Mann, Mann, Mann, war das schlecht. Schalke 04 und Fritz von Thurn und Taxis im Kampf um die Frage: Wer übt seinen Beruf schlechter aus? Der Herr Kommentator zeigte sich stets bemüht, den Spielverlauf so unsachlich wie möglich, nämlich mit dem Verweis auf höhere Mächte zu erklären. So faselte er von etwas Gespenstischem (dem Elfmeterschießen) und von einer Wendung, die einem Mysterium gleichkomme. Doch das eigentlich Mysteriöse ist doch, dass sogenannte Sportjounalisten wie Herr von Thurn und Taxis Woche für Woche einem Millionenpublikum vorführen, wie schlecht sie ihren Beruf beherrschen und trotzdem nicht an dessen Ausübung gehindert werden. Marcel Reif hat doch schon einige Male gezeigt, dass das gar nicht so schwer ist, bei aller Begeisterung für den Sport eine gewisse journalistische Distanz und Sachlichkeit zu bewahren.
Ja, und Schalke hat gegen Porto eindrucksvoll bewiesen, wie man mit einer Leistung auf unterem Zweitliganiveau ins Viertelfinale der Championsleague einziehen kann. Man ist jetzt besser als Real und Milan. Und dieser Eindruck wird wahrscheinlich die erbärmlichen technischen Fähigkeiten der Schalker Spieler überdecken. Sie haben sich ja immer wieder den Ball erkämpft, doch mit jedem neuen Ballbesitz setzte der Teufelskreis ein: Balleroberung-ungenauer Pass-schlechte Ballannahme-noch ungenauerer Pass-noch schlechtere Ballannahme…BALLVERLUST. Aber, um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Schalke hatte einen großartigen Neuer im Tor und ist eine Runde weiter. Deshalb hat der Fritz den Kampf um die schlechtere Berufausübung gewonnen.
Schalke 04 vs. Fritz von Thurn und Taxis
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8 Kommentare
8 Responses to “Schalke 04 vs. Fritz von Thurn und Taxis”
Meine Augen Tränen jetzt noch! Hand hoch, wer sich mit längerer Spieldauer gewünscht hat, dass Porto weiter kommt. Manchmal ist der Fussball wirklich ungerecht.
[…] Balthasar Prinz von Thurn und Taxis als Kommentator des Champions-League-Viertelfinales zwischen Porto und Schalke auf den ahnungs- und wehrlosen Zuschauer zu […]
Krönung war der Spruch über (glaube ich) Lucho Gonzalez: erst (sinngemäß) “ja huui … wilder Teufelskerl” und dann, ACHTUNG, “… er sieht aus wie ein Zigeuner!” Ich dachte echt, ich spinne!
ich fand den Fritz zum schiessen komisch.
“Ernst kann nicht mehr, der ist kaputt – der Bulle aber (Asamoha?) hat noch genug Kraft.”
also ich kam gestern auf diesen Kommentator GARNICHT klar, und musste das heute morgen auch schreibend verarbeiten. da ich (noch)keinen eigenen blog habe, spamme ich euch mal zu, vielleicht interessierts ja.
Es gibt keinen guten Fußballkommentator im deutschen Fernsehen.
Dass dies noch lange nicht bedeutet, dass sie alle gleich schlecht sind, hat gestern Herr Fritz von Thurn und Taxis 120 Minuten lang bewiesen, beim Spiel Schalke – Porto auf Sat1.
Schon in seinen Einleitungssätzen wurde klar was man an diesem Abend in etwa wird zu ertragen haben wenn man das Spiel nicht ohne Ton gucken möchte.
Ich war dummerweise zu faul Stift und Zettel zu holen um mir ein paar Zitate zu notieren; ich habe zudem versucht, mir nicht übermäßig viel über den Volksgenossen Fritz den Kopf zu zerbrechen, schließlich hatte ich mich auf ein spannendes, interessantes Champions-League-Spiel gefreut: unangefochtener portugiesischer Meister FC Porto, bestückt mit haufenweise quirligen Technikern, viele davon im brasilianischen bzw. argentinischen Nationalteam, gegen den Bauernverein FC Schalke – die letzte Champions-League-Hoffnung der Millionen deutschen Fußballfans, die gestern alle Schalker waren. Doch da hatte ich meine Rechnung ohne den Kommentator gemacht.
Dass Fußball und Nationalismus eng miteinander verbunden sind, ist ja nicht Neues. Und dass sich die Deutschen alle für die deutsche Mannschaft „die Daumen blau drücken“ wenn’s gegen nicht-deutsche Vereine geht, ist selbstverständlich, da wissen Sie, Herr Thurn und Taxis, die Zuschauer auf ihrer Seite.
Doch das reicht nicht, der Zuschauer muss wissen worum es geht, hier und heute Abend; darauf einzuschwören ist dem Kommentator höchstes, ja einziges Ziel – es geht um Schalke!
Auf welche Weise ein solches Fußballspiel zu erleben ist wird einem in jedem einzelnen Satz unmissverständlich eingehämmert: kollektiv, für Deutschland! Herr T&T offenbart 120 Minuten lang auf penetranteste Weise, dass er wie kein Zweiter in seiner Branche bis ins Mark von jenen Denkstrukturen durchdrungen ist, die ihn bei einem argentinischen Abwehrspieler mit langen Haaren und Dreitagebart assoziieren lassen, er sehe ein bisschen aus „wie ein Zigeuner“.
