Der eine Spieltag ist noch nichtmal ausgewertet. Feiertag und so. Da fängt schon der nächste an. Nummer 30. Endspurt sozusagen. Mit dem Spiel Platz 1 gegen 2. Vorentscheidung, tralala. Heißt auch. Noch ein bisschen Pokalfinale und Champions-League und dann steht die Europameisterschaft quasi schon fast vor der Tür. Mit Kadernominierung, Testspielen, possierlichen Experten bei ARD und ZDF und allem Schnick und Schnack. Und zu großen Turnieren ist ja immer schönes Wetter. Nicht so wie jetzt über Ostern. Also quasi nur noch dreimal schlafen und es sind 30 Grad und in Polen und der Ukraine beginnen die Spiele. Es wird also langsam Zeit, das mal vorzubereiten. Mit Brot und Spielen für alle. Ich fang dann mal an. Um nicht wieder so spät wie bei der WM fertig zu werden. Mal schauen, welche schöne Ideen genug Zeit finden. Anstregend so eine EM-Vorbereitung.
Ja ok. 33,8 Millionen Hits bei Youtube sprechen dafür, dass das sowieso die ganze Welt kennt. Ich aber bis heute nicht. Mir fiel nur im Kontext der Hymnen auf die Reussche-Fummelei und dem Betrachten dieses menschlichen Roboters ein, dass austanzen ein ganz zauberhaftes Wort der Fußballersprache ist, welches mir im sonstigen Leben noch nie über den Weg gelaufen ist. Und dass selbst Marco Reus verwirrt wäre und ihm das Betrachten der Füße des Verteidigers nicht viel bringen würde, wenn sich, sagen wir mal, Mats Hummels mit solchen Moves vor dem Anstürmenden aufbauen würde. Von wegen ausgetanzt.
(Wie selten das Wort ist, merkt man auch daran, dass das billig-T9 vom Mac-OS X aus “ausgetanzt” das doch auch eher seltene “ausgestanzt” macht. Oder die Amis haben einfach keine Ahnung vom Fußball.)
[22:36] Konfetti-Regen, Hundeblick, ein paar Tränen. Insgesamt eher kleines Tennis. In den Tagesthemen geht es um Wulff und bei Beckmann um Obdachlose. Laura und Robert sagen Gute Nacht.
[22:34] Oh, jetzt war ich abgelenkt und hab den Moment der Wahrheit verpasst. Robert muss sich gerade um das Kind kümmern, aber er hat es kommen sehen. Schnuffi hat gewonnen. Thomas D hat vorhin orakelt, dass wir dann Punkte aus England kriegen, wegen Jamie Cullum, und endlich auch mal aus Israel, weil da der Papa von Jamie herkommt. Meine Prognose sieht da finsterer aus.
[22:32] Guck mal, subversive Fernsehkunst.
[22:21] Weißte wer noch cool war? Vicky Leandros! Die war später auch mal Bürgermeisterin in einer griechischen Kleinstadt. Aber jetzt spielt erstmal noch Frieda Gold. Wir gehen wieder Rauchen.
[22:19] Roman sagt, dass die Band hart arbeitet. Das sehe ich auch so. Es erfordert ein Höchstmaß an Professionalität solchen Scheiß “abzuliefern”. Robert: “Das Muckertum hält Einzug auf die große Show-Bühne.”
[22:12] Roman “Standing Still”. Mir fällt immernoch nichts ein. Jamie Cullum hat den Song geschrieben. Die crowd flippt wieder aus. Mein Kumpel Norman würde sagen: Da klingelt das Glöckchen und dann sabbert der Hund. Robert bezeichnet die Snare als tote Schweinehälfte. Wir vermuten einen ähnlichen Ausgang wie bei der republikanischen Vorwahl in Iowa. Einer gewinnt mit 8 Stimmen Vorsprung und 2 Wochen später stellt sich raus, dass es doch der andere war. Inzwischen schreit das Publikum nach einer Zugabe und Thomas D ist verliebt.
[22:03] Thomas D entlarvt sich mit diesen Billigproduktionen als sparsame schwäbische Hausfrau. Und die Titanic sinkt schon wieder. Ornella “Quietly”
[21:58] Roberts Tipp für Zypern: Platz 8. La la love. Yeah, baby. Ich finde Dänemark gut. Sehr sogar. Norwegen hat laut ARD einen “modernen Elektrosound”. Naja. Island schickt einen echten Star und singt in der Muttersprache, auch sehr schön. Die Tante aus Albanien macht mir angst. Die aus Aserbaidschan auch. O-Ton Moderatorinmietze: “Alter Albaner!” Stefan Raab bringt es auf den Punkt: “ESC ist Kasperle-Theater auf höchstem Niveau. Da ist für jeden was dabei”. Der Mann muss es wissen.
[21:55] Robert: “Ey Junge, zieh dir mal was rockstarmäßiges an. Kurt Cobain ist seit 18 Jahren tot.” Publikum macht “Awwwwww” weil Schnuffi der Mausi die Losnummer aufschraubt. Gentleman. Chapeau!
[21:50] Laura: Ich möchte gerne für diesen kurzen Jingle stimmen, der immer beim Logo kommt. Mit Abstand das beste Stück Musik heute Abend.
