Herr Nolte redet sich um Kopf und Kragen …

[tl:dr] Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, der Historiker Prof. Nolte, geht davon aus und findet es in Ordnung, dass die Spenden für die Errichtung der Kirche nicht reichen und dass die öffentliche Hand das finanzieren soll. Außerdem sieht er die Rekonstruktion der Garnisonkirche als Chance, das Preußenbild “auch in seinen dunklen Facetten” zu zeichnen.

Bei den Recherchen zu einem kleinen Videoprojekt bin ich wieder einmal über die kontroverseste Baustelle der Stadt gestolpert.

Baufeld der Garnisonkirche 2013

Die Garnisonkirche wird ja inzwischen fleißig Stein auf Stein gemauert und die Stiftung für den Wiederaufbau hat mittlerweile einen wissenschaftlichen Beirat unter Vorsitz des Historikers Paul Nolte. Selbiger gab in den PNN ein Interview, was mich dezent fassungslos zurücklässt. Es wundert mich, dass dies noch keine größeren Wellen schlug. Überschrieben ist das mit “Kritik aus den eigenen Reihen“. Das klingt harmloser als es ist. Das, was dort als “Kritik” formuliert ist, mag zwar nicht auf einer Linie mit der Stiftung für den Wiederaufbau liegen, ist meiner Meinung nach aber eine handfeste Katastrophe. Gehen wir die wichtigsten Passagen doch einmal durch.

Das Wort Spannungen dürfte für das Projekt Garnisonkirche wohl eher zu milde sein. Die Front der Gegner, so scheint es, wächst von Tag zu Tag. Dabei wäre jegliche Unterstützung gerade jetzt wohl hochwillkommen.
Sicher, aber ein Beirat ist kein Gremium von Aktivisten, wir pflegen andere Handlungsformen. Im Übrigen sehe ich ohnehin noch nicht, dass die Zahl der Kritiker wirklich wächst.

Es spricht der gut gesittete Wissenschaftler, nicht der – pfui – “Aktivist”. Handlungsformen werden “gepflegt”. Wir kommen darauf zurück. Nur so: Wenn die Zahl der Kritiker hoch ist, sagt das Wachstum nicht viel aus und die persönliche Sicht zählt dabei auch wenig. Kann man wissen.

Und doch gingen erst vor wenigen Tagen mehr als 100 namhafte Künstler, Wissenschaftlicher und Architekten […] mit einem Brief an die Öffentlichkeit, in dem der Wiederaufbau erneut scharf kritisiert wird.
Darunter sind tatsächlich Namen, die Gewicht haben. Umso bedauerlicher finde ich, dass einige der Kollegen, die ich auch persönlich kenne und schätze, sich dazu haben verführen lassen, diesen Brief zu unterschreiben.

Ich finde es auch immer bedauerlich, wenn sich andere Menschen dazu verführen lassen, eine andere Meinung als meine zu haben. So etwas hat in der Politik/Wissenschaft – ach was – im Leben nix verloren.

Warum ist das eine Verführung?
Weil der offene Brief in vielerlei Hinsicht die Arbeit der Stiftung, des Beirats und auch die Gestalt, die das Projekt in den letzten Jahren angenommen hat, konsequent ignoriert.

Gute Nachfrage. Gegenthese: Vielleicht ignoriert der Brief diese Arbeit ja nicht. Vielleicht kam er ja aufgrund der Arbeit zustande? Dieses Framing der Befürworter des Wiederaufbaus geht mir mittlerweile dermaßen auf die Nerven. Immer wird von Kritikern irgendetwas “ignoriert”, “nicht gewürdigt”, “nicht richtig gesehen”. Das kann man machen, ist aber billigste Polemik (und eine Frechheit) um die argumentative Ebene möglichst schnell hinter sich zu lassen. These times.

Bei der ganzen pazifistischen Arbeit, die Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst schon heute in der Nagelkreuzkapelle leistet, muss doch niemandem bange sein, dass hier ein Wallfahrtsort für Rechte entsteht! […] Die Evangelische Kirche, gewiss auch eher linksliberal als nationalkonservativ, hat sich nach langem Ringen und nach langen Auseinandersetzungen dafür entschieden, Kredite für den Wiederaufbau zu bewilligen. Da sage ich doch: Hallo, aufwachen, wir sind nicht mehr im Jahre 2004!

Puh. Pazifistische Arbeit in der Nagelkreuzkapelle. Ob die jetzt eine stärkere Strahlkraft als ein 88 Meter hoher Turm auf Vollpfosten und Nazis hat? Die Evangelische Kirche linksliberal? (Haben Sie das gehört, Herr Huber? Sie linksliberale Socke?) Das kann man so sehen, dann braucht man sich aber auch nicht wundern, wenn einem eine gewisse Ignoranz und Weltfremdheit attestiert wird. Wir sind übrigens wirklich nicht mehr im Jahre 2004. Da waren die Kalbitzs und Gaulands noch damit beschäftigt, “mal an der FH Brandenburg” gewesen zu sein oder ihre CDU-Seilschaften zu pflegen.

Wie erklären Sie sich, dass die Garnisonkirche die Gesellschaft derart spaltet, obwohl sie als Versöhnungszentrum doch das genaue Gegenteil bewirken soll?
Die Garnisonkirche ist zu einer Projektionsfläche für Konflikte geworden, die wir in der Gesellschaft austragen müssen. Darüber kann man diskutieren, aber man sollte dabei Form und Proportionen wahren. Manche Kritiker verweigern die direkte Kommunikation, andere schreiben gleich einen offenen Brief, was für mich eine Verletzung des Stils ist. Aber all das zeigt eben, wie wichtig die Debatte darüber ist, gerade auch über die preußische Geschichte. Das ist für mich übrigens auch eins der wichtigsten Argumente für das Projekt.

