Weihnachtsmarkt weg. Riesenrad noch da. Aber aus.
Weihnachtsmarkt abgebaut. Nur das Riesenrad steht noch. Die Beleuchtung ist aus. Sodass man dort hindurch die Lichter in den Fenstern des Bergmann-Klinikums sieht. Komische Zeit. Ohje.
Weihnachtsmarkt abgebaut. Nur das Riesenrad steht noch. Die Beleuchtung ist aus. Sodass man dort hindurch die Lichter in den Fenstern des Bergmann-Klinikums sieht. Komische Zeit. Ohje.
Die große Tochter sucht Vintage Deko für ihr Zimmer. Auf der Suche danach im Kellerarchiv finden sich erstaunliche Dinge. Was ne andere Zeit.
Ich hatte das ursprünglich mal auf Twitter als Thread veröffentlicht. Und dann ist mir eingefallen, dass es ja dieses Blog gibt, damit ich das alles irgendwann selbst wiederfinde.
Oder die Entstehung meines Twitter-Namens. Damals im alten Spartacus. Mit Aggro-Berlin-Kindern, die erst Ruhe gaben, als @EllenAura sagte: „Dich kenne ich ausm Wildpark-Bus“
Minh-Fashion und Cem Efe Fanclub präsentieren …
Schau ans Firmament, weil da das Z brennt. Oder so. Auch auf Nico Gehns Mini.
Lokalpresse ftw.
Wenn ein Lokaljournalist versucht feuilletonistisch über ein HipHop Festival zu schreiben. Ich erinnere mich, dass wir kein Wort verstanden haben, die Formulierung „Samples aus der Ritze DJ A-Beats“ aber in den spätpubertären Sprachgebrauch aufgenommen wurde.
Plattencover und Notizzettel. Erstaunlich unkronket, die Aufforderung. Wann ist denn „morgen früh“. Und wer sollte wen wecken? @EllenAura
Die Zeit der selbst gedruckten Cover und gebrannten CDs.
Knallhart Zigarettenwerbung damals auf den Flyern der Jugendclubs.
Naja. Ende von Lied. Meine ganzen Erinnerungen findet das Kind „lustig“. An die Wand klebt sie sich aber Vinyls und alte Ausgaben vom Neuen Deutschland mit schlimmster Propaganda („Die sehen so schön Vintage aus“. Ja, wir haben darüber gesprochen und ich habe es erklärt!)
Wird sich noch zeigen, ob das mit den morgen startenden Weihnachtsmärkten eine gute Idee ist.
Verrückt. 2021. Immer noch Corona. Genau wie letztes Jahr. Und die Kleinkunst-Ideen, die im ersten Jahr der Pandemie geboren wurden, leben immer noch. Deswegen geht die “Im Modus“-Late-Night-Show auch in die zweite Staffel. Passend zum jetzt eigentlich wieder anstehenden Lockdown. (Egal, wie man den dann nennt). Ach, das macht schon alles Spaß. Tolle Gäste haben wir auch wieder. Und trotzdem liegt so ein melancholischer Schleier auf Dingen, die man aus Sicherheitsgründen ausschließlich streamt. Man, ey. Wir sind ja eigentlich eine Band, die von der Publikumsinteraktion lebt. Naja. Den einen Winter halten wir jetzt auch noch durch. Irgendwie. Mit Kleinkunst.
Für Menschen außerhalb Potsdams ist das vermutlich alles wenig spannend, wir sind schließlich mit lokalen Akteur:innen der hiesigen Kultur auf der Suche danach, ob es so etwas wie eine Szene gibt. Aber ich finde die Idee immer noch hübsch. Alle bisherigen und dann die neuen Folgen gibt es hier.
So schön wie seltsam. Gut ist kurz nach 11. Und in der Woche. Aber irgendwie auch obskur bis bezeichnend. Für Potsdam.
Klarer Morgen, trotzdem trifft die Sonne am Wochenende beim Brötchen holen nur noch das oberste Stockwerk. Hallo Wollsocken. Hallo Herbst und Winter.
