Tour de France – Standards

Und noch ein Portion Basics. Regeln, Art der Etappen, Klassements, etc. Was das alles soll, steht hier. Dort gibt es auch ein Inhaltsverzeichnis, welches sich ganz von Zauberhand langsam mit Links füllt.

3.2 Die große Schleife 2003
Die Tour de France 2003 führte über fast 4.000 Kilometer in 20 Etappen durch Frankreich. Start und Ziel waren aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums in Paris. Aus Marketinggründen startete die Tour allerdings auch schon einmal in Dublin, New York oder Berlin. Ebenso führten teilweise Etappen durch angrenzende Länder. 208 Fahrer in 22 Teams kämpften um das Gelbe Trikot des Gesamtbesten, das Grüne Trikot des besten Sprinters, das rot-weiß-gepunktete Trikot für die Bergspezialisten und das weiße Trikot für den besten Jungprofi. Weitere Klassements wurden in der Mannschaftswertung und für den aktivsten Fahrer erstellt.

Sportlich kann man die Etappen bei einer Tour de France in drei verschiedene Kategorien unterteilen:

1. Flach- und Überführungsetappen:
Auf diesen Teilstücken stehen Sprinter und Ausreißergruppen im Mittelpunkt des Geschehens. Die Favoriten auf den Gesamtsieg rollen meistens im Großen Feld und mit der gleichen Zeit ins Ziel.

2. Bergetappen:
In den Bergen entscheidet sich der Kampf um das Gelbe Trikot. In den Alpen und den Pyrenäen sind die Favoriten auf den letzten Kilometern auf sich alleine gestellt, ihre Teamkollegen können nicht mehr mithalten. Es beginnt ein Ausscheidungsfahren um den Tagessieg und die Fahrer können viel Zeit gewinnen oder verlieren.

3. Zeitfahren:
In den Mannschafts- und Einzelzeitfahren gelten die normalen Regeln nicht mehr. Contre la montre (Gegen die Uhr) statt gegen den Gegner sind die Fahrer bzw. die Teams auf sich alleine gestellt. Es werden exakte Zeiten ermittelt. Auch der Prolog zur Eröffnung der Tour de France ist ein Einzelzeitfahren. Für diese Disziplin gibt es echte Spezialisten, oft ehemalige Bahnradfahrer. Die Favoriten auf den Gesamtsieg müssen auch in dieser Spezialdisziplin zu den Besten gehören, um nicht zu viel Boden zu verlieren. Gerade kleine und leichte Fahrer, die in den Bergen stark sind, haben hier oft Probleme.

Jede dieser drei unterschiedlichen Etappentypen ist durch einen anderen sportlichen Verlauf gekennzeichnet. Auf Flachetappen stehen die kleineren Fluchtgruppen immer gegen das übermächtige große Feld, dass am Anfang die Ausreißer noch gewähren lässt, gegen Ende der Etappe aber, forciert von den Teams der starken Sprinter, unerbittlich näher rollt.

In den Bergen nutzen Fahrer, die im Klassement abgeschlagen hinten liegen, das anfängliche Belauern der Favoriten, um sich früh vom Feld abzusetzen. Sie hoffen, einen großen Vorsprung herauszufahren, von dem sie vielleicht etwas ins Ziel retten können. Meistens werden diese entkräfteten Fahrer allerdings am letzten Anstieg noch überholt.

Beim Zeitfahren wird in der umgekehrten Reihe des Gesamt­klassements gestartet. Hier wird das Geschehen natürlich nicht vom direkten Duell sondern vom Vergleich der Zwischenzeiten und den immer wieder hochgerechneten neuen Platzierungen der Fahrer bestimmt.

Natürlich steht der Verlauf einer Etappe nicht schon vor dem Start fest. Allerdings kennen sowohl die Teamchefs in ihren Begleitfahrzeugen, als auch die Verantwortlichen in den Fernsehsender diese Gesetzmäßigkeiten des Radsports und können sich darauf einstellen.

