Sportkonsumtagebuch #19

#Donnerstag
Die BigShow knackte diese Woche das erste Mal die ominöse 3-Stunden-Marke. Allerdings mit etwas unlauteren Mitteln – nämlich mit dem, wie ich finde, sehr unterhaltsamen Anfangsblock der Herren Wagner und Buschmann, die sich über alles Mögliche und nicht nur über Sport unterhielten. Das stieß nicht bei allen Hörern auf Gegenliebe. Ich fühlte mich – im vollen Bewusstsein, dass Profisport ein Teil der Unterhaltungsindustrie ist, glänzend unterhalten. Außerdem wurde am Donnerstag der Sportblogger-Award des Jahres verliehen. Gewinner ist dieses Jahr “#Finale – Quelle: Fremdmaterial“, ein Twitter-Hörspiel zum EM-Finale.

#Freitag
Der Mannschaftsbus vom SVB 03 vor der Kantine des Arbeitgebers erinnerte mich daran, dass auch die 3. Liga wieder aus dem Winterschlaf erwacht. Das Konzept der Winterpause scheint ein antizyklisches zu sein. Es ist doch allgemein bekannt, dass es im Januar und Februar am kältesten, also die Gefahr von Spielabsagen am größten ist, aber was weiß ich schon. Immerhin fanden nur 2 Spiele nicht statt. Das Interesse an der 3. Liga ist bei mir ein rein statistisches, ich schaue immer mal, wie es dem Heimatverein so ergeht, erfreue mich auch an Platzierungen oberhalb der Abstiegsränge, allerdings bin ich auch nicht sonderlich betrübt, wenn die Babelsberger mal auswärts 1:0 verlieren. Spielberichte interessieren mich nur am Rande. Das ist fanmäßig sicherlich asozial, allerdings: Wie sagte ein mir bekannter HipHop-Poet einmal “Die Zeit … dein bester Freund oder schlimmster Feind”. In diesem Falle fehlt sie für mehr. Nebenbei gehört habe ich ein Deutschland-Radio Stück über die “Beichte” von Lance Armstrong und den neuen Collinas-Erben-Podcast. Außerdem habe ich natürlich interessiert beobachtet, wie Herr Sahin im hauseigenen Managerspiel für über 15 Millionen versteigert wurde.

Den Abend habe ich mit einem Projekt, dass anderen Sportkonsumenten eventuell demnächst Freude bereitet, verbracht. Aber davon zu einem späteren Zeitpunkt mehr. Parallel wollte ich mich von dem Freitagsspiel der Bundesliga ein wenig berieseln lassen. Streams, die vom LKW fallen, gibt ja schließlich genug. Leider hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich dieser Wunsch wieder mit der geballten – hmmm, wie formuliert man das höflich – aggressiven Kommunikationsfreude vieler Menschen konfrontieren würde. Es spielten ja Dortmund gegen Nürnberg, trotzdem wurde in dem parallel laufenden Chat so ziemlich jeder Fußballmannschaft mindestens der Tod gewünscht. Spätestens die Aufforderungen was andere Menschen gefälligst mit diversen eigenen oder fremden Körperteilen anstellen sollten, waren mir dann irgendwann zu viel. Ich gestehe, ich bin da etwas sensibel, ich gebe auch offen zu, dass ich sogar bei Django Unchained immer mal weggeschaut habe, wenn es zu brutal wurde. Und ja, ich weiß, dass das wahrscheinlich zu 97% männliche Teenager in der Hochphase des Hormoneinschusses sind. Das erschreckende ist allerdings, dass das auch wenn die älter werden nicht besser wird. Dann schreiben sie nämlich Briefe an die ARD, dass der eigene Bruder den Amis gesagt hat, dass die bitte Kerosin aus ihren Flugzeugen auf seinem Waldgrundstück abwerfen sollen und Churchill Schuld ist, dass das mit dem Euro so schlecht läuft. Und wenn ich solche Mails schon zu Tausenden während der Arbeitszeit vorfinde und mir supervisorische Gegenmaßnahmen ausdenken muss, um keine Traumata davonzutragen, möchte ich von dieser Kommunikation in meiner Freizeit bitte verschont bleiben.

Ernsthaft. Ich hätte gerne ein legales OnDemand-Angebot für Livestreams von Fußballspielen. Ohne Abo. Ohne weitere Verpflichtungen. Ich wäre bereit dafür einen Betrag von ca. 1-2 Euro pro Spiel zu bezahlen. Oder meinetwegen 50 Euro pro Saison oder so. (Gäbe es das NHL-Gamecenter, eine Saison für 50 Dollar, für die Fußball-Bundesliga, würde ich mir das zulegen) Vielleicht sind mit solchen Preisen die Sportrechte nicht zu refinanzieren. Aber das wäre ungefähr die Größenordnung, die mich mir vorstellen könnte. Zusätzlich könnte ich auch noch anbieten, dass ich mir brav Werbung anschauen würde.

#Samstag
Schönstes Winterwetter, wahrscheinlich das letzte Mal dieses Jahr. Bevor ich wieder anfange von meiner Heimatstadt mit eisbedeckten Seen zu schwärmen, verweise ich auf den Eintrag vom letzten Jahr. Ich füge aber noch die Komponente “Kind rodelt brüllend vor Freude den heiligen Eierberg vor Friedrichs Schloss runter” hinzu.

Für die Bundesliga ist bei so einem Wetter, der Sonne, die mittlerweile immerhin erst um 5 untergeht und bei solchen langweiligen Samstagsbegegnungen kein Platz. Nagut, über die Ergebnisse habe ich mich informiert. Genauso wie über das Skigebolze auf der Streif und das Skifliegen auf der größten Schanze der Welt. Alles nur sehr kurz.

#Sonntag
Kurz war ich versucht mich dem meditativen achtstündigen Wintersportprogramm im Fernsehen hinzugeben. Ein dem Wetter trotzender Anruf brachte mich dann aber doch in den Park zum Discgolf-Spielen. Also habe ich auch Sonntag eher aktiv als passiv Sport getrieben. (Wobei sicherlich die Gelehrten streiten ob das Scheibenwerfen auf Körbe als Sport durchgeht.) Nachmittags habe ich dann mit einem Auge die Ticker der Sonntagsspiele verfolgt, nicht ohne mich über die Bremer Pappnasen (meine, im Managerspiel) zu ärgern, dass sie sich von Hamburger Pappnasen (nicht meine, im Managerspiel) 3 Treffer einschenken lassen. Durch das Tor von Sokratis (meiner) wurde ich wieder ein wenig versöhnt. Parallel dazu gönnten wir uns den Spaß beim FIFA 13 Spiel auf der Konsole unsere Managerteams zusammenzustellen und mit diesen dann gegeneinander anzutreten. Die Identifikation ist dann deutlich höher. (Man wird erfinderisch, wenn man kein echter Fan einer Mannschaft ist)

#Montag
Diesen Montag wurde es ein kürzere Runde durch die Internet- und Presselandschaft. Aber die Woche ist ja noch lang.  Zwei Texte von geschätzten Bloggern haben mich allerdings schon heute sehr schmunzeln lassen.

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