Olympiatagebuch #Tag15

Neeeeeein, natürlich ist es, wenn deutsche Athleten mit einer positiven A- oder B-Probe erwischt werden, immer nur eine Zahnpastamüsliriegelversehenschusseligtube. WIR machen sowas nicht, nur die ausm Ostblock und aus Jamaika. Neeeeeeein, das schmälert auf keinen Fall …. trallala…. Methylhexanamin … ist ja nur verboten seit 2012 sogar in Amerika. Musste erstmal so einen Müsliriegel finden. Neeeeeeeeeein, die Athletin ist selba schuld. Niemals die Trainer und Verantwortlichen und Chefs Du Maisons. Neeeeeeeein, natürlich sind nur die bösen Russen und nicht der liebe Herr Bach schuld, dass die Ukrainer nicht trauern dürfen. Jaaaaaa, wir lassen uns von sowas unsere Maria nicht schlecht reden. Letztes Rennen. Der Karriere. Die Medaille. Zum Greifen nah. So schade. Dabei stand doch Herr Höfl im Zielraum, wo er eigentlich als Manager von Franz Beckenbauer und Frau Höflriechl nichts zu suchen hat. Jaaaaaaaa, wir zeigen in der ARD trotzdem Onkel Bach, wie er voll volksnah im Olympischen Dorf nächtigt. Schuld sind immer nur die anderen. Tschingderassabum.

Und nun zum Sport.

Mehr Skicross (da weiß man wenigstens wer gewonnen hat) Mehr Eishockey mit NHL Spielern. (USA gegen Kanada war großartig. Man sollte allen Fußballspielern Eishockeytraining zukommen lassen. Diese Handlungsschnelligkeit der Spieler. Unfassbar.)


Olympiatagebuch #Tag14

Nordische Kombination. Ukraine. Skicross. Ukraine. Snowboardcross nochmal in der Wiederholung. Ukraine. Eiskunstlaufen. Ukraine. Eishockeyfinale der Damen. Ukraine. Bigshow bei Sportradio 360. Komischer Olympiatag. Ukraine.


Olympiatagebuch #Tag1213

Olympische Erwartungen an Sportberichterstatter (im Besonderen an Moderatoren) im Fernsehen.

1. Du sollst den Sport lieben (und nicht Dich selbst)
2. Du sollst Dich für alle Sportarten interessieren (und nicht nur für Deine Lieblingssportart oder Dich selbst)
3. Du darfst Dich gerne freuen, dass Du diesen Job hast, solltest das aber nur im Privaten zeigen und nicht auf dem Sender

Ich kann dieses selbstherrliche Geseiere von den routinierten Nasen schwer ertragen, mit dem teilweise den “unbekannten” Sportarten entgegengetreten wird – immer auf der Suche nach einer bemüht jugendlichen Überleitung oder einem schnellen Witz. Ich verzeihe gerne inhaltliche Fehler oder falsche Kommentierungen – nicht jeder muss sich in jeder Sportart auskennen – wenn ich merke, dass die Berichterstatter sich für das Objekt der Berichterstattung interessieren, für die Geschichten, die da am Rande rumliegen, für das Thema. (Das ist übrigens bei politischer Berichterstattung in Deutschland nicht anders) Und wenn man dieses Interesse nicht hat, dann soll man es lassen. (Ich habe am Dienstag Eisschnelllaufen gesehen. Da fand ich sogar WD Poschmann gut, weil er dieses Interesse hatte. Im Gegensatz zu einigen von ihm kommentierten Fußballspielen) Das ganze ist keine Aufforderung zur Fanberichterstattung, mitnichten. Aber wenn man sich für etwas wirklich interessiert, findet man auch den Grat zwischen Lobhudelei, Fanbrille, Medaillenzählerei und Kritik deutlich besser. Ansonsten: Eishockey, Langlauf-Teamsprint, Riesenslalom, Eisschnelllauf, Snowboard-Bordercross. Schön, ganz egal, wer gewann. Und dass Teemu Selänne noch spielt, lässt mich immer wehmütig an die Anfänge des Internets (und die Recherchen nach NHL-Statistiken) und NHL 94 denken. Das hat schon was.