Wenn man nicht mehr weiter weiß, erklärt man gerne einen Konfliktgegenstand als “Projektionsfläche” und nimmt ihn so aus der Kritik. (Ich persönlich streite es übrigens ab, dass ich meine persönlichen oder gesellschaftlichen Konflikte auf diese Kirche projiziere.) Die Einschätzung, dass ein offener Brief, den man gleich schreibt, eine Verletzung des Stils ist, offenbart ein sehr fragwürdiges Politikverständnis. Inwieweit diese Einschätzung eines – auch wissenschaftlichen – Diskurses einem wissenschaftlichen Beirat zusteht, sollten mal die Wissenschaftskollegen klären. Ich finde das fragwürdig und – hmmm – unwissenschaftlich. (Wie wahre ich denn eigentlich Proportion in einer Debatte? Oder ist das Fremdwort da aus anderen Gründen drin?)

Ich teile übrigens nicht die Meinung, dass die Debatte über die preußische Geschichte so wichtig ist, dass man deswegen für 100 Millionen Euro eine Barockkirche notdürftig wieder aufbauen sollte. Für diese Debatte gibt es – das sollte Herrn Nolte bekannt sein – Universitäten und andere Bildungs- sowie Forschungseinrichtungen.

Preußenverklärung ist andererseits aber auch einer der zentralen Vorwürfe.
Zu Unrecht. Denn darum geht es: Die Garnisonkirche muss Preußen als einen wunden Punkt der Geschichte zeigen, ein Preußen, das weh tut – und zwar nicht nur den Bürgern vor Ort, sondern auch den Touristen. Bislang gibt es nirgendwo in Deutschland […] einen sichtbaren, authentischen Ort, der auch an die schwierigen und dunklen Seiten, an die schlechten Traditionen der preußischen Geschichte erinnert. Alles Preußische erscheint in einem merkwürdig weichgezeichneten Licht. Man schlendert durch Sanssouci und denkt: Hach, wie schön! Dazu spielt dann die Flöte – aber das ist doch nicht Preußen!

Bizarr: Die einzige Idee, mit der man den Vorwurf der Preußenverklärung kontert, ist das Argument, dass man das, was weh tut, wieder aufbauen muss? Nach dieser bestechenden Logik, könnten wir an den Kreml auf dem Brauhausberg wieder das SED Logo packen, die Gutenbergstraße enteignen und Hausbesetzern überlassen und in die Garde Ulanen Kasserne die Sowjetarmee einziehen lassen. (Und das sind noch die harmloseren Beispiele unter Aussparung der Geschichte, die zwischen 1933 und 1945 “weh tat“) Herr Nolte, wenn Sie ein Bild von Preußen vermitteln wollen, schreiben Sie Bücher oder drehen Dokus für n-tv, aber lassen Sie die Finger von Stadtentwicklung.

Und ob es beispielsweise Herrn Höcke als Tourist, wie gewünscht, “weh tut”, wenn er im Fackelschein vor dem 88 Meter hohem Phallussymbol steht, oder es ihn – natürlich nur leicht – erregt, sei mal dahingestellt.

Bis hier ist das für mich ein komplett verunglücktes Interview, wo man noch annehmen könnte, dass da jemand so etwas nicht gewohnt ist und frei von der Leber und in Unkenntnis von politischer Dimension und Bedeutung ein bisschen Blödsinn erzählt. Ab jetzt wird es aber wirklich wild, weil Herr Nolte mit leichter Hand und in seiner Funktion als Beirat bestimmte Dinge, die jahrelang auch von Stiftung für den Wiederaufbau als Argumente postuliert wurden, mit leichter Hand vom Tisch wischt. Die Kernsätze (Ich weiß, der Text ist schon lang):

Zu lange wurde der Wiederaufbau als eine Angelegenheit begriffen, die sich auf das Potsdamer Stadtbild, allenfalls noch auf ein kirchliches Versöhnungszentrum beschränkt.

Ja, so wurde das begründet. Sichtachse, architektonische Relevanz, Versöhnung.

Die Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und die Chance, ein Preußenbild auch in seinen dunklen Facetten zu zeichnen, haben eine enorme Symbolkraft

Nein. Davon war nie die Rede. Befürchtet wurde das, aber es wurde immer abgestritten, dass es um ein Preußenbild ging.

Dieses Projekt wird aus der Mitte der demokratischen, ich möchte fast sagen linksliberal akzentuierten Zivilgesellschaft unterstützt.

Das ist doof oder eine Lüge. Ich halte Lügen in Diskursen für unlauter. (Stil, Form und Proportion und so)

Und jetzt kommt etwas, was ich bitte breit in der politischen Öffentlichkeit in Potsdam diskutiert haben möchte.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Finanzierung. […] Wie soll man vermitteln, dass ein Vorhaben, das eigentlich komplett aus Spenden finanziert werden sollte, inzwischen zum weit überwiegenden Teil mit öffentlichem Geld bezahlt wird?
Es ist nicht selten, dass Projekte zivilgesellschaftlich angestoßen werden, die Initiatoren aber am Ende damit überfordert sind. Es ist legitim, dass die öffentliche Hand einspringt, wenn das Vorhaben wichtig genug ist. […]

Mit Spenden wird sich die Lücke kaum füllen lassen. Daher halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass der Bund auch für den Rest aufkommt. Und das wäre auch gut angelegtes Geld, weil wir mit der Garnisonkirche einen Ort bekommen, an dem gezeigt wird, dass Preußen nicht nur aus Schlössern, Gärten und Kulturschätzen in Museen besteht.