[21:42] Okay, truth time: Ich finde wir sollten Leute zum Grand Prix schicken, die schon irgendwann vorher mal in einem Tonstudio waren. Das war doch mal ein Wettbewerb für Musiker, oder? Warum blutige Anfänger schicken, wenn es so viele tolle Profis gibt? Vielleicht ist das wie bei Olympia, der Amateur-Status muss gewahrt bleiben…
[21:39] Robert sagt Schnuffi (Roman) gewinnt, weil Mausi nicht konsensfähig ist. Ich persönlich möchte mich zu diesem Zeitpunkt nur noch dem Prozess entziehen. Stefan Raab scheinbar auch.
[21:35] Eine Stunde um und Thomas D erwähnt, dass man den Künstler auch mal selber nach seiner Meinung fragen sollte. Stimmt. Wo kriegen wir jetzt einen Künstler her?
[21:31] Zurück vom Rauchen. Wenn das die besten Kandidaten sind, wundert mich das Quotendisaster nicht. Ne Musikshow ohne coole Frontleute und ohne Musik funktioniert nicht. Die beiden sehen aus, wie die Bassisten, die man ans Mikro geschoben hat. Ist der Soundcheck jetzt vorbei und die Roadies geben das Mikro frei für die echte Band? Das wäre fein. Wenn wir es schon darauf anlegen in Baku zu verlieren, dann doch bitte mit besserer Musik. (Einschub Laura: Diese Sänger haben die Band nicht verdient)
[21:25] Auf Twitter spricht man von Frooty Loops Beats. Ich stimme zu. Insider-Produzenten Witz. Hach, sind wir cool. Uff, jetzt sind die Lieder alle und es wird wieder ausgewertet. Dann geh ich auch Rauchen. So kann Stefan Raab ungestört sein seltsames Bild der Gesellschaft weiter beschwören (Feinripphemd, Bier, Chips?)
[21:22] Ornella “Standing Still”. Robert ist Rauchen gegangen. Zu deprimiert, um zu bloggen. Ich bin jünger. Hab ne höhere Trash-Toleranz. Ornella guckt so bockig wie das Kind wenn es auf Gummibärchen besteht. Vielleicht schreit sie gleich “ICH WILL NICH SINGEN!”. Das wäre aufregend.
[21:15] Roman “Standing Still” – Szenenapplaus pünktlich zu den schiefen Tönen. Mir fällt nichts mehr ein.
Nur mal für das Level. Bitte nochmal das Intro vom Grand Prix in Düsseldorf anschauen. Das ist Pop. Das ist Große Fernsehschau. Nicht diese Softrock-Scheiße mit Sounds aus der Balladenmottenkiste.
[21:08] Schon wieder Klavier. Ornella ist auch Alone. Laura: Ist zu tief für sie. Die singt schief. Das Arrangement hätte Potential. Warum singt die wie angestrengt. Warum machen die ihr nicht so nen Hall auf die Stimme, warum singt die neben dem Beat. Der Song könnte Pop sein, sie ist es aber nicht. Wie kommt die Tante ins Finale? Bester Song/Produktion – mieseste Performance. Die Auswertungsrunde klingt mittlerweile wie der Doppelpass. Ich muss eine rauchen.
[21:05] Bisher ist das ja ziemlich erbärmlich.Während die labern haben wir mal die Gelegenheit genutzt und während der Auswertung nen Gegenvorschlag produziert. Alle Zutaten für nen Grand-Prix-Hit. Und die Heavytones müssen sich nicht so langweilen. Ernst gemeint.
[21:00] Roman Lob “Alone”: Beide singen wie ein schlaffer Händedruck. “Representational vs. Presentational Singers” (Beide eindeutig letzteres) Der Song ist vom letzten Bon Jovi Album übrig geblieben und wurde nochmal weichgespült. Fahren die zum Grand Prix 1995? Arrangements aus dem dem letzten Jahrtausend. Wie kann man nach so ner laschen Nummer so kaputt sein. Die Crowd rastet trotzdem aus.
[20:51] Ornella mit “Quietly“. (Laura: Kann der einer das Mikro anmachen. Oder das Klavier leiser) Ist sie immer noch wegen Whitney Houston traurig? Das klingt wie Titanic. Celine Dion knallt gleich nochmal gegen nen Eisberg. Gabs da Szenenapplaus beim Streichereinsatz? Lauras Prognose für den Song in Baku: Platz 29. (Außer die treiben noch so fancy Sandmalerei auf.) Thomas D. sieht so aus, als ob er die ganze Zeit überlegt, wie er aus der Nummer wieder raus kommst. Die Jury klingt wie ein Waldorf-Kindergarten, der sich Mühe gibt, was Nettes zu sagen. Wir beide haben jetzt schon wieder den kompletten Song vergessen. (Robert: Singt die wirklich gut? Laura: Sie trifft jeden Ton. Die perfekte Chorsängerin)
[20:50] Ornella freut sich. Ich hoffe ja auch noch.
