Lexikon der Fußballberichterstattung – Er hat viel nach hinten gearbeitet
auch: “Er hat sich für die Mannschaft aufgeopfert” “Er ist viele Wege gegangen”
Synonym für: “Der Stürmer ist unfähig das Tor zu treffen, hat aber trotzdem geschwitzt”. Gegenteil von: “Er steht da, wo man als Stürmer stehen muss”.
Lexikon der Fußballberichterstattung – internationale Fleischtöpfe
Sprachlich veraltete Umschreibung der Tabellenregion, die zu einer Teilnahme an internationalen Wettbewerben berechtigt. Was zum Geier sind Fleischtöpfe? Eventuell ist diese Aussage auf ->Uli Hoeness Doppelfunktion als Verantwortlicher eines Vereines, der desöfteren international agiert und Inhaber einer Fleischwarenfabrik zurückzuführen. Man weiß es nicht.
Mittlerweile ist Fußball sowieso ein ->Business und das Erreichen eines internationalen Wettbewerbes hat nichts mehr mit Genuss und Völlerei, den man mit dem Begriff Fleischtopf assoziieren könnte, zu tun. Vielmehr ist heute die Rede von ->wirtschaftlicher Notwendigkeit.
Obszöne Geste
van Bommel wird also für 1+2 Spiele gesperrt. Genauso lange wie Diego für eine Tätlichkeit. Genauso lange wie manche Typen für gesundheitsgefährdende Fouls. Natürlich ist van Bommel selbst schuld und doof.
Aber erklären kann ich mir das nicht. Die zeitliche Abfolge:
91:03 van Bommel gibt den Ball nach einem Einwurf nicht her.
91:11 van Bommel sieht dafür Gelb
91:13 van Bommel beklatscht den Schiri
91:15 der Schiri dreht sich um. van Bommel macht die Andeutung einer obszönen Geste.
91:17 der Schiri hat irgendetwas gemerkt und dreht sich um
91:19 der Schiri zeigt van Bommel rot
In dem Video sieht das so aus, als ob der Schiri van Bommels Aktion sehr wohl mitbekommt und ihm daraufhin rot zeigt. Entgegen der Berichterstattung von Kicker und Co hat van Bommel nämlich für das “hämische” Klatschen nicht die rote Karte gesehen. Der Schiri gibt an, die Geste nicht gesehen zu haben. Warum dreht er sich dann wieder um und zeigt rot?
Van Bommel wurde völlig zu Recht wegen Schiedsrichterfirlefanz vom Platz gestellt. Aber warum diese nachträgliche Ermittlung? Da jetzt aus einer Millisekunde, die der Schiri nicht mitbekommen haben soll, einen Grund für die Ermittlung an den Haaren herbeizuziehen ist lächerlich. Und dieses “er ist ja vorher schon auffällig geworden” dürfte meiner Meinung nach bei der Festlegung einer Sperre keine Rolle spielen. Das geht ja nicht nach Strafgesetzbuch und Wiederholungstäter. Der große Pierre Luigi Colina hat mal geschrieben, dass das Wissen um das Image eines Spielers bei der Schiedsrichterentscheidung keine Rolle spielen darf. Warum auch? Jede Situation ist neu und soll nach den Regeln beurteilt werden.
[youtube]http://youtube.com/watch?v=rQO5QgeVibg[/youtube]
Und nebenbei hätte ich gerne mal das Schwarzbuch der obszönen Geste vom DFB. Kinners, das ist doch wirklich noch eine sehr kontrollierte obszöne Geste. Peter Rohwein würde sagen, er hat den Sprung äh die Geste abgebrochen.
Lexikon der Fußballberichterstattung – Emotionen
Ohne sie wäre Fußball nur halb so schön, sagt der journalistische Begleiter gerne. Wahlweise auch: Davon lebt der Fußball. Emotionen machen die Bundesliga zum ->Premium-Produkt. Nicht als Emotion sondern als zu bestrafende Unsportlichkeit zählen hingegen Emotionen wie Trikot ausziehen (Gelbe Karte), Arschloch sagen (8.000 Euro), die Werbebande durch Tritte am Eindringen in den gegnerischen Strafraum hindern. Der Grat ist schmal. Deswegen wird vor Saisonbeginn folgendes Emotions-Cheat-Sheet an Spieler und Fans verteilt.
Emotion Fans Gut:
Bunt im Gesicht anmalen.
Wie blöd auf der Tribüne rumtanzen.
Wenn der Stadionsprecher den Spielstand verkündet immer Bitte und Danke sagen.
Ganz viele Trikots, Schals und Kutten auch vom VfL Wolfsburg kaufen.
Die Sonntagsspiele im DSF ertragen.
