Jermaine Jones, so kriegst Du Deine Emotionen in den Griff

Tatort Potsdam, Yorkstraße auf Höhe der Hausnummer 15, Donnerstag morgen, so 10 vor halb 9: Das Kind schreit mich seit einer halben Stunde an, ich solle gefälligst lieb sein. Aber es sitzt auf dem Fahrrad und es besteht die realistische Chance pünktlich im Kindergarten zu sein. Nachdem wir aus der Hofausfahrt kommen, biegen wir mit 7,5 km/h auf den Fußweg ein und fahren Richtung Dortustraße. Polizeischnuffelmeister A (Typ: Don Johnson für Ossis) und Polizeiwuffelmeister B (Typ: Der Gemütliche) patroullieren auf der Jagd nach dem Killer-Falschparker durch das sonnige Morgengrauen und zeigen Präsenz. Wir fahren aufeinander zu. Das Kind fordert Süßigkeiten. (Also von mir, nicht von der Polizei) Und plötzlich sind wir in einer Situation, die ich in Zukunft als Therapie für Fußball-Profis, die manchmal auf dem Platz dem Gegner körperliche Schmerzen zufügen wollen (und das dann auch tun), vermarkten werde.

Polizist A und B nehmen in Windeseile die machtdemonstrierende, bürgersteigfüllende Aufstellung ein. Ich bremse von 7,5 auf 4 km/h, dann auf 0 und komme vor den beiden Tatort-Kommissaren zum Stehen. Das Kind ist kurz irritiert und plötzlich still. (Im Film würde jetzt dramatische Musik einsetzen) Don Johnson ergreift das Wort. Er fragt mich, was ich falsch gemacht habe. Ich weiß es, erkenne aber sofort den rhetorischen Charakter der Frage, antworte nicht, sondern analysiere blitzschnell die Situation. Erster Hinweis, Jermaine, wenn man nicht ganz sicher ist, was hier läuft erst einmal abwarten und gucken, wie es weitergeht. Oft verläuft die Situation unerwartet. Ich werde auch geschwind auf meinen Fehler hingewiesen. Ich bestätige Don Johnson erst einmal in seiner Sichtweise und bekenne mich schuldig, schließlich habe ich erkannt, dass mein Handlungsspielraum begrenzt ist. Das gelingt Dir sicher auch meistens, Jermaine, deswegen geht es jetzt gleich zu Level 2 der “Ruhe-bewahren-Therapie”. Mein Gegenüber ist jetzt aber irritiert, so leicht hat er sich das wahrscheinlich nicht vorgestellt. Stell Dir das so vor, als ob Du Dich bei Marco Reus entschuldigst, nachdem Du ihn ausversehen (also nicht absichtlicht) gefoult hast. Der wäre sowas von verwirrt. Jedenfalls fragen mich Crocket und Tubbs jetzt, warum ich das gemacht habe. Nicht ohne hinterherzuschieben “Sie müssen nicht antworten, sie haben nicht die Pflicht der Polizei Auskunft zu geben”. Was ist das, Jermaine? Richtig, eine ziemlich billige Provokation. Jetzt ist der Zeitpunkt einmal tief durchzuatmen, kurz nachzudenken und ordnungsgemäß die Wahrheit zu sagen. (Kind, schreit, Eile, Bordsteinkante) Die Unterhaltung hätte an dieser Stelle mit einem Strafzettel oder einer mündlichen Verwarnung beendet sein können. Rhetorisch geschickt nimmt der Tatort-Kommissar aus dem Märkischen aber seine Sonnenbrille ab und meine rhetorische Vorlage (Kind) auf und schlägt noch einmal zurück. “Sie wissen ja, dass das nicht erlaubt ist. Wenn jetzt ein anderes Kind kommt, könnten Sie das ja umfahren”) Die Erfahrung sagt, dass jetzt alle verbale Kommunikation sinnlos ist. Das ist wie ein Schiedsrichter, der sagt “Ich muss Sie jetzt leider vom Platz stellen, sie wissen ja, dass Ihr Verhalten …”. Für unser therapeutisches Vorhaben für testosterongeladene Fußballspieler egal aus welchem Elternhaus ist die Situation aber optimal. Noch einmal tief durchatmen. Kurz die Augen schließen. Die Augen wieder öffnen. “Ja” sagen. Warten. Gedanken an körperliche Schmerzen wegatmen. Niemanden auf den Fuß treten. Keine Kopfstöße verteilen. Einfach vorstellen, dass das nicht geht, weil dann das Fahrrad mit dem Kind umkippt. Die Sheriffs abziehen lassen. Konfrontationstherapie Deluxe.