[20:43] Kaum geht man mal telefonieren, singen die schon. Roman ist “conflicted” und will mir something tellen. Aha. Macht mich nicht an. Das Publikum rastet aus. Ich hab ein böses Filter-Deja Vu (gesungen von einer Schulband) In dem Moment, wo Thomas D. spricht, habe ich den Song schon wieder vergessen. Aber das gilt für den letztjährigen Aserbaidschan-Song auch. Alle sind voll happy in der Jury. Ich fühl mich im falschen Film. An dieser Stelle muss man noch einmal an die großartige Twitter-Aktion der Kollegen vom ARD Text erinnern. Macht die ARD Text Tafel 777 an. Das ist lustiger als die Show.
[20:35] Laura: Wenn man Thomas D sprechen hört, wundert man sich, dass er zu einer der Bands mit den coolsten deutschen Texten gehört.
[20:34] Laura: Der Typ singt ausschließlich Songs aus der Zeit als ich 15 war. Robert: Also Songs, die ich nicht leiden konnte, als ich 22 war.
[20:32] Finale ohoho. Die Kandidaten Ornella und Roman werden vorgestellt. (Schalke gleicht übrigens aus)
[20:28] Field-Interviews wie direkt nachm Abpfiff: “Was erwartest Du Dir von dem Spiel?” “Ich bin unheimlich stolz auf die Leistung der Kandidaten/Mannschaft”. Ging es hier nicht um die Musik? Phrasenschwein oder Drinking Game? (Ich kann nicht so schnell tippen wie “Heute wird der Drops gelutscht” kommt) Laura: “Grand Prix d’Eurovision de la Chanson hat mehr Klasse als ESC. Keine Zeit mehr die Leute von heute”
[20:25] Thomas D mit Dieda vorzustellen ist sowas von ARD. Obwohl die Stimme doch von Pro7 ist, oder? Laura kündigt an, in zwei Stunden wiederzukommen. Ich kucke heimlich, ob Schalke immer noch zurückliegt. Alina Dibbelda mit Claudia Pechstein Outfit.
[20:23] Robert: “Hah. Fußballbezug. Berti Vogts trainiert Aserbaidshan.” Laura: “Warum sehen alle aus wie Lena?”
[20:15] Herzlich willkommen. Schwester und ich schauen uns jetzt sportlich das Finale vom ESC Vorentscheid an. (Finale vom Vorentscheid klingt wie Finale der Qualifikation für den UEFA-Cup, aber egal. Viel Spaß
Tatort Potsdam, Yorkstraße auf Höhe der Hausnummer 15, Donnerstag morgen, so 10 vor halb 9: Das Kind schreit mich seit einer halben Stunde an, ich solle gefälligst lieb sein. Aber es sitzt auf dem Fahrrad und es besteht die realistische Chance pünktlich im Kindergarten zu sein. Nachdem wir aus der Hofausfahrt kommen, biegen wir mit 7,5 km/h auf den Fußweg ein und fahren Richtung Dortustraße. Polizeischnuffelmeister A (Typ: Don Johnson für Ossis) und Polizeiwuffelmeister B (Typ: Der Gemütliche) patroullieren auf der Jagd nach dem Killer-Falschparker durch das sonnige Morgengrauen und zeigen Präsenz. Wir fahren aufeinander zu. Das Kind fordert Süßigkeiten. (Also von mir, nicht von der Polizei) Und plötzlich sind wir in einer Situation, die ich in Zukunft als Therapie für Fußball-Profis, die manchmal auf dem Platz dem Gegner körperliche Schmerzen zufügen wollen (und das dann auch tun), vermarkten werde.
Polizist A und B nehmen in Windeseile die machtdemonstrierende, bürgersteigfüllende Aufstellung ein. Ich bremse von 7,5 auf 4 km/h, dann auf 0 und komme vor den beiden Tatort-Kommissaren zum Stehen. Das Kind ist kurz irritiert und plötzlich still. (Im Film würde jetzt dramatische Musik einsetzen) Don Johnson ergreift das Wort. Er fragt mich, was ich falsch gemacht habe. Ich weiß es, erkenne aber sofort den rhetorischen Charakter der Frage, antworte nicht, sondern analysiere blitzschnell die Situation. Erster Hinweis, Jermaine, wenn man nicht ganz sicher ist, was hier läuft erst einmal abwarten und gucken, wie es weitergeht. Oft verläuft die Situation unerwartet. Ich werde auch geschwind auf meinen Fehler hingewiesen. Ich bestätige Don Johnson erst einmal in seiner Sichtweise und bekenne mich schuldig, schließlich habe ich erkannt, dass mein Handlungsspielraum begrenzt ist. Das gelingt Dir sicher auch meistens, Jermaine, deswegen geht es jetzt gleich zu Level 2 der “Ruhe-bewahren-Therapie”. Mein Gegenüber ist jetzt aber irritiert, so leicht hat er sich das wahrscheinlich nicht vorgestellt. Stell Dir das so vor, als ob Du Dich bei Marco Reus entschuldigst, nachdem Du ihn ausversehen (also nicht absichtlicht) gefoult hast. Der wäre sowas von verwirrt. Jedenfalls fragen mich Crocket und Tubbs jetzt, warum ich das gemacht habe. Nicht ohne hinterherzuschieben “Sie müssen nicht antworten, sie haben nicht die Pflicht der Polizei Auskunft zu geben”. Was ist das, Jermaine? Richtig, eine ziemlich billige Provokation. Jetzt ist der Zeitpunkt einmal tief durchzuatmen, kurz nachzudenken und ordnungsgemäß die Wahrheit zu sagen. (Kind, schreit, Eile, Bordsteinkante) Die Unterhaltung hätte an dieser Stelle mit einem Strafzettel oder einer mündlichen Verwarnung beendet sein können. Rhetorisch geschickt nimmt der Tatort-Kommissar aus dem Märkischen aber seine Sonnenbrille ab und meine rhetorische Vorlage (Kind) auf und schlägt noch einmal zurück. “Sie wissen ja, dass das nicht erlaubt ist. Wenn jetzt ein anderes Kind kommt, könnten Sie das ja umfahren”) Die Erfahrung sagt, dass jetzt alle verbale Kommunikation sinnlos ist. Das ist wie ein Schiedsrichter, der sagt “Ich muss Sie jetzt leider vom Platz stellen, sie wissen ja, dass Ihr Verhalten …”. Für unser therapeutisches Vorhaben für testosterongeladene Fußballspieler egal aus welchem Elternhaus ist die Situation aber optimal. Noch einmal tief durchatmen. Kurz die Augen schließen. Die Augen wieder öffnen. “Ja” sagen. Warten. Gedanken an körperliche Schmerzen wegatmen. Niemanden auf den Fuß treten. Keine Kopfstöße verteilen. Einfach vorstellen, dass das nicht geht, weil dann das Fahrrad mit dem Kind umkippt. Die Sheriffs abziehen lassen. Konfrontationstherapie Deluxe.
