Brötchen holen 

Jeden Sonntag das faszinierende Schauspiel: Mit schnittiger Limousine oder SUV schnell in die Fußgängerzone zum Bio-Bäcker. Brötchen holen nach Potsdamer Art.


EU abschaffen! (Aber erst, wenn alle Plakate hängen)

Die Plakate mit der Forderung nach Austritt aus der EU bzw. Abschaffung von EU-Ausländern aufhängen zu lassen, ist ganz großer Troll-Sport auf der Meta-Ebene. Respekt, AfD. Das muss bestimmt so sein, weil die gewünschte Mauer zur Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte noch nicht steht.

Lesetipp: Meine Schwester hat für den Frauenpolitischen Rat des Landes Brandenburg das AfD-Wahlprogramm durchgearbeitet.


Heimat aber Parkverbot 

Auf Law and order (“Heimat aber sicher”) machen und dann die Karre kackfrech ins Parkverbot stellen. Mit freundlichen Grüßen. Saskia Ludwig, Uniformliebhaberin mit das/dass-Schwäche und Rechtsaußen-Direktkandidatin der CDU für die Bundestagswahl 🙂


Die Potsdamer Mitte und die schönen Sonnenuntergänge am Heiligen See

Sommer. Mit relativ viel Regen dieses Jahr, dafür nicht so schwül. Die Stadt ist ein Traum. Jeden Abend ist das Marmorpalais beim Baden im innerstädtischen See anders wunderhübsch illuminiert, auf den Straßen ertönt bei diversen Festen Musik, die Stadt wächst und wird dick und satt. Und weil es sonst scheinbar nichts zu tun gibt, pflegt die lokale Elite beim Espresso aufm Wassergrundstück die eigenen provinziellen Neurosen und First-World-Problems.

Aktueller Aufreger: Die Fachhochschule in der Friedrich-Ebert-Straße, ein DDR-Bau, nachempfunden einem Gebäude von Mies van der Rohe in Iowa. Wird abgerissen. Stattdessen sollen die Grundstücke verkauft und neubebaut werden um das Ensemble am Alten Markt mit alten Neubauten “fertigzustellen”. Es regt sich Protest. Und kurz bevor die letzten Studierenden ausziehen wird die Mensa “besetzt”. Nach nicht einmal 12 Stunden sind die Besetzer wieder draußen. Es folgt ein provinzielles Lustspiel.

Auftritt Oberbürgermeister Jann Jacobs, zugeschaltet von einer Dienstreise in die Potsdamer Partnerstadt Sansibar.

„Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir die FH schon 2012 abgerissen – denn ich habe so eine Diskussion kommen sehen.“

Bestechende Logik, Herr Oberbürgermeister. Ich finde, das Neue Palais und Schloss Sanssouci sollten schon längst weg sein. Diese ewigen Diskussionen über den Parkeintritt hätten ein Ende.

Seit mehr als zehn Jahren läuft die politische Debatte über die künftige Entwicklung eines lebendigen Stadtquartiers in der Potsdamer Mitte. Die dafür notwendigen Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung wurden dazu mehrfach gefasst. Diese demokratischen Entscheidungen setzen wir um. Im Übrigen ist der neueste Beschluss in diesem Jahr fast einstimmig – auch mit den Stimmen der Linken – gefällt worden.

Ganz ohne Zynismus: Sehr auffällig bei den Reaktionen auf den Gegenwind. Immer wieder wird betont, wie legitimiert durch Parlamente, etc. die Entscheidung für den Abriss ist. Nicht einmal gibt sich irgendjemand die Mühe, noch einmal darzulegen, WARUM es immer noch gut ist, das genau so und nicht anders umzusetzen. Und das ist gelinde gesagt eine Frechheit. (Oder wurde da etwa ein wunder Punkt getroffen?) Ich erwarte vom Oberbürgermeister, dass er (ja, immer wieder) erklärt, warum er immer noch zu der Entscheidung steht und gewillt ist das durchzuziehen. Was für ein kleingeistiges Mimimi. “Wirhabendochdarüberabgestimmt. Niemanddarfdasmehrinfragestellen. Dasistgemein. Muttilasstmichinruhe.