Emotion Spieler Gut:
Nach einem Hattrick der Mannschaft danken.
Mit hochrotem Kopf jedes Mikrofon nach Spielende vollsabbern.
Nach (!) dem Spiel Trikot in den Fanblock werfen.
Nach Torerfolg Grimassen in die Fernsehkamera schneiden.
Trailer für das DSF mit Worten wie “Super-Sonntag” einsprechen.
Emotion Fan Schlecht:
Gute Emotionen filmen und bei Youtube reinstellen.
Freitags- und Sonntagsspiele doof finden.
Sich über schlechte Stimmung beschweren.
Gegnerische Spieler beschimpfen.
Leuchtraketen abschießen.
Emotion Spieler Schlecht.
Trikot vor Abpfiff ausziehen. Erkältungsgefahr.
Schiedsrichter in Frage stellen.
Arschloch sagen.
persönliche Emotionen zeigen (Ausnahme Emotion Spieler Gut)
Lexikon der Fußballberichterstattung – UEFA 5 Jahreswertung
Ein bürokratisches Monster, das über die Anzahl der Startplätze für ->Champions-League und ->UEFA-Cup entscheidet. Jeder internationale Pflichtspielvergleich bringt Punkte, für das ganze Land. Deutschland rangiert momentan und wohl auch demnächst auf Rang 5. Das ist auf das Fehlen von Fernsehgeldern zurückzuführen, begründen Uli Hoeness und Andreas Müller nach einem Unentschieden gegen Rosenborg Trondheim gerne.
Für den Fall, dass Hertha BSC und der VfL Wolfsburg noch einige Zeit aus internationalen Wettbewerben ferngehalten werden können, besteht die Chance, dass Frankreich demnächst vielleicht wieder eingeholt wird. Das wäre dann das Verdienst der hervorragenden Arbeit in den Führungsetagen der Bundesligisten.
Lexikon der Fußballberichterstattung – Auswärtstore zählen doppelt
Eine sich auf den europäischen Wettbewerb beziehende und trotzdem definitv falsche Aussage, die sich aber in den letzten Jahrzehnten allein durch Wiederholung so in den Köpfen von Spielern, Trainern und Managern festgestetzt hat, dass sie jeder glaubt. Wenn Auswärtstore doppelt zählen würden, wäre ich nach einem 2 zu 3 auswärts und einem 0:0 zu Hause nämlich eine Runde weiter.
Dabei ist die eigentlich Regel in Bezug auf die Auswärtstore so einfach.
Einzig auf diesen Irrtum und nicht auf eventuell veraltete Trainigs- und Managementmethoden ist das schlechte Abschneiden der Bundesligisten in den europäischen Wettbewerben und der ->UEFA 5 Jahreswertung zurückzuführen.
Lexikon der Fußballberichterstattung – Eier
Braucht man laut Olli Kahn. Auf Nachfrage erklärte er, dass er damit männlichen Siegeswillen und ->Aggressivität meine.
[youtube]http://youtube.com/watch?v=qz1pTYX-x9Y[/youtube]
Schotterplatzidealisierung
Nur kurz, weil ich mich so freue, dass man wieder kurze Hosen zum Fußballspielen auftragen kann. Weil wieder Platz auf’m Platz ist, da die ganzen zukünftigen Nationalspieler in ihren Telekomtrikots immer noch sagen: “Auf Schotter spiele ich nicht” und fernbleiben und weil solche echten Tornetze schöner sind, als die super-verstärkten Exemplare auf den neueren Bolzplätzen mit Kunstrasen, etc. Da zappelt der Ball mehr und macht nicht nur so “klatsch”, wenn er ins Tor rauscht.
Über die eigene Leistung am letzten Wochenende decken wir den Mantel des Schweigens. “Zerrung links, Knöchel rechts” ist diesmal die Ausrede. Aber Loddar ist die 100 Meter nach dem Spiel in 13,8 gerannt. Immerhin ein sportliches Highlight an dem Tag.
The Aggressive-Arschloch-Leader
Der Mario sagt der Maik ist ein Arschloch. Der Ivan sagt, der Mark hat gesagt, der Diego schauspielert und deswegen hat der den Sotyrios, der ein Bär von einem Manne sei und nicht so fallen müsse, umgenietet und ist vom Dr. Helmut des Feldes verwiesen wurden. Der Mark müsse hingegen für seine hampelmannesken Armbewegungen, die der Ottmar intern bestrafen will, viel länger gesperrt werden als der Diego. Der Armin sagt, er finde den Mario dufte und man wolle schließlich keine stromlinienförmigen Proffis. Der Klaus sagt man müsse den Diego besser schützen, er ist schließlich Künstler und außerdem ist Friedhelm doof, weil er das Publikum permanent aufhetzt und an der Seitenlinie Lambada tanzt. Jogi versteht den Mario und den Diego, so rein menschlich. Zum Mark hat er nichts gesagt. Uli übrigens ist sowieso an allem schuld. Alle sagen man müsse auch Vorbild für die Jugend sein.