Es muss wohl vermutet werden, dass er genau deswegen bei Sat1 den populärsten Sport in Deutschland kommentiert. Der kommt an beim Zuschauer, mit seiner „direkten“ Art des Kommentierens, was durchaus an glorreiche Zeiten wie 1945…pardon, 1954 – erinnern lässt.
Der berühmte Kommentator des Wunders von Bern hat in ähnlicher Weise Buchstaben von gewissen, ihm entscheidend düngenden Worten in die Lääänge gezogen um Sensation entstehen zu lassen. Um nun mal etwas konkreter zu werden, ein paar Beispiele die ich noch im Kopf habe zur gestern Abend geleisteten Arrbeit des Fritz von Thurn und Taxis:
Beim Betrachten eines Zweikampfes:
(hellauf begeistert) “Schauen Sie, wie der hier aaaarrbeeiitet!“
„Arbeit“ dient als beliebteste deutsche Umschreibung für alle möglichen Aktionen auf dem Fußballfeld: Rumgestochere, grätschen, Ball abschirmen, Ball ablaufen, zum Einwurf klären, sprinten etc.
Immer „erarbeitet“ man sich etwas: den Ball, den Freistoß, den Sieg. Und fällt ein Gegentor zuviel, analysiert der Trainer und/oder Experte nach dem Spiel, dass dort nicht ausreichend „nach hinten gearbeitet“ wurde. Lobenswertes Zweikampfverhalten für einen Abwehrspieler bedeutet häufig, sich an seinem Gegenspieler „abzuarbeiten“.
Spieler nimmt Schalker geschickt den Ball ab. „Dieser Argentiiinier!“
5 Sekunden (!) später, anderer Spieler trickst Schalker elegant aus und spielt einen schnellen Pass nach vorne. „Dieser Slowaake!“
Asamoah ist noch keine zehn Minuten auf dem Feld, wird zum zweiten Mal eingeblendet.
„Asamoah, der Bulle!“
Als die größte Zumutung habe ich jedoch empfunden, wenn Herr T&T vermutlich nach alter Gewohnheit Spieler – in mitunter aggressivem Befehlston – direkt anredet, in erster Linie wenn sie etwas besser machen sollen. Das gilt selbstredend nur für Schalker Spieler, sie stehen schließlich in der Pflicht.
„Geh doch dazwischen…“, „na, such doch mal den Zweikampf!!“
Es hat mich vor allem aufgrund seiner unausstehlichen Betonungen der Anweisungen an meinen Nazi-Englischlehrer erinnert, es fehlte nurnoch das „,Junge!“ am jeweiligen Ende seiner imperativen Ergüsse.
Das ist jetzt nur ein kleiner Bruchteil der Unerträglichkeiten, die Fritz T&T von sich gegeben hat, doch das soll genügen…
Von der ersten bis zur letzten Minute ging Herr T&T jedenfalls fest davon aus – und das hat er auch in nahezu jedem Satz deutlich gemacht – dass, wer im deutschen Fernsehen ein Fußballspiel guckt, für die Deutsche Mannschaft sein muss (nicht müsste, muss!).
Als er davon erzählt, dass in Portugal Trainer und Spielführer immer so eine gewisse Binde am Unterarm tragen,als Zeichen der Verbundenheit oder etwas in der Art, unterhält sich der Fritz: „na, so was ist uns doch eher fremd, das wäre für uns ja gewöhnungsbedürftig.“
Wenn sich die Fußballkommentatoren eines Tages völlig unparteiisch darauf zu konzentrieren vermögen, was den Fußball sehenswert macht, nämlich darauf, was gute Spieler individuell und gute Teams kollektiv, also spielerisch kombinierend, mit dem Ball anstellen können; wenn das ideologische Gebilde derer, die dem Zuschauer den Fußball präsentieren, nicht immer zwangsweise mitgeliefert werden würde; wenn letztlich kollektive Identität und Projektion dem Fußballfan an Bedeutung verlieren würde, dann wären wir dem Kommunismus schon ein ganzes Stück näher. Doch nicht dass ich mich das alles gestern so sehr gewundert hätte, das Fußballstadion ist immerhin ein durchaus adäquater Spiegel der Gesellschaft.
Ihr sprecht mir aus der Seele… Ich wollte neulich sonntags eigentlich Bayern-HSV gucken, habe es aber keine drei Minuten aushalten, diesem Typen zuzuhören und zähneknirschend auf die Konferenz geschaltet (denn ohne Kommentar ist auch doof). Was der fabriziert ist zum Großteil eine unglaubliche Frechheit. Ich jedenfalls habe mir fest vorgenommen, spätestens, wenn er das nächste Mal ein Werder-Spiel “kommentieren” darf, die Premiere-Hotline mit der Frage zu belästigen, wo ich denn zwischen den Tonkanälen “Dämlicher Dummschwätzer” und “Kompetenter Kommentator” umschalten kann. Wobei letzteres Wohl Wunschdenken bleibt. Im Moment fällt mir nur Jan Henkel als recht annehmbar ein.
wie schon mehrfach hier geschrieben, das grösste [robert: keine obszönitäten bitte] unter den Fussballreportern ist fritz von turn und taxis dicht gefolgt von marcel reif
[…] als hätte er scharfkantige Holzbauklötze verschluckt, der langhaarige Fußballer gerne mit “Zigeuner” tituliert und nicht-deutsche Akteure vornehmlich als “Internationale” […]