Olympiatagebuch #Tag91011

Wochenende und Montag. Überblick verloren. Immer mal auf diversen Geräten nachgeschaut. Was bleibt in Erinnerung? Stand heute: Das Eishockeyspiel zwischen den USA und Russland. (Tolles Penaltyschießen), die Bilder vom Snowboard-Boardercross. (Heißt das überhaupt so?) Das Teamgold der Skispringer. (Trotz Tom Bartels. Dafür mag ich Mathias Opdenhövel als Moderator und Mitfiebernden auf Twitter.) Hälfte geschafft. Scheint warm da zu sein. Fazit ist solala. Ich habe schon schöne Dinge gesehen. Und auch schon einiges, was nicht so wirklich prickelnd war. Es fehlt so ein wenig ein “roter Faden”, der mich durch die Spiele führt. Sei es ein außergewöhnlicher Anchorman im Fernsehen, eine besonders tolle Webseite oder ein unglaublicher Sportler/in. Das ist halt der Nachteil an den ganzen Streams und den vielen Möglichkeiten. (Mein Idealszenario ist so etwas wie allesaussersport.de mit einem Liveblog des Hausherrn, den Kommentaren und inklusive eingebetteter Streams, Highlightvideos, Twitterstreams und Absurditäten. Aber so etwas (also zumindest die Videos) ist ja leider nicht erlaubt.)


Olympiatagebuch #Tag8

Nicht viel gesehen heute. Bisschen Biathlon, bisschen Eishockey. Aber was schönes im Internet gefunden. Die Erklärstücke der NYTimes. Großartige Internetkunst: Riesenslalom, Slopestyle, Halfpipe, Shorttrack, Skispringen und Rodeln.


Olympiatagebuch #Tag6

Nordische Kombination: schick. Rodeln: wie immer. (Ich hätte da einen Vorschlag. An sich ist Schlittenfahren ja eine nette Sache. In meinem Kopf spuken auch immer noch Bilder von längst vergangenen Spielen herum, wo Menschen in abenteuerlichen Gefährten wilde Pisten herunterkachelten. Back to the Roots wäre doch auch hier eine schöne Idee. Diese Slopestylepiste vielleicht? Oder die Hexentreppe Potsdam? Oder ein schicker Lauf mit 4 Schlitten gleichzeitig? Das ist dann nicht ganz so schnell wie auf den Kunsteisbahnen, hätte aber deutlich mehr Athmosphäre. Und die Sportler könnten schickere Trikots anziehen.) Ansonsten sah das Damen-Eishockey-Spiel zwischen Kanada und den USA sehr gut aus und dass die Wettbewerbe der Herren beginnen, ist auch nicht schlecht.


Olympiatagebuch #Tag5

Bei zwei Entscheidungen richtiggehend mitgefiebert. Snowboard-Halfpipe – das Special der NZZ über den Sieger kennt jeder, oder? – und Skispringen der Damen. Skispringen der Damen? What? Und dann auch noch mit Tom Bartels. Vielleicht, weil – wie im Olympia-Daily von Sportradio 360 auf den Punkt gebracht – es tatsächlich nach Sport und nach sportlichem Wettbewerb aussah. Und ein bisschen spannend war. Trotzdem wird mich das die nächsten 4 Jahre nicht mehr interessieren, aber dabei geht es doch bei Olympia, oder? Außerdem ein bisschen nachträglich Eiskunstlaufen angeschaut. Weil die Russen da gut sind und die Athmosphäre in der Halle interessant. Hat auch Spaß gemacht. (Zumindest mehr als das abendliche Gebolze zwischen Frankfurt und Dortmund im SuperduperDFBPokal. Football kills the Olympic-Star(s). Schade eigentlich)