Wer sich das Folgende musikalisch vorstellen möchte, kann dieses Album bitte nebenbei laufen lassen. (Youtube, Spotify)
Am 27. Februar 2017 habe ich ein paar Alben gekauft, hauptsächlich isländische Musik. Bei Amazon, Morr Music und Bandcamp. Nach meinen Erinnerungen waren das die letzten CDs, die ich jemals erworben habe. Kurze Zeit später flog der CD-Player aus der Wohnung, Spotify zog ein und physikalische Tonträger gab es höchstens noch als Vinyl.
Die meisten CDs landeten in einem Regal in meinem Büro/Tonstudio/Quatschraum, wo es noch eine Abspielmöglichkeit gibt. Und einige wenige im Auto. Das ist nämlich von 2008, hat einen 6-fach-Wechsler und ein Umbau auf sowas wie einen USB-Anschluss würde mehr kosten als das Auto jetzt noch Wert ist (Danke, VW!). Vier der sechs CDs sind seit 2017 unverändert in Fach 2, 3, 5 und 6. Und begleiten mich seit dieser Zeit.
Meine kleine Tochter wurde Ende 2015 geboren und fährt ganz gerne Auto. Und hört gerne Musik. Außerdem hat sie sehr früh die Eigenart entwickelt, nur noch bei fahrendem Auto Mittagsschlaf zu machen. Egal wie notwendig dieser ist oder wie komfortabel das Bett: Keine Chance, wenn es nicht brummt und sich bewegt. Ich bin diverse Ehrenrunden auf dem Weg zu Omas und Opas durch die Brandenburger Landschaft gefahren. Bin im Ostseeurlaub extra aufgebrochen eine sinnlose Runde bis zur Insel Fehmarn und wieder zurück. In Kroatien einmal die Küste langgezuckelt. Alles, damit das Kind mal schlafen kann. (Ökologisch zweifelhaft, aber ein komplett übermüdetes unausgeschlafenes Kind ist auch nicht gut für die Klimabilanz)
Seitdem sie sprechen kann, heißt die Platte in Fach 2 (“Sports” von Fufanu) “Automusik” (gelegentlich auch “Lieblingsmusik”). Und ist immer der Start zu einer Fahrt. Klassische Konditionierung würden die Psychologen sagen. Oder frühkindliche Erziehung zu gutem Musikgeschmack. Auf jeden Fall der Test, ob das Kind müde ist und schlafen sollte. Das Geplapper lässt meist innerhalb der ersten zwei Songs nach und das Kind schaltet in einen Chill-Out-Modus. Mit meiner großen Tochter wette ich gelegentlich bei welchem Track das kleine Kind einschläft. “Tokyo” (#3) heißt sehr müde. “Just Me” (#5) ist so mittel. Manchmal dauert es auch bis “Syncing in” (#8). Ist die ganze Platte mit 43:25 durch und die Augen sind immer noch geöffnet und gucken aus dem Fenster, muss man keine Extra-Runden mehr fahren. Dann wird heute nicht geschlafen, aber geruht ist ja trotzdem nicht schlecht. (Es folgt dann in Fach 3 “Sundur” von Pascal Pinon, das ist ruhig, man kann es schön durchhören und dabei entspannt ankommen bzw. von den Nebenstraßen Richtung Ziel abbiegen.)
Ich vermute deswegen, dass ich (und die kleine Tocher, die allerdings schlafend) der Mensch bin, der diese hervorragende aber kommerziell nicht besonders erfolgreiche Platte am häufigsten auf der ganzen Welt am Stück gehört hat. Sicher, die “Nevermind” von Nirvana oder einige andere – wie sagen intellektuell klingen wollende Musikzeitschriftsredakeure gerne – Scheiben in meiner Jugend schaffen eine höhere Zahl. Aber wir hatten ja damals nix. Schon gar keinen unendlichen Zugriff auf alle Musik dieser Welt und auch keinen nervösen Finger auf der “Next”-Taste.