Nach so einer Extremsituation braucht es natürlich ein gutes tiefenentspannendes Workout. Also, Jermaine. Kind in die Kita. Zurück. Frische Luft. Ins Auto. Schön die Sitzheizung auf 5 drehen. Dann so Musik hören, die Du jetzt nicht vor einem Champions-League-Spiel auflegen würdest. Was schönes.

10 Minuten mit dem Auto zum Arbeitsplatz, Trainingsgelände, etc. cruisen. Je nach persönlichem Suchtprofil, ne Zigarette rauchen, nen schönen Kaffee trinken und – wichtig – beim Bäcker eine schöne Apfeltasche kaufen. Wenn das gelingt, prophezeie ich, dass Du nächstes Mal dem komischen Reus nicht auf den Fuß latschen musst.


15. Februar

13 Jahre ist der Film mit ihr alt. Mitten aus der Indiephase Ende der 90er. Sieben Jahre ist dieser eine 15. Februar her. Es ist nicht so klischeehaft, wie man manchmal sagt. Es fühlt sich nicht an, wie gestern. Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Am Wochenende nach diesem 15. Februar vor sieben Jahren gewann der FC Bayern mit 5:0 in München gegen Borussia Dortmund. Die Tore schossen Salihamidzic, Pizarro und dreimal Makaay. In der Startaufstellung standen Herren wie Deisler, Scholl, Sagnol und Lizarazu, den sie sehr mochte und sich deswegen, nachdem ich langsam den Fußball ins Haus gebracht hatte, immer freute, wenn die Bayern jemand nachdrücklich aus dem Stadion schossen. Fußballerisch eine andere Zeit. Und neben vielen anderen Sachen, an die ich immer an einem 15. Februar denke, und die zu privat sind, frage ich mich manchmal auch, was sie zu dem Fußball der deutschen Nationalmannschaft von heute gesagt hätte bzw. ob sie den Robben für das Managerspiel-Team, was sie gegründet hat und ich seitdem weiter führe, auch gekauft hätte. (Dieses Managerteam gewann in der Saison 2004/05 dann auch paradoxerweise den Titel im hauseigenen Managerspiel und seitdem habe ich den Erfolg dieser ersten Saison nie mehr wiederholen können. Was fast auch eine Geschichte hierfür wäre, irgendwie) Schöne Erinnerungen, obwohl der 15. Februar ein trauriger Tag ist.

Auf Warten – Waiting For (1999) from Made For Full Screen on Vimeo.


Sport auf Seen vor Schlösser und Gärten

Vor zwei Jahren sinnierte ich noch bei Matschepampe-Wetter über das Potential des architektonischen Paradoxum vor meiner Haustür. Was der Stadtkanal in Potsdam doch für eine traumhafte Winter-Freiluft-Eisbahn wäre. Mit allem Firlefanz. Heute, am 4.2.2012, wo sich ganz Deutschland unter dem von der Bild als “Russenkälte” bezeichnetem Wetter erfreut, wird meine These noch einmal untermauert.

Man muss dazu wissen, dass der Heilige See eine etwas spezielle Rolle in der Geschichte und im Lebensgefühl der Stadt Potsdam spielt. Das schnuckelige durch den Hasengraben von der Havel getrennte Binnengewässer grenzt an der einen Seite an den “Neuen Garten”, sorgsam bewacht und hergerichtet wie zu Friedrichs (des Zweiten) Zeiten von der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten, an der anderen Seite an ein Wohngebiet, was seit 1989 von Prominenz und Halbprominenz wie Jauch, Joop  und anderen bewohnt wird. Würde die Hertha mal einen Weltstar und nicht Felix Bastians zur Winterpause verpflichten, müsste man ihm schon hier eine Wohnung oder ein Haus anbieten. Und nicht irgendeine Hütte im Grunewald. Außerdem ist der Heilige See natürlich in erster Linie ein See mitten in der Stadt und wird deswegen im Sommer zum Baden benutzt. Gerne. Viel. Völlig egal, ob im Park oder bei Günni fast im Vorgarten. Schätzungsweise 84,5% aller Potsdamer Gymnasiasten lagen im Schnitt 4,7 Mal bekifft oder betrunken nachts am See, haben total aufregend nackt gebadet und sich von Parkwächtern mit der MagLite ins Gesicht blenden und sagen lassen, dass “nachts der Park zu ist und man sich trollen soll.”.