Olympiatagebuch #Tag4

Ja, umwelttechnisch ist das eine Katastrophe. Da neue Skigebiete in den kaukasischen Berg zu bolzen. Vielleicht bin ich ja geblendet von den durchweg gut gemachten Fernsehbildern. Ich sah da aber auch Schnee abseits der Abfahrtspiste und ebenso bei den Nordischen Wettbewerben. Im Gegensatz zu Oberhof (Biathlon-Weltcup) dieses Jahr. Es ist also genau der selbe Wahnsinn, der jedes Jahr in den Alpen oder in deutschen Mittelgebirgen zur Belustigung des Fernsehvolkes veranstaltet wird. Maria Höfl-Riesch(l) gewann also eine unökologische Goldmedaille, was sie sicherlich freute, aber nicht so sehr, wie Frau Mancuso ihre Bronzemedaille. Vielleicht war diese ökologischer? Ich habe heute erst den Hintergrund der weinenden Norwegerinnen vom Samstag verstanden. Ich hätte das gerne vom Kommentator bei der Übertragung eingeordnet bekommen. Ich bin jetzt noch ein wenig berührter. Das ganze illustriert sehr viel. Sport hat Platz für Emotionen und große Gesten. Und im – teilweise verständlichen – Regulierungswahn auch Platz für ganz viel Dummheit und fehlende Menschlichkeit. In einem komplett schiefen Bild benimmt sich das IOC wie das Ordnungsamt Potsdam, was mir – rein nach den Regeln völlig korrekt – um 8:31 Uhr ein Parkticket gibt, weil ich das Auto gestern abend auf den gebührenpflichtigen Parkplätzen abstellte, weil die Anwohnerparkplätze wieder einmal von den Gästen des Nikolaisaals belegt waren. Sonntags kommt aber keiner kontrollieren geschweige denn Abschleppen. Ich wollte das Auto um 8:51 umparken, war damit aber leider 51 Minuten zu spät und musste bestraft werden. Kurz zusammengefasst: Ordnungsamt uncool. IOC uncool. Ob ich die deutsche Olympiamannschaft uncool finde, weiß ich noch nicht, bisher fällt mir das Sympathisieren mit anderen Athleten deutlich leichter.


Olympiatagebuch #Tag3

Die Herren-Abfahrt um 8 Uhr MEZ war mir zu früh. Und das hat auch nix mit Student oder nicht zu tun, liebes ZDF. Sportradio360 produziert tatsächlich einen Olympia-Podcast. Den kann man gut zum Frühstück hören. Zum Einstieg ein bisschen Slopestyle der Damen. Im Gegensatz zu den Herren nicht so spektakulär, dafür besser nachzuverfolgen. Die Fixierung auf den Rodelwettbewerb geht mir auf die Nerven, ich kann dem Sport weiterhin nichts abgewinnen. Allerdings nicht schlecht, dass F. Loch dafür sorgte, dass das dämliche “Wann ist denn die erste Medaille da”-Gequatsche leiser wird. Thomas Bach als – wie sagt man das, ohne Gefahr zu laufen – knuffiger Oberolympionik an der Bahn ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Skispringen war wie Skispringen halt ist in den letzten 10 Jahren. Großes Getue, dann Wind, dann gewinnt jemand und am nächsten Tag haben wir das alle vergessen. (Krass, Janne Ahonen springt noch. Ist Jens Weißflog eigentlich ausgelastet als Hotelier? Warum springen die eigentlich von 2 Schanzen? Wäre es nicht lustiger, man lässt sie von der kleinen Schanze im Parallelstil hüpfen?)


Olympiatagebuch #Tag2

Samstag dann Sport. Die Slopestyle-Snowboarder haben eine Meise, sind dabei aber schön anzusehen. Was sich Donnerstag andeutete: Der Verzicht auf Werbung auf Athleten und direkt im Bild ist wohltuend. Gerhard Delling wirkt neben der Spur. Den ersten “olympischen Moment” bescherten mir die norwegischen Skidamen, die sich – nach dem Zieleinlauf auf Platz 1, 2 und 4 – weinend in den Armen lagen und die Viertplatzierte trösteten. Da fühle ich mit. Sowieso mag ich es gerne, wie die Norweger abräumen. Die sehen dabei aus, als ob sie die richtige Mischung aus Ernsthaftigkeit und Lockerheit mitbringen. Im besten Sinne “begleitend” war das olympische Treiben des Tages.


Olympiatagebuch #Tag1

Eröffnungsfeier, Tschingderassabum. Putin und Thomas Bachklatschen auf 1 und 3 zu T.A.T.U. Das ist so surreal, kannste Dir nicht ausdenken. Unabhängig davon finde ich Eröffnungsfeiern schön. Da können Regisseure mal ohne Rücksicht auf Geld so richtig Spaß haben. London fand ich schöner und cooler, aber Sotschi war auch in Ordnung. Könnte auch daran liegen, dass das Begleitrauschen über Twitter und Blogs eine ganze Menge mehr Spaß bereitet als die reine Kommentierung.


