Aktion Libero

Justin Fashanu, Gareth Thomas, Marcus Urban. Schonmal gehört? Nein, kein Wunder. Das sind jetzt nicht die bekanntesten Spitzensportler der Welt. Einer hat sich das Leben genommen, der zweite bekam den Stonewall’s Hero of the Year award für Etwas, was eine ganze Menge Kraft und Nerven kostet, gerade im Rugby. Und der dritte hat seine vielversprechende Fußballkarriere beendet, bevor sie richtig begann, weil der Druck zu groß war.

Fußball ist ein tolles Spiel, Sport an sich eine ganz großartige Sache, mit ganz vielen eigenen Codes, Ritualen, Traditionen. Und leider – obwohl es doch mittlerweile anders sein sollte – auch ein Hort der größten Vorurteile. Ich bin viel zu weit entfernt, von dem Innenleben des Systems Profisport. Ich kann nur erahnen, was für “Spielregeln” in einem Fußballklub gelten, was der vielbeschworene Druck der Medien wirklich bedeutet, was er anrichten oder zerstören kann. Einen Einblick in die Klatsch und Tratsch-Hölle bekommt man, wenn man sich Google-Referrer anschaut. “XYZ schwul” schickt die Suchenden auch auf diese schicke Webseite, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, hier keine abenteuerlichen und boulevardesken Theorien abzufeiern.

Was bleibt, wenn man sich das in den Statistiken ansieht, wenn man Bierhoff, Daum oder andere komisches Zeug quatschen hört, ist auf eine gewisse Art und Weise Fassungslosigkeit. Und man sollte sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass das kein folkloristisches und niedliches Gerede ist, sondern etwas, was 2011 gesellschaftlich geächtet werden sollte. Nämlich die weit verbreitete Homophobie im Sport, gerade in den sogenannten “Männersportarten”, die dafür sorgt, dass das Outing eines aktiven Fußballers in der Bundesliga etwas ganz und gar Unvorstellbares scheint.

Mir ist das auch nicht immer präsent, und auch deswegen, um sich das mal wieder richtig ins Bewusstsein zu rufen, ist das, was einige Leute hier auf die Beine gestellt haben, was ganz Großartiges. Ein Statement, nicht mehr und nicht weniger. Und vielleicht ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einer Normalität, die es anderen Bereichen der Gesellschaft längst gibt.

Justin Fanashu war der erste Fußballer, der öffentlich bekannte, dass er homosexuell ist. Gareth Thomas war der Kapitän der walisischen Nationalmannschaft und sagte bei seinem Outing die weisen Worte: “I don’t want to be known as a gay rugby player. I am a rugby player, first and foremost I am a man” und Marcus Urban war ein hoffnungsvoller Nachwuchsspieler und studierte dann doch lieber Stadt- und Regionalplanung, anstatt sich im System Profifußball verstecken zu müssen. Heute betreut er das Expertennetzwerk “Fußball gegen Homophonie”.

Einige Menschen haben das in die Hand genommen, viele machen mit. Schön wäre es, wenn es etwas bewirkt. Das Folgende steht heute in vielen Sportblogs. Angereichert mit einer Menge eigener Gedanken. Mit viel Wissen und Kompetenz. Geht auf www.aktion-libero.de und schaut es Euch an. Lest Euch die Artikel der Anderen zum Thema durch. Das sind die Coolen, nicht die Stammtischparolendummschwätzer.

——————–

Ein Spiel dauert neunzig Minuten. Zumindest im besten Fall, für schwule Profifußballer dauert das Versteckspiel ein Leben lang: Keiner wagt es, seine Homosexualität offen zu leben. So schön Fußball auch ist – Ressentiments halten sich in seinem Umfeld hartnäckig.

Ein unerträglicher Zustand! Ob jemand schwul  ist, oder rund, oder grün, das darf keine Rolle spielen. Wir alle sollten ein bisschen besser aufpassen – auf unsere Worte, unser Denken, unsere Taten: Die Freiheit jedes Einzelnen ist immer auch die eigene Freiheit.

Wir schreiben in unseren Blogs über Sport, und unsere Haltung ist eindeutig: Wir sind gegen Homophobie. Auch im Fußball.

Ein Kommentar

  1. Pingback: Aktion Libero: Schwul, rund, grün – oder: Sportblogs und Magazine gegen Homophobie im Fußball » Pottblog

One Response to “Aktion Libero”

Kommentieren

XHTML: You can use these tags: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>