Im Modus Weihnachtsfeier
Wir machen eine Weihnachtsfeier im gemütlich, kleinen CasinOtopia. Mit Livemusik, Maniac-Mansion-Referenzen, billigen Effekten und Sportbezug. Freitag, 9.12.2016, 21 Uhr. Und nach dem Konzert spiele ich DJ und belästige das Volk mit 20 Jahre alten Indiehits. Kommt vorbei, das wird mindestens so lustig wie die FC Bayern Weihnachtsfeier 1999.
Casino (Kaputt?)
Solange ich mich erinnern kann, war das Casino ein baufälliger Schuppen auf dem Campus Pappelallee. Dorthin zog nach der Wende und dem Abzug der Sowjetarmee die neugegründete FH Potsdam. Viel gab es damals dort nicht. Zwei Häuser, viel kontaminiertes Gelände, Schrott, ein paar Hallen und eben dieses ehemalige Offizierskasino, was dann erst besetzt und dann als Studentenclub genutzt wurde. 1998 hatten wir dort jugendlich verkopft den ersten Auftritt unserer Kraut-Rock-Band, im morschen Dachgeschoss fanden “Russendiskos” und wodkaselige Abende für uns Nachwuchsboheme statt, das Ding war eine einigermaßen etablierte Konzertlocation im wilden Nachwende-Potsdam.
Irgendwann verlor ich das Casino aus den Augen – der Zahn der Zeit nagte weiter, gefühlt war immer irgendetwas kaputt, gesperrt oder zu. Und so eine komplette studentische Selbstverwaltung hat natürlich auch Nachteile. So gegen 2010 kam dann wieder Leben in den Laden. Auch wenn eigentlich das ganze Gebäude baupolizeilich oder aus Brandschutzgründen gesperrt war. Der ehemalige Konzertraum wurde zur Lagerhalle, zu den Klos durfte man nicht offiziell und wenn dann nur außen um das Haus herum, es durften nur noch Veranstaltungen mit maximal 200 Leuten stattfinden, etc. Trotzdem hielt die Casino AG den Laden lebendig, baute einen Tresen, veranstaltete Konzerte, Partys, usw.
Ringsherum wuchs ein neuer Stadtteil, ein neuer Campus, es entstanden hübsche neue Unigebäude, man konnte auch ganz unversifft in Regelstudienzeit seinen Bachelor machen und immer mal seltsam auf diese einzige verbliebene Ruine glotzen. Soziokulturkino.
Tja, jetzt ist das Ding seit Anfang des Jahres zu und wird saniert. Die letzte Party im “alten” Casino war im Dezember 2015 und wir haben dem Schuppen und den Menschen dort zum Ende ein Liebeslied geschrieben, einen wunderbaren Abend da gehabt und jetzt das Videomaterial mal zusammengeschnitten.
Zwischenzeitlich gibt es das CasinOtopia und das bzw. die Herangehensweise an das Ganze lässt ein bisschen hoffen, dass das Casino das alles “überlebt”. Sanierung kann man ja machen, aber das Risiko, dass währenddessen die Aura wegsaniert wird, ist doch relativ hoch. Den einstmals besten Klub der Stadt, das Waschhaus, hat es durch genau so eine Aktion hinweggerafft und er vegetiert heute künstlerisch bedeutungslos vor sich hin. (Na gut, so langsam rappelt sich der Laden wieder.)
Ich hoffe sehr stark, dass dem Casino das erspart bleibt.
Elternzeit (1/6)
Einer von sechs Monaten ist um. Der Spielbericht:
Als Vater mit ein bis zwei Kindern, davon eins sichtbar noch ein Baby, bekommst Du Fame auf der Street. Bevorzugt von in rentnerbeige gekleideten Touristengruppen. (“Meiner hätte das nicht gemacht”). Als Mutter, die mit einem 8 Monate alten Baby arbeiten geht, bekommst Du komische Sprüche (“Was? Du gehst schon wieder arbeiten?”)
Für die Bearbeitung der drölfzig Anträge (Rechtsanspruch, Krankenkasse, Elterngeld) bräuchte ich eine studentische Hilfskraft. Paradoxerweise haben alle Institutionen digital meine Daten, ich aber nicht. Ich sammele Papiere, fotografiere sie mit dem Handy ab, drucke sie aus, tüte sie ein und schicke sie woanders hin, wo sie wieder digitalisiert werden. Geschäftsidee (Ich weiß, unrealistisch): Ich hätte gerne, dass nach Antrag, die Daten elektronisch wieder bei mir landen. Um dann beim nächsten Mal, wenn irgendeine Institution den Elterngeldbescheid haben möchte, einfach auf einen Knopf klicken und den Stellen zusenden kann.
