Ein Blick zurück in Gleichgültigkeit.

Sicher, es gab sie, die Olympischen Momente. Alexander Grimm, Benjamin Kleibrink, das Hockey-Halbfinale und Britta Steffens Gefühlsausbruch in den Armen von Franzi van Almsick. Aber letztendlich ist es jetzt schön, dass Olympia 2008 vorbei ist. Kriege ich die 16 deutsche Goldmedaillen noch ohne Google zusammen? Ich glaube nicht. Bei der Übergabe des Olympischen Fähnchens an London kam mehr Stimmung auf, als in den 16 Tagen davor. Und das genau, ist wahrscheinlich das – oder mein persönliches – Problem. Es waren Olympische Spiele ohne Ecken und Kanten. So reibungslos und glatt, dass mir der alte Sack Jimmy Page, der nochmal zur Klampfe greift, plötzlich als Personifizierung des Punks vorkommt. Als Erlösung nach 16 Tagen gleichgeschaltener Jubelei. Das Tolle an Olympia ist ja eigentlich, dass 10.000 Sportler und absloute Individualisten im Fokus der Weltöffentlichkeit aufeinanderprallen, sich gegenseitig bekämpfen, durchdrehen, 100.000 Kondome im Olympischen Dorf verbrauchen und uns – das geneigte Publikum – dabei blendend unterhalten. Entscheidend für den Gesamteindruck ist dabei aber auch das gesamte Umfeld. Als es dabei noch nicht um die diesmal akuten politischen Probleme ging, wurde das oft an der Lage der Wettkampfstätten festgemacht. Alles auf engem Raum = gut. Verteilte Stadien = schlecht.

Ich bin vor Olympia eigentlich fest davon ausgegangen, dass irgendetwas in Peking passiert. Irgendwelche Free Tibet Fahnen bei Siegerehrungen, irgendwelche durchgeknallten Aktionen, irgendwelche magischen Verbrüderungen zwischen Athleten und große Gesten. Scheinbar wurde durch die absolut perfekte Überorganisation und Kontrolle der Organisatoren aber jegliches Moment der Spontanität, das über den reinen Wettkampf hinaus geht, im Keim erstickt. Das ist schade und ob in einer solchen Stimmung wirklich alle 100.000 Kondome gebraucht wurden, wage ich auch zu bezweifeln.

China hat das alles wie geplant durchgezogen, ich habe auch keine Ahnung, wie man das global-politisch jetzt alles einzuordnen hat, was das bedeutet und ob das daran liegt, dass mir als Mitteleuropäer die chinesische bzw. asiatische Kultur ein wenig fremd ist. Mir bleibt nur mein persönliches Fazit. Das depperte IOC geht mir tierisch auf die Nerven, ein großes Olympisches Gefühl wurde nicht transportiert und ich freue mich auf Vancouver 2010. Weil die Olympischen Spiele an sich schon eine tolle Sache sein könnten.

Zu Peking 2008 passt das Bild vom Straßenradrennen: Malerische Kulisse, aus Peking raus an die chinesische Mauer, beeindruckende Bilder und kein einziger verdammter Zuschauer an der Strecke. Einzig chinesische Polizisten in Regencapes, die mit dem Rücken zu den Sportlern an der Straße stehen und den Wald bewachen.


Ready… Set … Go!

Es beginnt heute die Bundesligasaison Null Acht Null Neun. Mit jeder Menge neuer Trainer, einiger neuer Spieler, der TSG Hoffenheim und Brimborium. Ich bin sehr gesapnnt, auch wenn der gegenwärtige Olympiastress meine emotionale Vorbereitung auf die Saison ein wenig stört. Aber immerhin gab es heute mit dem Sieg von Britta Steffen und anschließendem Geheule in Franzi van Almsicks Armen den ersten echten Olympischen Moment. Sowieso ein wenig merkwürdig. Die deutschen gewinnen relativ viele Medaillen, die Stimmung, die hier so ankommt, ist trotzdem so lala. Keine Euphorie, kein “hey, ist Olympia”. Eher so “Druck, Druck, Druck”. Aber langsam pegelt sich das ein und am schönsten sind für mich nicht Schwimmen, Turnen oder Fußball sondern die Sportarten, die sonst selten zu sehen sind. Selbst den Judo-Übertragungen kann ich einiges abgewinnen. Außerdem ist Carsten Sostmeier großartig als Reitkommentator, ich hätte mir am Frankfurter Flughafen gestern fast eine Wendy gekauft, das wäre im weiteren Verlauf der Dienstreise aber sicherlich falsch gedeutet worden. Aber ich schweife ab: Fußball. Und Tipspiel.

