(1:32 Uhr, alles fertig gebastelt, alles verpackt, der Baum steht, geschmückt wird morgens mit Gebrüll)
Heutzutage schenkt man ja leider keine Mixtapes mehr. Wer hat überhaupt noch einen angeschlossenen CD-Player? Mixtapes gleich auf hippes Vinyl pressen ist noch ein bisschen aufwändig. Und einen Download-Link verpacken ist auch irgendwie nicht soooo persönlich. Naja. Musste ich dran denken, weil wir mit “Im Modus” dieses Jahr etwas zum Kraftfuttermischwerk Adventskalender beisteuern durften. (Über das “junges Talent” reden wir nochmal.) Das hat schon verdammt viel Spaß gemacht, die eigenen Sachen mit halb Island und der Welt zu kreuzen. Auch wenn zum Verschenken derzeit das richtige Medium fehlt, das müsste man eigentlich öfter tun.
Ihr könnt es Euch aber immerhin hier anhören (Und mir erklären, warum das kein Welthit wurde). Oder das Internet bis 2018 einfach auslassen.
Macht Euch eine schöne Zeit. Seid lieb zueinander und hört Musik.
In Russland wird die WM ausgelost, Deutschland hat weiterhin keine neue Regierung, die ganze Potsdamer Innenstadt leidet unter dem Kack-Weihnachtsmarkt. Für die kleinen Freuden des Alltags sorgt (hoffentlich) der “Im Modus“-Adventskalender mit 24 Perlen der Popkultur bzw. Sinnlosigkeit. Auf Youtube. Jeden Tag. Macht Euch eine schöne Adventszeit.
In den letzten Jahren war ich wieder häufiger auf der Insel Rügen. Und immer wenn ich Richtung Kap Arkona fahre, suche ich auf der Schaabe, genau 3 Kilometer hinter dem Ortsausgangsschild Glowe, eine kleine Einfahrt. Es muss sowohl nach links gehen, Richtung Bodden, als auch nach rechts zur Ostsee.
Dort rechts, nach einem Kilometer Rumpelweg durch den Küstenwald, habe ich einen Großteil der Urlaube meiner Kindheit verbracht. Von 1982 bis Anfang der 1990er waren wir eigentlich jedes Jahr mindestens einmal dort.
Nicht auf dem etwas bekannteren Zeltplatz, über den Antje Ravic-Strubel einen schönen Text in der Welt geschrieben hat: Wir verbrachten die Ferien in einem „Quartier” des Zentralinstituts der Physik der Erde (ZIPE). Der Kern der Anlage war ein ausrangierter Messturm. Direkt daneben hatte man ein paar Bungalows gebaut, einen Campingwagen hingestellt und einige Bauwagen irgendwie in „Ferienwohnungen” verwandelt. Den systemüblichen Stacheldraht drumherum und fertig.
Blick vom Messturm Richtung Küstenwald. Rechts der Sanitärbungalow.
Wie in der DDR üblich konnte man über die Arbeitsstelle dann dort streng nach Zuteilung seinen Urlaub verbringen. Wir reisten in der Regel im Mai oder im Oktober nach Rügen: in den Anfangsjahren mit Zug und Fahrrad, später dann mit zwei Erwachsenen und drei Kindern klassisch mit einem Trabant (Stufenheck). Es kursieren über diese Autoreisen diverse Legenden: Demnach lag bspw. ein Kind für die komplette Fahrt auf der Hutablage. Selbst mit dieser Sitzverteilung kann ich mir heute, wenn ich manchmal einen Trabant auf der Straße sehe, beim besten Willen nicht vorstellen, wie wir die doch bestimmt mindestens fünfstündige Fahrt aus Potsdam überlebt haben.
Der Messturm. Direkt hinter dem kleinen Tor begann der Strand.
