Die Tragik des Erfolges

Lothar Matthäus hat einiges vorzuweisen als Fußballprofi. Diverse Meisterschaften, Spieler des Jahres in fast jedem Bewerb von hier bis Feuerland und – nicht zu vergessen – der Gewinn der Weltmeisterschaft 1990. Dunkel entsinne ich mich an meine staunende Faszination angesichts des Antritts nebst Torerfolg im ersten Gruppenspiel gegen Jugoslawien. Charakterliche Schwächen mögen damals schon vorhanden sein, aber wer hinterfragt die bei Spitzenpolitikern, Top-Managern, Trainern (erinnert sich noch jemand an Hitzfelds Affaire mit einer Brasilianerin?)

Wann kippte das Bild von Matthäus als dominierendem Spieler einer fußballerischen Generation um zu Loddar, dem Kasperkopp? Der Mann hat zahllose Verletzungen eisern weggesteckt und bis ins hohe Alter professionell Leistungssport betrieben. Was hat er falsch gemacht? Auch anderer Männer Ehen scheitern aufgrund der Tochter des behandelnden Arztes.

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(Quelle: Wikipedia)

Punkt 1: Matthäus hat den Zeitpunkt des Karriereendes – nunja – unglücklich gewählt. Ohne “I hope we have a little bit lucky” in NYC schon einmal eine Tonne weniger Hohn. Ein Abschied am 34. Spieltag der Bundesliga wie bei Mehmet Scholl im ausverkauften Münchner Olympiastadion wäre möglich gewesen. Und eine bessere Ausgangslage für die Zeit nach dem aktivem Fußballerdasein.

Punkt 2: Matthäus bewies ein unvergleiches Geschick für Fettnäpfchen aller Art. Ähnliches gilt aber auch für Kaiser Franz, der trotzdem eine Lichtgestalt ist und nicht wie Lothar auf Engagements in Brasilien oder Salzburg angewiesen ist.

Warum ist also der Kaiser die Lichtgestalt und Matthäus die arme Wurst. Beckenbauer war aufgrund einer glücklichen Fügung zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatte einen Matthäus im Team, der ihm die Karriere nach der Karriere ermöglichte. Ohne Lothar keine Lichtgestalt.

Matthäus wird vom eigenen Erfolg als Spieler aufgefressen. Er kann nicht wie Jürgen Klopp quasi unbemerkt den Übergang vom Aktivem zum Trainer bewerkstelligen und alle zwei Jahre guckt mal einer vorbei wie es so läuft.

Und. Lothar glaubt allen Ernstes, dass die Befähigung zum Kicken des Balles in eine gewünschte Richtung irgendetwas mit der Qualifikation zum Trainieren und Leiten eines Teams zu tun hat. Übrigens ein falsche Grundannahme bei sehr vielen Arbeitsplätzen im modernen Profifußball. Aber das ist ein anderes Thema.

Weiterhin glaubt er scheinbar immer noch, es ist der Juli 1990 und sein An- und Auftritt lässt alle so staunend zurück wie mich damals am Fernseher und die jugoslawischen Abwehrspieler. Er zieht deswegen ruhelos von Provinzklub zu zweitklassigen Nationalmannschaften, plaudert jedes Gespräch über neue Jobs aus und wundert sich, dass ausnahmsweise von fast allen erkannt wurde, dass in seinem Fall der Gewinn des Titels “Weltfußballer des Jahres” höchstens ein finanzielles Engagement der örtlichen Fleischerei als Co-Sponsor, nicht aber sportlichen Erfolg garantiert.

Und dass Matthäus sich auch die nächsten 10 Jahre noch darüber wundern wird, dass er als Trainer, Teamchef, whatever nicht mehr an Erfolge und Adrenalinlevel des Sommers in Italien anknüpfen wird, ist wirklich tragisch.

3 Kommentare

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3 Responses to “Die Tragik des Erfolges”

  1. Loddar

    Dafür hat sein alter ego beim Uli und Kalle-Spiel immerhin schon eine Meisterschaft eingefahren. Aber mal was ganz anderes:Ich finde das bisherige Gehalt eines Spielers sollte bei feindlichen Übernahmen stärker gewichtet werden, so dass die Gehaltsforderungen mancher Spieler nicht mehr ganz so arg übertrieben sind.
    Der wohl zukünftig dritte Torwart von Borussia Dortmund z.B., der zur Zeit 20.000 Ocken verdient, wollte doch tatsächlich 210.000 pro Spieltag bei zwei Jahren Laufzeit. Okay, der Typ hat 7 ziemlich gut benotete Spiele in seiner Wertung, aber das sollte ihn ja nun nicht gleich größenwahnsinnig werden lassen.
    Außerdem finde ich es eine Frechheit, dass manche Spieler ihre Verhandlungswilligkeit nur vortäuschen. Da bietet man zum Teil 10.000 € mehr, als er bisher verdient, denkt, dass ist ein Angebot, dass er nur schwerlich ablehnen kann… und was passiert: er ist eingeschnappt und redet erstmal nicht mit mir. Da bin ich natürlich auch erst mal eingeschnappt.
    Wenn man einem Spieler bei entsprechender Laufzeit deutlich mehr bietet, als er bisher verdient, sollte er wenigstens in die Verhandlungen einsteigen oder? Denk mal drüber nach, Robert und falls dem kein Einwand entgegensteht und es nicht zu viel Aufwand erfordert, würde ich um Änderung in meinem Sinne bitten.

  2. 10.000 mehr als bisher würde vielleicht mich dazu bewegen einen umzug ins auge zu fassen, aber ein gestandener profi räumt dafür nicht seinen spind, oder?

    andersrum, interessant sind die prozente, die du drüber lagst. zum thema gehalt von torwächtern im speziellen denke ich mir was aus.

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