch keine superaufwändigen Choreographien, keine Zaunfahnen oder Banner. Mich stören nicht einmal die Fans bzw. Zuschauer, die, auch wenn ihre Mannschaft zurückliegt und sie merken, dass die Kamera sie erwischt, lachen, sich freuen und komplett aus dem Häuschen sind. (Auch wenn das so gar nicht meine Art wäre) Ich lese ja so einige Stimmen, die dieses Verhalten massiv in Frage stellen. Aber hey, es ist ein Fußballspiel. Man kann doch bitteschön Fan sein, eine Niederlage erleben und trotzdem einen unvergesslichen Tag haben. Und eine gewisse Leichtigkeit entspricht meinem Verständnis von Fußball viel eher als dieses bierernste Verhalten, was ich im Kontext deutscher Vereine mitbekomme. “Mein Verein ist viel … als wie Deiner … ihr seid keine echten Fans … wie kann man nur … das geht ja gar nicht … wer nicht für uns ist, ist gegen uns … wer nicht steht oder in der 85. Minute geht … tralala”.

Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit diesem Turnier. Deutschland wird übrigens statistisch gesehen Weltmeister, da ich zum Zeitpunkt des Finales in Skandinavien weile – genau wie beim bisher letzten Titel einer deutschen Mannschaft, damals, 1996. Wahrscheinlichkeit damit also bei 100%.

Dass sich beim Tippspiel ab jetzt mit jeder Runde die Punkte erhöhen, habt ihr mitbekommen und ist bekannt, oder?


Respekt

Respekt den drei Mitspielern unserer Runde, die auf einen Sieg Hollands setzten. Respekt den immerhin zwei Tippern, die die Niederlage Uruguays gegen Costa Ricas für möglich hielten. Respekt der Torlinientechnologie, die ein fades Getrete zwischen Frankreich und Honduras immerhin historisch machten. Respekt den täglichen Podcastfabrikanten wie Fehlpass.com und Sportradio360.de. Respekt den San Antonio Spurs für den NBA Titel und Martin Kaymer für den Gewinn der US Open. (Mit 8 Schlägen Vorsprung) Ein schönes Sportwochenende.


Die holländische Abrissbirne

Was für ein Spiel. Bis zur 44. Minute sah es aus, wie es ungefähr zu erwarten war: Holland darf ein bisschen mitspielen, hat ein Möglichkeitchen (“Den muss man machen, wenn man gegen Spanien spielt”), es fällt das 1:0 für Spanien und die Welt richtet sich auf ein gepflegtes dominantes Tiki-Taka ein. Und ab kurz vor der Halbzeit läuft dann irgendwie alles gegen den amtierenden Weltmeister. Eine Willy-Sagnol-Gedächtnisflanke und ein Bauchklatscher-Flugkopfball. Zwei mal das Chick on Speed Arjen Robben. Ein Tor, was keins war und ein trauriger alter Tormann, dem der Ball wegspringt. Und plötzlich steht es 5:1. Der zweite Tag der WM machte dann auch klar, dass die Brasilianer zwar die Hymne singen, als ob sie kleine Robbenbabies zum Frühstück bekommen haben, das dann aber doch ein anderer Schnack ist, als Neymar und Kollegen am Donnerstag gegen Kroatien nervös auf den Rasen brachten. Ein Achtelfinale Brasilien gegen Spanien/Holland/Chile könnte auf jeden Fall die Stimmung im Lande jäh beenden. Die Brasilianer werden hoffen, dass es entweder aufhört zu regnen und heiß wird, oder dass aus irgendwelchen Gründen, Chile Zweiter in der Gruppe B wird.


In the year 2525

Alle statistischen Spielereien zur WM sind großartig, und kompletter Hölynpöly (finnisches Lieblingswort, bedeutet Unsinn). Man kann alle Tore nach Minuten sortiert graphisch aufbereiten, man kann probieren, den deutschen Fußball zu vermessen und Abhängigkeiten von gewonnen Zweikämpfen und Titelchancen berechnen. Das ist ein lustiger Zeitvertreib. Als mathematisch interessierter Mensch gehen bei mir dann aber immer sämtliche Alarmlampen an.