Jedenfalls friert dieser See immer wenn Friedrich der Zweite einen runden Geburtstag hat oder eine Russenkälte das Land überrollt zu. Das ist schön, denn gegen das Eis haben der Grundstückspreis und die Sicherheitsvorkehrungen keine Chance. Das Eis macht alle gleich und bringt den RocknRoll in die geschützten Bereiche der Gesellschaft. Oder den Glühwein. Oder den Sport.

Womit wir beim Thema wären. Das hier ist schließlich ein ernsthaftes Sport-Blog.

Nicht nur, dass man Günther Jauch in den seltenen Tagen der geschlossenen Eisdecke in den Garten glotzen kann. (Da fallen mir übrigens zwei Sachen ein. Einerseits muss ich aufpassen, dass das nicht negativ rüberkommt, was ich über Günther Jauch schreibe. Nicht dass mir meine Arbeitgeber noch geschäftsschädigendes Verhalten vorwirft. Also Günther. Alles dufte, was Du da machst im Fernsehen. Andererseits wie schwierig es ist, einem fast 4-jährigem Kind den Status einer Fernsehprominenz zu erklären. “Das ist einer, der da wohnt, der ist berühmt, weil er im Fernsehen ist”. “Warum haben wir ihn dann heute nicht gesehen?” “… äääähm. Der hat sich wahrscheinlich gerade im Fernsehen versteckt. hmmm.”) Aber darum geht es wie gesagt nur am Rande. Wichtiger ist vielmehr die ganz wunderbare Atmosphäre, wenn Eishockeyspieler, Langläufer, Familien, Hunde und Fahrradfahrer den See in Beschlag nehmen. Voller Leidenschaft, mit Glühweinverkauf auf dem Eis, Menschen, die Schnee schieben um ein Hockeyfeld freizuräumen und einer ganz eigenen und guten Laune. Und das ist dann wirklich ein Moment, wo ich persönlich den komischen Königen ganz dankbar bin. Dafür dass sie da ein ganz nettes Ambiente fürs winterliche Sportvergnügen hingebaut haben. Macht schon mehr Spaß als am Schlaatz, wenn man das Marmorpalais im Hintergrund hat.

Ganz so, wie ich mir das für den Stadtkanal erträumt hätte, weil man da immerhin ein wenig weniger von sibirischen Temperaturen abhängig wäre. Aber egal. Ich ärgere mich nicht weiter darüber, dass man lieber alte Könige feiert ohne was aus den Bauten, die sie hinterließen zu machen. Sondern bereite mich mental darauf vor, das Kind wie die Mutti von Kati Witt auf die Pyeongchang 2018 zu trimmen. “Los. Das schafftst Du. Geht doch. Und morgen dann den Rittberger, klar? Jetzt nicht heulen! Eine Runde noch.”

In echt stimmt das natürlich gar nicht. Sondern ich freu mir nen Loch in Bauch, dass das Kind grün-weiße Schlittschuhe hat, die sogar größenverstellbar sind und hoffentlich noch zwei Winter halten. (Auch wenn die Hose farblich nicht passt) Und dass das Wetter, die Kulisse und das Licht mich vergessen lässt, dass heute fast alle Bundesligapartien unentschieden ausgingen, was a) langweilig ist und b) keiner tippt.

Raus mit Euch und Schlittschuhlaufen!


Discgolf Winterimpressionen

Schön ist es draußen.

Fotos von Janne.


Discgolf

Wetter scheiße, dafür Park leer.


Podcast-Tipp

Mir fehlen die Gelegenheiten um ausführlich Podcasts zu hören. Mein Auto kann Radio und mit gutem Zureden auch noch Kassette. Ich gehe selten joggen und beim Fahrradfahren ist mir dann doch Musik lieber. Außerdem fällt es mir schwer, Sprache als Hintergrundrauschen laufen zu lassen. Lenkt dann doch ab. Entweder ich höre zu genau zu oder gar nicht mehr. Deswegen war mir die Welt der Podcasts immer ein wenig fremd.

Seit neuestem ist das anders. Voller Freude höre ich mir einmal pro Woche – immer Donnerstag – “The Big Show” von sportradio360.de an. Es ist unterhaltsam, kompetent und für den Genuss eines Podcasts auch sehr förderlich, dass die Macher meistens Sportkommentatoren sind und deswegen eine flüssige Sprachmelodie ins MP3 zaubern. Und wer von dem Rundumschlag nicht genug hat, kann zumindest was deutschen Ballsport außer Fußball und American Football betrifft, mit zwei anderen Sendungen noch tiefer ins Detail einsteigen.