Die Ausstattung war “funktional”. Trinkwasser musste vom Zeltplatz in Glowe geholt werden, es gab in den meisten Unterkünften keine Toiletten, nur einen fragwürdigen Sanitärbungalow. An Duschen konnte sich in meiner Familie niemand erinnern. Geheizt wurde mit russischen Ölradiatoren. Gekocht wurde auf Elektro-Kochplatten. (Wobei ich mich nicht an irgendetwas, was wir dort gegessen haben, erinnern kann. Oder wie das mit dem Waschen und Zähneputzen funktionierte. Das ist wahrscheinlich wie in Filmen. Diese banalen Dinge werden ausgelassen, weil sie die Illusion und die schöne Geschichte zerstören würden.)
In den 1980er war Pfeife Rauchen angesagt. Im Hintergrund die “Zeuthener Bungalows” und ein fremder Trabant. Keine Ahnung, warum die Räder des Pappautos noch zusätzlich mit Pappe geschützt waren.
Direkt nebenan stand ein Grenzturm, von dem gelangweilte Bewacher des antifaschistischen Schutzwalls nachts gerne mal mit dem Suchscheinwerfer den Strand ableuchteten und auch sonst wahrscheinlich eher interessiert den FKK-Strand beobachteten. Was willst Du an dieser Stelle auch bewachen? Selbst die Fähre braucht von Sassnitz vier Stunden nach Schweden. Regelmäßig ballerten MiGs im Tiefflug über das Meer und sorgten dafür, dass ich schon in frühester Kindheit echte Überschallknalle hören konnte. Ab und an machte ein Tanker vor der Schaabe gemütlich sich selbst sauber und wir hatten viele kleine Öl-Kügelchen am Strand. Ölpest für Ossis quasi.
In meiner Erinnerung gab es ein Foto, wo auch noch meine Schwester oben auf uns drauf saß. Aber wahrscheinlich ist das reine Illusion. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, das Bild mit meinen beiden Kindern nachzustellen. Aber da wir nichts hatten im Osten, waren wir wahrscheinlich totale Fliegengewichte und meine Mama sozialistisch vorbildlich durchtrainiert.
Für uns Kinder, und wahrscheinlich auch für die Erwachsenen, war das aber alles egal. Und das ist keine “Früher/in der DDR war alles besser”-Träumerei. (Ich bin schon ganz froh, dass das heute alles etwas komfortabler ist. Und freue mich auch, wenn es in Ferienwohnungen W-Lan, Fußbodenheizung und vielleicht eine Sauna gibt.)
Die hinimprovisierten Unterkünfte hatten klangvolle Namen: Kogge, großer Wohnwagen (sehr begehrt, da gab es echte “Schlafzimmer”), Bungalow (es gab nur einen für uns, die anderen hießen “die Zeuthener” und die gehörten zu einem anderen Betrieb), Bastei, Doppelwohnwagen, oberes und unteres Turmzimmer. Und in allen waren wir mal. Auf Nachfrage konnten sich meine Eltern nicht erinnern uns irgendwie großartig beaufsichtigt zu haben. Wir streunten den ganzen Tag durch die Kiefernwälder, sammelten Dinge und bauten daraus andere Dinge, spielten am Strand oder buddelten unter den Wohnwagen und Bungalows. Wahrscheinlich ist der Dreck unter meinen Fingernägeln immer noch zu einem gewissen Prozentsatz Ostseesand von damals.
Doppelwohnwagen, hier machten zwei Familien zeitgleich Urlaub. Im Hintergrund die “Kogge”. Mein Bruder trägt einen Old-School-Alu-Hut, ich einen Anorak, mit dem man heute mit 100% Wahrscheinlichkeit ins Berghain kommen würde. Und wir sehen so aus, als ob wir sehr wichtige Dinge tun.
