Tour de France – Standards

Am 4. Juli startet in Monaco die Tour de France 2009. Man kann sagen, dass sich die Vorfreude in Grenzen hält. Drehen wir die Uhr mal 6 Jahre zurück, ab Kapitel Drei geht es ausschließlich um die Tour, mit Fokus auf 2003. In Kürze kommen also Ulle und Lance um die Ecke. Was das alles soll, steht hier. Dort gibt es auch ein Inhaltsverzeichnis, welches sich ganz von Zauberhand langsam mit Links füllt.

3. DIE TOUR DE FRANCE – STANDARDS

Im Folgenden sollen die wesentlichen Grundlagen zur Geschichte, zum Reglement und zum sportlichen Geschehen bei der Tour de France dargelegt werden. Zusammengefasst werden diese unter anderem im Handbuch Radsport von Schmidt aber auch in diversen Sonderpublikationen der Sportmagazine. Nicht zuletzt verbreiten die Kommentatoren diese Fakten auch permanent während ihrer Übertragungen der Tour de France.

3.1 Die Geschichte des „härtesten Radrennens“ der Welt

Das erste Radrennen der Geschichte fand am 30. Mai 1868 in Paris statt. Nach dem Übergang vom Laufrad zum Fahrrad mit Kurbeln und Pedalen sollte dieser neue Fahrradtyp durch diese öffentlichen Rennen auch vermarktet werden. Die ersten relevanten Straßenrennen wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts ins Leben gerufen. Viele der Eintagesklassiker wie Lüttich – Bastogne – Lüttich, Paris – Roubaix  oder Mailand – San Remo entstanden in dieser Zeit. Hochburgen des Straßenradsportes waren Frankreich und Italien. In England und den Vereinigten Staaten konzentrierte sich das Interesse mehr auf Bahnrennen.
Die Geschichte der Radrennen ist eng mit den damals ebenfalls entstehenden Sportzeitschriften verbunden. Zeitungsverleger erkannten früh die verkaufsfördernde Wirkung der spektakulären Veranstaltungen. Die Zeitschrift „Le Vélo“ hatte mit dem Langstreckenrennen „Paris – Brest – Paris“ und 80.000 verkauften Exemplaren Maßstäbe gesetzt.
Das Konkurrenzblatt „L’Auto Vélo“ brauchte daher eine ähnlich attraktive Idee, um sich gegen den Marktführer durchzusetzen. Der ehemalige Stundenweltrekordler Henri Desgrange und sein Mitarbeiter Geo Léfevere hoben daher eine bisher nie durchgeführte Etappenfahrt quer durch Frankreich aus der Taufe. Am 1. Juli 1903 starteten 60 Rennfahrer zur ersten Tour de France. Auf nur sechs Etappen mussten sie 2428 Kilometer zurücklegen. 21 Fahrer erreichten über die Etappenorte Lyon, Marseille, Toulouse, Bordeaux und Nantes das Ziel in Paris. Henri Garin ging als erster Sieger in die Geschichte ein.

Kommerziell war die Tour de France für den Veranstalter von Anfang an ein großer Erfolg. „L’Auto Vélo“ wurde schnell zur auflagenstärksten Sportzeitschrift Frankreichs. Desgrange dachte sich für die Rennfahrer auch immer neue Schikanen aus, die das Rennen noch attraktiver und spektakulärer für das Publikum machten. Ab 1910 mussten sich die Sportler mit ihren Ein-Gang-Rädern über die Pyrenäen quälen, ein Jahr später folgten die Alpen.

1919 wurde das Gelbe Trikot, das „Maillot Jaune“ für den Führenden im Gesamtklassement eingeführt. Noch heute wird darüber gestritten, ob die Farbe an das gelbe Papier von „L’Auto Vélo“ erinnert oder ob schlichtweg nur gelbe Textilien geschickt wurden.  Diese und ähnliche Legenden bilden auch heute noch das Grundgerüst für den Mythos rund um die Tour de France. Gerade im Jahr 2003, im hundertsten Jahr der Tour, werden diese und ähnliche Geschichten  von den Journalisten immer wieder aufgewärmt. Da jedes Jahr neue dramatische Ereignisse hinzukommen, hat die Tour de France mittlerweile vom Rennfahrer, der zu Beginn sein Rad nach einem Rahmenbruch selbst schmieden musste bis zu Jan Ullrich, der kopfüber im Graben verschwand eine Vielzahl von Geschichten im Gepäck, die durch die immer wiederkehrende Erwähnung den Stellenwert der Tour als „härtestes Radrennen der Welt“ untermauern.
Nach einer achtjährigen Zwangspause durch den Zweiten Weltkrieg rollte die Tour de France 1947 wieder durch Frankreich. Im Fokus standen seitdem immer Athleten, die das Rennen über viele Jahre dominieren konnten. Fausto Coppi wurde aufgrund seiner Überlegenheit sogar einmal nicht mehr eingeladen.

In der Ruhmeshalle der Tour stehen fünf Fahrer, die es schafften, je fünf Mal die Rundfahrt zu gewinnen: Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault, Miguel Indurain und Lance Armstrong. Den beiden Letztgenannten gelang dieses Kunststück sogar in jeweils fünf aufeinander folgenden Jahren. Ganz besondere Zuneigung lässt das französische Publikum aber auch den ewig Unterlegenen zukommen. So ist Raymound Poulidor, der ewige Zweite hinter Anquetil ungleich beliebter als dieser und auch Jan Ullrich erfuhr nach seiner verzweifelten, aber engagierten Jagd auf Lance Armstrong, die teilweise im Straßengraben endete, einen ungemeinen Popularitätsschub. Die Attraktivität des Leidens für das Publikum ist seit 1903 ungebrochen.

1998 erlebte die Tour de France durch viele Dopingskandale einen massiven Imageverlust. Das Rennen stand kurz vor dem Abbruch, ganze Teams wurden ausgeschlossen oder traten aus Protest zurück. Radsport ist als Ausdauersportart prädestiniert für Doping, die Profis pflegen auch einen sehr ambivalenten Umgang mit diesem Thema. Rudi Altigs Satz: „Mit Zuckerwasser gewinnst du keine Tour de France“ steht symbolisch für den Ehrgeiz, der oftmals über das Ziel hinaus schießt. Die harten Gesetze in Frankreich, die auch Haftstrafen für Dopingsünder vorsehen, sollen versuchen diesen Wettlauf zwischen besseren Kontrollen und immer neuen Dopingmitteln zu gewinnen. Schließlich zerstört Doping wie schon erwähnt das Echtheitsversprechen des Sportes und unterhöhlt die Einzigartigkeit der Leistung in drei Wochen 4.000 Kilometer mit Tempo 40 durch Frankreich zu fahren. Trotz aller Bemühungen ist Doping allerdings ein Thema, das unter der Oberfläche weiter brodelt. Zu stark ist auch der Druck der auf die Radfahrer und die Teams lastet. Schließlich müssen sie mit Erfolgen ihr Geld verdienen. Es stellt sich oft heraus, dass der Grat zwischen professioneller Vorbereitung mit beispielsweise Nahrungsergänzungsmitteln und Blutdoping sehr schmal ist.

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