Herr Nolte sagt ernsthaft: Mit Spenden wird sich die Lücke kaum füllen lassen. Daher halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass der Bund auch für den Rest aufkommt. Und bekennt damit mit leichter Hand das, was Kritiker seit Jahren bemängeln und daraufhin immer beschwichtigt wurden. “Klappt schon, bauen wir privat”. Ernsthaft? Da fällt es mir als Vertreter der sehr zivilisierten und linksliberalen Zivilgesellschaft sehr schwer, dass “Fickt Euch doch” zu unterdrücken. Es gelingt mir aber Form- und Proportion wahrend doch, weil ich hoffe, dass diese Aussage in dieser Deutlichkeit so dämlich ist, dass sie den Beteiligten noch auf die Füße fällt. (Warum sollte jetzt noch jemand spenden? Ist der Bund sich sicher, dass er sich auf diese Weise verarschen lassen will?)

Ein paar Details, die man mir selbst in meiner Diplomarbeit an einer Kunst-Uni um die Ohren gehauen hätten (vielleicht arbeitet man als Professor der Geschichtswissenschaften halt anders).

  • Preußen besteht nicht mehr. Es bestand. VERGANGENHEIT. Das ist das “früher”. Vorbei und so. Das haben bis auf die Hohenzollern eigentlich auch alle verstanden.
  • Den “Anstoß” des Projekts durch die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. als “zivilgesellschaftlich” zu bezeichnen ist gewagt. Ich würde soweit gehen zu behaupten, dass Max Klaar und seine Vollpfosten deutlich außerhalb der Zivilgesellschaft standen. Wenn schon der Verfassungsschutz einige der Positionen als “rechtsradikal” einschätzte.

Das gesamte Interview lässt mich fassungs- und ratlos zurück. Ratlos, weil ich mich frage, was noch passieren muss, damit dieser Unsinn gestoppt wird. Aber solange solche Interviews und Positionen durchgehen, hoffe ich auf meine Karma-Prophezeiung von 2017 und gehe mal eine Voodoo-Puppe (linksliberal, zivilgesellschaftlich) suchen.


Uli und Kalle – Saison 2019/20

Keine zwei Wochen mehr bis die Bundesliga in ihrer ganzen international zweitklassigen Tristesse wieder eröffnet. Höchste Zeit, dem ganzen Zirkus durch eine neue – die mittlerweile 16. – Saison “Uli und Kalle” neuen Glanz zu verleihen. Auch wenn das natürlich ohne Robbery und ohne einen einzigen “Weltklasse-Spieler” (laut Kicker-Rangliste) schwer fällt. Das hiesige Hauen und Stechen auf dem Transfermarkt sollte aber wie jeden Sommer für genügend Amüsement sorgen.

Neueinsteiger sind in allen Ligen gerne gesehen. (Kurzzusammenfassung: Das ist wie Anstoss 3. Ein Fußballmanagerspiel, angelehnt an die Realität, was den vollen Charme über eine lange Zeit entfaltet. Registrieren, auf Uli und Kalle rechts im Menü klicken, Team gründen, Liga beitreten und mit 50 Millionen Euro Startkapital eine Dynastie aufbauen.)

Wer einen etwas einfacheren Einstieg möchte: Der amtierende Meister in der besten Uli-und-Kalle-Liga der Welt (Dynamo Windrad) ist zurückgetreten und möchte sein Team nach 15 Jahren gerne übergeben. Wer also 170 Millionen auf dem Konto und 29 Spieler haben will, möge sich melden. Ansonsten gibt es in der noch zwei bis drei Plätze in dieser Liga und 5 bis 6 Plätze in “allesausseraas.de” zu vergeben. Traut Euch. Macht Spaß.

Ich habe in den nächsten Tagen noch einige Aufräumarbeiten zu erledigen, die neuen Kicker haben noch nicht das richtige Alter, es hakt hier und da. Sagt Bescheid und habt Geduld.

Es wird dieses Jahr eine wichtige Änderung geben. (Zu) viel (von den neureichen Großklubs aus der Realität ins Spiel geschwemmte) Geld wird ab einer gewissen Summe in Zukunft pro Spieltag mit einer Vermögenssteuer belegt. Diese Einnahmen werde ich högscht transparent zur Abwendung der Klimakatastrophe verwenden. Details folgen, wenn ich das mit Christian Lindner abgesprochen habe. Ich will ja da nix falsch machen.

Einführungen und Anleitungen in das Spiel gibt es hier: https://liga.parkdrei.de/tag/uli-und-kalle/

Ich wünsche viel Spaß. Fragen jederzeit gerne.


Europa mit dem Zug

1997 oder 1998, kurz nach dem Abi, waren wir eine Woche mit Zelt und Rucksack unterwegs. Prag, Bratislava, Wien. Keine große Sache eigentlich. In Wien waren wir nur einen knappen Tag. Wir kamen morgens an, verstauten das Gepäck in Schließfächern, gondelten durch die Stadt und wollten dann am Nachmittag mit dem Zug zurück nach Dresden fahren. In irgendeinem Museum vermisse ich mein Portmonee, naja, werde ich wohl mit ins Schließfach gepackt haben. Da war es dann aber doch nicht. Latente Panik. Zugkarte hatte ich, aber keinerlei Ausweis, Reisepass, etc.