Das Tipspiel geht natürlich auch los. Das mit den Preisen hat ja letztes Jahr nicht so funktioniert hat (probek, Dein Tour de France Buch habe ich nicht vergessen) machen wir das diesmal anders. Der ganze Kleinscheiß bleibt weg, dafür gibt es zwei sensationelle Haupt-Preise.

Der Gesamtsieger der Hinrunde 2008/09 bekommt einen Original-Eurospaß-Superdupa Turnierfußball. Mit ohne Nähte und soviel Auftrieb wie Michael Phelps Latexanzug.

Derjenige mit der höchsten Spieltagspunktzahl in der Hinrunde bekommt ein Original AIK Kanal Trikot mit seinem Namen und Wunschrückennummer. Da ich sowieso davon ausgehe, dass ich beides gewinne, beschenke ich mich zwar quasi selbst. Ihr dürft aber gerne versuchen das zu verhindern. Wer weitere Preise für die absonderlichsten Kategorien stiften möchte, kann das gerne tun.

In diesem Sinne. Auf eine schöne Bundesligasaison. Aufdieplätzefertiglos.


Gold II

Im Judo durch Ole Bischof. Die Leute, von denen man es nicht erwartet, holen die Titel. Schön, schön. Und spannend.


Gold …

… im Kanuslalom. Jipppie. Endlich mal einer, der Spaß hat bei Olympia.


Das deutsche Motto der Olympischen Spiele

“Es hat heute einfach nicht gereicht”


Nowitzki gegen Griechenland

[10:14] 64:87 gegen Griechenland. Vorbei. Ob man nach der Leistung für das nächste Spiel gegen Spanien um 3 Uhr nachts aufstehen sollte?

[10:05] Das Spiel daddelt dem Ende entgegen. Aua. Aua. Wenn man überlegt, dass die Griechen mit über den Daumen gepeilt 30 Punkten gegen Spanien verloren haben…

[9:55] Und jetzt wird abgeschenkt. Das mit dem Abschenken von Spielen verstehe ich nicht. Wenn man führt und Kräfte spart, ok. Aber was hat das für einen Sinn, wenn man zurück liegt. So oder so werden die Deutschen sagen, scheiß Spiel, nächstes Mal besser. Woher soll denn dieses “Niemals aufgeben” kommen, wenn man es nicht immer probiert? Es ist Olympia, meine Fresse.

[9:52] Ende 3. Viertel. 21 zurück. Vorbei. Keine Chance. Schlechte Leistung. Ohne wenn und aber.

[9:43] Da geht nichts mehr heute. Die Griechen sind zu abgezockt. Mittlerweile sinds 21 zurück. Die Deutschen sind hilflos.

[9:37] Die Deutschen im Vergleich mit sehr wenig Assists. OK, wenn Nowitzki gut drauf ist, funktioniert das, aber heute dribbelt halt Kamann (!) in die Zone und vertändelt den Ball, die Griechen spielen den Konter souverän aus. Das tut weh.

[9:34] 13 Punkte zurück. Deutschland findet keine Mittel. Erst 35 Punkte für Deutschland. Die Deutschen können nicht einmal die Einwürfe verteidigen. Wenn Dirk jetzt nicht aufdreht, wirds schwer.

[9:14] Halbzeit. 33:44. Beschissenes 2. Viertel.

[9:12] Jungens, Defense. Das ist ja nicht mit anzusehen, wie die Deutschen die Griechen durch die Zone kombinieren lassen.

[9:08] Wieso werfen die Deutschen eigentlich so viele Dreier (7/14) wenn sie doch eigentlich mit Kamann und Nowitzki in der Zone ihre Vorteile haben müssten. Naja, wenigstens treffen sie noch relativ gut. Trotzdem 9 zurück.