Noch ein Spur forscher, trunken vom Hamburger G20-Eskalationscocktail, pöbelt Saskia Ludwig, CDU Bundestagskandidatin, durchs kalte Buffet.

„In Potsdam dürfen nicht Linksextreme bestimmen, welche Häuser abgerissen werden.“ Die Landesregierung dürfe vor dem „linkem Mob“ nicht kapitulieren.

Tja, was willst du da noch sagen. Die Debattenkultur ist im Arsch. Hauptsache laut mit widerrechtlich aufgetragener Bundeswehruniform ins Mikro hupen. Vielleicht bringt’s ja ein paar Stimmen.

Nicht ganz so militaristisch aber immer noch unfassbar dumm.

„Über die Zukunft des FH-Gebäudes wurde nach einem langjährigen demokratischen Diskussionsprozess entschieden“, erklärte CDU-Kreischef Steeven Bretz. Zur Demokratie gehöre es, Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren, auch wenn sie nicht der eigenen Meinung entsprechen. „Das müssen auch die Linken endlich mal lernen.“

Jetzt mal ehrlich, Steeven: Du hättest auch gerne den Kaiser zurück, oder? Einmal entschieden, immer gültig. Demokratie bedeutet, dass gewählte Volksvertreter die politische Macht ausüben. Zur Demokratie gehört genauso, dass man das jederzeit kritisieren darf. Ich muss hier überhaupt nichts akzeptieren, ich kann wie ein Rumpelstilzchen auf den Boden stampfen. Die Geschichte ist voll davon, dass so etwas die Gesellschaft weiterbringen kann. Und selbst wenn man ein ganz dünnes Fell hat und Recht und Ordnung in Gefahr sieht, weil ein paar Leute nur durch einen Platzverweis der Polizei aus einer Mensa rausgeworfen werden können, steht es Dir nicht zu, Belehrungen über Demokratie zu erteilen (Aus der märkischen Union, gnihihi)

Nun gut: Das Gepoltere fällt halt leider auf fruchtbaren Boden. Ich würde mir ja wünschen, dass die lokale Presse nicht auf diese Phrasendrescherei reinfällt und vielleicht, auch wenn es schwer fällt, diese Geblöke einfach mal nicht druckt oder ins Internet pustet. Aber wenn die Chefredakteurin der PNN, Sabine Schicketanz, ihren eilig verfassten und eiligst wieder korrigierten Kommentar (die Pflastersteine im Gebäude waren halt kein Angriff auf die Staatsmacht und die nächste Weinverkostung beim Italiener sondern Baureste) mit

Demokratie nicht verstanden

überschreibt, wird schon klar, dass von dieser Seite wenig Korrektur oder Kontrolle zu erwarten ist. Ist ja auch anstrengend. Die gemeinschaftliche Empörung ist viel leichter. Und am Abendbrotstisch fallen dann alle Hemmungen und es geht mit dem Kollegen so richtig zur Sache. Und dann schreibt man das auch noch ins Facebook. Selbst wenn das eine private Äußerung wäre, würde ich mich da angeekelt abwenden, aber Thorsten Metzner agiert auf seinem Profil als “arbeitet bei Tagesspiegel/PNN”. Und das ist für einen Journalisten … ach lassen wir das. Liebe PNN, wird so etwas bei Euch eigentlich aufgearbeitet?

Ich konstatiere: Die Stadt, also die gesellschaftliche und politische Elite, geilt sich an der Widerrechtlichkeit des “Besetzungchens” auf. Die interessanten Sachargumente in der Debatte “Gestaltung der Potsdamer Innenstadt” kommen von “Außen”. Von der FAS, von arte.

Ich persönlich bin der Initiative “Potsdamer Mitte neu denken” sehr dankbar, dass sie die Diskussion aus dem langweiligen Lagerdenken (Wenn Du dafür/dagegen bist, willst Du die DDR/Preußen zurück) rausgeholt hat. Obwohl sie trotz knapp 15.000 Unterschriften beim Bürgerbegehren oder diversen konstruktiven Aktionen permanent in die Demokratie-feindliche Ecke gestellt wird.