Nach so einer Extremsituation braucht es natürlich ein gutes tiefenentspannendes Workout. Also, Jermaine. Kind in die Kita. Zurück. Frische Luft. Ins Auto. Schön die Sitzheizung auf 5 drehen. Dann so Musik hören, die Du jetzt nicht vor einem Champions-League-Spiel auflegen würdest. Was schönes.
10 Minuten mit dem Auto zum Arbeitsplatz, Trainingsgelände, etc. cruisen. Je nach persönlichem Suchtprofil, ne Zigarette rauchen, nen schönen Kaffee trinken und – wichtig – beim Bäcker eine schöne Apfeltasche kaufen. Wenn das gelingt, prophezeie ich, dass Du nächstes Mal dem komischen Reus nicht auf den Fuß latschen musst.
13 Jahre ist der Film mit ihr alt. Mitten aus der Indiephase Ende der 90er. Sieben Jahre ist dieser eine 15. Februar her. Es ist nicht so klischeehaft, wie man manchmal sagt. Es fühlt sich nicht an, wie gestern. Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Am Wochenende nach diesem 15. Februar vor sieben Jahren gewann der FC Bayern mit 5:0 in München gegen Borussia Dortmund. Die Tore schossen Salihamidzic, Pizarro und dreimal Makaay. In der Startaufstellung standen Herren wie Deisler, Scholl, Sagnol und Lizarazu, den sie sehr mochte und sich deswegen, nachdem ich langsam den Fußball ins Haus gebracht hatte, immer freute, wenn die Bayern jemand nachdrücklich aus dem Stadion schossen. Fußballerisch eine andere Zeit. Und neben vielen anderen Sachen, an die ich immer an einem 15. Februar denke, und die zu privat sind, frage ich mich manchmal auch, was sie zu dem Fußball der deutschen Nationalmannschaft von heute gesagt hätte bzw. ob sie den Robben für das Managerspiel-Team, was sie gegründet hat und ich seitdem weiter führe, auch gekauft hätte. (Dieses Managerteam gewann in der Saison 2004/05 dann auch paradoxerweise den Titel im hauseigenen Managerspiel und seitdem habe ich den Erfolg dieser ersten Saison nie mehr wiederholen können. Was fast auch eine Geschichte hierfür wäre, irgendwie) Schöne Erinnerungen, obwohl der 15. Februar ein trauriger Tag ist.
Vor zwei Jahren sinnierte ich noch bei Matschepampe-Wetter über das Potential des architektonischen Paradoxum vor meiner Haustür. Was der Stadtkanal in Potsdam doch für eine traumhafte Winter-Freiluft-Eisbahn wäre. Mit allem Firlefanz. Heute, am 4.2.2012, wo sich ganz Deutschland unter dem von der Bild als “Russenkälte” bezeichnetem Wetter erfreut, wird meine These noch einmal untermauert.
Man muss dazu wissen, dass der Heilige See eine etwas spezielle Rolle in der Geschichte und im Lebensgefühl der Stadt Potsdam spielt. Das schnuckelige durch den Hasengraben von der Havel getrennte Binnengewässer grenzt an der einen Seite an den “Neuen Garten”, sorgsam bewacht und hergerichtet wie zu Friedrichs (des Zweiten) Zeiten von der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten, an der anderen Seite an ein Wohngebiet, was seit 1989 von Prominenz und Halbprominenz wie Jauch, Joop und anderen bewohnt wird. Würde die Hertha mal einen Weltstar und nicht Felix Bastians zur Winterpause verpflichten, müsste man ihm schon hier eine Wohnung oder ein Haus anbieten. Und nicht irgendeine Hütte im Grunewald. Außerdem ist der Heilige See natürlich in erster Linie ein See mitten in der Stadt und wird deswegen im Sommer zum Baden benutzt. Gerne. Viel. Völlig egal, ob im Park oder bei Günni fast im Vorgarten. Schätzungsweise 84,5% aller Potsdamer Gymnasiasten lagen im Schnitt 4,7 Mal bekifft oder betrunken nachts am See, haben total aufregend nackt gebadet und sich von Parkwächtern mit der MagLite ins Gesicht blenden und sagen lassen, dass “nachts der Park zu ist und man sich trollen soll.”.