Er bestreitet im aktuellen Interview mit dem SPIEGEL jedoch, dass es einen statistischen Zusammenhang zwischen gewonnenen Zweikämpfen und gewonnenen Spielen gibt. Unsere Zahlen sagen etwas anderes. Wenn deutsche Mannschaften bei Weltmeisterschaften viele Zweikämpfe gewannen, waren sie erfolgreich. Der Bundestrainer tut also gut daran, das zu trainieren.

Ich bin geneigt dem Bundestrainer und nicht dem Spiegel recht zu geben, wenn es um sogenannte statistische Zusammenhänge geht. Es fehlt schlicht die notwendige Anzahl an Spielen. Die Stichprobe, die noch dazu eigentlich vergleichbar sein müsste, ist schlicht zu klein. Vielleicht in einem fernen Jahr, wenn die Blatters dieser Welt, diese Geschichte bis dahin nicht sowieso ruiniert haben, kann man so etwas statistisch so genau wie eine Wahlumfrage gestalten.

Bis dahin kann ich mich genauso selbstbewusst in eine Ecke des Internets stellen und wissenschaftlich unwiderlegbar schreien, dass Deutschland Weltmeister wird, wenn ein Holländer einen Deutschen anspuckt und der Deutsche ebenso von Platz fliegt. Deutschland hingegen auf keinen Fall einen Titel gewinnen wird, wenn ein Wembley-Tor (egal ob gegeben oder nicht) gegen sie fällt.

Fußball ist halt so.


England oder Wer tröstet die traurigen Fußballer?

Das Kind ist genervt. (Ich auch, aber das liegt daran, dass ich beim ersten Anflug von “brasilianischem – ha, Klischee! – Sommer” mit grippalem Effekt den 35 Grad freudlos zuschaue.) Genervt von den diversen “Deutschland-Devotionalien” in Geschäften und auf der Straße. (“Da war sogar eine Blumenkette in Deutschland-Farben”) Ich erklärte also das Turnier noch einmal in Ruhe. 32 Mannschaften, alle spielen gegeneinander und der Gewinner ist der Weltmeister. Und das ganze findet in Brasilien statt. Und nicht bei Lauras Arbeit. Da wollte ich sie nämlich hinschleppen um vielleicht das Spiel Deutschland gegen Portugal zu schauen. Madame zeigte erst grundsätzlich Bereitschaft, war dann aber enttäuscht, als ich ihr erklärte, dass das da nur im Fernsehen gezeigt wird und keine echten “Portugaler” auftauchen werden. Nachdem wir das geklärt hatten, wurde dann erfragt, ob man sich denn eine andere Mannschaft aussuchen konnte (Wie gesagt, diese ganzen Fahnen ….) Kein Problem, verknüpfen wir das ganze gleich mal mit ein bisschen Geografie. Wer spielt also mit: Brasilien, Mexiko, Kamerun, Italien, Uruguay, England. STOP. Ich nehme England, sagte sie. Keine Ahnung, warum. Dass die Engländer 3 Löwen auf der Brust haben, erzählte ich erst hinterher. Und Wayne Rooney verschwieg ich lieber erst einmal. Sonst hätte das Kind gleich auch so einen Riesenlolly haben wollen. England also. Nun gut. Was denkst Du denn, wie die spielen? Na, so mittel, die gewinnen und verlieren nicht. Vielleicht Zweiter oder Dritter. Das, immerhin, scheint eine ziemlich realistische Einschätzung der Aussichten der Three Lions in der Gruppe zu sein. Das Kind ist jetzt also mindestens bis morgen für England. Danach ging es ums Verlieren. “Die sind sehr traurig, wenn sie verlieren und weinen dann auch manchmal.” Die anschließende, durchaus berechtigte, wenn auch leider bisher unbeantwortete Frage war dann, wer die traurigen Fußballer nach einer Niederlage tröstet. Ja. Wer tröstet eigentlich die weinenden Kicker? Kindgerechte Erklärungen nehme ich gerne in den Kommentaren entgegen.


Gescheitert.