Die Ära der “Alben”, die man am Stück hört, scheint zu Ende zu gehen. Single-Release hier, 6-Track EP da, Extended Version mit 27 Remixes dort. Was früher Mixtapes waren, sind heute Playlisten. Auch schön. Dadurch dass sie aber viel schneller erstellt und beliebig verteilt werden können auch ein natürlicher Feind des Albums. Und außerdem würde die Band selbst für die absurd vielen Male, die ich das Album gehört habe, nach der Spotify Arithmetik weniger bekommen, als ich damals für die CD bezahlt habe. Deutlich weniger. (Aber dass Spotify für Künstler eine Drecksfirma ist, steht auf einem ganz anderen Blatt)
Nunja. Ich will jetzt auch nicht den snobistischen Musik-Connaisseur raushängen lassen. Ich glaube, ich habe erst kürzlich das allererste Mal ein ganzes Album auf Spotify am Stück gehört. (Ungewöhnlich und außerdem auch noch eine Late-Night-Tales Platte, also eigentlich auch eine “Playlist”) Es ist aber schon schön, diese Kultur der Alben durch die Sondersituation “Auto, Kind, Mittagsschlaf” noch im Leben zu haben. Es ist, als ob ich damit diese Zeit, die vorbei ist, noch etwas wachhalten und den Kindern weitergeben kann. Auch wenn das mit dem Weitergeben genauso eine Illusion ist, wie der Glaube, wenn die Kinder möglichst viel – in meinen Augen – gute Musik hören, bleiben ihnen schlimmste Geschmacksverirrungen im Teenageralter erspart.
Egal. Danke, Fufanu. Für diese Platte. Für viele Mittagsschlafe (Wie ist die Mehrzahl von Schlaf eigentlich?) und ein beim Autofahren meist tiefenentspanntes Kind. (Das ist auch insofern ungewöhnlich, weil Fufanu live wirklich ein schön brachial lautes Schrammelspektakel ist)
Der Vollständigkeit halber: In Fach 5 ist “Nolo“, eine isländische Syntie-Pop-Band, die es nicht mehr gibt mit dem Album Human, in die ich verliebt bin, seitdem ich sie beim Iceland Airwaves live gesehen habe. Und in Fach 6 der Gus Gus Klassiker “Mexico“.
Fach 4 beherbergt immer eine selbst gebrannte CD mit aktuellen Mixen eigener Musik, die ich Probehören möchte. In Fach 1 war eine Zeitlang Kaleo mit A/B (isländische Rockmusik), mittlerweile ist es immer eine CD der ungekürzten Lesung der Känguru-Offenbarung. Das mag das kleine Kind auch und möchte deswegen gelegentlich “Schredder” genannt werden. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich kann mich erinnern, dass mir das folgend beschriebene beim Lesen auch auffiel. Und dann habe ich es vergessen. Vielleicht, weil ich als Mann von solchen Dingen nicht betroffen im Sinne von getroffen bin. Was es eigentlich umso wichtiger macht, das immer wieder zu thematisieren. Deshalb an dieser Stelle eine Gastbeitrag von Laura.
Am 12. August veröffentlichte die PNN einen Artikel zur Halbzeitbilanz der Kultur- und Bildungsdezernentin der Landeshauptstadt Potsdam Noosha Aubel. Für diesen Artikel wurden die Fraktionen der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung nach einer Einschätzung gefragt. Herr Kirsch vom Bürgerbündnis lässt sich in dem Artikel mit den Worten zitieren:
Wenn ich mich über jeden sexistischen Spruch aufregen würde, der mir über den Weg läuft, hätte ich keine Zeit mehr für andere Dinge, aber für diesen einen möchte ich mir kurz Zeit nehmen. Er ist nämlich so ein perfektes Beispiel, an dem man das Prinzip mal gut demonstrieren kann.
