Kurz vor den Fernsehfeierlichkeiten zur WM war dann doch noch einmal Zeit zum selbst Sporttreiben. Rocknrollfrisbeegolf im europäischen Mekka des Sports. Abgesehen davon ist das Land, das fußballerisch seit Jari Litmanen ziemlich von der Landkarte verschwunden ist, auch so eine Reise wert.
Neben dem Kurs im Potsdamer Buga-Park gibt es in Brandenburg mittlerweile einen zweiten dauerhaften Disc-Golf-Parcours. Wieder 14 Körbe, wieder von den Hyzernauten gebaut und betreut und wieder ein ganz zauberhaftes Freizeitvergnügen. Im Eberswalder Familiengarten golft man im Schatten von Bauwerken, die von Pseudo-Heldentaten der DDR-Industrie zeugen und mittlerweile ein ganz interessantes Ambiente darstellen.
Interessantes Kursdesign, gerade für uns, die wir bisher fast nur in Potsdam gespielt haben. Die Warnung, man möge die Bahnen 1 und 2 als Anfänger eventuell nicht spielen, haben wir natürlich überlesen. Umso größer das Erstaunen, als wir nach dem ersten Abwurf feststellten, wie knapp hinter dem Korb das Wasser des Finowkanals die Scheiben zu fressen drohte.
Auch ein paar wellige Grüns, Abwürfe durch Zelte oder durch wuchernde Wälder machten Spaß und würfelten das Leaderboard durcheinander.
Und am allerletzten Korb versenkte der amtierende Weltmeister dann doch noch eine Scheibe im Wasser. Sehr zu empfehlen der Park, wenn man Kinder durch Abenteuerspielplätze schicken oder halt Scheiben schmeißen will. Wir kommen bestimmt wieder. Auch wenn der Cappuccino am Imbiss wie Plürre geschmeckt hat.
Grauer November-Tag. Nebel. Einige Auflockerungen. Schönes Licht. 6er Flight. Eine ganze Menge Birdies. Gazza mit dem ersten Birdie überhaupt an der 8. Eine schöne WM. Und Loddar wieder souverän. Herzlichen Glückwunsch zum 927. Titel.
Natur geht langsam weg. Wetter wird wechselhaft. Die Tage werden kürzer. Aber es ist auch nicht mehr so viel Laub im Weg. Vielleicht wird das ja doch noch was mit großartigen Ergebnissen in 2010. Auch wenn meine Discgolf-Form gerade mies und meine 2-Ass-Scheibe im Gehölz verschwunden ist. Schaunmermal. Herbst im Park. Frische Luft garantiert.
Wenn ich einmal dabei bin hier Meister, Weltmeister undsoweiter zu ehren machen wir doch gleich weiter. Wind und Wetter haben noch nie einen Titelkampf verhindert, auch bei 20 Zentimeter Neuschnee wurde im Februar gespielt, und so ein bissken Sturm an der Küste ist ja nun auch nicht schlimm. Am Wochenende fanden unseren internen Frisbee-Golf-Weltmeisterschaften erstmals außerhalb des Potsdamer Kontinents statt, nämlich in Kellenhusen. Und die äußeren Bedingungen waren alles andere als vielversprechend. Aber der FIFA-Rahmenterminkalender war unerbittlich und so brachen Loddar, Gazza, Janne, Knopper und ich am Freitag auf Richtung Schleswig-Holstein.
(Janne mit Elan an der 4)
Strömender Regen, der dem Gaffa am rechten Blinker hart zusetzte, auf der Fahrt, ein in der Brandung versunkener Korb 7 auf dem Parcours, Wind, der Scheiben auf der Proberunde 50 Meter in die falsche Richtung rollen ließ, unangenehme Temperaturen, alles egal. Ein Weltmeister musste gefunden werden und die Hoffnung auf den Samstag ließ uns nicht im Stich. Das Gras war zwar noch klamm aber nach einer kurzen Nacht im Teamhotel Windröschen standen wir pünktlich um 12 auf dem Platz.
Der amtierende Weltmeister Gazza semmelte gleich den ersten Abwurf galant in den Wald – die Tigerlinie bietet sich nicht immer an in Kellenhusen – und erholte sich von diesem Rückschlag erst auf der dritten Runde. Die “7” musste aus erwähnten Gründen ausgelassen werden und die Abwurfvorrichtungen wurden allgemein als suboptimal bezeichnet. Trotzdem wurde auf die wahrscheinlich auch wenig spannende Bundesligakonferenz in einer Sky-Bar verzichtet und drei Runden durchgespielt.
Nach dem ersten Tag lag ich 5 Würfe vor Rekordweltmeister Loddar in Führung. Der bereitete sich mit einem Mittagsschläfchen abends um halb 8 optimal auf den letzten Tag und die letzte Runde vor und schlug dann spektakulär zurück. Mit einer furiosen Runde (4 unter Platzstandard) setzte er mich gnadenlos unter Druck. Auch Trauma-Körbe wie die 12 (rechts an einem Baum vorbei) gelangen ihm plötzlich und mein Vorsprung schmolz. Ich rettete einen Wurf Vorsprung auf die 18, warf ordentlich ab und dann … War der Annäherungswurf mäßig und der Putt aus 4 Metern klimperte zwar an den Korbketten, die Scheibe flog also wieder raus.
Nach vier Runden und 215 Würfen waren wir damit genau gleich und im Stechen war der Champion dann souverän und gewann damit die ersten Weltmeisterschaften außerhalb des heimischen Volksparks. Ruhm, Ehre und der Jabulani-WM Ball sind ihm damit gewiss.