Die WM ist vorbei, bevor sie richtig angefangen hat. Nein, ich meine nicht Kevins Urinierverhalten oder Jogis bevorstehende MPU. Es ist viel schlimmer. Das Kind wünscht sich ritualisiert ja bei jedem Einkauf eine grenzdebile Kinderzeitung mit Schnickschnack eingepackt in Plaste außen dran und ritualisiert lehne ich jedesmal mit den Worten “Nur, wenn wir mehr als zwei Stunden Auto fahren” ab. Gestern fasste ich dann in Vorbereitung des Einkaufs einen meiner Meinung nach genialen Plan. Zielstrebig lockte ich die Sechsjährige weg von den Zeitungsregalen hin zu dem Panini-Album der WM. Ich wollte ihr das durchaus vertraute Konzept des Sammelns von Aufklebern als gemeinsames Projekt schmackhaft machen. “Jedes Team hat ein Wappen”. “Die glitzern manchmal”. “Die haben alle unterschiedliche Trikots”. “Und dann können wir zusammen Fußball schauen”. “Du lernst die ganzen Spieler kennen” Völlig einleuchtend fand ich (natürlich auch eine willkommene Ausrede sich doch wieder ein letztendlich unvollständiges Album zuzulegen) Die Antwort war ernüchternd. Die Blicke wanderten zum Zeitungsregal, deutliche Skepsis sprach aus den Augen. “Papa, Fußball ist langweilig.” Sie meinte dann noch, dass sie durchaus bereit wäre, mit mir Fußball zu schauen, aber Spielen selbst findet sie doof, da macht man immer das selbe, das soll Theo machen, der kann das gut. Und weil sie Fußball selbst nicht ausüben möchte, hätte sie auch kein gesteigertes Interesse an Aufklebern. Ich solle ihr lieber wieder was von früher und der DDR und wie die Chefs der DDR in mein Leben eingegriffen haben erzählen. Ich könnte mir das jetzt damit schön reden, dass allgemein gerade eine “Mir ist langweilig, alles ist langweilig, ich will eine ‘Wissen macht Ah’ Folge gucken und nicht-altersgerechtes Wissen tanken”-Phase ist. Ich könnte der Realität aber auch ins Auge schauen und konstatieren, dass die WM Vater-Kind-technisch gelaufen ist. Was im Angesicht der Übertragungszeiten und des Fernsehkonsums des Kindes vielleicht auch nicht so schlecht ist. Guck ich eben alleine (und kann wenigstens dabei Bier trinken und fluchen)


Nurmes 1996

18 years ago (immerhin nicht thirty, äh mittlerweile fourtyeight) wie in dem zitierten besten Turniersong meiner Generation. Sechs Zwölftklässler mit fragwürdigem Equipment auf einer Radtour durch die finnischen Wälder. Zeltschnüre zum Reparieren von fast allem. Mitternachtssonne: Check. Nachtfahrt: Check. Mückenplage und Regen: Check. Währenddessen in England: Eine Europameisterschaft. Wie wir jetzt wissen, das Turnier, was Deutschland unter Berti Vogts den letzten Titel bei einer fußballerischen Großveranstaltung und Oliver Bierhoff immer währenden Ruhm sowie einen gut bezahlten Job beim heutigen DFB-Team verschaffte. Und wir waren dabei. Komplett analog. In der Retrospektive fühlt sich das schon fast an wie die DDR. Kein Internet, keine Handys, keine Kommunikation. Spielergebnisse erfuhren wir aus dem Helsingin Sanomat, den wir in Supermärkten oder Tankstellen durchblätterten. Mehr als das nackte Ergebnis war da auch nicht zu holen. Finnisch ist eine komplizierte Sprache, es ist quasi unmöglich sich unbekannte Wörter zu erschließen. Zum Halbfinale führte uns der Tourplan (ungeplant) in eine größere Stadt und wir schauten uns das Spiel gegen England und den Auftakt zu den nächsten Years of hurt für die Three Lions in einer Disko in Kuusamo an. Ohne Ton, was uns – siehe oben – herzlich egal war, dafür mit Red Hot Chili Peppers Soundtrack und dem ganzen anderen heißen Scheiß der Neunziger. In meiner Erinnerung war ich damals streng immer für den Gegner der deutschen Nationalmannschaft. Ich schiebe das auf eine linksalternative Phase und Berti Vogts. Das Finale fand für uns dann in einer Kneipe in Nurmes statt. Verlauf und Ausgang dürften bekannt sein. Rückstand, Ausgleich, Bierhoff, trallala.