Jedenfalls friert dieser See immer wenn Friedrich der Zweite einen runden Geburtstag hat oder eine Russenkälte das Land überrollt zu. Das ist schön, denn gegen das Eis haben der Grundstückspreis und die Sicherheitsvorkehrungen keine Chance. Das Eis macht alle gleich und bringt den RocknRoll in die geschützten Bereiche der Gesellschaft. Oder den Glühwein. Oder den Sport.
Womit wir beim Thema wären. Das hier ist schließlich ein ernsthaftes Sport-Blog.
Nicht nur, dass man Günther Jauch in den seltenen Tagen der geschlossenen Eisdecke in den Garten glotzen kann. (Da fallen mir übrigens zwei Sachen ein. Einerseits muss ich aufpassen, dass das nicht negativ rüberkommt, was ich über Günther Jauch schreibe. Nicht dass mir meine Arbeitgeber noch geschäftsschädigendes Verhalten vorwirft. Also Günther. Alles dufte, was Du da machst im Fernsehen. Andererseits wie schwierig es ist, einem fast 4-jährigem Kind den Status einer Fernsehprominenz zu erklären. “Das ist einer, der da wohnt, der ist berühmt, weil er im Fernsehen ist”. “Warum haben wir ihn dann heute nicht gesehen?” “… äääähm. Der hat sich wahrscheinlich gerade im Fernsehen versteckt. hmmm.”) Aber darum geht es wie gesagt nur am Rande. Wichtiger ist vielmehr die ganz wunderbare Atmosphäre, wenn Eishockeyspieler, Langläufer, Familien, Hunde und Fahrradfahrer den See in Beschlag nehmen. Voller Leidenschaft, mit Glühweinverkauf auf dem Eis, Menschen, die Schnee schieben um ein Hockeyfeld freizuräumen und einer ganz eigenen und guten Laune. Und das ist dann wirklich ein Moment, wo ich persönlich den komischen Königen ganz dankbar bin. Dafür dass sie da ein ganz nettes Ambiente fürs winterliche Sportvergnügen hingebaut haben. Macht schon mehr Spaß als am Schlaatz, wenn man das Marmorpalais im Hintergrund hat.
Ganz so, wie ich mir das für den Stadtkanal erträumt hätte, weil man da immerhin ein wenig weniger von sibirischen Temperaturen abhängig wäre. Aber egal. Ich ärgere mich nicht weiter darüber, dass man lieber alte Könige feiert ohne was aus den Bauten, die sie hinterließen zu machen. Sondern bereite mich mental darauf vor, das Kind wie die Mutti von Kati Witt auf die Pyeongchang 2018 zu trimmen. “Los. Das schafftst Du. Geht doch. Und morgen dann den Rittberger, klar? Jetzt nicht heulen! Eine Runde noch.”
In echt stimmt das natürlich gar nicht. Sondern ich freu mir nen Loch in Bauch, dass das Kind grün-weiße Schlittschuhe hat, die sogar größenverstellbar sind und hoffentlich noch zwei Winter halten. (Auch wenn die Hose farblich nicht passt) Und dass das Wetter, die Kulisse und das Licht mich vergessen lässt, dass heute fast alle Bundesligapartien unentschieden ausgingen, was a) langweilig ist und b) keiner tippt.
Jetzt wieder täglich auf Eurosport: lahmes Ballgeschiebe, leere Stadien, fiese Grätschen, hohe Beine, kaum Tore, Fanfare, Tanz, Trommel, empörter Kommentator.
“Boah” “Man Mann Mann” “Das ist doch Wahnsinn” “Das gibt es nicht” “Oaahh” “Schschschsch” “Tschja” Coupe d’Afrique des Nations dö miel duß.
Mir fehlen die Gelegenheiten um ausführlich Podcasts zu hören. Mein Auto kann Radio und mit gutem Zureden auch noch Kassette. Ich gehe selten joggen und beim Fahrradfahren ist mir dann doch Musik lieber. Außerdem fällt es mir schwer, Sprache als Hintergrundrauschen laufen zu lassen. Lenkt dann doch ab. Entweder ich höre zu genau zu oder gar nicht mehr. Deswegen war mir die Welt der Podcasts immer ein wenig fremd.
Seit neuestem ist das anders. Voller Freude höre ich mir einmal pro Woche – immer Donnerstag – “The Big Show” von sportradio360.de an. Es ist unterhaltsam, kompetent und für den Genuss eines Podcasts auch sehr förderlich, dass die Macher meistens Sportkommentatoren sind und deswegen eine flüssige Sprachmelodie ins MP3 zaubern. Und wer von dem Rundumschlag nicht genug hat, kann zumindest was deutschen Ballsport außer Fußball und American Football betrifft, mit zwei anderen Sendungen noch tiefer ins Detail einsteigen.