Ich kenne Herrn Kirsch nicht, und weiß nicht, wie es in seinem Herzen aussieht. Vielleicht ist er ein alter, aus der Zeit gefallener Mann. Vielleicht glaubt er wirklich, seine Worte wären ein Kompliment und nicht die Beleidigung, die sie sind. Vielleicht weiß er aber auch ganz genau, was er da tut. Vielleicht ist er einer von den vielen Menschen, die Worte wie diese gezielt einsetzen, um Dominanz zu demonstrieren.
Wir kennen alle einen solchen Mann. Er kommt z.B. immer zu jedem Termin ein kleines bisschen zu spät. Das liegt nicht etwa daran, dass er nie gelernt hat die Uhr zu lesen oder daran, dass er wahnsinnig schlecht organisiert ist. Er macht es, bewusst oder unbewusst, um sich selbst eine Bühne, einen echten Auftritt zu verschaffen. Alle sitzen schon und seht her, nun komme ich. Kinder, es geht erst richtig los, wenn der Papa da ist. Eine andere beliebte Technik dieser Männer ist die kurze, fast nicht merkliche Pause zwischen Anrede und Namen. Sie sagen nicht etwa „Guten Tag Frau Müller.“ Sie sagen „Guten Tag Frau… Müller“. Übersetzt: Sie sind so unwichtig, dass ich Probleme habe, mir ihren Namen zu merken. Das sind subtile Signale, die der Umwelt und auch sich selbst immer wieder zeigen sollen: Ich bin hier der Größte.
Nun also Herr Kirsch. Das in der PNN abgedruckte Statement war mitnichten ein schnelles, unbedachtes Wort, was in einem ungünstigen Moment in ein Mikrofon gehaucht wurde. Die Zeitung fragte die Fraktionen schriftlich an. Herr Kirsch setzte sich also an einen Computer und hatte mindestens ein paar Minuten Zeit, sich zu überlegen, was er da zurück schreibt. Das spricht für Vorsatz.
Nun sagt er zwei Dinge über Frau Aubel. Sie ist kompetent (eine Einschätzung, die er mit tatsächlich allen anderen Stadtverordneten teilt) und sie sieht gut aus (eine Thematik die von allen anderen unerwähnt bleibt). Im Kontext der Bewertung von Frau Aubels Arbeit in den letzten Jahren bietet sich eine Aussage über ihr Äußeres in keiner Form an. Nun spricht er das Thema aber nicht nur an, er stellt es auch der Kompetenz voran. Erst das Äußere, dann, fast wie eine Fußnote, die Kompetenz hinterher. Die Torte ist das Aussehen, die Kompetenz nur die Kirsche obendrauf. Der Bonus, das Unerwartete. Stell dir vor, sie sieht nicht nur gut aus, das wäre ja eigentlich genug, nein sie ist zusätzlich auch noch fachlich kompetent. Der Wahnsinn. Hat man sowas schonmal gehört? Das Einhorn unter den Frauen.
Diese persönliche Herabwürdigung ist ärgerlich, armselig, billig und durchschaubar. Es ist ein rhetorischer Taschenspielertrick, auf den Menschen zurückgreifen müssen, die keine Substanz haben. Was macht man, wenn man sich weder durch Haltung, Meinung, Inhalte oder, ja, Kompetenz Respekt verschaffen kann, aber trotzdem gern ein starker Typ wäre? Man holt Opas alten Instrumentenkoffer unter dem Bett hervor, pustet den Staub weg und kommt von nun an immer ein kleines bisschen zu spät zu Terminen. Es ist auch nur folgerichtig, dass Herr Kirsch sich in seiner Spitze auf Äußerlichkeiten konzentriert. Menschen ohne Substanz haben immense Probleme, die Substanz in anderen wahrzunehmen. Blender gehen immer davon aus, dass alle anderen eigentlich auch nur so tun. Eine Person, die einen guten Job macht und dabei gar nicht mal schwindeln muss, oder sich eine vollkommen künstliche Identität konstruiert, ist nicht wirklich vorstellbar für diese Menschen.