Und jetzt? Was hat das mit der bevorstehenden #wm2014 im #internetzeitalter mit total viel #web20, #socialmedia #livestreams und #wirfuerdeutschland zu tun? In Kürze geht es mal wieder nach Finnland. Für fünf Tage nur und auch was die Umstände betrifft, komplett anders als damals(tm). Ohne Aldi-Zelte, dafür mit Haus am See. Ohne Fahrräder. Ohne Finnmark. Auch echtes Turnierfeeling wird nicht aufkommen. Immerhin ein Länderspiel allerdings. Gegen Kamerun. Am 1. Juni. Entweder in einem rumpeligem Livestream, auf Twitter oder als Randnotiz im Helsingin Sanomat. Zur Einstimmung auf eine WM von der ich sicherlich 18 Jahre später keine Bilder von Mücken, Zeltschnüren, Trinkjoghurt und den Red Hot Chili Peppers im Kopf haben werden.

Insofern. Karjaloha 2014, here we go.


WM Bullshitbingo #1

Der 30er Kader. Jetzt gehts ins Trainingslager. Wir haben gut gearbeitet. Mit diesem Trainer gewinnen wir nie etwas. Überragende Schusstechnik hat er der Kroos. Ist der Kroos schon jemals gerannt? Mit diesem Trainer gewinnen wir nie etwas. Wir haben eine gute Stimmung. Wir brauchen Fitness. Junge Mannschaft. Ist das eine U-21 hier? Wir brauchen einen Brecher im Sturm. Der Spieler ist flexibel einsetzbar. Wo sind die Typen, die “mal dazwischen hauen”. Kevin sollte spielen – egal wo. Miro Klose ist auch schon 36. Ich hätte ja den XYZ mitgenommen. Bierhoff und Löw und diese Wohlfühloase. Der Bierhoff geht gar nicht. Kießling (Kießling?) Warum eigentlich nicht Lasogga? Schweinsteiger ist über seinen Zenit hinaus. Bastian ist ein ganz wichtiger Spieler für mich. Der Bundestrainer vertraut Khediraözilklose. Internationale Erfahrung. Überragende Fähigkeiten. Der Hummelsboatengneuer ist immer für einen Klops gut. Aber die (Geheimfavorit ihrer Wahl einsetzen) … Raunen

Nein: Öffentlich-Rechtliche Medien und Kommentare im Internet nehmen sich nicht viel. Das werden harte 4 Wochen bis es endlich losgeht. Und ob es danach besser wird, sei mal dahingestellt.


Der 30er Kader

Götze (55)
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Özil (50)
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Müller (45)
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Reus, Schweinsteiger, Kroos (40)
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Neuer (35)
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Lahm, Draxler (30)
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Boateng (28)
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Hummels (26)
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Podolski (23)
Bender, Khedira (22)
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Schürrle (20)
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Mertesacker, Volland (18)
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Höwedes (16)
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Meyer (12)
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Ginter, Schmelzer, Großkreutz (10)
Zieler (9,5)
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Jansen (6)
Weidenfeller, Hahn (5)
Goretzka (4,5), Mustafi (4)
Durm (3)
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Klose (1)

Marktwert des 30er Kaders in Relationen laut Transfermarkt.de. Und was sagt das aus? Nichts natürlich. Außer dass Benedikt Höwedes angeblich auf dem freien Markt 16 mal mehr Wert ist als Miroslav Klose. Nah dran an Altersdiskriminierung, finde ich.