Im Gegensatz zu Eduardo gab es übrigens bei den Vorkommnissen am letzten Bundesligaspieltag bei keinem der Beteiligten schlimmere Folgeschäden. Insofern solle man die Kirche mal Dorf und die Kinder spielen lassen. Und wenn man Vorbild für die Jugend sein will, sollte man vielleicht lieber die Erderwärmung stoppen oder die Vorratsdatenspeicherung verhindern?
Tiptop auf der Zugspitze
Jogi Löw und Hansi Flick wählen ihre Mannschaft auf der Zugspitze. Am 16. Mai 2008. Sicherlich mit Brennpunkt in der ARD und Live-Übertragung auf 257 Fernsehsendern. Nun kann man sich über die Wahl des Ortes und das bemühte Konstruieren einer Symbolik wundern. Mich irritiert vielmehr der Zeitpunkt. Der 34. Spieltag der Bundesliga findet am 17. Mai statt, einen Tag später. Nehmen wir mal an, Jogi trifft ein paar Entscheidungen à la Kevin Kuranyi 2006. Frust und Aggressivität entladen sich in den letzten 90 Minuten der Saison und wenn noch Entscheidungen anstehen, gibt es danach bestimmt ein paar Verletzte oder Manager, die in Premiere-Interviews etwas von Wettbewerbsverzerrung stammeln. Das wird lustig.
Lexikon der Fußballberichterstattung – Spiel des Jahres
Findet in der Fußballbundesliga einmal wöchentlich statt. Man darf sich nicht täuschen lassen. Es handelt sich also nicht um eine zeitliche Variable. Lichtjahre misst schließlich auch eine Entfernung. Gekürt wird das Spiel des Jahres entweder am Samstag von Steffen Simon oder spätestens am Sonntag vom DSF. Das Freitagsspiel kann nie Spiel des Jahres werden, da es nicht im Free-TV zu sehen ist und es somit keine zu verkaufenden Werbeplätze gibt. Seitdem die Sonntagsspiele erst um 22 Uhr im Fernsehen laufen, greift man des Öfteren zu Begriffen wie ->Spiel des Jahrzehnts oder ->Hammerspiel.
Lexikon der Fußballberichterstattung – gebotene journalistische Sorgfalt
Geprägt durch Sportjournalisten ohne ->Eier wie Johannes B. Kerner und Reinhold Beckmann, die mit diesem Begriff, eine vermeintlich nicht ganz so kuschelige Frage an einen Gesprächspartner aus dem Sportgeschäft einleiten. Optisch zu erkennen ist die gebotene journalistische Sorgfalt durch ein Stirnrunzeln, akkustisch durch ein leichtes Absenken der Stimmfrequenz. Nach dem gebotenem Ausweichen des Gesprächspartners und der kurzen Betroffenheitspause wird die gebotene journalistische Sorgfalt zugunsten des ->Gewinnspiels in der Halbzeit vertagt.
Lexikon der Fußballberichterstattung – Das 6-Punkte-Spiel
Mit diesem Begriff möchte der journalistische Spielbegleiter ausdrücken, dass das Spiel wichtig für alle Beteiligten sei. Ein 6-Punkte-Spiel ist ein solches meistens nur vor dem Anpfiff, weil man nach Spielende meistens feststellt, dass es wider Erwarten doch nur drei Punkte für den Sieger gab. Wenn ein 6-Punkte-Spiel sehr spektakulär und dramatisch war, hat es gute Chancen ein ->Spiel des Jahres oder ->Hammerspiel zu werden.
Nun muss man sich auch als distanzierter Beobachter auch nicht dümmer stellen, als man ist. Gemeinhin stützt sich die Milchmädchenrechnung auf folgende Annahme.
Mannschaft A steht gegenüber Mannschaft B nach einem Sieg gegen B um 6 Punkte besser da als nach einer Niederlage.