Olympiatagebuch #Tag0

Maria Höfl-Riesch trägt also die deutsche Fahne. Zeit noch vor Beginn der Spiele eine Typen im Sport-Diskussion anzufangen? Die Snowboarder kacheln sich im Stream Pisten runter. Das sieht spektakulär und qualitativ hochwertig produziert aus. In besten Momenten ist Wintersport herrlich kontemplativ. Ich hoffe auf ein Olympia-Fast-Daily bei Sportradio360.de. Die Diskussion in der heutigen Big Show war interessant und vielversprechend. Ich schwanke zwischen Vorfreude – ja, eigentlich mag ich Olympia – und “ist irgendwie doof”. Bei den ersten Sendungen ist mir aufgefallen, was ich bei den Übertragungen von Olympia gut finde. Die knüppelhart durchgeprügelte Corporate Identity (keine Klein-Sponsoren, die Einblendungen sind “genormt”, etc.) ist moralisch fragwürdig, auf dem TV-Bildschirm ist das aber entspannend, nicht ständig mit regionaler Raufasertapete oder landestypischen Fleisch- und Wurstwaren auf den Banden oder Trikots belästigt zu werden. Dank der Segnungen des Rundfunkstaatsvertrag darf man die Wettbewerbe immerhin aber doch nur einen Tag sogar noch OnDemand schauen. Und was ich mir am meisten wünsche für die nächsten 2 Wochen ist … Humor. Ladies and Gentlemen, bitte starten Sie die Hypemaschine.


London 2012 #1/8/12

Highlights bisher: Bogenschießen, Wildwasser-Kanu, ehrlich erfreute deutsche Medaillengewinner (Judo, Turnen), die Socken vom Ruder-Achter, die Athmosphäre in London (die Hallensprecher, die Musik, das Publikum), die Twitter-Accounts diverser Athleten, Badminton (nicht die verschobenen Spiele im Doppel sondern der Sport), der Sportradio360 Podcast zu Olympia.

Flops bisher: Schwimmen. Radsport. Macht mich alles nicht mehr an. Die mediale Aufbereitung quer durch alle “klassischen” Medien und online durch die klassischen Medien. Medaillenspiegel, Sportfunktionäre aller Arten. Die Couch im ARD und ZDF Studio.

Ich überlege ernsthaft mir für die nächsten vier Jahre eine olympische Disziplin rauszusuchen, die ich konsequent und akribisch verfolge. Als Projekt und persönliches Ziel. Um mich nicht noch einmal 4 Jahre nur dem König Fußball auszuliefern. Es ist ja leider so, dass manche tolle und spektakuläre Sportarten einfach zwischen den Olympischen Spielen nicht stattfinden. Meine ersten Kandidaten sind dafür Badminton, Bogenschießen, Wildwasserkanu oder Hockey. Aber ich schau mir da erst einmal noch die zweite Woche an.


London 2012 #31/7/12

Zum Warmwerden.

via Jens Weinreich


London 2012 #30/7/12

Das Konzept des Zuschauers als “Programmdirektor” halte ich für gescheitert, zumindest bei diesen Olympischen Spielen. Der Zuschauer kann vielleicht Programmdirektor sein – auf der Fernbedienung, aber die gefühlte Abwesenheit eines redaktionellen Konzeptes bei den Streams und den Querverweisen und die technische Instabilität überfordern mich – und sicherlich viele andere – massiv. Es fehlt der rote Faden. Und wenn die Kommentatoren in den Hauptprogrammen von ARD und ZDF immer wieder auf die Streams hinweisen und es dann einfach nicht geht bzw. dauert bis sich ein Bild aus den Tiefen des Internets schält, steigt der Stresspegel selbst bei motivierten Menschen enorm.

Eine vielleicht unterschätzte Komponente dabei: Schon beim digitalen Fernsehen finde ich die Umschalt- und Reaktionszeiten der Geräte teilweise grenzwertig. Ich habe einfach gelernt, dass ich beim Thema Fernsehen auf eine Taste drücke und dann passiert genau das. (Ein wesentlicher Punkt für den anhaltenden Erfolg des Videotexts, er geht halt immer schnell an) Und beim Versuch des Startens einer HbbTV Applikation oder eines Streams war ich schon mehrmals kurz davor die Fernbedienung wutentbrannt aus dem Fenster zu werfen, weil das Mistding nicht reagiert bzw. nicht einmal eine Rückmeldung kundtat, ob die Aktion jetzt angenommen wurde. Die Latenzen, nur beim Starten der diversen Quellen führen schneller als der General Electric Sport vor den EBU Streams zu so schlechter Laune, dass sich niemand wundern muss, dass der Ton in Blogs und den sozialen Netzwerken Richtung ARD und ZDF – naja – unfreundlich wird.