Ärgerlich, armselig, billig, durchschaubar. Ich freue mich auf den Tag, an dem so etwas endgültig nicht mehr vorkommt. Es wird noch eine Weile dauern. Aber ich möchte noch eins klarstellen. So nervig diese Sprüche auch sind, dieser Klimperkram wird uns gesellschaftlich nicht aufhalten. Frauen haben schon ganz andere Hürden genommen. Wir arbeiten weiter gemeinsam an einer Welt in der Menschen aller Geschlechter sich respektvoll begegnen.
Die Sonne geht erst wieder kurz vor dem viel zu frühen Aufstehen auf. Die Fenster sind kurz davor zu beschlagen und morgens sind alle zu dünn und nachmittags zu dick angezogen.
Und wieder mehr Badewanne als See. Hmm.
[tl:dr] Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, der Historiker Prof. Nolte, geht davon aus und findet es in Ordnung, dass die Spenden für die Errichtung der Kirche nicht reichen und dass die öffentliche Hand das finanzieren soll. Außerdem sieht er die Rekonstruktion der Garnisonkirche als Chance, das Preußenbild “auch in seinen dunklen Facetten” zu zeichnen.
Bei den Recherchen zu einem kleinen Videoprojekt bin ich wieder einmal über die kontroverseste Baustelle der Stadt gestolpert.
Die Garnisonkirche wird ja inzwischen fleißig Stein auf Stein gemauert und die Stiftung für den Wiederaufbau hat mittlerweile einen wissenschaftlichen Beirat unter Vorsitz des Historikers Paul Nolte. Selbiger gab in den PNN ein Interview, was mich dezent fassungslos zurücklässt. Es wundert mich, dass dies noch keine größeren Wellen schlug. Überschrieben ist das mit “Kritik aus den eigenen Reihen“. Das klingt harmloser als es ist. Das, was dort als “Kritik” formuliert ist, mag zwar nicht auf einer Linie mit der Stiftung für den Wiederaufbau liegen, ist meiner Meinung nach aber eine handfeste Katastrophe. Gehen wir die wichtigsten Passagen doch einmal durch.
Das Wort Spannungen dürfte für das Projekt Garnisonkirche wohl eher zu milde sein. Die Front der Gegner, so scheint es, wächst von Tag zu Tag. Dabei wäre jegliche Unterstützung gerade jetzt wohl hochwillkommen.
Sicher, aber ein Beirat ist kein Gremium von Aktivisten, wir pflegen andere Handlungsformen. Im Übrigen sehe ich ohnehin noch nicht, dass die Zahl der Kritiker wirklich wächst.
Es spricht der gut gesittete Wissenschaftler, nicht der – pfui – “Aktivist”. Handlungsformen werden “gepflegt”. Wir kommen darauf zurück. Nur so: Wenn die Zahl der Kritiker hoch ist, sagt das Wachstum nicht viel aus und die persönliche Sicht zählt dabei auch wenig. Kann man wissen.
Und doch gingen erst vor wenigen Tagen mehr als 100 namhafte Künstler, Wissenschaftlicher und Architekten […] mit einem Brief an die Öffentlichkeit, in dem der Wiederaufbau erneut scharf kritisiert wird.
Darunter sind tatsächlich Namen, die Gewicht haben. Umso bedauerlicher finde ich, dass einige der Kollegen, die ich auch persönlich kenne und schätze, sich dazu haben verführen lassen, diesen Brief zu unterschreiben.
Ich finde es auch immer bedauerlich, wenn sich andere Menschen dazu verführen lassen, eine andere Meinung als meine zu haben. So etwas hat in der Politik/Wissenschaft – ach was – im Leben nix verloren.
Warum ist das eine Verführung?
Weil der offene Brief in vielerlei Hinsicht die Arbeit der Stiftung, des Beirats und auch die Gestalt, die das Projekt in den letzten Jahren angenommen hat, konsequent ignoriert.