Vielleicht kommt dann irgendwann auch noch einmal das Potsdamer Dilemma der Stadtentwicklung auf den Tisch. Wäre Hasso Plattner Fan des FH-Gebäudes, würde es stehen bleiben. Ja, es ist ein hehres Ziel, das alles “ohne öffentliche Gelder” (Sternchen: Wenn man von den beträchtlichen Investitionen in die Infrastruktur absieht) zu machen. Aber dann baut Plattner halt das Barberini und Jauch die Plattform der Garnisonkirche und die Stadtentwicklung wird vom teils zweifelhaften Geschmack reicher Menschen abhängig. Die Stadt verliert die Kontrolle und kann sich der Diskussion entziehen. Das sollte Sabine Schicketanz mal in einem Kommentar thematisieren. Oder Thorsten Metzner investigativ untersuchen.

Die heile Potsdamer Sonnenuntergangswelt kann ich auch mit der Handykamera liefern, das schaffe ich nebenberuflich.

Zurück zum Heiligen See.


#Abi97

Gut, ich wohne noch hier und fahre an dem Ding fast täglich vorbei, aber zusammen mit zwei Dritteln des Jahrgangs in der Aula, die immer noch fragwürdig riecht und in der wir die Abiprüfungen geschrieben haben, zu stehen ist doch noch einmal etwas anderes.

1991 kamen wir auf die Schule, mitten im Wendechaos. In unserer Schulzeit war das eine andere Stadt und eine andere Welt. Dann Abi 1997, ein Treffen nach fünf, eins nach zehn Jahren und jetzt das zwanzigjährige Jubiläum. Unfassbarerweise waren selbst Lehrer damals nicht, wie aus unserer Perspektive eingeschätzt, mindestens Ende fünfzig (uralt!) und sind deswegen teilweise sogar noch im Dienst. Wir hingegen waren leider auch nicht, wenn man die alten Fotos sieht, so reif und erwachsen, wie wir uns fühlten und benahmen. (Mein Gott, das war noch ganz schön Achtziger. Und selbstverständlich sehen wir aus wie Kinder.)

Nunja, das Haus ist jetzt saniert, die Patina und der schlechte Geruch wurden aber denkmalgerecht erhalten. Heute traut sich niemand mehr nach dem Abi in die Hauswand einzukratzen, es gibt in jedem Raum einen Amokalarm und die Türen haben keine Klinken mehr. Die hochmoderne Schließanlage war aber immerhin so kaputt, dass wir aus Versehen plötzlich eine Tür öffneten und so mitten im Gebäude standen.

Alles in allem war das ein sehr schönes und entspanntes Treffen. Es hat auch Vorteile, dass wir noch nicht von der vollen Ladung Social Media getroffen wurden und heute nicht zwangsläufig von allen genau wissen, was sie machen und wo sie sind. (Ich hätte nicht gedacht, dass es mittlerweile so viele Kinder gibt)

Nur die Turnhalle möchte ich dann doch nochmal von innen sehen. Aber bald beginnt ja die Informationstour für K1, vielleicht ergibt sich da ja noch einmal die Gelegenheit.


Marmorpalais. Nachts.

Das Motiv wird einfach nicht langweilig. Nachts schnell eine Runde Baden und ein Wein am Heiligen See. Vorteile der Kleinstadt. 


Guten Morgen


Ich bin eine Straßenbahn 

Oder auch nicht.


Peng

Heute dann mal was Neues: Bagger Gabelstapler fällt mit großem Knall vom Laster und muss mit Kran wieder aufgerichtet werden. Nettes Entertainment am Morgen.


Bürgertum hinter Gips

Bürgerliche Kultur – das muss man denen, die im Namen des aufgeklärten preußischen Bürgertums alle Spuren der Ostmoderne eliminieren wollen, noch mal sagen – bedeutete auch einmal, das Vorhandene zu pflegen und Respekt vor denen zu haben, die da waren, bevor man selbst kam. Daraus könnte man einiges für den Umgang mit dem Erbe der Ostmoderne ableiten.

