Glymur, der zweithöchste Wasserfall Islands: Die Schwierigkeit der Wanderung ist nicht ganz zu recherchieren. Im Internet steht was von 5 bis 10 Kilometer, “leicht”, dann aber auch “Ein Balken über einen Fluss”, “Man muss schon schwindelfrei sein” und “Klettern am Seil”. Probieren wir es doch einfach. Das Wetter ist tropisch (16 Grad und Sonne). Und die Strecke am Hvalfjördur wäre auch so reizvoll genug. Große, gemütliche Berge, weiter Blick auf Meer, Berge und Fjord. Schafe, Pferde, Einsamkeit. Und alles nur eine Autostunde außerhalb Reykjaviks.
Klingt romantisch? Abenteuerlich? Idyllisch? Ist es auch, solange bis die Eigenheiten unserer Kinder zuschlagen. Bei Kind 1 ist diese Phase mittlerweile beendet, bei Kind 2 erwacht sie gerade zu voller Pracht. Wenn einem etwas nicht passt wird man wütend und dann gibt’s Geschrei. So weit so nachvollziehbar. Bei uns geht es aber weiter. Wir haben mittlerweile eine gewisse Übung darin, schön wird es trotzdem nie, wenn dann irgendwann aus purer Wut an Ort und Stelle gekotzt wird. Das macht nicht glücklicher, riecht komisch und jagt den Stresspegel bei allen Beteiligten in die Höhe. Und man braucht eventuell Wechselsachen.
Vielleicht war es aber nur zu langweilig auf dem ersten Kilometer in der Manduca. Als dann Flüsse überquert und geklettert wurde und das Rauschewasser liebliche Töne machte, war wieder alles gut und wir erreichten noch die Aussichtspunkte zum Glymur. Es wurde dann irgendwann wirklich schwerer. Lohnte sich aber. Und auf der Rückfahrt haben wir auch wie bestellt bei den süßen Pferden – fotogen weidend vor Natur – angehalten.
(Faszinierend mit welcher Leichtigkeit Kind 1 über den Balken schwebte. Manche Wandergruppen brauchten da schon einige Zeit um sich zu überwinden. Keine Überwindung brauchten diese Gruppen allerdings bei Smartpad-Fotos kurz vorm Abhang, wo mir, trotz gering ausgeprägter Höhenangst schon beim Zusehen seltsam wird.)