Gute Nachfrage. Gegenthese: Vielleicht ignoriert der Brief diese Arbeit ja nicht. Vielleicht kam er ja aufgrund der Arbeit zustande? Dieses Framing der Befürworter des Wiederaufbaus geht mir mittlerweile dermaßen auf die Nerven. Immer wird von Kritikern irgendetwas “ignoriert”, “nicht gewürdigt”, “nicht richtig gesehen”. Das kann man machen, ist aber billigste Polemik (und eine Frechheit) um die argumentative Ebene möglichst schnell hinter sich zu lassen. These times.
Bei der ganzen pazifistischen Arbeit, die Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst schon heute in der Nagelkreuzkapelle leistet, muss doch niemandem bange sein, dass hier ein Wallfahrtsort für Rechte entsteht! […] Die Evangelische Kirche, gewiss auch eher linksliberal als nationalkonservativ, hat sich nach langem Ringen und nach langen Auseinandersetzungen dafür entschieden, Kredite für den Wiederaufbau zu bewilligen. Da sage ich doch: Hallo, aufwachen, wir sind nicht mehr im Jahre 2004!
Puh. Pazifistische Arbeit in der Nagelkreuzkapelle. Ob die jetzt eine stärkere Strahlkraft als ein 88 Meter hoher Turm auf Vollpfosten und Nazis hat? Die Evangelische Kirche linksliberal? (Haben Sie das gehört, Herr Huber? Sie linksliberale Socke?) Das kann man so sehen, dann braucht man sich aber auch nicht wundern, wenn einem eine gewisse Ignoranz und Weltfremdheit attestiert wird. Wir sind übrigens wirklich nicht mehr im Jahre 2004. Da waren die Kalbitzs und Gaulands noch damit beschäftigt, “mal an der FH Brandenburg” gewesen zu sein oder ihre CDU-Seilschaften zu pflegen.
Wie erklären Sie sich, dass die Garnisonkirche die Gesellschaft derart spaltet, obwohl sie als Versöhnungszentrum doch das genaue Gegenteil bewirken soll?
Die Garnisonkirche ist zu einer Projektionsfläche für Konflikte geworden, die wir in der Gesellschaft austragen müssen. Darüber kann man diskutieren, aber man sollte dabei Form und Proportionen wahren. Manche Kritiker verweigern die direkte Kommunikation, andere schreiben gleich einen offenen Brief, was für mich eine Verletzung des Stils ist. Aber all das zeigt eben, wie wichtig die Debatte darüber ist, gerade auch über die preußische Geschichte. Das ist für mich übrigens auch eins der wichtigsten Argumente für das Projekt.
Wenn man nicht mehr weiter weiß, erklärt man gerne einen Konfliktgegenstand als “Projektionsfläche” und nimmt ihn so aus der Kritik. (Ich persönlich streite es übrigens ab, dass ich meine persönlichen oder gesellschaftlichen Konflikte auf diese Kirche projiziere.) Die Einschätzung, dass ein offener Brief, den man gleich schreibt, eine Verletzung des Stils ist, offenbart ein sehr fragwürdiges Politikverständnis. Inwieweit diese Einschätzung eines – auch wissenschaftlichen – Diskurses einem wissenschaftlichen Beirat zusteht, sollten mal die Wissenschaftskollegen klären. Ich finde das fragwürdig und – hmmm – unwissenschaftlich. (Wie wahre ich denn eigentlich Proportion in einer Debatte? Oder ist das Fremdwort da aus anderen Gründen drin?)
Ich teile übrigens nicht die Meinung, dass die Debatte über die preußische Geschichte so wichtig ist, dass man deswegen für 100 Millionen Euro eine Barockkirche notdürftig wieder aufbauen sollte. Für diese Debatte gibt es – das sollte Herrn Nolte bekannt sein – Universitäten und andere Bildungs- sowie Forschungseinrichtungen.
Preußenverklärung ist andererseits aber auch einer der zentralen Vorwürfe.