Außerdem ist es eine Katastrophe, dass es kaum vernünftige, übersichtliche und vor allem aktualisierte EPGs für die Streams gibt. Und dabei meine ich nicht: Da steht so grob was kommt, sondern für den geneigten Interessenten auch eine redaktionelle Einordnung, eine Bewerbung, eine Vorsortierung. Wie soll ich bitte wissen, ob für mich, dass Bogenschießen der Herren im Teamwettbewerb spannend ist oder nicht, wenn mich das einfach nur aus einer Liste anstarrt. Wenn man den Zuschauer als Programmdirektor möchte, dann muss man ihm auch die Informationen dafür an die Hand geben. Sonst wirkt das wie “Hier nimm, haste viel Zappelbild, such dir gefälligst selber raus, was du Wicht kucken willst”.

Man kann das kompensieren, sicher: Einen schönen Twitter-Feed zusammenstellen, sich ein oder zwei Blogs zusammensuchen und sich davon treiben lassen, auf die Kommentare unter Blogartikeln hören, was sich zu schauen lohnt (nie im Leben wäre ich nach dem Berichten im ZDF und auf deren Webseite darauf gekommen, wie großartig der Teamwettbewerb im Bogenschießen ist). Allein, das funktioniert sicher nicht für die Masse und auch ich merke, dass das wahnsinnig viel Energie kostet. Bei der Fußballeuropameisterschaft war das entspannter. Es gab ein in Stein gemeißeltes Fernsehprogramm. Das war klar und bekannt. Dazu kann das Rauschen auf dem Second-Screen-Bildschirm als wundervolle, fachkundige und humorvolle Unterhaltung neben dem “Hauptinhalt” laufen. Wenn man aber auf dieses Rauschen angewiesen ist um überhaupt zu den Inhalten zu kommen, ist das meiner Meinung nach die falsche Reaktion auf die durch soziale Netzwerke und die Geschwindigkeit im Internet veränderten  Rahmenbedingungen. Das sieht von ARD und ZDF so aus, als ob sie wissen, dass das große Internet nun mal da ist – kann man nicht ändern – es aber nicht mit Liebe bespielt wird.

Schade, weil einige Ideen, die es dieses Mal gibt, wirklich ganz schön sind. Die Relive- Funktion bei den Streams, dass man zurückspulen kann, ist schon ziemlich schön. Nur dass man sie bei dem Gestresse mit der Verfügbarkeit kaum entdeckt. Und irgendwie gibt es so viele haarsträubende Fehler, bei Kleinigkeiten, dass das alles so wirkt, wie mit sehr heißer Nadel gestrickt.

Beispiele gefällig? Warum zur Hölle Flash? Bis alle Checks durch sind oder man den Html-only Knopf gefunden hat, sind selbst Keniatische Exoten die 400m gekrault.

Wer ist auf diese beknackte Sortierung beim ZDF-Liveticker gekommen? Es ist übrigens 22:49 Uhr. Wird die Reihenfolge ausgewürfelt?

Der ARD Liveticker rutscht immer nach oben, wenn eine neue Nachricht kommt, ein “Nachlesen” der Ereignisse der letzten Stunde ist ziemlich nervenaufreibend, wenn man immer wieder nach oben geschossen wird.

Nochmal ZDF.

Es ist kurz vor 11. Britta Heidemann hat gerade Silber gewonnen, Timo Boll ist rausgeflogen. Was macht die ZDF-Sport-Startseite? Sie knallt mir ein Mottobild vom Hockey vor den Latz. Die News sind veraltet. Der Ticker ist Schrott. Fassungslos.

Die Startseite der ZDF-Olympiamediathek braucht eine halbe Minute um sich überhaupt zu laden. Und. Sie sieht sowas von komplett anders aus, als die ZDF-Sportseite. Tolle Idee, irgendwann weiß keiner mehr, wo er ist. Diese horizontalen EPGs sind ja auch schwer in Mode. Ich habe da meine Zweifel, aber das ist vielleicht Geschmackssache. Aber eine liebevolle Aufmachung und eine Emotionalisierung kann man dem ZDF jetzt hier nicht unterstellen. Das hat den Charme einer 8-seitigen Excel Tabelle in Schriftgröße 5. Macht total Lust das jetzt einzuschalten, oder? Gerade weil der kleine Satz rechts unten mir klar macht, dass das eh nur ein bisschen geraten ist. “Termine unter Vorbehalt. Änderungen möglich.” Ach, bei Sport ändert sich was? Ist ja ganz was neues. Was macht man dann? Jemand ransetzen, der die Änderungen eingibt. Was gäbe es für Kloppe für die Videotextredaktionen, wenn die mit dieser Einstellung die Now and Next Anzeige für ARD und ZDF angehen würden.