Man darf sich von der Webseite nicht, die aussieht, als ob 1995 jemand zu viel in Dreamweaver rumgespielt hat, nicht täuschen lassen. Das ist ganz wunderbares Zeug. Mit der gesammelten Fachkompetenz von unter anderem Markus Gaupp, Markus Krawinkel, Frank Buschmann, Kai Pahl, Michael Körner, Andreas Renner und anderen. Wer es noch nicht kennt, anhören bitte. Wissen, Entertainment und Humor.
Prioritäten halt. Kurz vor sieben ist einfach Beutolomäus und Sandmann-Zeit. Schön, dass ich doch nicht auf die Auslosung zur EM 2012 verzichten musste. Danke liebes Internet, danke @aasport.
Jetzt freut sich das Kind auf Weihnachten und ich mich auf die EM. Vorrundengruppe von Format. Yeah!
“Halbzeit” – der zweite Teil einer Trilogie von Dokumentationen in Spielfilmlänge über 5 hoffnungsvolle Nachwuchskicker, die aus der Jugend von Borussia Dortmund auszogen um Profifußballer zu werden. Der erste Teil erschien 2003, jetzt sind alle Beteiligten 26/27 Jahre alt. Und teilweise nicht mehr wirklich im Rampenlicht. Selbst Florian Kringe, der prominenteste der Fünf, gerät angesichts Götze & Co ja gerade etwas in Vergessenheit.
Justin Fashanu, Gareth Thomas, Marcus Urban. Schonmal gehört? Nein, kein Wunder. Das sind jetzt nicht die bekanntesten Spitzensportler der Welt. Einer hat sich das Leben genommen, der zweite bekam den Stonewall’s Hero of the Year award für Etwas, was eine ganze Menge Kraft und Nerven kostet, gerade im Rugby. Und der dritte hat seine vielversprechende Fußballkarriere beendet, bevor sie richtig begann, weil der Druck zu groß war.
Fußball ist ein tolles Spiel, Sport an sich eine ganz großartige Sache, mit ganz vielen eigenen Codes, Ritualen, Traditionen. Und leider – obwohl es doch mittlerweile anders sein sollte – auch ein Hort der größten Vorurteile. Ich bin viel zu weit entfernt, von dem Innenleben des Systems Profisport. Ich kann nur erahnen, was für “Spielregeln” in einem Fußballklub gelten, was der vielbeschworene Druck der Medien wirklich bedeutet, was er anrichten oder zerstören kann. Einen Einblick in die Klatsch und Tratsch-Hölle bekommt man, wenn man sich Google-Referrer anschaut. “XYZ schwul” schickt die Suchenden auch auf diese schicke Webseite, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, hier keine abenteuerlichen und boulevardesken Theorien abzufeiern.
Was bleibt, wenn man sich das in den Statistiken ansieht, wenn man Bierhoff, Daum oder andere komisches Zeug quatschen hört, ist auf eine gewisse Art und Weise Fassungslosigkeit. Und man sollte sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass das kein folkloristisches und niedliches Gerede ist, sondern etwas, was 2011 gesellschaftlich geächtet werden sollte. Nämlich die weit verbreitete Homophobie im Sport, gerade in den sogenannten “Männersportarten”, die dafür sorgt, dass das Outing eines aktiven Fußballers in der Bundesliga etwas ganz und gar Unvorstellbares scheint.
Mir ist das auch nicht immer präsent, und auch deswegen, um sich das mal wieder richtig ins Bewusstsein zu rufen, ist das, was einige Leute hier auf die Beine gestellt haben, was ganz Großartiges. Ein Statement, nicht mehr und nicht weniger. Und vielleicht ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einer Normalität, die es anderen Bereichen der Gesellschaft längst gibt.
Justin Fanashu war der erste Fußballer, der öffentlich bekannte, dass er homosexuell ist. Gareth Thomas war der Kapitän der walisischen Nationalmannschaft und sagte bei seinem Outing die weisen Worte: “I don’t want to be known as a gay rugby player. I am a rugby player, first and foremost I am a man” und Marcus Urban war ein hoffnungsvoller Nachwuchsspieler und studierte dann doch lieber Stadt- und Regionalplanung, anstatt sich im System Profifußball verstecken zu müssen. Heute betreut er das Expertennetzwerk “Fußball gegen Homophonie”.
Einige Menschen haben das in die Hand genommen, viele machen mit. Schön wäre es, wenn es etwas bewirkt. Das Folgende steht heute in vielen Sportblogs. Angereichert mit einer Menge eigener Gedanken. Mit viel Wissen und Kompetenz. Geht auf www.aktion-libero.de und schaut es Euch an. Lest Euch die Artikel der Anderen zum Thema durch. Das sind die Coolen, nicht die Stammtischparolendummschwätzer.
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Ein Spiel dauert neunzig Minuten. Zumindest im besten Fall, für schwule Profifußballer dauert das Versteckspiel ein Leben lang: Keiner wagt es, seine Homosexualität offen zu leben. So schön Fußball auch ist – Ressentiments halten sich in seinem Umfeld hartnäckig.
Ein unerträglicher Zustand! Ob jemand schwul ist, oder rund, oder grün, das darf keine Rolle spielen. Wir alle sollten ein bisschen besser aufpassen – auf unsere Worte, unser Denken, unsere Taten: Die Freiheit jedes Einzelnen ist immer auch die eigene Freiheit.