Schnell und unüberlegt improvisiert: Ich fahre mit dem Reisepass eines Freundes, er hatte noch einen Personalausweis dabei. Auf dem Bild ist er 16 (“two years ago I had short hair”), wir setzen uns an unterschiedliche Enden des Zugs, wird schon klappen. Damals hieß das aber auch: Drei knüppelharte Grenzkontrollen mit jeweils Beamten auf beiden Seiten. Erst die Österreicher, dann die Slowaken. Dann die Slowaken und die Tschechen. (Noch sehr schlecht gelaunt beide im Zug. Die Trennung der Tschecheslowakei war noch nicht so lange her.) In Decin sind wir sogar ausgestiegen um die letzte Grenze zu Fuß zu nehmen. Und hatten unterschätzt, dass das Niemandsland beim Übergang Bad Schandau ungefähr einen Kilometer lang ist. Ich lief vor, der zweite GW war ja schließlich der echte, den würden sie schon durchlassen. Und hatte dann noch einen schönen Panikmoment, als der deutsche Grenzbeamte (“Das sind sie?”, “Vor zwei Jahren hatte ich ganz kurze Haare”) in sein Kabuff zum Telefonieren ging. Nicht dass die anderen schon bei den tschechischen Grenzern vorbei waren … Irgendwann wurde ich dann durchgewinkt und bin dann hektisch weggerannt. Wir haben uns dann sogar noch am Bahnhof verpasst.

20 Jahre später kann ich mit K1 mit dem Zug durch Europa reisen – wir haben im April mit London angefangen – und das Kind kennt gar nichts anderes als ein – mehr oder weniger – vereintes Europa. Ok, ein bisschen Währungsumrechnen gibt es als Globetrotter-Romantik immer noch. Aber sonst? Wir sind gerade in Budapest. Mit einem Direktzug aus Berlin. (Einschub: Ich finde, die EU sollte – wenn schon nicht den normalen Bahnverkehr – diese Züge massivst subventionieren. Sodass alle Bahnfirmen quasi gezwungen werden so etwas anzubieten und es für Reisende deutlich weniger als ein Flug kostet. In unserem Fall war das tatsächlich so.)

Wir fahren also mit dem Zug von Berlin über Dresden, Prag und Bratislava nach Budapest. Schauen auf große Flüsse und kleine Bahnhöfe. Sehen Leute ein- und aussteigen und eine sich immer verändernde Landschaft. Und werden nicht ein einziges Mal kontrolliert. (Ok, doch, die Fahrkarten werden ganz motiviert und altmodisch mit der Zange geknipst. Von jedem Land mindestens einmal) Wie kann jemand ernsthaft in Frage stellen, dass dieses Europa eine gute Idee ist? Wie kann jemand ernsthaft damit davonkommen, dass damit “Heimat” oder “Identität” verloren geht? (Hey, in dem Zug war ein ungarisches Bistro mit echten Fritteusen und Gasherd an Bord. Das ist schon zwischen Südkreuz und Dresden Neustadt soweit weg von Deutschland …)

Und das ist für die Kinder, die heute aufwachsen so selbstverständlich und so richtig, dass ich mühsam erklären muss, warum das mal anders war. Verstehen tut das Kind das nicht. Zurecht. In Anbetracht dieser Reise ist es auch noch einmal paradoxer, dass wir letztes Jahr auf dem Rückweg von Kroatien an der bayerischen Grenze dank Seehofers Vollpfosten-Idee 2 Stunden im Grenzstau standen. Und wenn man mit dem Zug reist und nicht von Flugzeugen auf sinnlosen Flughäfen ausgespuckt wird, wird einem das noch viel bewusster, wie toll ein Europa, was zivilisiert zumindest miteinander – wenn man das schon mit dem Rest der Welt nicht hinbekommt – umgeht, ist. (Und zivilisiert heißt in dem Fall, dass man nicht an jeder beliebigen Stelle behandelt und kontrolliert wird, als ob man den Staat militärisch einnehmen möchte)

Wir haben uns auf jeden Fall fest vorgenommen, noch weitere Städte in Zugreichweite zu besuchen. (Und bedauern sehr, dass man nicht mehr mit dem Zug via Fähre Sassnitz/Trelleborg nach Schweden fahren kann)

Mein Portmonee kam damals übrigens nach mehreren Wochen im Einwohnermeldeamt Potsdam an. Das hatte jemand gefunden und es landete via Deutsche Botschaft dann wieder bei mir. Inklusive mehreren Briefumschlägen mit dem feinsäuberlich gezählten und separierten Fremdwährungen, die ich damals mit mir führte. Und statt mich wegen illegalen Grenzübertritten strafbar zu machen, hätte ich auch einfach zur Botschaft laufen und mir ein Übergangsdokument geben lassen können. Aber damals hatten wir noch kein Internet und mussten das leider ohne Hilfe entscheiden.


Uli und Kalle – Saison 2018/19

Aus. Aus. Aus. 

