Was wäre eine Schnitzeljagd zu Frauen in Potsdam ohne eine Königin? Diese hier war noch als Jugendliche kindlich unbefangen und verspielt und damals schon für ihren Anmut und Liebreiz bekannt. Sie heiratet einen Prinzen, der König wird, gebärt ihm einen König, einen Kaiser, eine Zarin und noch sieben weitere Kinder, bevor sie nach 17 Jahren Ehe mit nur 34 Jahren stirbt. Schon zu ihren Lebzeiten wurde sie fast kultisch verehrt, nun blieb sie den Menschen dauerhaft als jung, schön und herzensgut in Erinnerung. Im Volk ist sie beliebt, weil sie die starren Höflichkeiten oft außen vorlässt und sich lieber bürgernah gibt.
Nachdem Napoleon Preußen 1807 besiegt, reist sie zu den Verhandlungen nach Tiflis, um ihn um Gnade für ihr Land zu bitten. Sie hat wenig Erfolg, aber diese Begegnung im silberdurchwirkten weißen Kleid trägt zu ihrer Legendenbildung bei, die noch Generationen nach ihrem Tod 1810 anhält. Auf Anordnung der Schulbehörde fällt an ihrem 100. Geburtstag an allen Mädchenschulen der Unterricht aus, stattdessen hören die Schülerinnen einen Vortrag über „das Lebensbild der erlauchten Frau, welche in den Zeiten des tiefsten Leidens so opferfreudig an der Erhebung des Volkes mitgearbeitet und allen kommenden Geschlechtern ein hohes Beispiel gegeben hat.“
Erst nach dem zweiten Weltkrieg verblasst ihr Ansehen und heute wissen die meisten Menschen nicht mehr, warum dieser Ort in Potsdam so heißt, wie er heißt. Dazu kommt, dass es ein paar Menschen gibt, die dafür sorgen wollen, dass an dieser Stelle bald nicht mehr ihr Name, sondern das Datum der größten Wendedemonstration Potsdams auf dem Straßenschild steht. Das wäre zwar ein Frauenname weniger, aber Königinnen und Prinzessinnen haben wir eigentlich auch genug.