Die 6 Punkte beziehen sich also auf die Differenz der gehamsterten Gesamtpunkte in der Meisterschaft. Wenn man aber mit der ->gebotenen journalistischen Sorgfalt nachfragt, wird man feststellen, dass das auf jedes Spiel A gegen B zutrifft. Nur dass die Differenz bei Bayern gegen Duisburg nicht so interessiert. Man könnte also bei dem nächsten Aufeinandertreffen von Nürnberg und Cottbus einfach von einem Spiel zwischen zwei direkten Konkurrenten im Kampf um ein vorher zu definierendes ->Saisonziel sprechen. Zumal der Terminus 6-Punkte-Spiel die durchaus vorhandene Wahrscheinlichkeit eines Unentschiedens nun überhaupt nicht abdeckt. Bleibt man im Deutungsraster würde dann nämlich blitzeschnell ein 0-Punkte-Spiel entstehen. Und zwei solche Partien in 7 Tagen heißen auch nicht 12-Punkte-Woche sondern ->Woche(n) der Wahrheit. Insofern gibt es leider keine Berechtigung und auch keine stichhaltige logische Begründung für den Begriff und er darf in Zukunft nur noch aus nostalgischen Gründen von Udo Lattek im Doppelpass verwendet werden.
Die Sonntagsfrage für Samstag, den 17. Mai
…an dem sich Jogi Löw auf den Kader für die EM festlegen will. Knapp 3 Monate vorher mal Butter bei die Fische. Ich lehne mich weit aus dem Fenster und orakele die 23 Mannen, die sich im Giardino Relais & Chateaux die Bäuche vollschlagen und wellnessen werden. (Nicht buchbar zwischen dem 1. Juni und 27. Juni – Wenn man ins Finale kommt, muss man also vorher schon das Zimmer aufräumen.)
Nach Verkündung der Löwschen Erklärung im Mai sprechen wir uns dann wieder:
Tor:
Lehmann
Hildebrandt
Enke
Jogi sieht zwar machmal aus wie ein Revoluzzer, ist es aber nicht.
Abwehr:
Mertesacker
Metzelder
Lahm
Jansen
Friedrich, Arne
Friedrich, Manuel
Fritz
Mittelfeld:
Ballack
Schneider
Schweinsteiger
Hitzlsperger
Frings
Rolfes
Trochowski
Kroos
Toni Kroos als David Okondor der EM. Auch wenn man hofft, dass ihm das Schicksal des Fuzzis erspart bleibt. Und Kroos kann wenigstens im Training Schweinsteiger zeigen, wie man Ecken schießt.
Sturm
Klose
Gomez
Kuranyi
Podolski
Neuville
Hauptsache nicht Hanke
Und jetzt Ihr.
[update] Wohlgemerkt. Es geht nicht um Sympathie, sondern um Prognose.
Champions League Achtelfinale
Kevin hofft, er ist wach. Ich hoffe, Ihr seid es auch. Zum Tippen des Achtelfinales. Ab jetzt steigen in jeder Runde die Punkte. Diesmal 12/9/6.
Viel Erfolg.
Das nächste Spiel wird wieder eine ganz schwere Aufgabe
aka. “Das nächste Spiel ist immer das schwerste Spiel” sprach Arne Friedrich gestern im Interview mit dem Inforadio. Und ehrlich gesagt, Arne, so sieht das Spiel der Hertha auch aus. Ein kleiner Gedanke nur, aber eventuell könnte ich mich mehr mit dem mir geografisch naheliegendstem Bundesligaklub identifizieren, wenn Arne sagen würde: “Das nächste Spiel ist immer das Schönste”. Überhaupt hechelt das irgendwie nie jemand verschwitzt in die Mikros der angeschlossenen Funkhäuser.
Aber das zu erwarten, wäre wahrscheinlich im Büssness Profifußball vermessen. Die Bundesligaprofis scheinen alle kollektiv in Angst vor ihrem Wirken am nächsten Wochenende zu erstarren.
Beeindruckendes Konzept
Man entlasse einen Trainer und gebe dem Nachfolger als Startkapital zwei lustige Auswärtsspiele mit, die erwartungsgemäß mit zwei Niederlagen ohne eigenen Torerfolg enden. Cooler Move, Nürnberg. Und jetzt kann man die Langfristigkeit in der Kurzfristigkeit propagieren.
Recht so
21:47 Uhr
Auch jemand vom Kicker bei der Konferenz? Hingegen sind die alle sehr lesenswert und abstimmenswert. Ich wünsche mir jetzt, dass Jogi Löw die Texte alle einliest und ich mir die auf Autofahrten anhören kann.
[update] mittlerweile wurde das Müssgeschück korrigiert.
Februar 2008
Wann gibt es das schon einmal. An einem Februar-Sonntag ist der häßlichste und unebenste Schotterplatz der Stadt so voll, dass man 9 gegen 9 plus einem Auswechsler auf einem Kleinfeld spielen kann. Und dass ernsthaft gefordert wird, dass ein Team zur besseren Unterscheidung mit Oberkörper frei spielt.
Die guten Seiten des Klimawandels?