Man darf sich von der Webseite nicht, die aussieht, als ob 1995 jemand zu viel in Dreamweaver rumgespielt hat, nicht täuschen lassen. Das ist ganz wunderbares Zeug. Mit der gesammelten Fachkompetenz von unter anderem Markus Gaupp, Markus Krawinkel, Frank Buschmann, Kai Pahl, Michael Körner, Andreas Renner und anderen. Wer es noch nicht kennt, anhören bitte. Wissen, Entertainment und Humor.

Webseite
iTunes


Holland vs. Beutolomäus

Prioritäten halt. Kurz vor sieben ist einfach Beutolomäus und Sandmann-Zeit. Schön, dass ich doch nicht auf die Auslosung zur EM 2012 verzichten musste. Danke liebes Internet, danke @aasport.

Jetzt freut sich das Kind auf Weihnachten und ich mich auf die EM. Vorrundengruppe von Format. Yeah!

 


Fernsehtipp

“Halbzeit” – der zweite Teil einer Trilogie von Dokumentationen in Spielfilmlänge über 5 hoffnungsvolle Nachwuchskicker, die aus der Jugend von Borussia Dortmund auszogen um Profifußballer zu werden. Der erste Teil erschien 2003, jetzt sind alle Beteiligten 26/27 Jahre alt. Und teilweise nicht mehr wirklich im Rampenlicht. Selbst Florian Kringe, der prominenteste der Fünf, gerät angesichts Götze & Co ja gerade etwas in Vergessenheit.

Am Donnerstag, den 1.12. um 23:15 Uhr im WDR Fernsehen.

Geht’s gucken.


Aktion Libero

Justin Fashanu, Gareth Thomas, Marcus Urban. Schonmal gehört? Nein, kein Wunder. Das sind jetzt nicht die bekanntesten Spitzensportler der Welt. Einer hat sich das Leben genommen, der zweite bekam den Stonewall’s Hero of the Year award für Etwas, was eine ganze Menge Kraft und Nerven kostet, gerade im Rugby. Und der dritte hat seine vielversprechende Fußballkarriere beendet, bevor sie richtig begann, weil der Druck zu groß war.

Fußball ist ein tolles Spiel, Sport an sich eine ganz großartige Sache, mit ganz vielen eigenen Codes, Ritualen, Traditionen. Und leider – obwohl es doch mittlerweile anders sein sollte – auch ein Hort der größten Vorurteile. Ich bin viel zu weit entfernt, von dem Innenleben des Systems Profisport. Ich kann nur erahnen, was für “Spielregeln” in einem Fußballklub gelten, was der vielbeschworene Druck der Medien wirklich bedeutet, was er anrichten oder zerstören kann. Einen Einblick in die Klatsch und Tratsch-Hölle bekommt man, wenn man sich Google-Referrer anschaut. “XYZ schwul” schickt die Suchenden auch auf diese schicke Webseite, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, hier keine abenteuerlichen und boulevardesken Theorien abzufeiern.

Was bleibt, wenn man sich das in den Statistiken ansieht, wenn man Bierhoff, Daum oder andere komisches Zeug quatschen hört, ist auf eine gewisse Art und Weise Fassungslosigkeit. Und man sollte sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass das kein folkloristisches und niedliches Gerede ist, sondern etwas, was 2011 gesellschaftlich geächtet werden sollte. Nämlich die weit verbreitete Homophobie im Sport, gerade in den sogenannten “Männersportarten”, die dafür sorgt, dass das Outing eines aktiven Fußballers in der Bundesliga etwas ganz und gar Unvorstellbares scheint.

Mir ist das auch nicht immer präsent, und auch deswegen, um sich das mal wieder richtig ins Bewusstsein zu rufen, ist das, was einige Leute hier auf die Beine gestellt haben, was ganz Großartiges. Ein Statement, nicht mehr und nicht weniger. Und vielleicht ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einer Normalität, die es anderen Bereichen der Gesellschaft längst gibt.

Justin Fanashu war der erste Fußballer, der öffentlich bekannte, dass er homosexuell ist. Gareth Thomas war der Kapitän der walisischen Nationalmannschaft und sagte bei seinem Outing die weisen Worte: “I don’t want to be known as a gay rugby player. I am a rugby player, first and foremost I am a man” und Marcus Urban war ein hoffnungsvoller Nachwuchsspieler und studierte dann doch lieber Stadt- und Regionalplanung, anstatt sich im System Profifußball verstecken zu müssen. Heute betreut er das Expertennetzwerk “Fußball gegen Homophonie”.