In der FAZ: Ein sehr weiser, gut formulierter Blick von außen auf die fürchterlichen Potsdamer Rekonstruktionsbemühungen. Und es geht “nur” um das Ensemble am Alten Markt und nicht einmal um die Garnisonkirche.

 


Kinderexperiment #Kakao

Wenn ein Kakaotrinkbecher (geschlossen) vom Hochbett fällt, verteilt er hippieske Muster in hellbraun bis zu 3 Meter Höhe an der Wand. (Außerdem geht der Trinkbecher leicht kaputt, das Kind ist verstört und ich beginne das Wochenende damit 30 Minuten die Wand zu schrubben)


Frühling


Regengolf


Neun


Kinderdisko vorbereitet. Wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich die Musik aussuchen darf. 


Havel. Gefroren.

Sonntag: Hach, echtes Eis. Und nicht so eine festgefrorene Schneematschepampe sondern wirklich spiegelglatter, schlittschuhtauglicher Untergrund. Auf der Havel. Ein Traum. Mit Blick auf Werder und die Abendsonne. Diesmal zwar ohne Eishockeyschläger aber dafür mit ausgefeilten Schleudereinlagen mit dem Kinderwagen. Und K1 liegt auch nicht mehr nur auf dem Boden sondern gleitet elegant dahin. (Das ist jetzt zwar wahrscheinlich für diesen Winter vorbei, aber das war nochmal toll. Und entschädigt ein bisschen für die zurückliegenden Tage voller Dunkelheit.)


Elternzeit. Beendet. 


Im Modus live im Spartacus

Am Samstag, den 11.2. spielen wir im Spartacus in Potsdam. Das wird fein. (FB Event)


Scheibe Kaputt

Das erste Mal in acht Jahren geht eine Scheibe richtig kaputt (Beim Schnee Abklopfen)


Januar

Hach, es schneit wenigstens. Nicht nur grau im Januar, dieses Jahr, sondern auch weiß. In so einer Provinzstadt wie Potsdam sorgt das ja dafür, dass auf einen Schlag alles so richtig schön leise ist. Und das Balancieren mit einem mittlerweile 10 Kilo Kind vor dem Bauch ist bei überfrierendem Schnee auch gut für das ganzheitliche Training.

Seit Ewigkeiten und aus nostalgisch-ironischen Gründen war ich mal wieder im Waschhaus zum Indiediskorevival. Da natürlich nicht nur das Zeug gespielt wurde mit dem ich vor 15 bis 20 Jahren sozialisiert wurde (Meist super bis auf geschmackliche Aussetzer wie “Filter”) sondern auch modernere Gitarrenmusik konnte ich so innerhalb von zwei Stunden und drei Bier sehr schön den Niedergang dieser Musikrichtung noch einmal nachvollziehen. Das Zeug von vor 5 bis 10 Jahren ist nämlich in diesem Genre bis auf wenige Ausnahmen leider ziemlich langweilig. Weswegen es heute wahrscheinlich auch keine Indiediskos mehr gibt, die heißen jetzt schon Oldiediskos. Vielleicht sehen das die jetzt 20-jährigen Trainingsjackenjungs und “kleine Indiemädchen tanzen immer”-Frauen anders. Vielleicht hören die heute aber auch alle immer noch Nirvana oder gleich Electro. Ich konnte da nicht länger drüber nachdenken. Ich musste irgendwann nicht erst Morgengrauen nach Hause, weil am nächsten Morgen K1 mit mir Harry Potter schauen wollte und sich alleine gegruselt hätte. Das ist dann wohl dieses Erwachsensein.

Apropos Erwachsen. K2 wird jetzt erwachsen und geht arbeiten. (aka Eingewöhnung bei der Tagesmutter) Und ich schlage Zeit bei Minus 5 Grad am Baggersee tot. Und bereite mich mental auf den Beginn der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga (Interessiert mich das noch? Ist das wie bei Indie? War das früher spannender? Sind das nicht alles nur Posen?) und das Ende meiner Elternzeit vor. 


Neujahr

Wenn man nicht übertreibt am Vorabend bekommt man zur Belohnung eine fast leere Stadt und sogar noch etwas kostbares Tageslicht am Nachmittag im Park.