Wir schreiben in unseren Blogs über Sport, und unsere Haltung ist eindeutig: Wir sind gegen Homophobie. Auch im Fußball.
Eine Weile habe ich davon geträumt, das beste Computerspiel aller Zeiten zu entwickeln. Nicht im Sinne von “mehr Grafik, mehr Power, mehr, mehr, mehr” sondern im Sinne einer wirklich gelungenen und künstlerisch wertvollen Umsetzung einer tollen Idee. Zugegeben, das hörte Ende der 90er auf. Also ungefähr zu einer Zeit, wo ich a) etwas realistischer in allgemeinen Lebensfragen wurde und b) es langsam klar wurde, dass bei solchen Projekten eine gute Idee zwar nett ist, das ansonsten aber so mittel- bis riesengroße Projekte sind. EA Canada, die Produzenten der FIFA-Reihe, beschäftigen 2.000 Leute.
Mittlerweile strebe ich das also nicht mehr an, ich nehme mir ja auch nicht mehr vor, genreprägende Filme zu drehen oder so. Zumindest nicht im Moment. Mal sehen, wie das aussieht, wenn das Kind aus dem Haus ist, vielleicht kann man ja dann noch einmal Zeit dafür freiräumen. Außerdem langweilt mich dieses ganze Online-Gespiele. Ich verstehe den Ansatz intellektuell, auch das Gemache mit den diversen Trophies, Challenges, etc. Allein es berührt mich nicht. Aber das nur am Rande. Was über die Jahre erhalten geblieben ist, ist die Begeisterung für eine Idee, für das Medium an sich und für Menschen, die da mit Liebe zum Detail zu Werke gehen. Man könnte also sagen, so etwas wie eine “Kultur”. (Was meiner Meinung nach auch ein gutes Spiel auf einer medientheoretischen Ebene zu Kunst macht und nicht zu einer sinnlosen Zeittotschlagerei und Geldschneiderei, was wiederum noch einmal ein komplett anderes Thema ist.) Naja.
Die Idee bei den von mir sehr gemochten Sportspielen ist jetzt nichts Spektakuläres. Bei einem guten Fußballspiel, egal ob als Browserspiel wie hier bei bei Uli und Kalle, als Managersimulation oder als Sportsimulation wie bei den allgegenwärtigen FIFA oder PES-Reihen, ist die Idee ja nun relativ klar. Es geht um Fußball und nicht darum, wie bei Maniac Mansion, GTA oder MadTV mal soeben einen eigenen Kosmos zu kreieren. Muss ja auch nicht sein.
In den Tiefen der Fußballbloglandschaft stolperte ich heute über diese Videos, die die Geschichte der Fußballspiele für den heutigen Konsumenten zeitgemäß kurz und knapp auf Youtube zusammenfassen.
Und da zeigt sich hauptsächlich. Die Entwicklung der ganzen Fußballspielerei auf Computern war eine technische. Höher, schneller, mehr Power, realistischere Darstellung der voll-geilen-aber-eigentlich komplett überflüssigen Signature-Tricks von RonaldiMessiRooney. Und auf dieser Ebene sind auch die neuesten Veröffentlichungen, soweit ich das beurteilen kann, spektakulär. Nagut, etwas langhaarige Typen sehen immer noch so aus, als ob sie nen Duplo-Helm auf dem Kopf haben, die Frisur sitzt, egal wie hart der Sprint oder das Tackling, aber sonst. Beeindruckend.
Was sich aber im Laufe der Zeit nicht wirklich weiterentwickelt hat, obwohl man dafür nicht einmal wahnsinnige Performance-Maschinen bräuchte, ist die Übertragung der ganzen vielen kleinen Eigenheiten, die den Fußball liebenswert, spielenswert und erfreulich machen in das Medium “Spiel”. Wo sind die lustigen Ideen? Wo die kleinen Überraschungen oder netten Gimmicks?
Seien es die Retro-Elemente, die gerade in so einer traditionsaufgeladenen Geschichte wie dem Fußballgeschäft absolut angebracht wären. Oder die kleinen Anekdoten, die man in so ein komplexes Spiel einbauen kann? Das ist natürlich alles nicht wirklich wichtig für den Verkaufserfolg, das Online-Geschäft oder die Bewertung in der Fachpresse. Aber ich fände es schön.
Ich würde gerne mal mit Deutschland 1990 in den hässlichen Originaltrikots antreten. Mit einem Original-PAL 4:3 Filter und Old-School-Texteinblendungen. Oder Schwarz-Weiß in Wembley 1966. Oder mit einem gelangweilten Kommentator im Stil der 70er. (Ich fände es auch lustig, wenn mitten in einem Computerspiel Frank Rijkjard spucken oder Zinedine Zidane Kopfstoßen würde. Nicht plump jedes Mal, sondern nur einmal pro Jahr. Als Osterei.) Ich würde im DFB-Pokal gerne auf einem Dorfacker und nicht im Camp Nou antreten. Ich finde es blöd, wenn es in einer Bundesligasaison im Mai schneit. Ich will, ich will, ich will.