Gänzlich amüsant wird es, wenn man sich vor Augen führt, dass ARD und ZDF die Streams ja gemeinsam anbieten. Also die Streams, den Rest natürlich nicht. Man könnte ja eigentlich auch mal auf den amüsanten Gedanken kommen, das Online-Angebot zu Olympia gemeinsam zu gestalten. Würde nicht schaden. Das ist aber grundsätzlich ausgeschlossen, weil ja schon in der ARD, dass alles wild über alle Landesrundfunkanstalten verteilt ist und natürlich jeder stolz drauf ist und das auch zeigen muss.

Lustiges Header-Raten zum Abschluss.

Auflösung:

1: Sportschau.de/Olympia-Liveplayer. Öffnet sich gerne in einem Popup, aber manchmal auch nicht. Das Streaming-Dings. Wenn man da ist, kann man Live die Streams schauen.

2. ARD-Mediathek. Große ARD Mediathek. Banner auf Olympia-Stream-Dings, aber sehen kann man Olympia da nicht

3. ARD.de-Startseite. Teaser auf Olympia mit Livestream. Rechts Teaser auf ARD-Mediathek, wo man ja Olympia nicht sehen kann (siehe 2) aber wieder eine Teaser auf 1) hat

4. Sportschau.de. Nicht zu verwechseln mit Sportschau.de/Olympia. Gaaaanz andere Baustelle. Startseite der Sportschau. Mit Teasern auf Sportschau.de/Olympia aber auch auf alles andere.

5. Sportschau.de/Olympia. Startseite vom Olympia-Special. Sieht bisschen aus wie 4.) ist aber gaaanz anders. Menü links ändert sich. ARD-Navigation oben fällt weg. Hier gibt es Teaser auf 1) Hinweise auf Radio/TV führen wiederum nicht zu den Streams sondern zu lustigen Listen.

6. DasErste.de: Webseite des Fernsehsenders. Natürlich was ganz anderes als Sportschau.de und Sportschau.de/Olympia und ARD.de. Heute ist das ZDF dran, da findet Olympia da nicht prominent statt.

Das Fass der Angebote der diversen Landesrundfunkanstalten zu Olympia machen wir gar nicht erst auf.

Aus beruflichen Gründen verstehe ich die Zwänge die zu so einem lustigen ARD-ZDF-SWR-NDR-WDR-BR Kuddelmuddel führen ziemlich gut. Die armen Kollegen, die das umsetzen, können oft am Wenigsten dafür. In der Regel kommt ja nicht einmal das Feedback der Nutzer an der richtigen Stelle an sondern muss erst einmal quer durch die Republik weitergeleitet werden. Bei Olympia, wo man sich ein kompaktes, liebevolles und großartiges Angebot “aus einem Guss” wünschen würde, fällt es nur auf, dass manche Dinge vielleicht – sagen wir mal vorsichtig – suboptimal organisiert sind.

Vielleicht muss ich aber auch nur noch an meinen Skills als Programmdirektor arbeiten. Ich habe ja noch 12 Tage.


London 2012 #29/7/12

[16:37] Das Finale im Frauenradrennen bei der BBC ist groß. Im strömenden Regen, eine Britin holt Silber. Erste Medaille für die Gastgeber. Bei den Deutschen kommt wohl heute keine mehr. Alle Kandidaten sind schon raus. So richtig punktgenau vorbereitet wirken die alle nicht. Hier regnet es auch, trotzdem geh ich jetzt ebenfalls selber Sport machen.

[14:54] Die Ruderstrecke macht einen schönen Eindruck. Das Erste bei der Übertragung im Hauptprogramm auch allgemein mit einem etwas besserem Groove als das ZDF gestern. Schön live in die Entscheidung im 2. Satz bei Görges reingegangen. Und ja, dass Rudern ist nicht live, aber passt schon.

[13:52] Gerhard Delling nach Strafpunkt beim Fechten wegen Fehlstart: „Ist ja wie bei uns in der Redaktion. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren“

[13:13] Schönes Zitat des Schlussschwimmers der deutschen Staffel „Am meisten Spaß hat man, wenn man schnell schwimmt“

[12:14] Mit Olympia kann man ziemlich gut so einen Sonntag Vormittag verbringen. Allesaussersport.de ab heute auch mit kleinen Zeitplan-Boxen im Blogeintrag des Tages, was so die aktuellen Highlights sind. Können die Verantwortlichen in London eigentlich als Vorlage für die Fernsehregie nehmen. (Ich weiß, Massenpublikum, etc. Ich glaube aber, dass das mal auf einen Versuch ankäme …)

[11:58] Ach Schwimmen, diese 15- und 16-jährigen Mädchen, die so schnell schwimmen, wie die sicher ebenfalls nicht unverdächtigen Männer-Stars.