Einige Menschen haben das in die Hand genommen, viele machen mit. Schön wäre es, wenn es etwas bewirkt. Das Folgende steht heute in vielen Sportblogs. Angereichert mit einer Menge eigener Gedanken. Mit viel Wissen und Kompetenz. Geht auf www.aktion-libero.de und schaut es Euch an. Lest Euch die Artikel der Anderen zum Thema durch. Das sind die Coolen, nicht die Stammtischparolendummschwätzer.

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Ein Spiel dauert neunzig Minuten. Zumindest im besten Fall, für schwule Profifußballer dauert das Versteckspiel ein Leben lang: Keiner wagt es, seine Homosexualität offen zu leben. So schön Fußball auch ist – Ressentiments halten sich in seinem Umfeld hartnäckig.

Ein unerträglicher Zustand! Ob jemand schwul  ist, oder rund, oder grün, das darf keine Rolle spielen. Wir alle sollten ein bisschen besser aufpassen – auf unsere Worte, unser Denken, unsere Taten: Die Freiheit jedes Einzelnen ist immer auch die eigene Freiheit.

Wir schreiben in unseren Blogs über Sport, und unsere Haltung ist eindeutig: Wir sind gegen Homophobie. Auch im Fußball.


Fußball. Computer.

Eine Weile habe ich davon geträumt, das beste Computerspiel aller Zeiten zu entwickeln. Nicht im Sinne von “mehr Grafik, mehr Power, mehr, mehr, mehr” sondern im Sinne einer wirklich gelungenen und künstlerisch wertvollen Umsetzung einer tollen Idee. Zugegeben, das hörte Ende der 90er auf. Also ungefähr zu einer Zeit, wo ich a) etwas realistischer in allgemeinen Lebensfragen wurde und b) es langsam klar wurde, dass bei solchen Projekten eine gute Idee zwar nett ist, das ansonsten aber so mittel- bis riesengroße Projekte sind. EA Canada, die Produzenten der FIFA-Reihe, beschäftigen 2.000 Leute.

Mittlerweile strebe ich das also nicht mehr an, ich nehme mir ja auch nicht mehr vor, genreprägende Filme zu drehen oder so. Zumindest nicht im Moment. Mal sehen, wie das aussieht, wenn das Kind aus dem Haus ist, vielleicht kann man ja dann noch einmal Zeit dafür freiräumen. Außerdem langweilt mich dieses ganze Online-Gespiele. Ich verstehe den Ansatz intellektuell, auch das Gemache mit den diversen Trophies, Challenges, etc. Allein es berührt mich nicht. Aber das nur am Rande. Was über die Jahre erhalten geblieben ist, ist die Begeisterung für eine Idee, für das Medium an sich und für Menschen, die da mit Liebe zum Detail zu Werke gehen. Man könnte also sagen, so etwas wie eine “Kultur”. (Was meiner Meinung nach auch ein gutes Spiel auf einer medientheoretischen Ebene zu Kunst macht und nicht zu einer sinnlosen Zeittotschlagerei und Geldschneiderei, was wiederum noch einmal ein komplett anderes Thema ist.) Naja.

Die Idee bei den von mir sehr gemochten Sportspielen ist jetzt nichts Spektakuläres. Bei einem guten Fußballspiel, egal ob als Browserspiel wie hier bei bei Uli und Kalle, als Managersimulation oder als Sportsimulation wie bei den allgegenwärtigen FIFA oder PES-Reihen, ist die Idee ja nun relativ klar. Es geht um Fußball und nicht darum, wie bei Maniac Mansion, GTA oder MadTV mal soeben einen eigenen Kosmos zu kreieren. Muss ja auch nicht sein.

In den Tiefen der Fußballbloglandschaft stolperte ich heute über diese Videos, die die Geschichte der Fußballspiele für den heutigen Konsumenten zeitgemäß kurz und knapp auf Youtube zusammenfassen.