3.3 Der Star ist die Mannschaft
Im Rampenlicht der Tour de France steht immer der strahlende Sieger, der Träger des Gelben Trikots, der Gewinner des Massensprints. Aber auch im Radsport gilt das bekannte Berti Vogts-Zitat: „Der Star ist die Mannschaft“. Ohne eine funktionierende Mannschaft kann man bei der Tour de France nicht bestehen. Das beginnt schon bei der Nominierung, die Teams werden nach den Weltranglistenpunkten eingeladen, die von den Fahrern eines Teams während des Jahres zusammengefahren wurden. Da sich ein Top-Favorit wie Lance Armstrong aber fast ausschließlich auf den Saisonhöhepunkt konzentriert, würde er es nicht einmal schaffen die nötige Anzahl an Punkten zu sammeln.

Seit dem Zweiten Weltkrieg treten bis auf kurze Perioden mit Nationalmannschaften Firmenteams bei der Tour de France an. Grob verallgemeinert erfüllt jeder Radprofi in einem Team eine von drei Funktionen. Die Kapitäne ind die unumstrittenen Chefs, sie kämpfen um eine gute Platzierung im Gesamtklassement und sollen von ihren Teamkameraden dabei mit allen Mitteln unterstützt werden. Die Leutnants füllen eine Zwischenfunktion aus. Sie sind aufgrund ihrer Stärke in der Lage dem Kapitän bis fast zum Schluss beizustehen. Andererseits erhalten sie auch in bestimmten Rennsituationen grünes Licht und dürfen dann probieren, einen persönlichen Erfolg zu erringen. Die dritte und zahlenmäßig größte Gruppe besteht jedoch aus den Wasserträgern, die im wahrsten Sinne des Wortes ihren Teamkollegen Wasser und Verpflegung bringen, im Schadensfall das Rad zur Verfügung stellen und sich bedingungslos aufopfern. Sie verrichten die oft wenig beachtete Drecksarbeit im Feld. Sie sorgen dafür, dass Ausreißer eingeholt werden, fahren stundenlang an der Spitze, um ihren Kapitänen Windschatten zu bieten und beschützen ihn vor den Attacken der Konkurrenz. Diese Fahrer erreichen dann oft mit großem Abstand hinter der Spitze das Ziel. Nur selten, wenn die Favoriten auf einer Etappe eher passiv fahren, haben diese Wasserträger die Chance, selbst im Rampenlicht zu stehen. (Klenner, 2001)

Die Teamarbeit ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Zwar sind die Fahrer der Mannschaften einheitlich gekleidet und treten auch teilweise geschlossen in bestimmten Rennsituationen an der Spitze des Feldes auf. Das Bild in der Öffentlichkeit wird aber von den strahlenden Siegern der Etappe und der Gesamtwertung geprägt. Die ebenfalls vorhandene Teamwertung bei der Tour de France, für die die Zeiten der besten drei Fahrer jedes Teams gewertet werden, ist im Bewusstsein des Zuschauers nicht präsent.

Je nach Stärke und Spezialität der Kapitäne versuchen die Mannschaften ihre Taktik im Rennen umzusetzen.

Die Mannschaft, die den Träger des Gelben Trikots in ihren Reihen hat, muss diesen beschützen. Sie fährt meistens an der Spitze des Feldes und versucht die Ausreißversuche der direkten Konkurrenten zu verhindern. Die meiste Arbeit hat das Team bei den entscheidenden Bergetappen.

Fahrer mit Ambitionen auf das Gelbe Trikot schicken ihre Teamkollegen in Ausreißversuche. Einerseits ist die Mannschaft des Führenden so gezwungen, bei der Verfolgung Kraft zu vergeuden, so dass der Träger des Gelben Trikots schon relativ früh alleine fahren muss. Andererseits sind diese Fahrer im späteren Verlauf der Etappen noch an der Spitze des Feldes, um dem Kapitän zu helfen.

Teams mit starken Sprintern in ihren Reihen treten vor allem auf den Flachetappen in Aktion. Sie versuchen bis zum Ziel alle Ausreißer zu stellen, so dass es zu einer Massenankunft kommt. Dann haben sie die Aufgabe für ihren Kapitän den Spurt anzuziehen, so dass dieser erst im letzten Moment aus dem Windschatten gehen muss und seine Endschnelligkeit ausspielen kann.

Teams ohne Fahrer mit herausragenden Fähigkeiten versuchen in diversen Fluchtgruppen präsent zu sein. Ihr Augenmerk gilt der allgemeinen Aufmerksamkeit und einem eventuellem Tageserfolg. (Klenner, 2001)

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