K1 ist mit knapp 10 ja in der Phase, wo alle Urlaube latent “laaangweilig” sind. Wir haben uns, den Berichten unserer Eltern zufolge, angeblich dort nie gelangweilt. Es waren allerdings auch immer andere Kinder anwesend. Und Sachen wie auf Papas Schoß den einen Kilometer Waldweg selbst Autofahren, ein Fischernetz finden und in einer ebenfalls angeschwemmten blauen Plastetonne per Post nach Hause schicken und es dort als Hängematte zu verwenden, sind selbst aus heutiger Sicht vom Coolnessfaktor relativ weit oben, würde ich sagen.
Plattencovermotiv #1
Damals gab es auch noch für Touristen wie uns am Strand auffindbare Bernsteine, sodass wir sogar freiwillig längere Strandspaziergänge unternahmen, um unsere Schätze in den Streichholzschachteln aufzufüllen. So etwas kompensiert die Abwesenheit jeglicher Unterhaltungselektronik natürlich. (Ausnahme im Mai: die Radioübertragungen der Friedensfahrt, nur echt mit Fanfare. Seitdem bin ich auch Fan von Dschamolidin Abduschaparow. Ja, er hat den DDR-Recken wie Olaf Ludwig den ein oder anderen Sieg geklaut, hatte eine rüpelhafte Fahrweise und war – wie wahrscheinlich alle Radsportler – bis oben zu mit Medikamenten. Aber dieser Name …)
Plattencovermotiv #2
Mit Fahrrädern sind wir bis Kap Arkona gefahren oder haben spukige Ruinen von Herrenhäuser hinter Juliusruh erkundet und in den Maisfeldern gespielt. Ich hatte irgendwann einen mechanischen Kilometerzähler (nicht zu verwechseln mit einem Tachometer, unerreichbar damals) und habe die Wege statistisch erkundet und Kilometer gesammelt. Und manchmal haben wir in der “Ostseeperle” in Glowe Eis gegessen. Die Camper auf dem Zeltplatz haben wir belächelt, wir hatten es schließlich viel besser. Viel gemütlicher, individueller, privater und wilder.
Erstaunlich wie oft auf den wenigen Bildern – Schwarz-Weiß-Filme, selbst entwickelt – Zäune und Stacheldraht zu sehen ist.
Bis Anfang der 1990er war das unser Abenteuerspielplatz, dann wurde die Welt größer, es gab viel zu entdecken. 1995 oder 1996 war ich noch einmal auf einer Radtour dort. Der Nachwendekater hatte voll zugeschlagen. Die Bauwagen waren teilweise schon weg, der Turm von Vandalismus gezeichnet. Türen hingen in den Angeln, Hakenkreuze waren an die Reste der Bungalows geschmiert. Der Grenzturm war so demoliert, dass wir uns nicht einmal rein trauten. Dabei war es das, was wir die ganze Zeit eigentlich immer wollten, das große Geheimnis lüften, wie die Welt von diesem verbotenen Turm aus eigentlich aussieht, wie das funktioniert mit dem Suchscheinwerfer und dem Alarm. Damals konnte man noch bedenkenlos auf Rügen wild zelten und eigentlich wollte ich genau dort noch einmal übernachten. Wir sind dann aber lieber noch ein paar Kilometer weiter gefahren, weil wir nicht irgendwelchen Dorfnazis bei einem nächtlichem Saufgelage begegnen wollten.
Mittlerweile ist von dem Ferienquartier nichts mehr übrig, die Natur holt sich ihr Land zurück. „So entschwindet die Vergangenheit in der Unschärfe“, sagte mein Papa, als wir in alten Online-Karten oder bei Google-Maps in der Historie nach dem Ort oder den Überresten suchten.
Und selbst das allwissende Internet findet weder zu unserem „Objekt” noch zu dem seltsamen Grenzturm irgendetwas. Aber immer wenn ich über das Kopfsteinpflaster in Sagard Richtung Wittow fahre, kommen die Erinnerungen wieder. Und der Name “Glowe” hat in unserer Familie auch nach den vielen Jahren und dem heutigen, relativ banalen Ostseeort so gar nicht entsprechend, einen sehr abenteuerlichen, vertrauten und fast heimatlichen Klang.