Auch diese Saison – die nunmehr 15. im Uli und Kalle Managerspiel – ist gespielt. Die letzten Tore sind gefallen, die letzten Einsen und Sechsen vergeben. Arjen und Fronck verlassen Bundesliga und Managerspiel. Die Namensgeber des Zeitvertreibs genießen mittlerweile einen schlechteren Ruf als der damals als Alter Ego des ultimativ Korrupten eingeführte “Große MV”. Alles wie immer. Alles ein bisschen anders. Ich gratuliere herzlichst Dynamo Windrad, Red Army FC, Eintracht Hörle und den echten Panthern zum Meistertitel (Konfetti!). Ein wenig mehr Abwechslung als im echten Leben. Ich muss gestehen, dass mich die Bundesliga dieses Saison jetzt nicht so wirklich hinter dem Ofen hervorlockte. Da ist es doch gut, mit dem Managerspiel einen Anker zu haben, der das Restinteresse aufrecht erhält. Die DFL sollte mich dafür bezahlen. (Wird mich im Zweifelsfall aber, wenn sie das hier jemals entdecken sollte, eher verklagen)

Wie dem auch sei. Ich hoffe, ihr hattet Spaß. Ich freue mich ehrlich über alle die mitspielen. In der Sommerpause ist hier wie gewohnt Pause. Die Bundesliga 19/20 startet am 16. August. Wir sehen uns also Anfang August wieder. Dann müssen wir in den Ligen mal ein wenig aufräumen, das Interesse abklopfen, Neueinsteiger suchen, mal sehen. 

Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich in der Sommerpause wieder etwas weiterbauen. Die Realität zerschießt mir nämlich zunehmend die Spielemechanik. Wie soll das Spiel mit völlig sinnlosen Ablösesummen in der Realität umgehen? Wie vermeide ich, dass hier dasselbe passiert, wie in der echten Bundesliga (Die Schere geht immer weiter auf)? Kurz: Kriege ich es hin, dass sich das Spiel eher wie Eintracht Frankfurt im UEFA-Cup und nicht wie Wolfsburg gegen Augsburg in der Bundesliga anfühlt. Schauen wir mal. “Stand jetzt” (Niko Kovac) kann ich natürlich nicht sagen, ob mir das zeitlich und intellektuell gelingt. 

Ich wünsche einen traumhaften Sommer.

Die Ergebnisse

Uli und Kalle (Original)

  1. 1136.75 Dynamo Windrad
  2. 1085.5 Helsinki IF
  3. 1050.25 Überstern Galaktika
  4. 1001.5 Club Sport Herediano
  5. 978.5 The LoveSaviors

Allesausseraas.de (I)

  1. 1152.5 RedArmyFC
  2. 1134.5 Herta BSE
  3. 982.25 Stukkateur Soest
  4. 979.5 Spandau Eagles
  5. 943.5 Casino Royal

Kreisliga Waldeck

  1. 1586 Eintracht Hörle
  2. 1374 FC Burners No.7
  3. 945.5 2. SG Albern Berlin
  4. 830.25 1. FC Geheimfavorit
  5. 753.5 Zwietracht Bankfurt

Allesausseraas.de (II)

  1. 872.75 die echten Panther
  2. 821.25 Sportfreunde LotteLiese

Weihnachten

Yeah. Ganze Küche nachts um 2 mit selbstgemachten Gnocchis einsauen und Bruce Willis Action Klamotten glotzen.

Ich wünsche schöne Weihnachten.


“Endlich Montag”

Wir haben mit “Im Modus” eine Platte gemacht. Und das wollen wir feiern. Mit Konzert, Disko und allem drum und dran. Am 7. Dezember im Casino.

Das wird eine ziemlich spektakuläre Veranstaltung. Es ist erstens im Casino. Wir haben zweitens 200 Stirnbänder, ein Schlauchboot, eine Luftmatratze und einen Haufen anderen Quatsch besorgt. Drittens haben wir wirklich gute Laune und freuen uns sehr über unser Album und auf den Abend. Viertens sind uns Anfang des Jahres ein Haufen sehr gut gelaunte Teenager als Fans zugelaufen, über die wir seitdem bei fast allen Konzerten fassungslos staunen. Fünftens, gibt es Gastauftritte. Sechstens … Ach, bei so hohen Erwartungen kann eigentlich nur alles schief gehen. Oder es wird ganz, ganz großartig.

Wir freuen uns, wenn Ihr vorbeikommt, mit uns nach dem Konzert ein Bier trinkt. Danach legen wir noch Klassenfahrt-Musik auf. Es wird ein langer Abend.


Uli und Kalle 2018/19

Die Herren Manager bitte wieder ins Büro. Es beginnt die neue Saison im unkommerziellsten Managerspiel der Internetgeschichte. 

Was soll das hier? Die alten Hasen wissen Bescheid. Die Neueinsteiger mögen sich belesen. In Kurzform: Du gründest einen Verein, bekommst Geld, musst Spieler kaufen, aufstellen, Geld verdienen. Das Ding läuft ewig – neudeutsch “Keeperliga” – und du kannst zum FC Bayern oder zu Hannover 96 werden. Aber halt nicht in einer Saison.

Aktuell gibt es vier aktive Ligen. 

  • Uli und Kalle Original (17 aktive Teams)
  • AAAAS.de (12 aktive Teams)
  • Kreisliga Waldeck (geschlossene Gesellschaft, 7 Teams)
  • AAAAS.de (II) (4 aktive Teams)

Wenn jemand jemand kennt, der mitmachen möchte, oder jemand einfach so Interesse hat. Prinzipiell könnt Ihr überall einsteigen. Bedenkt, dass es jeden Spieler nur einmal gibt, alles über 18 Teams wird schwer. Je länger eine Liga läuft, desto fester sind die Claims auch abgesteckt. Aber ein bis zwei Teams in der Original-Liga und eine Handvoll Mannschaften in der AAAAS.de Liga sind schon realistisch. Auf Wunsch mache ich auch gerne eine neue Liga auf. 