Kadernominierungstralala

Manuel Neuer (Bayern München), Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund), Ron-Robert Zieler (Hannover 96), Jerome Boateng (Bayern München), Erik Durm (Borussia Dortmund), Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund), Benedikt Höwedes (Schalke 04), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Marcell Jansen (Hamburger SV), Philipp Lahm (Bayern München), Per Mertesacker (FC Arsenal), Shkodran Mustafi (Sampdoria Genua), Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund), Lars Bender (Bayer Leverkusen), Julian Draxler (Schalke 04), Matthias Ginter (SC Freiburg), Leon Goretzka (Schalke 04), Mario Götze (Bayern München), Andre Hahn (FC Augsburg), Sami Khedira (Real Madrid), Toni Kroos (Bayern München), Max Meyer (Schalke 04), Thomas Müller (Bayern München), Mesut Özil (FC Arsenal), Lukas Podolski (FC Arsenal), Marco Reus (Borussia Dortmund), Andre Schürrle (FC Chelsea), Bastian Schweinsteiger (Bayern München), Miroslav Klose (Lazio Rom), Kevin Volland (1899 Hoffenheim)

Das sind also die ersten 30. Ich tippe auf die Streichkandidaten Mustafi, Goretzka, Meyer, Hinter, Jansen, Hahn und Höwedes. Was meint die Welt dazu?

Die Pressekonferenz war ein fassungsloses Stück Fremdschämen. Um das einmal festzuhalten.

Jogi kommt und wird fotografiert. Der Pressesprecher erzählt bedeutungsloses Zeug und kündigt einen Film zur Einstimmung an. Dieser Film zeigt Oliver Bierhoff auf einem 30-stündigen Trip nach Brasilien auf dem er das deutsche Quartier besucht. Dieses besteht hauptsächlich aus einer Baustelle (die später zu so einer Art Hotel werden soll) einem Acker (der zu einem Trainingsplatz werden soll). Dazu erklingen fahrstuhlkompatible Musik und (Brasilianische Klischee Hupe) Kommentare, die dem dummen Journalisten erklären, dass das vor Ort so ist und die schon alle fertig werden. Dann fängt plötzlich ein DFB-Stadionsprecher an zu brüllen, es geht auf die Kaderverkündung. Gefühlte Stunden später wird eine Fotowand eingeblendet, auf der die Spieler zu sehen sind. Bis zum Ende nicht synchron mit dem Gebrülle des Sprechers. Von einigen Akteuren hat man, obwohl sie sicherlich diverse U-Nationalmannschaftsspiele hinter sich haben, “auf die Schnelle” kein Foto im Nationalmannschaftstrikot gefunden. Der arme Herr Ginter wird mit “ohne Foto” als Stürmer als Letzter verkündet. Kurze Zeit später verschickt das Social Media Team des DFB Screenshots mit unterkringelten Namen und ohne den armen Herrn Ginter. Dann hatte ich eine Sitzung und konnte das leider nicht mehr weiterverfolgen. Wenn diese 15 Minuten, die ich im hr-Fernsehen live verfolgen konnte, einen Ausblick auf die Professionalität des deutschen Teams geben, vermute ich, dass man – nun – etwas unvorbereitet in das Turnier gehen wird. Wir werden es sehen. Auf der nach oben offenen Peinlichkeitsskala war das eine 7,2 – nur getoppt durch diese obskure Zugspitzengipfelstürmernummer zur EM 2008 (trotz des coolen “Jerk it out”-Soundtracks).

Nebenbei. Ich finde es schon interessant, dass man erst so kurz vor der WM anreist. Aber da ich den Kontinent Europa noch nie verlassen habe und bisher mit maximal zwei Stunden Zeitverschiebung konfrontiert war, mag das eine Einzelmeinung sein.

Aber hey, ab jetzt beginnt quasi die WM. Ganz antizyklisch: Ich werde dieses Turnier hier im Blog begleiten. Wie, weiß ich selbst noch nicht ganz genau. Aber garantiert komplett ohne Facebook oder anderes Social Media Gedöns und richtig Old School. In der letzten Woche dann auch aus einer einsamen schwedischen Blockhütte. Ihr seid herzlich eingeladen. Auch wenn Blogkommentare ja irgendwie ein bisschen 1998 sind.

Let the games begin.


