Ich bin verwirrt. Gestern brüllten wieder Zehntausende am Brandenburger Tor dem frisch rasierten Christoph Metzelder Oh-Ohohoho-Oh-Oh entgegen. “Seven Nation Army” von den White Stripes, die “indiest football anthem ever” ist mittlerweile Konsens in den Fußballstadien der Welt. Nun ist man paradoxe Zweckentfremdungen von Popsongs für Fangesänge mittlerweile gewohnt. Schon eine ganze Weile brüllen schließlich latent homophobe Fankurven das latent homosexuelle “Go West“. Bei dem Song der Band ohne Bassist mit dem markanten Intro, das klingt wie ein Bass ragt die Ignoranz des Inhaltes und der Geschichte allerdings sogar einen Bereich hinein, den man als Fußballkonsument durchaus auf dem Schirm haben könnte. Ich meine, hey, das ist das Lied von Francesco Totti. Genau, ein Italiener. Genau, der Spuckfred von der EURO 2004. Das Lied das Abertausende Italiener höhnisch sangen nach dem Halbfinale in Dortmund. Ist das eine besonders fiese Assimilationstaktik? Oder Einfallslosigkeit? Oder was? Ich meine, Podolskis “Humpa, humpa, täterä” gestern war auch nicht besonders kreativ, aber kann das deutsche Jubelvolk jetzt bitte, nachdem gelernt wurde, wie man eine Fahne ans Auto klatscht, auch anfangen, sich eigene Songs auszusuchen, die man durch den Wolf dreht. Ich bin da ja kein Experte, aber wäre ich Christoph Metzelder und damit beschäftigt die fehlende Schnelligkeit durch furchterregendes Aussehen zu kompensieren, würde ich mir Rammsteins “Bestrafe mich” als Einlaufmusik wünschen. Der Look wäre vielleicht eine der wenigen Chancen der deutschen Verteidigung gewesen, den Spaniern wirklich Angst einzujagen. Zumal wenn diese Version mit der spanischen Untertitelung auf der Stadionleinwand gelaufen wäre.
[youtube]http://youtube.com/watch?v=5uU6xtQWtpA[/youtube]
2 Kommentare
2 Responses to “Kollektives Kurzzeitgedächtnis”
Dieses Spanisch kommt mir aber Portugiesisch vor!
Aber mal ehrlich: Philipp Lahm und Simon Rolfes zu Rammstein. Die kriegen doch Albträume!
Ok. Wenns Portugiesisch ist, dann kann man vielleicht wenigstens Senna aus dem Spiel nehmen.