Es war eine interessante WM mit lustigen Körben – und dank der teilweise kurzen Bahnen auch einigen Birdies. Allen Menschen, die regelmäßig in Kellenhusen Disc-Golf spielen sei aber der Potsdamer Kurs ans Herz gelegt. Hier gibt es zwar nur 14 Körbe, aber der Parcours ist doch irgendwie anspruchsvoller und reizvoller. Wenn man auch die Ostsee nicht riechen kann.
Es war eine großer Spaß und wir planen jetzt die Olympischen Spiele, vielleicht in Schweden? Mal sehen. Auf der Rückfahrt wurde dann noch die Trivial-Pursuit-Fußball-Edition auswendig gelernt, sodass wir jetzt auch auf die “echte” WM gut vorbereitet sind.
Im gleichen Maß, wie der sonntägliche Ausflug auf den Fußballplatz seltener wurde, stieg der Ehrgeiz beim Frisbeegolf. Ein ganzes Jahr wurde knallhart bei Wind und Wetter durchgezogen – Zeit für ein Fazit.
2009 war das Jahr, in dem das erste Ass fiel. Rekordtitelträger Loddar erreichte mit einer 42 das erste Mal den Platzstandard (14 Körbe Par 3) Nachdem die Natur gegen Herbst wieder langsam abstarb, zogen auch die Scores zum Jahresende noch einmal ein bißchen an. Es gelang an 10 von 14 Körben ein Birdie zu schmeißen. Nach eineinhalb Jahren pegeln sich die durchschnittlichen Ergebnisse so zwischen 45 und 52 ein. Mit Ausreißern nach oben und unten natürlich. Beim letzten Spiel des Jahres (heute) gelangen mir an 10, 11 und 12 drei Birdies in Folge. Die Abwürfe kommen jetzt immer mal an die 100 Meter Marke ran. Mit ordentlicher Streuung nach links und rechts selbstverständlich. Wir haben ein paar exquisite Privatstrafzonen auf dem Platz eingeführt. Gazza erkundete mit einem gewagtem 2-Tage-Trip erstmals einen Platz außerhalb Potsdams. Unseren geplanten Olympischen Spiele in Rostock und Kellenhusen fielen leider diversen Problemchen zum Opfer. Nächstes Jahr werden wir das aber gewiss angehen. Dafür gibt es jetzt eine Discgolf-App für den iPod, mit der mitgeschrieben wird. Und wir freuen uns auf ein nächstes Jahr Frisbeegolf. Mit Schimpfen über das Wetter, den Wind, die ungewollten Links- und Rechtskurven, die Bäume, die im Weg stehen, den Anlauf, der zu glatt ist, die Brombeerbüsche, die Würfe in die Strafzonen und Freuen über die viele frische Luft, die weiten Abwürfe, die guten Putts und den niemals langweilig werdenden Parcours. Wer mittun möchte, sage Bescheid und komme mal auf eine Runde. Das macht Spaß.
Samstag, 5.12.2009, Potsdam, Bahn 9, Weitwurfscheibe “Boss”, Vorhand, 87 Meter, gute Flugphase, leichte Rechtskurve zum Schluss: Tsching. Nach eineinhalb Jahren, die wir jetzt Frisbee-Golf spielen, heute das erste Ass. Ich bin erfreut.
Urs Siegenthaler befand sich am Wochenende mit modernster Technik auf der Anlage im Buga-Park Potsdam und nutzte die Zeit, die Kandidaten für London 2012 mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Nach dem kahlen Winter mit platten Fairways und wenig Geäst schlägt die Natur jetzt gnadenlos mit wuchernden Wiesen und allerlei Stechviehzeug zurück. Technik und mentale Stärke der Teilnehmer werden auf eine harte Probe gestellt. Die Studenten der Sporthochschule Köln haben in mühsamer Kleinarbeit vier fiese animierte gifs erstellt, die schonungslos Stärken und Schwächen aufzeigen. Nach dem Klick.
Ist Jürgen Klinsmann dann noch im Amt? Wird Loddar seinen vierten Titel in Serie erringen. Lockt der Frühjahr mal wieder andere Mitstreiter auf die Bahn? Schlägt Knopper – das Uruguay des Frisbeegolfs – zurück? Werden Bäume getötet? Wird Gazza einen neuen Höhenrekord aufstellen? Werden sich die Wettbewerber auf einen der vielen lustigen Modi einlassen? Nach dem langen Winter die erste offizielle Abendveranstaltung. Ich freue mich schon.
Loddar gewinnt erneut und souverän. Janne sichert sich die Bronzemedaille im Stechen am 5. Extrakorb. Und das Wichtigste. Das Turnier hat einen standesgemäßen Wanderpokal.
Ergebnisse
07.02.09, zwei Runden à 14 Körbe
1. Loddar 48+47=95
2. Gazza 50+49=99
3. Janne 55+54=109
4. Robert 54+55=109
Loddar holt sich den ersten Weltmeistertitel 2009. Die Krone geht damit in seinen Besitz über. Ab Februar folgt ein stilechter Wanderpokal. Standesgemäß, mit zwei Birdies auf der ersten Runde, trotzte er vereisten Abwürfen und immer wenn die Konkurrenz aufkam, hatte er die rechte Antwort parat.
Als amtierender Titelträger lade ich zur ersten WM des Jahres 2009 am Samstag, den 24. Januar um 13 Uhr im Volkspark Potsdam. Bus-Shuttle vom Platz der Einheit kann organisiert werden. Jörg Kachelmann weiß noch nichts Genaues, aber die Wahrscheinlichkeit, dass festes Schuhwerk von Vorteil ist, ist hoch. Gespielt wird eine normale 14er Runde und eine 9er Runde mit variierten Bahnen.