Back in the days when I was a teenager

22.04.1995 15:30, 1. Bundesliga, Saison 1994/95, 27. Spieltag – Rudolf-Harbig-Stadion, Dresden

1. FC Dynamo Dresden: Mark Schwarzer – Pilz – Beuchel, Schößler – Weichert, Jähnig, Rath, M. Spies, Jeremies – Dittgen, Ekström
Trainer: Minge

Eintracht Frankfurt: Köpke – Binz – D. Roth, Bindewald – Bommer, Okocha, Falkenmayer, Weber, Komljenovic – Furtok, Penksa
Trainer: Körbel

Tore: 1:0 Dittgen (37., Pilz), 1:1 Binz (79., Legat), 1:2 M. Anicic (87., Furtok)

Vorkommnisse: Gelb-rote Karte für Jeremies (72.)

22.04.2014 20:45 Uhr, Champions League, Saison 2013/14, Halbfinale – Vicente Calderon, Madrid

Einwechslungen: 18. Mark Schwarzer für P. Cech


Olympiatagebuch #Tag15

Neeeeeein, natürlich ist es, wenn deutsche Athleten mit einer positiven A- oder B-Probe erwischt werden, immer nur eine Zahnpastamüsliriegelversehenschusseligtube. WIR machen sowas nicht, nur die ausm Ostblock und aus Jamaika. Neeeeeeein, das schmälert auf keinen Fall …. trallala…. Methylhexanamin … ist ja nur verboten seit 2012 sogar in Amerika. Musste erstmal so einen Müsliriegel finden. Neeeeeeeeeein, die Athletin ist selba schuld. Niemals die Trainer und Verantwortlichen und Chefs Du Maisons. Neeeeeeeein, natürlich sind nur die bösen Russen und nicht der liebe Herr Bach schuld, dass die Ukrainer nicht trauern dürfen. Jaaaaaa, wir lassen uns von sowas unsere Maria nicht schlecht reden. Letztes Rennen. Der Karriere. Die Medaille. Zum Greifen nah. So schade. Dabei stand doch Herr Höfl im Zielraum, wo er eigentlich als Manager von Franz Beckenbauer und Frau Höflriechl nichts zu suchen hat. Jaaaaaaaa, wir zeigen in der ARD trotzdem Onkel Bach, wie er voll volksnah im Olympischen Dorf nächtigt. Schuld sind immer nur die anderen. Tschingderassabum.

Und nun zum Sport.

Mehr Skicross (da weiß man wenigstens wer gewonnen hat) Mehr Eishockey mit NHL Spielern. (USA gegen Kanada war großartig. Man sollte allen Fußballspielern Eishockeytraining zukommen lassen. Diese Handlungsschnelligkeit der Spieler. Unfassbar.)


Olympiatagebuch #Tag14

Nordische Kombination. Ukraine. Skicross. Ukraine. Snowboardcross nochmal in der Wiederholung. Ukraine. Eiskunstlaufen. Ukraine. Eishockeyfinale der Damen. Ukraine. Bigshow bei Sportradio 360. Komischer Olympiatag. Ukraine.


Olympiatagebuch #Tag1213

Olympische Erwartungen an Sportberichterstatter (im Besonderen an Moderatoren) im Fernsehen.

1. Du sollst den Sport lieben (und nicht Dich selbst)
2. Du sollst Dich für alle Sportarten interessieren (und nicht nur für Deine Lieblingssportart oder Dich selbst)
3. Du darfst Dich gerne freuen, dass Du diesen Job hast, solltest das aber nur im Privaten zeigen und nicht auf dem Sender