Und meine Abneigung gegen Hotels und Ferienparks ist genauso wie die Vorliebe für Ferienwohnungen und Urlaube möglichst ohne die geringsten Anzeichen von Massentourismus wahrscheinlich genau hier entstanden.
Am 29. Oktober gab es den offiziellen Baustart für den Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche. Mit Festgottesdienst, Ehrengästen, Gottes bzw. Günters Segen und allem Schnick und Schnack. Und laut PNN.de ungefähr 75 Gegendemonstranten, Buttersäure und Trillerpfeifen.
Neben der allgemeinen Debatte über die Sinnhaftigkeit des Wiederaufbaus der – wohlwollend formuliert – mit einer zweifelhaften Geschichte behafteten Soldatenkirche gibt es mittlerweile noch eine andere Konfliktlinie. Neben der geplanten Kirche steht das “Rechenzentrum“, ein altes DDR-Gebäude, was sich die Künstler der Stadt als Kreativhaus erstritten haben und was mittlerweile als Erfolgsmodell gilt. Die Nutzung ist derzeit bis August 2018 befristet. Das Ding steht auf dem Baufeld der Kirche und müsste spätestens bei dem mehr als vagen Wiederaufbau des Kirchenschiffs endgültig abgerissen werden. Es gibt einen breiten politischen Konsens, die Nutzung auf jeden Fall bis 2023 zu verlängern, die Stadt stellte dafür bereits eine halbe Million bereit, die die Mehrkosten beim Bau decken soll.
Baufeld Garnisonkirche und Rechenzentrum noch ohne Künstler im Juli 2013
Soweit, so gut oder schlecht. Nach dem “Stören” des Fests eskaliert die Situation in typisch Potsdamer Manier. Nach diesem Artikel vom 6.11.17 bin ich noch mehr als vorher geneigt, all die Reden vom Versöhnungszentrum für Blödsinn und die Beteiligten auf Seiten der Stiftung für kleingeistige Vollpfosten zu halten. Außerdem macht mich das stinkwütend.
Zusammengefasst: Die Stiftung Garnisonkirche ist aufgrund der Störungen beleidigt. Und möchte jetzt nicht mehr über eine Verlängerung des Vertrags über die Nutzung des Rechenzentrums reden. Sie ist in dieser Machtposition, weil ein Teil des Rechenzentrums auf dem Gelände der Stiftung steht. (Dieses Gelände bekamen die Wiederaufbauer übrigens von der Stadt geschenkt, so viel zum Thema “komplett privat finanziert und organisiert”)
Im Detail:
“Unter derartigen Vorzeichen über Verlängerungen von bestehenden Vertragsverhältnissen nachdenken zu sollen, ist eine falsche Erwartungshaltung“, sagte der Kommunikationsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, Wieland Eschenburg. „Unsere ausgestreckte Hand der Versöhnung wurde weggebrüllt.“
Wieland Eschenburg ist ein gewiefter Rhetoriker, das liest sich so weg, klingt in sich schlüssig, ist aber bei genauem Hinsehen eine niederträchtige Frechheit. Erstens setzt er hier die Leute, die ihn störten mit dem kompletten Kreativhaus gleich. Kollektivstrafe ftw. Dann spricht er von “Erwartungshaltung”, was offenbart, dass es sich hier mitnichten um eine versöhnende Nachbarschaft sondern um ein psychologisch bitte zu untersuchendes Selbstverständnis vom mächtigen Kirchenpapi und dem quengeligen Kind, was “Bitte, bitte” rufen muss und abends pünktlich das Licht ausmachen soll, handelt. Der Satz “Unsere ausgestreckte Hand der Versöhnung wurde weggebrüllt” macht mich fassungslos. Da das als wörtliches Zitat gekennzeichnet ist, gehe ich davon aus, dass das genauso gesagt wurde. Und es bedeutet nichts anderes, als dass diese “Versöhnung” von der immer alle sprechen, kein im Wortsinne “Beilegen und Vereinen” ist. Vielmehr möchte scheinbar Herr Eschenburg bestimmen, wer sich hier mit wem unter welchen Bedingungen “versöhnt”. Brillant. Mit dieser Rhetorik kannste auch die christlichen Kreuzzüge oder sämtlichen Fundamentalismus dieser Welt als “Versöhnungszentrum” verkaufen. (“Wir wollten uns ja mit diesen Ungläubigen versöhnen, aber die haben uns einfach niedergebrüllt und nicht zugehört, da mussten wir …”)
