Unterwegs im Auftrag von Olli Bierhoff

Dem deutschen Fußballfan ist Reykjavik als der Ort bekannt, an dem Rudi Völler Waldemar Hartmann anno 2003 zu einem Werbevertrag mit einer großen deutschen Brauerei verhalf. Ort des Geschehens war das Laugardalsvöllur Stadium, das Nationalstadion des 300.000 Einwohner Staates.

Damit soetwas beim nächsten Ausflug einer deutschen Nationalmannschaft nach Island nicht wieder passiert, befand ich mich im Auftrag von Teammanager Olli Bierhoff eine Woche auf der Insel im Nordatlantik. Ich habe meinen Aufgabe gewissenhaft ausgeführt und einen ausgeklügelten Reiseplan mit An- und Entspannung entwickelt, so dass man nie wieder 0 zu 0 gegen die Isländer spielen muss und wenn doch, man wenigstens so innerlich in sich ruht, dass man nicht vor laufenden Kameras ausrasten muss. Außerdem kann die nächste Reise der DFB-Elf an den Polarkreis auch sehr gut zur Leistungsdiagnostik und zum Teambuilding benutzt werden. Bierhoff lies sich seine Kernkompetenz, das Buchen der Hotels, natürlich nicht nehmen, so dass ich zum Punkt “Unterbringung” nichts sagen kann, aus Kostengründen durften wir nur in Hostels absteigen.

Die Anreise ist unproblematisch. Man landet auf dem internationalen Flughafen Keflavik, 50 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Ich empfehle die Anreise vier Tage vor dem Spiel. In Keflavik selbst gibt es Klub mit ganz guter Anlage, Jogi Löw kann also gleich am Tag der Ankunft noch zu einem Training unter den neuen klimatischen Bedingungen rufen. Nach der Einheit am nächsten Morgen geht es dann ab zu einem Sightseeing Trip zum Vatnajökull, inklusive Gletschersteigen, so dass auch Per Mertesacker merkt, wie klein er im Vergleich zu so einem Gletscher ist.

Konterfeis isländischer Spieler werden vorab in Gletscherspalten gepinselt um schon mal die nötige Spannung aufzubauen. Die Spieler werden in Dreier-Gruppen in beliebigen Gletscherspalten ausgesetzt. Wer zuerst auf Islands höchstem Berg, dem Hvannadalshnúkur ist und diesen unfallfrei aussprechen kann, darf die ganze Reise neben Jogi Löw im Bus vorne sitzen.

Zur Entspannung geht es danach noch zum Jökulsárlón, wo schon mehrere James Bond Filme gedreht wurden. Michi Ballack gibt Colonel Tan-Sun Moon und lässt sich von allen Spielern unter 25 mit einem Wasser-Scooter verfolgen. Wer ihn fängt, darf am nächsten Morgen das Frühstückstraining ausfallen lassen.

Nach der Konditionseinheit am nächsten Morgen (mit dem Fahrrad 100 Kilometer bei Gegenwind von Skaftafell nach Vik durch die Lavafelder) darf am Nachmittag dann ausgespannt werden. Angeboten wird aber auch ein Ausflug zu einem der über 60 Golfplätze im Land. Abends wird dann am schwarzen Strand von Vik die Taktik in den Sand gemalt und in der Mitternachtssonne trainiert.

Am nächsten Morgen – ein Tag vor dem Spiel – wird dann der Adrenalinpegel langsam hochgefahren. Nach dem Frühstück wird an jeden Spieler ein Toyota Yaris verteilt, Punkt 10:00 Uhr geht es dann damit auf die 25 Kilometer lange Schotterpiste F208 nach Landmannalaugar. Das erlaubt der örtliche Autovermieter zwar nicht, macht aber eine Menge Spaß und lohnt sich durchaus.

Auf breiteren Strecken ist Platz für spannende Kopf-an-Kopf-Rennen. Unterbödenschäden müssen allerdings selbst bezahlt werden.

Um die Mannschaft auf das Spiel am nächsten Tag einzustimmen, werden Startelfplätze für die ersten Elf in der heißen Quelle versprochen. Badesachen müssen vorher angelegt werden.

Wenn die deutsche Mannschaft deswegen Gefahr läuft, ohne Tormann aufzulaufen, muss Jogi Löw aus disziplinarischen Gründen am nächsten Tag halt trotzdem eine ganz andere Elf aufstellen. Die Mannschaft sollte nun topfit sein und kann beruhigt in die Partie gegen die Isländer gehen. Mitreisende Journalisten werden während des geheimen Abschlusstrainings auf DFB-Kosten und unter dem Vorwand, dass auch Netzer und Delling sich mal für Natur interessieren sollten auf eine Whale-Watching-Tour geschickt.

Die Chance ist sehr hoch, dass Netzer und Delling dann noch weit über Spielende hinaus reihernd und mit flauem Magen (Man reiche in der Halbzeitpause Trockenfisch und Lakritzeis) nicht in der Lage sein werden, substanzielle Kritik an Teamchef oder der Mannschaft zu üben.

Die Mannschaft kann deswegen ganz in Ruhe die Reise in der Blauen Lagune, nahe des internationalen Flughafens abschließen, hoffentlich 3 Punkte und wichtige Hinweise in Bezug auf Teamfähigkeit und Fitnesszustand mitnehmen.

Ich bitte den DFB, mich diese Ausarbeitungen, noch einmal im Winter überprüfen zu dürfen. Man weiß ja schließlich nicht, was der Terminplan der FIFA demnächst wieder auswürfelt, denke aber schon hinreichend umfassende Ausarbeitungen für eine erfolgreiche Reise zur Verfügung gestellt zu haben.

PS. Uli und Kalle-Managerfuppis: Ihr braucht gar keine Auktionen mehr zu starten. Am 1. Juli wird der Transfermarkt sowieso wie angekündigt geschlossen.

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