Ich kann dieses selbstherrliche Geseiere von den routinierten Nasen schwer ertragen, mit dem teilweise den “unbekannten” Sportarten entgegengetreten wird – immer auf der Suche nach einer bemüht jugendlichen Überleitung oder einem schnellen Witz. Ich verzeihe gerne inhaltliche Fehler oder falsche Kommentierungen – nicht jeder muss sich in jeder Sportart auskennen – wenn ich merke, dass die Berichterstatter sich für das Objekt der Berichterstattung interessieren, für die Geschichten, die da am Rande rumliegen, für das Thema. (Das ist übrigens bei politischer Berichterstattung in Deutschland nicht anders) Und wenn man dieses Interesse nicht hat, dann soll man es lassen. (Ich habe am Dienstag Eisschnelllaufen gesehen. Da fand ich sogar WD Poschmann gut, weil er dieses Interesse hatte. Im Gegensatz zu einigen von ihm kommentierten Fußballspielen) Das ganze ist keine Aufforderung zur Fanberichterstattung, mitnichten. Aber wenn man sich für etwas wirklich interessiert, findet man auch den Grat zwischen Lobhudelei, Fanbrille, Medaillenzählerei und Kritik deutlich besser. Ansonsten: Eishockey, Langlauf-Teamsprint, Riesenslalom, Eisschnelllauf, Snowboard-Bordercross. Schön, ganz egal, wer gewann. Und dass Teemu Selänne noch spielt, lässt mich immer wehmütig an die Anfänge des Internets (und die Recherchen nach NHL-Statistiken) und NHL 94 denken. Das hat schon was.


Olympiatagebuch #Tag91011

Wochenende und Montag. Überblick verloren. Immer mal auf diversen Geräten nachgeschaut. Was bleibt in Erinnerung? Stand heute: Das Eishockeyspiel zwischen den USA und Russland. (Tolles Penaltyschießen), die Bilder vom Snowboard-Boardercross. (Heißt das überhaupt so?) Das Teamgold der Skispringer. (Trotz Tom Bartels. Dafür mag ich Mathias Opdenhövel als Moderator und Mitfiebernden auf Twitter.) Hälfte geschafft. Scheint warm da zu sein. Fazit ist solala. Ich habe schon schöne Dinge gesehen. Und auch schon einiges, was nicht so wirklich prickelnd war. Es fehlt so ein wenig ein “roter Faden”, der mich durch die Spiele führt. Sei es ein außergewöhnlicher Anchorman im Fernsehen, eine besonders tolle Webseite oder ein unglaublicher Sportler/in. Das ist halt der Nachteil an den ganzen Streams und den vielen Möglichkeiten. (Mein Idealszenario ist so etwas wie allesaussersport.de mit einem Liveblog des Hausherrn, den Kommentaren und inklusive eingebetteter Streams, Highlightvideos, Twitterstreams und Absurditäten. Aber so etwas (also zumindest die Videos) ist ja leider nicht erlaubt.)


Olympiatagebuch #Tag8

Nicht viel gesehen heute. Bisschen Biathlon, bisschen Eishockey. Aber was schönes im Internet gefunden. Die Erklärstücke der NYTimes. Großartige Internetkunst: Riesenslalom, Slopestyle, Halfpipe, Shorttrack, Skispringen und Rodeln.


Olympiatagebuch #Tag6

Nordische Kombination: schick. Rodeln: wie immer. (Ich hätte da einen Vorschlag. An sich ist Schlittenfahren ja eine nette Sache. In meinem Kopf spuken auch immer noch Bilder von längst vergangenen Spielen herum, wo Menschen in abenteuerlichen Gefährten wilde Pisten herunterkachelten. Back to the Roots wäre doch auch hier eine schöne Idee. Diese Slopestylepiste vielleicht? Oder die Hexentreppe Potsdam? Oder ein schicker Lauf mit 4 Schlitten gleichzeitig? Das ist dann nicht ganz so schnell wie auf den Kunsteisbahnen, hätte aber deutlich mehr Athmosphäre. Und die Sportler könnten schickere Trikots anziehen.) Ansonsten sah das Damen-Eishockey-Spiel zwischen Kanada und den USA sehr gut aus und dass die Wettbewerbe der Herren beginnen, ist auch nicht schlecht.


