Niemand wird jemals abschließend beurteilen können, wer jetzt schuldhaft mehr Porzellan zerschlagen hat. Dumm gelaufen auf jeden Fall, die letzten zwei Jahre. Also eigentlich alles nach dem Tritt von Kevin-Prince. Im Mai 2010 gab es noch eine Brennpunkt-ähnliche Sportschau Extra nach der Tagesschau. Joachim Löw sprach von “Schock”, “Weltklassespieler” und “unser Kapitän”. Millionen Fußballfans starrten entgeistert das Panini-Heftchen an und fragten sich, wer denn diejenigen sein sollen, die laut Bundestrainer “jetzt die Verantwortung übernehmen sollen”. Der komische Özil etwa, der bei Schalke nicht klar kam und sowieso viel zu dünn ist? Der Ausgang ist bekannt. Ballack spielte nie wieder für die Nationalmannschaft, war häufig verletzt und auch Leverkusen – wo man dachte, na das war ja ne weise Entscheidung da hin und nicht zu Wolfsburg zu gehen – wurde durch ihn und er durch den Klub nicht recht glücklich. Niemand wird jemals abschließend beurteilen können, wer die eingeschnapptere beleidigte Leberwurst in dem Theater ist, aber: Schon komisch, Raúl war zwei Jahre bei Schalke 04 und das ganze Stadion, die ganze Fußballnation (ich auch) liegt ihm huldigend zu Füßen. Der beste und erfolgreichste deutsche Fußballer des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts hingegen wird bei seinem letzten Heimspiel in der Bundesliga irgendwann im Niemandsland der zweiten Halbzeit eingewechselt, es wird höflich applaudiert und dann wars das. Finde ich nicht angemessen.
Deshalb hier ausdrücklich, wenn die das in Leverkusen nicht hinkriegen. Danke Michael Ballack. Für Japan und Südkorea 2002, für dynamisches Kopfballspiel, für “Capitano” bei der WM 2006, für die aufgepusteten Backen gegen Österreich. Danke auch für das Eigentor gegen Unterhaching, für die vielen zweiten Plätze. (Aber hey, welcher aktive deutsche Profi kann im Moment eigentlich einen internationalen Titel sein eigen nennen? Mir fällt keiner ein. Doch Mathias Schober. Schalke Uefa Cup irgendwann im letzten Jahrtausend.) Dafür, dass Du nach vielen Jahren der erste deutsche Profi warst, der sich ins Ausland zu einem Spitzenklub getraut hat. (Nein, Metzelder auf der Bank von Real Madrid zählt nicht) Danke für den ehrlichen Frust nach dem verlorenen Finale bei der EM 2008 gegen Spanien wider das Bierhoffsche Heitidei.
Schön wäre es, wenn Du nicht den Weg des redseligen Lothars einschlagen würdest. Wenn Du in Würde und nicht als Trainerdarsteller oder Möchtegernexperte in Zukunft präsent sein würdest. Ich bin mir da nicht sicher – siehe oben – da fehlt einem ja der tiefere Einblick und ein bisschen auch das Interesse an den Schlammschlachten der Egos. Mal sehen. Ich bin auf jeden Fall ein bisschen gespannt, ob man nach einem Profidasein als prägender Spieler eines Jahrzehnts auch später cool sein kann. Freuen würde es mich. Viel Spaß in Amerika. Oder wo auch immer. Und genieß die Zeit, wo Du keine Berater mehr brauchst.
5 Kommentare
5 Responses to “Michi”
Babbel ist doch mit Liverpool UEFA-Cup-Sieger geworden.
Ach so, aktiver Profi. Na dann nix.
Ich wollte auch noch Hamann rufen, der ja noch 2005 die Champions League gewonnen hatte, aber aktiv ist der ja auch nicht mehr.
Ich hoffe auf eine Familienzusammenführung mit dem Lutscher in Toronto!!!
Hab ich doch gesagt : http://www.bild.de/sport/fussball/michael-ballack/wechsel-zum-frings-klub-toronto-24068366.bild.html