Und da zeigt sich hauptsächlich. Die Entwicklung der ganzen Fußballspielerei auf Computern war eine technische. Höher, schneller, mehr Power, realistischere Darstellung der voll-geilen-aber-eigentlich komplett überflüssigen Signature-Tricks von RonaldiMessiRooney. Und auf dieser Ebene sind auch die neuesten Veröffentlichungen, soweit ich das beurteilen kann, spektakulär. Nagut, etwas langhaarige Typen sehen immer noch so aus, als ob sie nen Duplo-Helm auf dem Kopf haben, die Frisur sitzt, egal wie hart der Sprint oder das Tackling, aber sonst. Beeindruckend.

Was sich aber im Laufe der Zeit nicht wirklich weiterentwickelt hat, obwohl man dafür nicht einmal wahnsinnige Performance-Maschinen bräuchte, ist die Übertragung der ganzen vielen kleinen Eigenheiten, die den Fußball liebenswert, spielenswert und erfreulich machen in das Medium “Spiel”. Wo sind die lustigen Ideen? Wo die kleinen Überraschungen oder netten Gimmicks?

Seien es die Retro-Elemente, die gerade in so einer traditionsaufgeladenen Geschichte wie dem Fußballgeschäft absolut angebracht wären. Oder die kleinen Anekdoten, die man in so ein komplexes Spiel einbauen kann? Das ist natürlich alles nicht wirklich wichtig für den Verkaufserfolg, das Online-Geschäft oder die Bewertung in der Fachpresse. Aber ich fände es schön.

Ich würde gerne mal mit Deutschland 1990 in den hässlichen Originaltrikots antreten. Mit einem Original-PAL 4:3 Filter und Old-School-Texteinblendungen. Oder Schwarz-Weiß in Wembley 1966. Oder mit einem gelangweilten Kommentator im Stil der 70er. (Ich fände es auch lustig, wenn mitten in einem Computerspiel Frank Rijkjard spucken oder Zinedine Zidane Kopfstoßen würde. Nicht plump jedes Mal, sondern nur einmal pro Jahr. Als Osterei.) Ich würde im DFB-Pokal gerne auf einem Dorfacker und nicht im Camp Nou antreten. Ich finde es blöd, wenn es in einer Bundesligasaison im Mai schneit. Ich will, ich will, ich will.

Ich weiß. Unrealistisch, es gibt ja nächstes Jahr wieder eine neue Version, die noch viel geiler und besser und spektakulärer ist. Aber ich warte immer noch auf ein Fußball-Computerspiel, dass mehr ist, als eine handelsübliche Simulation, nämlich ein Spiel, das die Fußballwelt mit all den Anspielungen und Zitaten und lustigen Begebenheiten auf das Medium überträgt. Also ein bisschen mehr Kunst und nicht ganz so viel Leistungssport.

Wenn ich mal reich und berühmt bin, kaufe ich also EA Sports und sorge dafür, dass man sich in Kanada (vielleicht auch ein Grund für die angesprochenen Mängel. Warum machen das die Kanadier, die sollen Eishockeyspiele bauen) mal richtig Mühe in solchen Punkten gibt. Solange muss ich das hier mit dem Uli und Kalle Managerspiel halt ein bisschen kompensieren.


Du *** ***, geh nach ***

Seit heute geistert die Nachricht durchs Netz. Der DFB Kontrollausschuss, Teil der DFB-Sportgerichtsbarkeit, hat die zwei Kommentatoren des BVB Netradios für ihr Wirken bei der Kommentierung des Spiels Leverkusen gegen Dortmund “bestraft”. Dickel und Rupert feuerten in ihrer Wut unnette Sprüche nebst Schimpfworten Richtung Wolfgang Stark, den Schiedsrichter der Partie. Habt Ihr nicht gewusst? Ich auch nicht. Streisand-Effekt und so.

Diese Welt der Beschimpfungen und emotionalen Ausnahmezustände, die sich auf eine Person konzentrieren ist mir ja fremd. Gerade im ersten Drittel einer Saison. Ich finde die Äußerungen der beiden auch nicht wirklich gelungen, naja. Aber darum soll es hier gar nicht gehen.

Der interessante neue Fakt an dieser Geschichte ist für mich folgender. Als Reporter eines von einem Mitglied des DFBs (Borussia Dortmund) betriebenen Radios (ob Internet oder UKW ist ja erst einmal egal) steht man scheinbar unter der Sportgerichtsbarkeit des DFB. Das ist für mich – als juristischer Volllaie – zumindest fragwürdig.

Man hat ihnen jetzt eine Geldstrafe und einem von beiden eine – hihi – Sperre aufbrummt. Eine Sperre. Für einen Kommentator. Zwei Spiele darf er nicht kommentieren. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Der putzige DFB denkt, er kann die Welt erklären und alles, was ihm nicht passt genauso wie aufm Platz mit Gelben und Roten Karten regeln.