Ich spare mir das Gejammer über zu wenig Zeit für die Weiterentwicklung. Es wird sicherlich vor Start der Bundesligasaison einige Updates geben, ein paar nette Ideen habe ich auf dem Zettel, ein paar Nervereien wollte ich schon lange reparieren. Aber wann genau weiß ich noch nicht. Wenn Euch etwas auffällt, bitte Bescheid sagen. Wenn Ihr Fragen habt ebenso. 

Weil das Internet in Teilen nervt, musste ich die Schutzschilder hier in Bezug auf Registrierung und Login etwas verstärken. Falls Ihr Probleme mit Anmeldung oder Einloggen habt, bitte kurz melden.

Ich freue mich ernsthaft über jeden, der hier teilweise seit jetzt 14 Jahren mitmacht. Und jetzt viel Spaß. 

PS. Mir ist hier viel zu viel Geld im Spiel. Es kann durchaus sein, dass ich mir demnächst was ausdenke, was dafür sorgt, dass sich das ändert. Kann ja nicht sein, dass mir die Deppen in England, bei PSG oder sonstewo meine Spielelogik zerstören. (Oder ihr gebt freiwillig ebenfalls bis zu 100 Millionen für neue Spieler aus.)


Fête de la musique

Dieses Jahr spielen wir mit Im Modus bei der Fête de la musique Open Air in der Fabrik Potsdam  mit Havelblick und Luftballons. Parallel läuft Argentinien gegen Kroatien, aber das geht sowieso 1:1 aus. (Und irgendwo in Schiffbauergasse stehen bestimmt auch Leinwände, wo man da immer mal einen Blick drauf werfen kann)


Jacke mit Schrift

Wir haben mal wieder ein Video gemacht. Quasi ein Video-Cover. Und wir hatten viel Spaß, auch wenn die “Vorlage” wahrscheinlich von den jungen Leuten heute keiner mehr erkennt. Kannmannixmachen. Ich bin halt noch Vivazwei sozialisiert. Außerdem nett: erst alles in Full-HD zu filmen und dann auf 90ies-Optik zu trimmen.


Uli und Kalle – Saison 2017/18

Fußball ist wie Schach ohne Würfel und diese sind gefallen. Die Saison 2017/18 im hauseigenen Managerspiel ist Geschichte und die Titelträger erhalten hier ihre virtuellen Weißbierduschen. (GoPros waren leider aus) Die Meister in ihren jeweiligen Ligen sind: “Überstern Galaktika“, “Herta BSE“, “Eintracht Hörle” und “Sportfreunde LotteLiese“.

Das war ja die erste Saison nach einem relativ großem Umbau – dem Aufstellen bis Beginn der einzelnen Spiele, etc. Ich bitte noch einmal, die teilweise etwas penetranten Fehler zu entschuldigen. Vor allem, weil ich aus Zeitgründen nicht immer gleich dazu kam die Probleme zu beseitigen.

Ich hoffe, ihr hattet Spaß. (Ich fand das teilweise amüsanter, als die durchaus mediokre Bundesliga im echten Leben. Ich glaube, ich habe länger auf mein Uli und Kalle Büro geschaut, als bewegte Bilder der echten Kicker.) Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn möglichst viele auch nächste Saison hier vorbeischauen. Ich werde in den nächsten Tagen die Transfermärkte schließen und dann ist “Sommerpause”.

Ich mache dieses Jahr hier keine Tippspiele oder Managerspiele zur WM. Ich fremdele noch ein wenig mit dem Turnier, bin in der letzten Woche im Urlaub, wir machen gerade eine Platte, was auch etwas aufwändiger ist. Außerdem möchte ich lieber gleich anfangen, die neue Saison vorzubereiten, alles wieder ein bisschen hübscher und fehlerfreier (Wünsche oder Fehler gerne in die Kommentare) zu machen oder ein bisschen zum Turnier zu bloggen.

Vielen, vielen Dank fürs Mitspielen.

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Die Endergebnisse

Uli und Kalle Original

1. 1064 Überstern Galaktika
2. 1058.5 Dynamo Windrad
3. 1017 Helsinki IF
4. 991.25 The LoveSaviors
5. 943.25 FC Long John Silver Impersonators

Fast hätten die Stuttgarter Recken Dynamo Windrad noch zum Titel geführt, aber am Ende setzte sich die Routine vom Rekordmeister Überstern Galaktika durch. Vorjahresmeister Helsinki musste sich mit Rang 3 zufriedengeben. Wieder 3 Mannschaften über 1.000 Punkte. Spannendes Finale. Deutlich unterhaltsamer als die Bundesliga, oder?

Allesausseraas.de (I)

1. 1110.5 Herta BSE
2. 999.25 RedArmyFC
3. 996 Spandau Eagles
4. 964.5 vv De Schotelvent
5. 877.5 Casino Royal

RedArmyFC diesmal nur auf Rang 2. Um 100 Punkte distanziert von der Herta. Wird man in der Vorsaison so souveränen Branchenkrösus nun nervös?

Kreisliga Waldeck

1. 1233.5 Eintracht Hörle
2. 1227.75 FC Burners No.7
3. 1041.5 2. SG Albern Berlin
4. 999 SV Pöbel 09
5. 953.5 SC Freiburg

In dieser Liga gibt es ja nur sieben Teams. Ich verfolge das Geschehen dort ja nur sporadisch, es macht aber zumindest den Eindruck, als ob es hinreichend spannend ist, wenn man deutlich mehr Spieler zur Verfügung hat und sie “nur” aufstellen und auswählen muss. Hier wäre wahrscheinlich eine Statistik der verschenkten Punkte interessant.