Apropos Elterngeld: Als freiwillig Krankenversicherter aber unverheirateter Mensch haste ‘nen Problem. Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau. Damals(tm) gab es gar kein Elterngeld, wenn man freiwillig krankenversichert ist, hat man vorher nicht schlecht verdient, aber: Dieser Quatsch kostet mich jetzt für sechs Monate 1.000 Euro. Weil ich nicht familienversichert sein darf und im Gegensatz zu Menschen, die vorher pflichtversichert waren nicht beitragsfrei versichert bin. Weil es überhaupt keine Rolle spielt, dass ich in diesem Jahr, wegen voller Elternzeit, überhaupt nicht die Jahressumme für die freiwillige Krankenversicherung erreiche. Das riecht a) nach massiver Benachteiligung Unverheirateter und b) nach einem handwerklichen Fehler des Elterngeldgesetztes. Ich gehe dann mal einen Brief an meine Bundestagsabgeordneten schreiben.
Meine interne Spielregel ist: Wenn ich weniger als sechs Stunden schlafe, mach ich mit Kind 2 Mittagsschlaf. Das klappt ganz gut (also fast immer) Problem ist nur, wenn Kind 2 schlechte Laune oder einen Entwicklungsschub hat und Mittags nicht schläft.
Pürieren habe ich jetzt drauf
Kind 1 ist jetzt in der dritten Klasse und die Beschaffung der Materialien für das neue Schuljahr nervt. Nein, es reicht nicht, wenn das Heft liniert ist, es muss die Lineatur Oxford 6f sein, manchmal auch 6e oder d. Dazu bitte einen 500er Packen Kopierpapier und Bastelknete. Fünf Läden und 200 Euro später fehlen dann noch genau 2 Holzklammern und neongelbgrüner Umschlag. Dann noch in zweistündiger Pusselarbeit alles fein beschriften. Und dann rennt das Kind am ersten Schultag mit einem 15 Kilo Rollkoffer in die Schule.
Kind 2 toleriert beim Essen (Füttern) bestimmte Podcasts, frühkindliche Prägung durch Drei90 und die SofaQuarterbacks. Ich sehe eine sportliche Zukunft. Wenn das Kind in der Manduca schläft, toleriert es Fernsehkonsum auf dem Telefon oder iPad, solange man dabei nicht stehenbleibt. (Wenn es wach ist, will es mitgucken) Ich bin also gerade sehr für Highlightvideos von Sportereignissen zu haben, längere Übertragungen hingegen sind derzeit schwierig.
Wir überlegen, wie wir Kind 2 dazu bringen, nicht “schon” um halb 7 aufzustehen, weil im Urlaub auch um 8 geklappt hat. (Wir haben so tolle Kinder. Schlafen ist Lebensqualität)
Dieser August/September war für den Start der Elternzeit optimal, Spätsommer wie gemalt, kein quengelndes Einpacken, zack Kind geschnappt, zum Markt oder eine Runde spazieren. Ein Traum.
Mein Bedürfnis nach typischen Unternehmungen mit Babys (Krabbelgruppe, trallala) ist noch nicht besonders ausgeprägt, was hauptsächlich an anderen Eltern liegt. Aber das ändert sich vielleicht, wenn das Wetter schlechter wird und wir uns hier langweilen. Eine Frage an andere Eltern hätte ich aber doch. Die traue ich mich aber nicht in den Gruppen zu stellen.
Ich frage mich, ob ich mit dem Kind wie Helge Schneider spreche, singe kommuniziere, weil ich Helge Schneider mag oder ob das alle Eltern so machen und Helge Schneider das nur auf die Bühne gebracht hat.
Babelsberg Nord
Goetheplatz und weiter Richtung Norden. Eine ganz spezielle Atmosphäre. Gerade an solchen sonnigen Spätsommertagen, wie diese Woche, ein Traum. Wenig Menschen, es wird sich gegrüßt auf der Straße, ruhig, aber noch nicht ganz spießig. Drei/vier Jahre habe ich da gewohnt, ich habe mich immer sehr wohl gefühlt.