Natürlich werden die Kommentatoren nicht vor ein ordentliches Gericht ziehen oder einen Bosman-ähnlichen-EU-Prozess anstreben. Und natürlich finde ich Schiedsrichterbeleidigung auch bäh. Nur, ist Beleidigung nicht eigentlich etwas, was, wenn es nicht direkt im Spielbetrieb geschieht, von ordentlichen Gerichten zu klären wäre? Und ist es nicht ein übergriffiges Verhalten der Sportgerichtsbarkeit so etwas zu beurteilen? Läuft es nicht normalerweise so, dass die Sportgerichte etwas verhandeln, was auf so etwas wie einem Spielberichtsbogen steht? Wer war eigentlich der Kläger in diesem Fall?

Ich hätte mich auch gerne auf der DFB-Seite darüber informiert, die Höhe der Geldstrafe und die Begründung nachgelesen. Nur, die Nachricht ist dort noch nicht einmal verkündet.

Diese Sportverbände, die denken sie sind ein Staat im Staat … immer wieder faszinierend und schockierend …


Lieber Arne

Danke für die schöne Zeit. Deine Vereine waren mir immer piepegal. Aber danke dafür, dass Du immer, wenn alle dachten, mit Dir in der Abwehr der Nationalmannschaft kann man nicht in ein Turnier gehen, doch ganz solide innen- oder außenverteidigt hast. Danke für Dein erstes Tor im DFB Trikot, was ich auf der leeren Autobahn zwischen Krakau und Potsdam im Radio mitbekommen habe und Teil des großartigen 4:0 gegen Argentinien letzten Sommer war. Danke für einen geräuschlosen und meiner Meinung nach stilvollen Abgang aus dem Kindergarten Wolfsburg. Da Du jetzt erst im Winter wechseln kannst, wird das wohl nichts mehr mit einer EM-Teilnahme. Ich wünsche Dir aber, sofern Du noch weiter kicken möchtest, einen Verein, bei dem man solide Abwehrarbeit zu schätzen weiß. Und 82 Länderspiele sind doch eigentlich auch ganz cool.


Hajduk Split

Natürlich reicht die Nach-Urlaubseuphorie nicht dazu sich umfassend mit der Geschichte von Hajduk Split zu beschäftigen. Aber ein Fakt ist schon faszinierend. Laut Wikipedia spielte der Verein unter dem selben Namen in fünf verschiedenen Staaten, hätte zusätzlich sogar unter fragwürdigen historischen Umständen auch noch eine Zeitlang in der italienischen Liga mitspielen dürfen. Wohl tatsächlich ein Fußballverein, der eng mit der positiven und negativen Geschichte dieser Ecke Europas verbunden ist. Und nicht nur “just another der Südländer an sich schmeißt halt gerne Bengalos aufs Feld”-Klub. Erklärt, warum eigentlich jeder Fußballplatz von Split bis Zadar mit dem Wappen des Vereins verziert ist. Faszinierend. Und “Räuber Split”, so die Übersetzung, ist auch ein cooler Name.


Überstern Galaktika und Helsinki IF beim Scouting von hoffnungsvollen kroatischen Fußballspielern auf einem Berg

Dynamo Windrad und die Long John Silver Impersonators warteten eine Spitzkehre weiter unten, werden also den neuen Josip Simunic nicht vor uns entdecken. Spitzenaussicht von da oben. Ansonsten ist hier jedes kleine Dorfstadion in den Farben von Hajduk Split angemalt. Wenn der Urlaub nicht so entspannend wäre, müsste man sich glatt noch einmal mit der Geschichte dieses Klubs beschäftigen um diese Anziehungskraft – zumindest in Dalmatien – zu erklären.


Schalke gegen Helsinki

Ich bringe mich mal in Stimmung für einen Abend Bastelarbeiten am Managerspiel mit atmosphärischer Untermalung durch die EL-Quali. Wenn nicht irgendein Sommergewitter den Empfang und mein Logikvermögen einschränkt.