[9:06] Demond Greene gibt (vielleicht?) mit einem Dreier das Signal zur Aufholjagd. Die deutsche Defensive hat so ihre Mühe mit dem variablen Spiel der Griechen. Nowitzki schon mit dem 3. Foul nach Alley-Hoop-Pass der Griechen.

[9:04] 12:0 Lauf der Griechen. Weiterhin kein Punkt für Deutschland im 2. Viertel. Und jetzt wirft Nowitzki auch noch einen Freiwurf daneben.

[8:59] Unheimlich aggressives Spiel der Griechen, gerade Nowitzki wird beackert, als ob der gesamten griechischen Mannschaft die Freundinnen ausgespannt hätte. Deutschland pennt und lässt die Griechen wieder mit 6 davonziehen. Noch keine Punkte im zweiten Viertel.

[8:57] Wilde Dreierversuche jetzt von Jagla und Schultze. Das alte Lied, sobald Nowitzki auf der Bank sitzt, sieht es trübe aus.

[8:54] Erstes Viertel 23:21 Deutschland nach 2:9 und 13:19 Rückstand. Gute Dreier-Quote der Deutschen. Vielleicht mal eine deutsche Mannschaft mit Nervenstärke?

[8:50] Jetzt dann auch endlich live in EinsFestival oder im Stream. Dirk trifft zwei Dreier in Folge und Baby Shaq (der dicke griechische Center) wirft beim Freiwurf einen Airball.


Deutsche Nervenschwäche

Dass die deutsche Olympiamannschaft jetzt nicht durch die Anzahl der Goldmedaillen brillieren wird… geschenkt. Aber dass die Damen und Herren gefühlt jede knappe Entscheidung verlieren, stimmt mich schon ein wenig traurig. Peter Limbach (Fechten) 14:15 raus. Die deutsche Fechterin gestern führt 10 Sekunden vor Schluss mit einem Punkt und verliert in der Verlängerung, die deutschen Volleyballer führen im 5. Satz 14:13 und verlieren 14:16. Da steckt irgendwie der Wurm drin, scheint es.


Zuschauerinteresse?

Ein Straßenradrennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Einzig chinesische Beamte stehen an der Strecke, mit dem Gesicht zum Wald. Bei Nowitzkis erstem Auftritt ist die Halle halb gefüllt. Beim Hockey der Damen, im strömenden Regen, rasen chinesische Helfer mit Plasteregencape geschwind wie die Heinzelmännchen bei jedem ins Aus geschlagenen Ball zu Hilfe und legen militärisch korrekt innerhalb von Zehntelsekunden einen neuen auf die Linie. Und wenn dann mal Zuschauer in der Halle sind, erinnert mich das ein wenig an die Fußballweltmeisterschaft in Japan und Südkorea Anno 2002. Durchaus viel Lärm (bspw. beim Turmspringen) aber irgendwie scheint die Zuschauerbeteiligung in Asien komplett anders zu laufen, als man das als Mitteleuropäer, der vielleicht Olympia 1994 in Lillehammer als Maß aller Dinge, was die Stimmung im Publikum betrifft, denkt. Aber langsam grooven sich die Olympischen Spiele ein. Und auf die deutschen Reiter ist ja meistens Verlass, insofern werden schon noch ein paar Medaillen dazukommen.


Die größte Show der Welt

Mit einem Schlag könnte die ganze Diskussion um China, die Menschenrechte, Tibet und die Internetzensur verstummen. Wenn nachher als letzter Fackelträger der Dalai Lama gemütlich mit dem Feuerchen ins Stadion wackeln würde. Fiel mir heute morgen so ein.


Dirk mit Fahne aber scheiß Frisur

Am 8.8.2008 um 8:08pm startet die große Sause in Peking und ein paar Minuten später darf dann Dirk Nowitzki mit Winkelement bewaffnet die deutsche Athletenschar ins Stadion führen. Abgesehen davon, dass mir das IOC, besonders Dr. Bach mit diesem “unpolitisch”-Geseiere tierisch auf die Nerven geht, freue ich mich sehr. Und das liegt vor allem an Nowitzki und daran, dass es endlich wieder Badminton auf hohem Niveau im Fernsehen gibt (und ich das wie die ganzen Olympischen Spiele schon aus beruflichen Gründen gucken darf, kann, muss…) Das wird ein Spaß