Zu Unrecht. Denn darum geht es: Die Garnisonkirche muss Preußen als einen wunden Punkt der Geschichte zeigen, ein Preußen, das weh tut – und zwar nicht nur den Bürgern vor Ort, sondern auch den Touristen. Bislang gibt es nirgendwo in Deutschland […] einen sichtbaren, authentischen Ort, der auch an die schwierigen und dunklen Seiten, an die schlechten Traditionen der preußischen Geschichte erinnert. Alles Preußische erscheint in einem merkwürdig weichgezeichneten Licht. Man schlendert durch Sanssouci und denkt: Hach, wie schön! Dazu spielt dann die Flöte – aber das ist doch nicht Preußen!
Bizarr: Die einzige Idee, mit der man den Vorwurf der Preußenverklärung kontert, ist das Argument, dass man das, was weh tut, wieder aufbauen muss? Nach dieser bestechenden Logik, könnten wir an den Kreml auf dem Brauhausberg wieder das SED Logo packen, die Gutenbergstraße enteignen und Hausbesetzern überlassen und in die Garde Ulanen Kasserne die Sowjetarmee einziehen lassen. (Und das sind noch die harmloseren Beispiele unter Aussparung der Geschichte, die zwischen 1933 und 1945 “weh tat“) Herr Nolte, wenn Sie ein Bild von Preußen vermitteln wollen, schreiben Sie Bücher oder drehen Dokus für n-tv, aber lassen Sie die Finger von Stadtentwicklung.
Und ob es beispielsweise Herrn Höcke als Tourist, wie gewünscht, “weh tut”, wenn er im Fackelschein vor dem 88 Meter hohem Phallussymbol steht, oder es ihn – natürlich nur leicht – erregt, sei mal dahingestellt.
Bis hier ist das für mich ein komplett verunglücktes Interview, wo man noch annehmen könnte, dass da jemand so etwas nicht gewohnt ist und frei von der Leber und in Unkenntnis von politischer Dimension und Bedeutung ein bisschen Blödsinn erzählt. Ab jetzt wird es aber wirklich wild, weil Herr Nolte mit leichter Hand und in seiner Funktion als Beirat bestimmte Dinge, die jahrelang auch von Stiftung für den Wiederaufbau als Argumente postuliert wurden, mit leichter Hand vom Tisch wischt. Die Kernsätze (Ich weiß, der Text ist schon lang):
Zu lange wurde der Wiederaufbau als eine Angelegenheit begriffen, die sich auf das Potsdamer Stadtbild, allenfalls noch auf ein kirchliches Versöhnungszentrum beschränkt.
Ja, so wurde das begründet. Sichtachse, architektonische Relevanz, Versöhnung.
Die Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und die Chance, ein Preußenbild auch in seinen dunklen Facetten zu zeichnen, haben eine enorme Symbolkraft
Nein. Davon war nie die Rede. Befürchtet wurde das, aber es wurde immer abgestritten, dass es um ein Preußenbild ging.
Dieses Projekt wird aus der Mitte der demokratischen, ich möchte fast sagen linksliberal akzentuierten Zivilgesellschaft unterstützt.
Das ist doof oder eine Lüge. Ich halte Lügen in Diskursen für unlauter. (Stil, Form und Proportion und so)
Und jetzt kommt etwas, was ich bitte breit in der politischen Öffentlichkeit in Potsdam diskutiert haben möchte.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Finanzierung. […] Wie soll man vermitteln, dass ein Vorhaben, das eigentlich komplett aus Spenden finanziert werden sollte, inzwischen zum weit überwiegenden Teil mit öffentlichem Geld bezahlt wird?
Es ist nicht selten, dass Projekte zivilgesellschaftlich angestoßen werden, die Initiatoren aber am Ende damit überfordert sind. Es ist legitim, dass die öffentliche Hand einspringt, wenn das Vorhaben wichtig genug ist. […]
Mit Spenden wird sich die Lücke kaum füllen lassen. Daher halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass der Bund auch für den Rest aufkommt. Und das wäre auch gut angelegtes Geld, weil wir mit der Garnisonkirche einen Ort bekommen, an dem gezeigt wird, dass Preußen nicht nur aus Schlössern, Gärten und Kulturschätzen in Museen besteht.