Ein weiteres Detail: Die Stiftung hatte den Zutritt zum Gelände während des Gottesdienstes nicht reglementiert, dann aber nach Störungen die Polizei gerufen und Platzverweise ausgesprochen. Natürlich kann ich das niemanden nachweisen, aber das Ganze riecht schon etwas fischig. Gegen das Argument “wir sind offen für alle” kann ich nicht viel sagen, aber wie gesagt, das ist das umstrittenste Wiederaufbauprojekt des Landes. Da erst alle reinzulassen und danach zu rufen “Die haben uns gestört” sieht auch ein wenig so aus, als ob man das bewusst einkalkuliert hat um danach mit diesem Spin die Debatte in die gewünschte Richtung zu lenken. Ermittelt wird jetzt wegen “Störung der Religionsausübung” und “Hausfriedensbruch”, weil man Altbischof Huber “Schande” und “Heuchler” entgegengerufen hat und Trillerpfeifen benutzt wurden. Meines Wissens wurde noch niemand verurteilt, aber halten wir uns nicht mit solchen Nebensächlichkeiten auf.
Das was mich ob der Perfidität aber wirklich wütend macht ist folgendes Detail.
„Gepfiffen und gebrüllt wurde während des gesamten Gottesdienstes auch lautstark aus den Fenstern des Rechenzentrums“, so Eschenburg. Besonders stößt ihm auf, dass die Kulturmanagerin des Rechenzentrums, Anja Engel, beim Gottesdienst anwesend war und nichts gegen das Geschrei unternommen habe. „Die Vorfälle machen eine schlichte Rückkehr zu einem von gegenseitiger Achtung geprägten nachbarschaftlichen Verhältnis so einfach nicht möglich“, so Eschenburg.
Eschenburg zieht eine hochpolitische Debatte auf die persönliche Ebene. “Die Anja war auch da und hat nix gesagt, als die Sarah so laut geschrieen hat, sodass ich den Finn gar nicht mehr verstanden habe und deswegen dürfen jetzt alle Freunde von der Anja nie wieder auf meinem Spielplatz spielen sonst hole ich den Günter !!!11!”. Anja Engel ist Kulturmanagerin des Rechenzentrums, angestellt bei der Stiftung SPI, die das Haus betreibt. Das ist eine Koordinatorenstelle. Vielleicht ist Herr Eschenburg das ja aus Partei- oder Kirchenarbeit anders gewohnt, aber man hat bei so einer Stelle weder Weisungsbefugnis noch ist es die Aufgabe irgendwelche Leute auf Linie zu bringen. Sowas ging damals in der FDJ oder SED (halt, das waren ja die Doofen, die die Kirche erst gesprengt haben) heute aber nicht mehr. Und eine Person und ihr Handeln in einer bestimmten Situation für eine bestimmte Entwicklung verantwortlich zu machen, ist eine so dermaßene Arschlochnummer, dass sich mir da die Faust in der Tasche ballt.
Auch dass sich der Sprecherrat des Rechenzentrums von den Stinkbomben distanziert hat, war Eschenburg nicht genug.
In der Stiftung wird diese Distanzierung als halbherzig betrachtet. Die Vertreter des Rechenzentrums müssten sich mehr bewegen, bevor man wieder über die Zukunft miteinander sprechen könne, hieß es.