[11:30] Die deutschen Schwimmer schließen sich der Leistung von Poschmann an.

[10:00] Gestern noch einmal die Eröffnungsfeier in der ZDF-Mediathek mit Kommentar geschaut und fassungslos schlafen gegangen. Wolf-Dieter Poschmann und die beiden Ex-Sportler Christian Keller und Katrin Boron kommentierten das und die netteste Umschreibung ist noch “Das ZDF macht da weiter, wo es bei der Fußball-EM aufgehört hat.” Das schockierendste war dabei nicht, dass es immer mal holperte und irgendwie das Timing fehlte. Ich verstehe vielmehr den Ansatz nicht, dass zwei “Experten” dabei verbrannt werden eine letztendlich popkulturelle Veranstaltung fachkundig zu begleiten. Natürlich reden die die meiste Zeit davon, was für ein tolles Erlebnis das für die Athleten ist und was sie über Sportler aus ihren Disziplinen wissen. Aber bei einer Eröffnungsfeier geht es nun nicht um Schwimmen und Rudern. Christian Keller war noch dazu motiviert viel zu reden. Warum schreitet kein Redakteur ein, wenn Poschmann und die beiden Sportler anfangen die Länder dieser Welt anhand von persönlichen Urlaubserinnerungen vorstellen. Bitte? Ernsthaft? Es ist doch komplett klar, dass bei dieser Show diese 90 Minuten beim Einlauf der Nationen das ist, was es zu begleiten gilt. Bei den Showelementen kann man schließlich auch guten Gewissens schweigen. Was für eine verpasste Chance. Und irgendwie arrogant. Weil es die ganze Zeit so klang, als ob die Beteiligten das total super fanden, was sie da abgeliefert haben.

 

 


London 2012 #28/7/12

Eröffnungszeremonie vor Vortag noch einmal geschaut, großartig, muss man gesehen haben. Eröffnungsfeier mit Humor und guter Musik. Können wahrscheinlich nur die Briten. Parallel dazu Twitter und die Blogs von gestern dazu nachgelesen, das spart den Kommentator. Mein Highlight neben dem lässigen “James-Bond-holt-die-Queen-ab-Trailer” das Feuerwerk bei den Arctic Monkeys und der Block indem die britische Popmusik der letzten 50 Jahre vorgestellt wurde.

Heute beim Radrennen hängengeblieben und sogar den Mittagsschlaf vergessen. Die BBC-Kommentatoren litten, weil a) niemand sich bemüßigt fühlte, die Abstände zwischen Feld und Ausreißern einzublenden und b) weil das Hauptfeld um Cavendish einfach nicht näher kam. Und letztendlich der olle Kasache Winokurov gewann.

Das ZDF wirkt lustlos bei der Übertragung. Vielleicht umso auffälliger, wenn man permanent auf die BBC ausweichen kann. Das sind kilometerweite Unterschiede, vor allem bei den Moderatoren im Studio. Bei dem nicht vorhandenen Groove bei dem Versuch einer Übergabe von Rudi Cerne an Prof. Steinbrecher drehen sich alle meine Rhythmusgruppen-Synapsen vor Grauen um und rufen um Hilfe. Reihenweise technische Probleme beim Abspielen von Beiträgen.

Die BBC-Kommentatoren wirken auf eine angenehme Art und Weise mit ganzem Herz dabei – bei der Sportart und bei den Sportlern. Ich mag das. Mal sehen, was der Abend bringt. Heute kommt noch Badminton.

Auch großartig: Das Team-Finale im Bogenschießen. Basecap-Amis gegen Mützen-Italiener. Coole Säue alle mit eigenen Ritualen vorm Abfeuern der Pfeile. Große Spannung mit Zeitbeschränkung und allem Schnick-Schnack und die Italiener gewinnen mit der runtertickenden Uhr mit einer 10 mit dem letzten Schuss mit einem Punkt. Gute Kulisse und tolle Stimmung. Macht Lust auf mehr Bogenschießen.