Schopenhauerstraße 27
Jahrelang Spielstätte des Potsdamer Kabaretts, dann Heimstätte diverser Etablissements/Rumsdiskos mit so schillernden Namen wie “Nachtleben”. Ich war dort noch nie drin, obwohl wir ungefähr 15 Jahre lang direkt nebenan geprobt haben. Zuletzt eine “Eventlocation” und jetzt dann wohl endgültig runtergerockt.
Stadtkanal und Nikolaisaalfest
Das Straßenfest zur Eröffnung des Nikolaisaals war eigentlich immer ein schöner Start in das neue Schuljahr, ein Hauch von Mittelmeer wehte durch die Wilhelm-Staab-Straße. Dieses Jahr fremdelte ich ein wenig mit der Veranstaltung. Wer viele Sitzplätze aufbaut, muss damit rechnen, dass viele Leute sitzen. Ich verstehe auch das Konzept, eine Band spielt 30 Minuten, macht eine halbe Stunde Pause, dann spielt dieselbe Band spielt wieder 30 Minuten, nicht.
Aber egal, typischer für diese possierliche Provinzhauptstadt, war die Posse um das Mitternachtsbaden im Stadtkanal. Das Ding, welches ich ja gerne als Eisbahn sähe, führt bekanntlich mittlerweile nur noch einmal im Jahr Wasser, am Wochenende des Kanalsprints. Schönstes, klares, deutsches Trinkwasser. Insofern liegen Flashmob-Ideen wie “Lass uns doch da eine Runde baden gehen” nahe. Das läuft jetzt schon seit ein paar Jahren, allein dieses Jahr hat “jemand” den Aufruf bei Facebook entdeckt und schritt ein. (Facebook ist also eigentlich schuld.) Dann wurde sich echauffiert (Wie kann man nur !11!), gedroht und mit Paragraphen geschmissen. Und irgendein Praktikant musste ein Verbotsschild laminieren, weil der Kanal kein öffentliches Straßenland nach Paragraph Dings ist.
Ein besseres Zeichen dafür, wie gut es uns geht, egal, was Populisten oder Verschwörungstheoretiker gerade im Internet oder Wahlkampf erzählen, kann es eigentlich nicht geben. Da beschäftigen sich ernsthaft Menschen in ihrer Arbeitszeit mit, suchen nach Paragraphen, drohen anderen Menschen und verbreiten einen Stress, als ob es um die Entwicklung einer neuen Raumstation geht. Aber klar: Dakönntejajederkommen. Hausrecht. Aber ich habe den Kanal doch gemietet. (Übersetzungsservice für Lokalpolitiker: So etwas ist übrigens u.a. gemeint, wenn Jugendliche oder soziokulturell engagierte Menschen von Freiräumen sprechen) Nächstes Jahr wird sicherlich der alljährliche Seifenblasenflashmob auf dem Platz der Einheit in das Fadenkreuz der Verwaltung/Straßenverkehrsbehörde/etc geraten, weil dieses Stück kein öffentlich gewidmetes Seifenblasenabspielland ist und überhaupt.
Im Sinne der Ruhe und Ordnung gab es jetzt also ein langweiliges Sitz-Straßenfest und keinen Flashmob. Chance vertan. Hätte eine schöne generationsübergreifende und verbindende Nacht werden können.
Helmholtzgymnasium
Man versucht ja seit einiger Zeit mein altes Gymnasium zu sanieren. Das klappt nur so mittel und deswegen ist das derzeit noch eine schöne Baustelle/Brache. Das bisschen DDT im Dach hat uns auch nix geschadet. Aber sollen sie es ruhig ganz machen, solange die Fassade so bleibt, wie sie ist. (Ob Sylke und Arne noch zusammen sind?)
Hach, die viel zu kleine Schulturnhalle (im Bild rechts). Viel Lebenszeit dort verbracht. Beim 4 gegen 4 Basketball.
#Urlaub #Elternzeit
Dieses Jahr ist alles anders. Erste Flugreise zu viert, erster Wohnungstausch (Die Wohnung sah noch nie so ordentlich aus. Mitlesende Einbrecher: Keine Chance, hier wohnt die nächsten drei Wochen eine sechsköpfige isländische Familie. Dass mit denen nicht zu spaßen ist, wisst ihr seit der EM) Und gleichzeitig beginnt meine siebenmonatige Elternzeit. Wird das dann wieder ein ernstzunehmendes Sportblog? Oder ein Drogeriesonderangeboteratgeber?
Ab morgen auf jeden Fall erst einmal ein Reiseblog. #Island