Alles in allem sieht die ganze Nummer aus, wie niederträchtig und feige durchkalkuliert (oder zumindest dankbar angenommen): Haltet ein Stöckchen hin, irgendein Krawallo wird schon rüberspringen und irgendetwas “Böses” tun. Dann schreien wir Aua und sagen “So geht das nicht, so können wir nicht miteinander reden”. (Im Ernst, wir reden über ein bisschen Buttersäure, Pöbeleien und Trillerpfeifen. Manche, wie die “Initiative Mitteschön” sprechen da zwar von kriegsähnlichen Zuständen, aber die waren auch lange nicht mehr raus aus der Berliner Vorstadt. Da ist jede Ringbahnfahrt schlimmer.)
Das kann man machen, ist halt scheiße. Auch wenn man vielleicht damit durchkommt. Ich hoffe aber sehr, dass “Karma is a bitch” in diesem Fall auch gilt. Und wenn die Lokalpolitik diese Kirche nicht stoppt und alle Welt ihnen den Blödsinn vom Versöhnungszentrum glaubt, wünsche ich mir dann eben irgendetwas anderes als Strafe. Irgendetwas schön Skurriles und ein bisschen Buntes. Einen kleinen Drogen-, Sex- oder Schmiergeld-Skandal. Oder Hitlerbildchen bei irgendeinem Stiftungschefchen im Wohnzimmer. Oder einen morastigen Untergrund, sodass das ganze Ding einstürzt. Oder Pfusch am Bau, dass es unnutzbar wird und telegen vor sich hinrottet. Auf jeden Fall irgendetwas, was man nicht wieder anderen Menschen in die Schuhe schieben kann.
Das wäre meine Bedingung (und scheinbar muss die ja jeder vorher aufstellen bevor er ein Zentrum dafür gründet) für eine Versöhnung mit der Garnisonkirche.
Und dann war ganz schnell alles wie früher, und das ist in diesem Fall ein Kompliment und keine nostalgische Verklärung. Noch am Abend vor der Eröffnung sah es so aus, als ob da im Leben nicht innerhalb von nur 24 Stunden irgendetwas Veranstaltungsähnliches über die Bühne gehen könnte. Sicherungen flogen raus und konnten nicht wieder eingeschaltet werden, weil niemand an den Kasten kam. Die Tür hatte eine Klinke, ging aber nur mit Buzzer auf – und dann auch nur ganz langsam. Die Anlage stand nicht. Und viele Menschen bastelten mittelmäßig übernächtigt auf diversen Baustellen. Und nicht immer wusste der Eine, was der Andere tut. Der riesengroße Erfolg, das Haus quasi als Rohbau wiederzubekommen, hat halt einen Preis. Dafür sinkt das Risiko, aus Versehen ein weiteres tot saniertes soziokulturelles Zentrum in der Landschaft stehen zu haben, womit alle irgendwie ein wenig fremdeln. Und das war meine größte Sorge.
Naja. Es war ein toller Abend. Und es war schon sehr schön, zur Feier des Tages da zu spielen. Es klappte ziemlich viel, und ziemlich viel ging ordnungsgemäß schief. (Unser Konzert begann nicht um 0:30 Uhr sondern um 3:15 Uhr, eigentlich bin ich aus dem Alter raus, wo ich gerne 24 Stunden am Stück wach bin.) Am Ende waren alle sehr müde, ziemlich viele Menschen waren sehr betrunken, aber soweit ich das überblicken konnte, hatten alle gute Laune. Ich auch. Genauso wie das halt sein muss.
Und als ich im Morgengrauen nach Hause kam, begrüßte mich K2 (in der Phase der Zweiwortsätze) mit einer Flasche Milch in der Hand, gerade aufgewacht, quietschvergnügt mit “Wiederda!” Was die Nacht auf ziemlich vielen Ebenen sehr gut zusammenfasst.