Herr Nolte sagt ernsthaft: Mit Spenden wird sich die Lücke kaum füllen lassen. Daher halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass der Bund auch für den Rest aufkommt. Und bekennt damit mit leichter Hand das, was Kritiker seit Jahren bemängeln und daraufhin immer beschwichtigt wurden. “Klappt schon, bauen wir privat”. Ernsthaft? Da fällt es mir als Vertreter der sehr zivilisierten und linksliberalen Zivilgesellschaft sehr schwer, dass “Fickt Euch doch” zu unterdrücken. Es gelingt mir aber Form- und Proportion wahrend doch, weil ich hoffe, dass diese Aussage in dieser Deutlichkeit so dämlich ist, dass sie den Beteiligten noch auf die Füße fällt. (Warum sollte jetzt noch jemand spenden? Ist der Bund sich sicher, dass er sich auf diese Weise verarschen lassen will?)
Ein paar Details, die man mir selbst in meiner Diplomarbeit an einer Kunst-Uni um die Ohren gehauen hätten (vielleicht arbeitet man als Professor der Geschichtswissenschaften halt anders).
Das gesamte Interview lässt mich fassungs- und ratlos zurück. Ratlos, weil ich mich frage, was noch passieren muss, damit dieser Unsinn gestoppt wird. Aber solange solche Interviews und Positionen durchgehen, hoffe ich auf meine Karma-Prophezeiung von 2017 und gehe mal eine Voodoo-Puppe (linksliberal, zivilgesellschaftlich) suchen.
Wir haben mit “Im Modus” eine Platte gemacht. Und das wollen wir feiern. Mit Konzert, Disko und allem drum und dran. Am 7. Dezember im Casino.
Das wird eine ziemlich spektakuläre Veranstaltung. Es ist erstens im Casino. Wir haben zweitens 200 Stirnbänder, ein Schlauchboot, eine Luftmatratze und einen Haufen anderen Quatsch besorgt. Drittens haben wir wirklich gute Laune und freuen uns sehr über unser Album und auf den Abend. Viertens sind uns Anfang des Jahres ein Haufen sehr gut gelaunte Teenager als Fans zugelaufen, über die wir seitdem bei fast allen Konzerten fassungslos staunen. Fünftens, gibt es Gastauftritte. Sechstens … Ach, bei so hohen Erwartungen kann eigentlich nur alles schief gehen. Oder es wird ganz, ganz großartig.
Wir freuen uns, wenn Ihr vorbeikommt, mit uns nach dem Konzert ein Bier trinkt. Danach legen wir noch Klassenfahrt-Musik auf. Es wird ein langer Abend.
K2 interessiert sich eigentlich nicht für Spielzeug. Aber für alles andere.
(Ich verspreche auch dieses Jahr, mich nie über “zu warm” im Sommer zu beschweren. Und falls wieder jemand auf die Idee kommt, die Sommerzeit abzuschaffen, erinnert ihn bitte an dieses Gefühl, wenn es Ende März endlich wieder länger hell ist. Wenn keine Zeitumstellung mehr, dann lasst uns bei GMT + 2 bleiben.)
Beim Eignungsgespräch fürs Gymnasium eine Zehnjährige Watzlawicks Geschichte mit dem Hammer vorlesen lassen und fragen, welche Meinung sie zu “dem Mann” hat. Kann man machen, ist aber merkwürdig. Wie der Rest des Gesprächs auch. (Antwort von K1 war: “Weiß nicht”)
Geburtstagskind und acht Übernachtungsgäste schauen im Schlafsacklager einen Film, der fast dreimal so alt ist, wie sie. (Zum Runterkommen und einschlafen)
#KevinalleinzuHaus
Zumindest ein bisschen. (Ich würde gerne mal wieder auf dem Heiligen See Schlittschuh fahren)