<?php

$goals = array();

if ($goals[‘schalke’] > ($goals[‘helsinki’] + 2) ){

echo ‘schwein gehabt’;

}

elseif ($goals[‘schalke’] == 2 AND $goals[‘helsinki’] == 0){

echo ‘Letzte Chance: Verl&auml;ngerung’;

reload_in_30minutes();

}

else {

die;

}

echo start_europa_league();

?>

 


Uli und Kalle – Development

Achtung: Uli-und-Kalle-Managerspiel-Insider-Content

Nachdem unser heimeliges Managerspiel “Uli und Kalle” jetzt in den Grundzügen stabil läuft – ja ich weiß, es gibt noch ne Menge, was nicht fertig ist oder nicht richtig funktioniert – versuche ich nach den letzten Hauruck-Wochen mal so etwas wie Struktur in die Weiterentwicklung zu bekommen. Und da ja alle immer irgendwie eine Meinung haben, Fehler finden, mich auf Dinge aufmerksam machen und es meiner eigenen Organisation hilfreich ist, habe ich mir einen Bugtracker installiert, in dem ich ganz klassisch sammele, was zu tun ist, es es zu reparieren gilt oder was einfach eine gute Idee für die nahe oder ferne Zukunft ist.

Wer da mitmachen möchte, darf gerne Bescheid sagen, dann richte ich einen Zugang ein und Ihr könnt da Eure Anmerkungen loswerden. Eine Garantie, dass ich alles sofort erledige gibt es nicht und Mantis ist auch nicht besonders hübsch, man muss sich da ein bisschen reindenken. Zu gewinnen gibt’s auch nichts, man kann sich aber voll wichtig fühlen und mir ein bisschen helfen. Ich gehe nicht davon aus, dass ich jemals alle Tickets geschlossen kriege, aber ich gebe mir Mühe, versprochen.


Mal was anderes als Fußball

Ich glaub, solche Dinger baue ich mit dem Kind demnächst mal. Der Sommer ist ja eh vorbei. Ich erhoffe, damit erziehungstechnisch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Erstens ganz subtil das ganze Physik-Magnet-Zeugs zu erklären und zweitens das Kind für die Ästhetik von Farben, Musik und sinnloser Spielerei zu sensibilisieren und somit zu verhindern, dass man irgendwann, wenn das Kind 15 ist, mit einer Mario-Gomez-oder-U17-Nationalmannschaftsfrisur überrascht wird. Dann nehme ich auch in Kauf, dass in diesem Alter dann ein Auslandsjahr in New York gefordert wird.

via


Sportblogschau 2011

Russische Kosmonauten, Tipps auf die Frisur der Nation und geballte Meinungen aus der Sportbloggerlandschaft gibt es als audiovisuelle Kunstwerke in den Sportblogschauen bei Catenaccio. Video schauen ist das neue Sonderheft lesen. Oder so.


Zound Zero – 1982

Besonderer Anlass – besonderes Lied – besonderes Video. Noch einmal “Alles Gute zur Hochzeit”.

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Disclaimer. Zound Zero – die HipHopNationalmannschaft – bequemte sich zur Hochzeit des DJs zu einem spektakulären Comeback. Wem das alles nichts sagt bzw. wer hier gelandet ist, weil er bei Google nach dem Geburtsjahr von Kevin Kuranyi gesucht hat, der braucht sich nicht zu wundern, dass er nichts versteht. Das ist originärer Insidercontent. Aber auch nen tolles Lied. Und wenn mir noch jemand verrät, wie ich die 1GB-HD-Datei so konvertiere, dass sie auch im Internet gut aussieht, stelle ich auch noch ne bessere Version online.


Tippen bis der Arzt kommt

Ich gebe zu. Nicht immer ist das Tippen der 9 Partien eines Bundesligaspieltags die reine Freude. Man muss dran denken. Muss im Kopf haben, ob es ein Freitagsspiel gibt oder nicht. Man tippt sowieso viel zu oft auf (oder gegen) die Bayern. Und überhaupt ist das ja eh alles Glück, wenn man nicht gewinnt. Aber ich verspreche, ich denke mir auch diese Saison einen tollen Preis aus. Den ich sogar vielleicht auch dann verschicke. Hat noch jemand das Gefühl er hat irgendwas gewonnen und nicht bekommen? In der letzten Saison? Ich hab beim Uli und Kalle entwickeln ein wenig den Überblick verloren. Vielleicht diese Jahr dann so einen schicken roten Gummiball wie auf dem Bild. Oder einen glänzenden digitalen Schrein in der bald wieder neu erstrahlenden Hall of Fame Galerie. Immerhin schon seit 2002 am Start das Tippspiel. Ganz schön lange.

Naja. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich würde mich freuen, wieder einige viele Mitspieler begrüßen zu dürfen.