Allesausseraas.de (II)

1. 1019 Sportfreunde LotteLiese
2. 1003.5 die echten Panther
3. 727.5 FC Umlenker United
4. 56 Slave Trader FC

Die Wiedergeburt der DDR-Eishockey-Liga. Müsst Ihr wissen. Ich lass das auch weiterlaufen, aber vielleicht wird ja in der neuen Saison eine Franchise in einer der anderen Ligen frei? Ich hab nix gegen Investoren im modernen Fußball.

 


Back again

Anbaden.


Popkultur, baby!

Endlich wieder Kleinkunst.


Aus der Reihe: 30 Sekunden nicht hingeschaut

K2 interessiert sich eigentlich nicht für Spielzeug. Aber für alles andere.


Frühling. Endlich.

(Ich verspreche auch dieses Jahr, mich nie über “zu warm” im Sommer zu beschweren. Und falls wieder jemand auf die Idee kommt, die Sommerzeit abzuschaffen, erinnert ihn bitte an dieses Gefühl, wenn es Ende März endlich wieder länger hell ist. Wenn keine Zeitumstellung mehr, dann lasst uns bei GMT + 2 bleiben.)


Die Geschichte mit dem Hammer

Beim Eignungsgespräch fürs Gymnasium eine Zehnjährige Watzlawicks Geschichte mit dem Hammer vorlesen lassen und fragen, welche Meinung sie zu “dem Mann” hat. Kann man machen, ist aber merkwürdig. Wie der Rest des Gesprächs auch. (Antwort von K1 war: “Weiß nicht”)


Das beste Eis seit Jahren

Und ab jetzt dann hoffentlich Frühling. Auch gut.


10

Geburtstagskind und acht Übernachtungsgäste schauen im Schlafsacklager einen Film, der fast dreimal so alt ist, wie sie. (Zum Runterkommen und einschlafen)

#KevinalleinzuHaus


Crushed Ice

Wildpark West.


Endlich Winter

Zumindest ein bisschen. (Ich würde gerne mal wieder auf dem Heiligen See Schlittschuh fahren)


Hail to the Rechenzentrum

tldr: Das Rechenzentrum ist so gut, wenn es das nicht gebe, müsste man es erfinden. Und man sollte es nicht aus Dummheit kaputt machen.

Dieses Jahr feiert Potsdam das 1025-jährige Jubiläum seiner ersten urkundlichen Erwähnung. Begonnen wurden die “Feierlichkeiten” mit der Veranstaltung “Potsdam unterwegs im Licht” zu der Fassaden angestrahlt und eine Open-Air Galerie an einem Bauzaun eröffnet wurde. (Wow!) Wir durften mit “Im Modus” zu diesem Anlass im Rechenzentrum spielen. (“Da wird es also ein bisschen fetziger” – dazu später mehr)

Foto: Kristina Tschesch

Potsdam ist ja ganz hübsch und ein Haufen Menschen ziehen hier her, weil es so viele schöne Seen und Villen gibt. Aber eigentlich ist hier ja nichts: Kaum Industrie, wenig Wirtschaft. Die Uni hat jetzt auch keinen Weltruf. Deswegen wird in der Stadt (und im ganzen Land Brandenburg) permanent irgendetwas mit viel Geld gefördert.

Das Rechenzentrum ist jetzt kein klassisches Beispiel von “Wirtschaftsförderung”. Das Ding wurde ja “erstritten” und riecht so links-grün-versifft nach Selbstverwaltung (Igitt). Dabei ist es wahrscheinlich der größte Erfolg des scheidenden Bürgermeisters in diesem Bereich – ohne dass der das so richtig merkt und dementsprechend handelt.

Exkurs: Neulich flog mir eine Ausschreibung des “MediaTech Hub Potsdam” zu. Das soll “both a physical place and a network of companies, startups, investors, institutions, universities and research facilities.” sein. Und sie wollen da “innovations and applications for the entertainment and smart industries of tomorrow” developen. In fancy Business-Englisch, mit Stock-Fotos von der Glienicker Brücke (häh?) und gefördert – natürlich – von der Stadt und diversen von anderen staatlichen Stellen geförderten Institutionen. Dort läuft gerade ein Wettbewerb. Man kann seine Geschäftsidee einreichen und von einer namhaften (aber nicht näher benannten) Jury begutachten lassen. Wenn man “gewinnt”, bekommt man  …

Mietzuschuss von 100% der Bruttokaltmiete für einen Zeitraum von bis zu 21 Monaten für Büroräume in der Medienstadt Potsdam-Babelsberg. Ihr zahlt noch 7,80 € pro qm der angemieteten Bürofläche (inklusive Strom, Wasser, Heizung, Telefon/Internet und Gemeinschaftsfläche – z.B. Meetingraum).

So sieht Förderung in Brandenburg normalerweise aus (Wenn die Kohle nicht gleich direkt in Luftschiffhallen, Chipfabriken oder Rennstrecken versenkt wird.) Ein sinnloser Wettbewerb. Und wenn man gewinnt, darf man knapp 8 Euro Nebenkosten pro Quadratmeter in der Medienstadt Babelsberg bezahlen (Ich laufe da fast jeden Tag dran vorbei. Der Kasten ist nichtmal hübsch. Man kommt mit dem ÖPNV scheiße hin und die Ecke hat jetzt auch nicht unbedingt urbanes kreatives Flair.)