Olympiatagebuch #Tag5

Bei zwei Entscheidungen richtiggehend mitgefiebert. Snowboard-Halfpipe – das Special der NZZ über den Sieger kennt jeder, oder? – und Skispringen der Damen. Skispringen der Damen? What? Und dann auch noch mit Tom Bartels. Vielleicht, weil – wie im Olympia-Daily von Sportradio 360 auf den Punkt gebracht – es tatsächlich nach Sport und nach sportlichem Wettbewerb aussah. Und ein bisschen spannend war. Trotzdem wird mich das die nächsten 4 Jahre nicht mehr interessieren, aber dabei geht es doch bei Olympia, oder? Außerdem ein bisschen nachträglich Eiskunstlaufen angeschaut. Weil die Russen da gut sind und die Athmosphäre in der Halle interessant. Hat auch Spaß gemacht. (Zumindest mehr als das abendliche Gebolze zwischen Frankfurt und Dortmund im SuperduperDFBPokal. Football kills the Olympic-Star(s). Schade eigentlich)


Olympiatagebuch #Tag4

Ja, umwelttechnisch ist das eine Katastrophe. Da neue Skigebiete in den kaukasischen Berg zu bolzen. Vielleicht bin ich ja geblendet von den durchweg gut gemachten Fernsehbildern. Ich sah da aber auch Schnee abseits der Abfahrtspiste und ebenso bei den Nordischen Wettbewerben. Im Gegensatz zu Oberhof (Biathlon-Weltcup) dieses Jahr. Es ist also genau der selbe Wahnsinn, der jedes Jahr in den Alpen oder in deutschen Mittelgebirgen zur Belustigung des Fernsehvolkes veranstaltet wird. Maria Höfl-Riesch(l) gewann also eine unökologische Goldmedaille, was sie sicherlich freute, aber nicht so sehr, wie Frau Mancuso ihre Bronzemedaille. Vielleicht war diese ökologischer? Ich habe heute erst den Hintergrund der weinenden Norwegerinnen vom Samstag verstanden. Ich hätte das gerne vom Kommentator bei der Übertragung eingeordnet bekommen. Ich bin jetzt noch ein wenig berührter. Das ganze illustriert sehr viel. Sport hat Platz für Emotionen und große Gesten. Und im – teilweise verständlichen – Regulierungswahn auch Platz für ganz viel Dummheit und fehlende Menschlichkeit. In einem komplett schiefen Bild benimmt sich das IOC wie das Ordnungsamt Potsdam, was mir – rein nach den Regeln völlig korrekt – um 8:31 Uhr ein Parkticket gibt, weil ich das Auto gestern abend auf den gebührenpflichtigen Parkplätzen abstellte, weil die Anwohnerparkplätze wieder einmal von den Gästen des Nikolaisaals belegt waren. Sonntags kommt aber keiner kontrollieren geschweige denn Abschleppen. Ich wollte das Auto um 8:51 umparken, war damit aber leider 51 Minuten zu spät und musste bestraft werden. Kurz zusammengefasst: Ordnungsamt uncool. IOC uncool. Ob ich die deutsche Olympiamannschaft uncool finde, weiß ich noch nicht, bisher fällt mir das Sympathisieren mit anderen Athleten deutlich leichter.


Olympiatagebuch #Tag3

Die Herren-Abfahrt um 8 Uhr MEZ war mir zu früh. Und das hat auch nix mit Student oder nicht zu tun, liebes ZDF. Sportradio360 produziert tatsächlich einen Olympia-Podcast. Den kann man gut zum Frühstück hören. Zum Einstieg ein bisschen Slopestyle der Damen. Im Gegensatz zu den Herren nicht so spektakulär, dafür besser nachzuverfolgen. Die Fixierung auf den Rodelwettbewerb geht mir auf die Nerven, ich kann dem Sport weiterhin nichts abgewinnen. Allerdings nicht schlecht, dass F. Loch dafür sorgte, dass das dämliche “Wann ist denn die erste Medaille da”-Gequatsche leiser wird. Thomas Bach als – wie sagt man das, ohne Gefahr zu laufen – knuffiger Oberolympionik an der Bahn ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Skispringen war wie Skispringen halt ist in den letzten 10 Jahren. Großes Getue, dann Wind, dann gewinnt jemand und am nächsten Tag haben wir das alle vergessen. (Krass, Janne Ahonen springt noch. Ist Jens Weißflog eigentlich ausgelastet als Hotelier? Warum springen die eigentlich von 2 Schanzen? Wäre es nicht lustiger, man lässt sie von der kleinen Schanze im Parallelstil hüpfen?)