Auf dieser freien Fläche – demnächst mit “hochwertigem Wohnraum in Innenstadtlage” bebaut, stand bis vor einigen Jahren das ehemalige Offizierscasino der Sowjetarmee, stilecht mit Lenin-Statue in einem kleinen Gärtchen vor Tür. Früher auch Austragungsort diverser Fahrradrennen rund um den ollen Lenin. (Googlemaps)
Der gefräßige Potsdamer Norden wird hier in seinem Reihenhauswahn demnächst den lauschigen Volkspark Potsdam (und die Bahn 8 des Discgolfparcours) angreifen und auffressen. (Googlemaps)
Eine Runde Sommerpausenunterhaltung: Potsdam wächst, die Mieten steigen, Wohnraum ist knapp und der Immobilienmarkt ein gutes Geschäft für seriöse und unseriöse Ideen aller Art. 23 Jahre nach 1990 ist schon fast alles wegsaniert, was in kohleofengrau aus sozialistischen Zeiten am Wegesrand stand. Das Projekt Modelleisenbahnplatte hat Prominente angelockt, die großen Claims sind verteilt. Mittlerweile erschließt man sich die letzten Brachen und auch die “hoffnungslosen Fälle”, Gebäude und Gelände, an die man sich aus diversen Gründen lange nicht rangetraut hat, werden ins Auge gefasst.
Das Kind ist erst fünf, den Schornstein und den wilden Parkplatz auf dem Hinterhof hat es aber schon ins Herz geschlossen Dieser wird allerdings in spätestens zwei Jahren einer Ansammlung von 14 Townhouses und 36 Stadtwohnungen gewichen sein (Die Zahlen sind leider keine Übertreibung, lustig ist, dass den 14 Townhouses im Prospekt sogar jeweils ein eigener Garten angedichtet wird. Interessant, was man so als Garten definieren kann)
Ich fange deswegen mal an, damit das Kind irgendwann einmal ein Bild vor Augen hat, wie es aussah, als es klein war, ein paar Gegenden, die kurz vor der urbanen Erschließung stehen, zu sammeln. Nicht als ambitioniertes Fotoprojekt, eher als Schnappschusssammlung um die eigene Erinnerung zu erhalten. Man fotografiert ja sonst nur Menschen, besondere Situationen und selten den einen umgebenden Alltag.
Hinterhof hinter dem Nikolaisaal, Dortustraße, Yorckstraße, Charlottenstraße. Baubeginn angeblich Mai 2013. Dann entstehen auf dem langjährigen, wilden Parkplatz fragwürdige Townhouses und der einsame Schornstein wird abgerissen. (Googlemaps)
Überall hängen eklige Eichenprozessionsspinner an unsichtbaren Fäden von den Bäumen runter, werden von dem Wind teilweise aufs Feld geschwenkt und wirken, als ob sie schwerelos dei Chefs im Park sind. Keine guten Aussichten – wenn dem nicht chemisch Einhalt geboten wird.
Heute waren es handgestoppte 16 Minuten bis die Maschine bereit war und Befehle entgegen nehmen wollte. Vorher konnte man aber durch das Verschieben halbgeöffneter Fenster lustige Bilder malen.