Zurück zum Rechenzentrum. Ja, das Ding riecht nach DDR, das Ganze hat einen morbiden Charme, es bröckelt hier und da. Aber deswegen kosten die Räume auch 7 Euro (Brutto/Warm) pro Quadratmeter. Und sind mit 250 Kreativen gut gefüllt. Sind da ein Haufen Spinner drin? Wahrscheinlich. Werden alle damit irgendwann Geld verdienen und brav Steuern für die Stadtkasse zahlen? Weiß man nicht. (Auch wenn die Zahlen nach zwei Jahren sehr Controller-freundlich aussehen und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit hierzulande wahrlich keine Fördervorraussetzung ist.)

Foto: Kristina Tschesch

Und außerdem sieht das Ding auch noch lebendig und gut aus – von Innen und von Außen. (Natürlich nicht nur, wenn wir da spielen.)

Eigentlich könnten sich nun alle freuen, in den Armen liegen, das als Musterbeispiel für alles Mögliche sehen und sich bauchkraulend den Erfolg auf die eigene Fahne schreiben. Kostet fast nix, funktioniert super, alle zufrieden. Aber weil das Ding halb auf dem Gelände des Garnisonkirchen-Wiederaufbaus steht, ist es ein Politikum. Die Lokalpolitik ist mittlerweile so weit, dass sie begriffen hat, dass sich hier nicht irgendwo Erich Honecker versteckt hält und heimlich den Abriss des neuen Stadtschlosses plant. Die Zukunft – derzeit ist die Nutzung bis Herbst 2018 befristet – soll jetzt in einem Workshop geklärt werden. Nun gut.

Man kann den entscheidungsbefugten Stellen nur wünschen, dass sie begreifen, was für ein “Schatz” hier verhandelt wird. Und wie leicht man das alles kaputt machen kann. Förderung – gerade von “kreativen” Dingen – funktioniert halt nicht mit StartUp-Wettbewerben oder Stock-Fotos sondern mit “Raum”. Und wenn man den (noch) hat und es dann auch noch so funktioniert, sollte man das ganze mit Samthandschuhen anfassen und möglichst lieb zu dem Projekt sein. Nie im Leben würde eine Umsiedlung in einen historischen Neubau funktionieren. (Wie derzeit mit der Variante Kreativzentrum im “Langen Stall” diskutiert.)

Klar, kann man da kreative Gewerke ansiedeln. Und vielleicht hat man auch Glück und das funktioniert. Aber mal ehrlich: Das ist wie das genormte Trafo-Häuschen an der Endhaltestelle Wildpark/West, das du dem hochbegabten Sprayer, der gerne 8-stöckige Hochhäuser bemalt, hinstellst und sagst: Hier, mach Kunst! (Ja, das Bild ist ein bisschen schief, weil 8-stöckige Hochhäuser bemalen wahrscheinlich immer noch Sachbeschädigung ist. Ich bin mir allerdings sicher, dass viel zu viele alleine die Existenz des Rechenzentrums quasi als Sachbeschädigung der neuen Potsdamer Mitte empfinden. Und nicht das kleinste bisschen Spannung aushalten … Und dann passt der Vergleich wieder.)

Schon allein solche Dekorationen, wie jetzt zu “Potsdam unterwegs im Licht” wären schlicht undenkbar. (Und die sind als Bonus auch noch länger sichtbar, als nur für die vier Stunden an einem Abend, für die die teuren Riesenbeamer und PopUpBühnen für die offiziellen Veranstaltungen gemietet wurden.)

Es gibt nämlich einen Preis für die vielfach gewünschte preußische Modelleisenbahnplatte. Ja, die ist aus einer bestimmten Perspektive hübsch. Ja, viele seltsame Bauten wurden aus ästhetischer Sicht vielleicht zu Recht abgerissen. Aber wenn Du die Stadt in Pastell anmalst und mit schlecht sitzenden Kostümen von vor 200 Jahren verkleidest, kriegst Du halt auch nur Pastell und Flötenmusik und keinen Rock’n’Roll, der die vielfach gewünschte “Innovation” und den “Standort nach vorne bringt”.

Es ist paradox. Das Rechenzentrum beweist, was man mit der alten FH hätte machen können. Einem “Raum” (und Menschen) die Möglichkeit geben, etwas zu entwickeln. Etwas, was man sonst mit viel Geld anderswo versucht, mühsam zu fördern.

Naja, es war ein schöner Abend, genau dort. Und es wäre schön, wenn das Ding noch eine Weile erhalten bleibt. Und nicht zwischen den Mahlsteinen von mutloser Lokalpolitik, Stiftungen und den Wünschen einer lokalen Prominenz, die sich als Elite begreift, aber letztendlich nur als provinzielles Kleinbürgertum, was keine Reibung aushält, agiert, kaputt gemacht wird.

Damit es hier – in rbb-Sprache – ein bisschen fetziger bleibt und noch bis in die Nacht geht. (Was der rbb so als Nacht versteht. Wir haben uns an dem Tag gefragt, wann wir das letzte Mal so früh gespielt haben und was wir mit dem angebrochenen Abend danach noch anstellen.)

Disclaimer: Ich habe mit dem Rechenzentrum nichts zu tun, bin nicht in dem Verein FÜR e.V. und dort kein Mieter. Wir haben da halt jetzt zweimal gespielt und das Haus ein wenig kennengelernt.