Schwimmen: Die aufgepumpten Typen schwimmen schon wieder Zeiten, wo einem nichts mehr einfällt. Weltrekorde aus der Anzugzeit werden mit einem Lächeln um eine Sekunde unterboten. Schwimmen ist wahrscheinlich genauso versifft wie der Radsport.

Und zum Abschluss des Tages kann man sich sehr gut den Olympia-Daily-Podcast von Sportradio360 anhören.


London 2012 #26/7/12

Wenn man sich mal in die BBC Streams bei http://www.eurovisionsports.tv/london2012/ einklinkt, steigt so langsam das olympische Fieber. Laut einiger Umfragen ist die Olympiastimmung der Deutschen ja eher so lala. In Großbritannien sieht das sicher anders aus. Kann vielleicht auch daran liegen, dass die BBC mit 24 HD-Kanälen, diversen sensationellen Trailern und sichtbar fröhlicher und begeisterter Sportler etwas anderes rüberbringt als die hiesigen Broadcaster.

(Wenn man sich einmal einen unkommentierten Stream eines Frauenfußballstreams bei ARD oder ZDF anschaut, erlebt man auch einmal, dass viele sicherlich immer zu Recht über den Kommentator schimpfen, es ganz ohne Kommentator aber nun auch nicht geht. Ich verweise da gerne noch einmal auf den Part meiner 800 Jahre alten Diplomarbeit über die auditive Ebene bei Inszenierung von Sportveranstaltungen im TV. Und warum zum Geier wird gestern im linearen Fernseher das Frauenfußballturnier übertragen, heute der Start der Männer-Wettbewerbe mit immerhin dem Team GB vor vielen Menschen in Manchester, den Brasilianern und den Spaniern aber nicht? Wurde das noch ausgewürfelt, als man davon ausging, dass die deutschen Damen mitspielen dürfen?)


London 2012

Ich freue mich auf Badminton, auf Fechten, auf Hockey und den ganzen Kram, der sonst unter dem Radar der geneigten Öffentlichkeit fliegt. Auf Jens Weinreich und allesaussersport.de. Auf die Twitter Unterhaltung, das ganze Grundrauschen in den sozialen Netzwerken. Darauf, dass Olympia in London stattfindet und nicht in Peking, dass ich ganz beruflich einen Großteil der Spiele sehen darf/kann. Auf eine spektakuläre popkulturell ansprechende Eröffnungsveranstaltung, einen Haufen unbekannter Athleten, echte Freude über Siege von Sportlern, die sich das ganze Jahr für fast kein Geld quälen, auf Arschlöcher und Idioten, auf Sportler und Funktionärsseite, die sich als solche entlarven. Undsoweiter, undsoweiter. Yippie!


Kati Wilhelm ist nicht Lance Armstrong

Kati Wilhelm gegen Helena Jonsson lautete das Duell im letzten Biathlon-Rennen des Jahres. Die Schwedin gewann den Gesamt-Weltcup – punktgleich mit Wilhelm – aufgrund der mehr erzielten Siege. Dafür reichte ihr ein 2. Platz, weil die Deutsche 6. wurde. Das Rennen gewann Simone Hauswald, auf den dritten Platz lief Andrea Henkel.

Sagen wir mal so: Im Radsport wäre Andrea Henkel ganz zufällig in der letzten Kurve gestürzt oder ganz langsam geworden und hätte sich nicht wie Bolle über den dritten Platz gefreut. Wäre sie nämlich hinter Kati Wilhelm zurückgefallen, wäre diese jetzt nämlich Gewinnerin des Gesamt-Weltcups und jetzt nicht traurig. Jetzt kann das ja sein, dass durch die Rechnerei mit den Streichresultaten das nicht allen während des Rennen präsent war. Nach dem letzten Schießen hätte man da aber noch drauf kommen können.

Lance Armstrong wäre das nicht passiert. Und ich weiß gerade nicht, ob ich das jetzt sympathisch finde oder nicht. Ich hoffe jedenfalls, dass dafür den Biathleten in Hinblick auf Vancouver 2010 andere Sachen, die Lance Armstrong “passiert” sind nicht widerfahren. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um Frank Ullrich und die gesperrten Russen war das so eine “Blaues Auge”-Saison. Ich finde Biathlon wirklich höchst attraktiv (gerade zum entspannten Nebenbeischauen an einem verpennten Sonntagvormittag) und wünsche es mir sehr, dass sich hier nicht Schritt für Schritt die nächste schöne Fernsehsportart zu Grunde richtet.