Diese Reformpädagogin hatte selbst einen unstillbaren Wissensdurst und gab diesen gerne an ihre Zöglinge weiter. Mit finanzieller Unterstützung ihres Bruders kauft sie eine Villa in Caputh und eröffnet am 1. Mai 1931 ihr jüdisches Landschulheim Caputh. Hier wird großen Wert auf die schöngeistige Bildung und eine bewusste jüdische Haltung gelegt. Während des Pogroms am 9. November 1938 wird das Landschulheim überfallen und alle Bewohner:innen aufgefordert das Haus zu verlassen. Diese Frau stellt sich dem Überfall mutig entgegen, erstattet Anzeige und verlangt mehr Zeit, um sich um die traumatisierten Kinder zu kümmern.
Nach der Zerschlagung des Landschulheims arbeitet sie bei jüdischen Hilfsorganisationen in Berlin und hilft dabei, jüdische Kinder ins rettende Ausland zu verschicken. Sie begleitet selbst Kindertransporte nach England, nutzt aber nicht die Gelegenheit zur Flucht, sondern kehrt nach Deutschland zurück, um ihrer humanitären Verpflichtung nachzukommen. Selbst Albert Einstein kann sie nicht zur Emigration überreden.
1943 wird sie nach Auschwitz deportiert. Eine ihrer ehemaligen Schülerinnen aus Caputh entdeckt den Namen ihrer Lehrerin auf der Liste für die Gaskammer und begibt sich unter Lebensgefahr zu ihr für ein letztes Gespräch. Sie findet eine entkräftete und halbbewusstlose Frau. Es ist der letzte überlieferte Moment eines zu kurzen Lebens. Die Schülerin überlebt das Lager als Mitglied des Mädchenorchesters. Der genaue Zeitpunkt und die Umstände des Todes der Lehrerin bleiben ungeklärt. Sie gilt als „in Auschwitz verschollen“.