Mein Kind ist jetzt ein Jahr alt und entwickelt sich unter taktischen Aspekten mehr als zufriedenstellend. Zeigte es im ersten Lebensjahr noch Anzeichen von gewissem Phlegma und Lustlosigkeit – nicht ungewöhnlich in so einem frühen Stadium der Entwicklung, da spielen halt noch andere Dinge außer Fußball eine Rolle – kann ich nun voller Stolz sagen, dass ich denke, dass hier eine Idealbesetzung für die wichtige Position des 6ers heranwächst.
Das junge Talent hat schon jetzt die besonderen Erfordernisse dieser Position erkannt und trainiert fleißig. Bedingunglos wird alles umgeräumt was sich ihm in den Weg stellt. Dabei schreckt das Kind auch vor vermeintlich übermächtigen Gegnern nicht zurück und kann somit seine doch noch ausbaufähige körperliche Statur mühelos ausgleichen. Der modernen Trainingslehre entsprechend üben wir auch nicht nur mit dem Ball sondern mit allerhand für die Luft- und Raumfahrttechnik entwickelten Gegensänden. Hat es das Kind einmal geschafft in den Besitz eines dieser Objekte zu kommen, wird es unter keinen Umständen an den Gegenspieler hergegeben. Da hätte nicht einmal Mark van Bommel eine Chance. Mit großer Wucht werden Zweikämpfe geführt. Um ein Zeichen zu setzen, werden dosiert aber wirkungsvoll auch halblegale Mittel wie Haareziehen oder Kopfstöße eingesetzt.
Das Kind hat außerdem bemerkenswerte kommunikative Fähigkeiten entwickelt – kein Vergleich mehr zum Beginn des Trainings als nur ein zartes Stimmchen zu vernehmen war. Bei Bedarf wird lautstark artikuliert, Mitspieler werden angewiesen, was sie zu tun haben, Gegenspieler werden vehement eingeschüchtert. Der große Vorteil für den späteren Einsatz in multikulturellen Söldnertruppen der Bundesliga ist außerdem, dass das Kind die internationale Fußballersprache beherrscht, ausgewiesene Deutschkenntnisse sind für das Verständnis nicht erforderlich.
Wenn in der weiteren Entwicklung noch die Fähigkeiten zur Spieleröffnung gefördert werden, dabei aber die läuferische Stärke und das zerstörerische Element nicht verloren gehen, kann das Kind durchaus eine wichtige Rolle bei der Neugestaltung der Position des 6ers spielen. Noch dazu, weil es noch hungrig auf Erfolge ist und man ihm den Spaß am Spiel ohne Blick auf das Geld ansieht. Wichtig bei dieser Entwicklung ist aber, dass eine autoritäre Hand des Trainers hier eher kontraproduktiv wird. Das Kind zeigt zwar selten Angst, braucht aber natürlich viel Zustimmung und gewisse Freiheiten bei der Wahl des jeweiligen Trainingsprogrammes. Auch die Wettkampfhärte muss natürlich noch erworben werden. Dazu braucht es einfach viele Spiele. Nach den Trainingsleistungen sehe ich aber den ersten Einsätzen in den regionalen Meisterschaften sehr freudig entgegen.
2 Kommentare
2 Responses to “Mein Kind, der moderne 6er”
Gratulation dem Kind!!!
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