Ich weiß. Unrealistisch, es gibt ja nächstes Jahr wieder eine neue Version, die noch viel geiler und besser und spektakulärer ist. Aber ich warte immer noch auf ein Fußball-Computerspiel, dass mehr ist, als eine handelsübliche Simulation, nämlich ein Spiel, das die Fußballwelt mit all den Anspielungen und Zitaten und lustigen Begebenheiten auf das Medium überträgt. Also ein bisschen mehr Kunst und nicht ganz so viel Leistungssport.
Wenn ich mal reich und berühmt bin, kaufe ich also EA Sports und sorge dafür, dass man sich in Kanada (vielleicht auch ein Grund für die angesprochenen Mängel. Warum machen das die Kanadier, die sollen Eishockeyspiele bauen) mal richtig Mühe in solchen Punkten gibt. Solange muss ich das hier mit dem Uli und Kalle Managerspiel halt ein bisschen kompensieren.
Hä? Wie vergibt denn der Kicker seine Noten, wenn die Jungs vom Schieri mit Rot beglückt werden? Dachte immer, man müsste mindestens 30min auf dem Platz rumtrollen, dann Theo Zwanziger beleidigen (oder eine irgendwie anders geartete Unsportlichkeit begehen) und erst dann kriegt man neben Rot noch die Note 6.0 vom Kicker. Aber das scheint wohl keine einheitliche Praxis:
6. Spieltag: Wiese Rot in der 17. Minute, Note 6.0
9. Spieltag: Fährmann Rot in der 28. Minute, keine Note
10. Spieltag: Boateng Rot in der 29. Minute, Note 6.0
Seit heute geistert die Nachricht durchs Netz. Der DFB Kontrollausschuss, Teil der DFB-Sportgerichtsbarkeit, hat die zwei Kommentatoren des BVB Netradios für ihr Wirken bei der Kommentierung des Spiels Leverkusen gegen Dortmund “bestraft”. Dickel und Rupert feuerten in ihrer Wut unnette Sprüche nebst Schimpfworten Richtung Wolfgang Stark, den Schiedsrichter der Partie. Habt Ihr nicht gewusst? Ich auch nicht. Streisand-Effekt und so.
Diese Welt der Beschimpfungen und emotionalen Ausnahmezustände, die sich auf eine Person konzentrieren ist mir ja fremd. Gerade im ersten Drittel einer Saison. Ich finde die Äußerungen der beiden auch nicht wirklich gelungen, naja. Aber darum soll es hier gar nicht gehen.
Der interessante neue Fakt an dieser Geschichte ist für mich folgender. Als Reporter eines von einem Mitglied des DFBs (Borussia Dortmund) betriebenen Radios (ob Internet oder UKW ist ja erst einmal egal) steht man scheinbar unter der Sportgerichtsbarkeit des DFB. Das ist für mich – als juristischer Volllaie – zumindest fragwürdig.
Man hat ihnen jetzt eine Geldstrafe und einem von beiden eine – hihi – Sperre aufbrummt. Eine Sperre. Für einen Kommentator. Zwei Spiele darf er nicht kommentieren. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Der putzige DFB denkt, er kann die Welt erklären und alles, was ihm nicht passt genauso wie aufm Platz mit Gelben und Roten Karten regeln.
Natürlich werden die Kommentatoren nicht vor ein ordentliches Gericht ziehen oder einen Bosman-ähnlichen-EU-Prozess anstreben. Und natürlich finde ich Schiedsrichterbeleidigung auch bäh. Nur, ist Beleidigung nicht eigentlich etwas, was, wenn es nicht direkt im Spielbetrieb geschieht, von ordentlichen Gerichten zu klären wäre? Und ist es nicht ein übergriffiges Verhalten der Sportgerichtsbarkeit so etwas zu beurteilen? Läuft es nicht normalerweise so, dass die Sportgerichte etwas verhandeln, was auf so etwas wie einem Spielberichtsbogen steht? Wer war eigentlich der Kläger in diesem Fall?
Ich hätte mich auch gerne auf der DFB-Seite darüber informiert, die Höhe der Geldstrafe und die Begründung nachgelesen. Nur, die Nachricht ist dort noch nicht einmal verkündet.
Diese Sportverbände, die denken sie sind ein Staat im Staat … immer wieder faszinierend und schockierend …
Danke für die schöne Zeit. Deine Vereine waren mir immer piepegal. Aber danke dafür, dass Du immer, wenn alle dachten, mit Dir in der Abwehr der Nationalmannschaft kann man nicht in ein Turnier gehen, doch ganz solide innen- oder außenverteidigt hast. Danke für Dein erstes Tor im DFB Trikot, was ich auf der leeren Autobahn zwischen Krakau und Potsdam im Radio mitbekommen habe und Teil des großartigen 4:0 gegen Argentinien letzten Sommer war. Danke für einen geräuschlosen und meiner Meinung nach stilvollen Abgang aus dem Kindergarten Wolfsburg. Da Du jetzt erst im Winter wechseln kannst, wird das wohl nichts mehr mit einer EM-Teilnahme. Ich wünsche Dir aber, sofern Du noch weiter kicken möchtest, einen Verein, bei dem man solide Abwehrarbeit zu schätzen weiß. Und 82 Länderspiele sind doch eigentlich auch ganz cool.