Geht da mal vorbei, wenn Ihr in Potsdam seid. Auf ein Bier, oder zu einer Party. Das lohnt sich.
Kind 1 verschwindet, wie erwähnt, mit Opa immer sofort im Keller. Nachdem der Roboterzoo gestern versorgt war und der Malroboter ordentlich beschäftigt wurde, durfte ich dann mit meinem Bastelprojekt vorstellig werden. Netzteil an Konverter an Controller kabeln bzw. löten. LEDs ran. Knöpfe drücken. Blinkt in bunt. Jetzt muss das nur noch einmal als Bühnenversion fertig gebaut werden und als zweite Variante in das bald anstehende Jugendzimmer von K1 in die CouchChillEcke geklebt werden. (Da aber mit Fernbedienung und ohne laut brummendes Netzteil) Und ich habe was “gebastelt” ohne dass ich löten musste.
Jeden Sonntag das faszinierende Schauspiel: Mit schnittiger Limousine oder SUV schnell in die Fußgängerzone zum Bio-Bäcker. Brötchen holen nach Potsdamer Art.
Herzlich Willkommen zur neuen Saison im schönsten Managerspiel der Welt. Für potentielle Neueinsteiger empfehle ich den Artikel zur letzten Saison mit ausführlichen Erklärungen. (In Grundzügen: Du gründest einen Verein, bekommt Geld, musst Spieler kaufen, aufstellen, Geld verdienen. Das Ding läuft ewig – neudeutsch “Keeperliga” – und du kannst zum FC Bayern oder zu Hannover 96 werden. Aber halt nicht in einer Saison.)
Es sind durchaus einige Plätze in den etablierten Ligen frei. Auf Anfrage eröffne ich auch gerne eine neue Liga. Im Zweifelsfall fragt in den Kommentaren.
Für die, die sich schon auskennen: Ich habe begonnen das ganze Ding sanft zu überarbeiten. Das schlägt sich bis jetzt erst einmal nur im leicht veränderten Layout wieder. Die letzte Version war in den Grundzügen von 2010, erstaunlicherweise war der Umstieg auf etwas zeitgemäßere Technologie im Maschinenraum gar nicht kompliziert. Ich kann jetzt aber wieder entspannter und hoffentlich schneller neue Dinge einbauen. Bis zum Start der Bundesliga und hoffentlich auch danach folgen also noch einige Neuerungen: Schicke Statistiken, ein endlich fertig gestellter Stadionbereich und die ein oder andere Gemeinheit. Das Spiel ist immerhin nach den mittlerweile berüchtigsten Funktionären der Bundesliga benannt. (Das hätte ich ehrlicherweise 2004, als ich damit begann, nie im Leben erwartet.)
Die wichtigste Neuerung, die noch bis zum Start der Bundesliga folgt: Ab jetzt muss die komplette Aufstellung Eurer Mannschaft nicht bis zum Start des ersten Spiels am Freitag um 20:30 Uhr fertig sein. Ihr könnt, wie es einige vielleicht aus dem Fantasy Football kennen, die Spieler solange von Feld zu Tribüne rochieren, bis deren Spiel beginnt. Erst wenn das Spiel bspw. der Bayern beginnt, ist Manuel Neuers Reklamierarm “geblockt” und sein Position fix. Und außerdem baue ich Mailbenachrichtigungen für auslaufende Verträge und Ähnliches ein.
Details folgen, wenn es soweit ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn alle Manager der letzten Jahre wieder dabei sind. Und wie immer: Wenn Ihr Fehler findet, irgendetwas nicht versteht oder unzufrieden seid. Ab in die Kommentare oder schickt mir eine Mail.
Die Plakate mit der Forderung nach Austritt aus der EU bzw. Abschaffung von EU-Ausländern aufhängen zu lassen, ist ganz großer Troll-Sport auf der Meta-Ebene. Respekt, AfD. Das muss bestimmt so sein, weil die gewünschte Mauer zur Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte noch nicht steht.