#Hashtag ist für die @Dings in FRA qualifiziert!

Zusammenfassung: Die Öffentlichkeitsarbeit des DFB auf Twitter, die Bierhöffschen Regeln, jede Menge Hashtags, Busse und Dinge, die so hoffentlich nicht ernst gemeint sind und sich wieder ändern werden.

Ich habe ja keinen echten Fernseher mehr. Normalerweise fällt das nicht weiter auf, die vorhandenen Gerätschaften reichen allemal, um Inhalte aller Art angemessen darzustellen. RTL glaubt allerdings, dass ich für das Konsumieren ihrer Dauerwerbesendung einen kostenpflichtigen Stream abonnieren sollte. Ähm. Warum? Da ich niemals im Leben illegale Dinge im Internet tuen würde, konnte ich das letzte Qualifikationsspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Georgien nur am Rande verfolgen. Und frage mich seitdem, was hier eigentlich los ist.

Sehen wir uns doch einmal den Twitter Account des Nationalteams (@DFB_Team) an. Abonniert irgendwann mal zu einem Turnier, als da ein bisschen Pressearbeit und Kommunikation lief. “Aber heute geht das professionell zu” (Olli Bierhoff mit einem kurzen jovialem Schulterklapser ab. “Ich muss da noch was mit Mercedes besprechen.”)

Ok. Die Bildsprache sagt “Jogi muss gleich gegen Ali in den Rumble in the Jungle”. Nur noch 24 Stunden bis Leipzig. Gegen GEO. Huihuihui. Meine Nerven. Weswegen gibt es den Hashtag #DieMannschaft eigentlich? Doch nicht weil wir Weltmeister … ? Egal “Spannung”!

Schon halb 10 am Morgen stellt sich raus, dass der Matchday echt important ist. (und die Grafiker auch einen Mannschaftstempel für rechts oben haben.) Spiel ist zur Überraschung aller immer noch in Leipzig.

Erstaunlicherweise vergeht Zeit. Sodass irgendwann der Moment kommt (3 Minuten zu spät, um genau zu sein), dass man “Noch 7 Stunden” posten kann. Aber wo ist das teure Corporate Design hin? Da hat doch nicht etwa einer nen Handyfoto gemacht. Na wenigstens den Hashtag nicht vergessen.

Social Media heute ist, wenn sich alle Accounts einer Instituation permanent gegenseitig bedanken und Glück wünschen. Der Betriebsarzt soll in der Otto-Fleck-Schneise mal verstärkt auf Schizophrenie überprüfen. Schöne Vorstellung, das macht ein Redakteur alleine in der Sonntagsschicht. (“Jetzt bedank ich mich mal ordentlich bei mir”. “Ich hab mir immerhin eben Glück gewünscht”)

Mit Eurer Unterstützung zur #Weltherrschaft? Nein, nur etwas klein geschrieben und unglückliche Farbwahl. Der DFB weist uns darauf hin, dass es in Rio 15:45 Uhr sein wird, wenn in Leipzig der @Ball rollt. Der Verlaufsbalken ist auch kein Frontverlauf sondern die Datumsgrenze.

1. Bierhöffsche Regel
MercedesBenzFußball muss immer retweeted werden
2. Bierhöffsche Regel
MercedesBenzFußball darf auch Mesut Özils rechten Daumen in Thomas Müllers Po retuschieren und allgemein komisch photoshoppen und dazu dann was mit “guter Figur” schreiben.

OK, irgendein armer Wicht schleppt eine Tafel mit “Wir spielen für Deutschland” mit sich rum um sie nebst Fähnchen und seltsamen Visuals in Kellergängen in Stadien zu kleben. Hat Urs Siegenthaler berechnet, dass so etwas die Eigentorwahrscheinlichkeit senkt?

Im sichtbaren Bildausschnitt leider keine schönen Schuhe dabei.

 

3. Bierhöffsche Regel
Je kürzer der Weg zwischen Hotel und Stadion, desto öfter muss ein #Bus getwittert werden.

4. Bierhöffsche Regel
Wenn am Vortag vergessen wurde ein Bus zu twittern, muss am Spieltag zweimal ein #Bus getwittert werden.

Aha, Information. Deswegen auch mit ^^ gekennzeichnet. Damit die coolen Kids das Muten können.

Minimalismus. Ein seltener Hashtag-Only Tweet. Und was für eine kreative Idee eine Choreo mit “Gerade” in die “Kurve” zu tun. (“Ich hatte da neulich so ein Brainstorming Seminar und habe mich dann auch mit in die Ideenfindung eingebracht”. Bierhoff, kurz vom Handy aufblickend.)

5. Bierhöffsche Regel

Verletzte Nationalspieler werden retweeted, wenn sie mit großem T-Shirt-Ausschnitt aber nicht zu gut ausgeleuchtet Daumen drücken und dabei möglichst sinnfreie Hashtags verwenden. (Mario ist part of sich selbst?)

Kurzer Einschub: Bis hierhin war das das mittlerweile bekannte Klappern im Walde der sozialen Netzwerke. Ich brauche das nicht. Finde das auch weitestgehend albern. Kommunikativ ist das bei 1,8 Mio Followern auch nicht. Kann man aber machen. Jetzt folgt das Spiel. Und was der Account dann macht, ist so putzig, dass ich fast nicht glaube, dass das ernst gemeint ist. Das muss Ironie sein.

Ähm. Ja. Ist ja erst 2. Minute. Das Kahnsche “Weiter, weiter” griff irgendwann in der Nachspielzeit. Es wird schon keiner vom Platz gehen.

Ich glaube Gündogan und Müller checken in der Halbzeitpause ganz genau, ob sie in den Tweets vom DFB richtig mit @Accountname erwähnt wurden. Wehe da fehlt eine Mention.

Der Tormann fälscht zur Ecke ab. Den Kracher. Gehalten hätte er ihn nie.

6. Bierhöffsche Regel

Wenn es im Fernsehen so aussehen könnte, als ob Schimpfe von Volkes Stimme aufkommen könnte (Meine Oma!), muss der Social Media Redakteur proaktiv die Profis aufmuntern. Was wäre allerdings in der 13. Minute die Alternative zu “Weiter geht’s”.

Immer Vorsicht mit Vorhersagen im Sport.

Ist das Hohn? Oder Spott? Marco soll weiter schießen, Revishvili (Gegner ohne Twitter-Accounts.) weiter halten?

Ich habe das Spiel ja nicht gesehen. Ich stelle mir die Szene wie folgt vor: Özil schlenzt, der georgische TeufelsRevishvili springt zlatanesk in den Schuss, hält ihn und beschleunigt ihn auf unglaublich #200km/h Richtung Neuer. Der dann seine Weltklasse auspacken kann.

No jokes with fanclubs with Hashtag from hell sponsored by softdrink giants.

(#12mann, Zielgerade, häh?)

Ach die Freunde mit der Text-Bild-Schere (“Gute Figur”) wieder. Das ist doch auch ne Studentenjob Ironie. Zu lange fürs Raussuchen eines Löw-Bilds mit Mercedes Logo gebraucht und das Text schreiben outgesourced?

Halbzeit, Ergebnis egal, Pfiffe egal. Hier sind Schnappschüsse.

Bumm. Zack Tor. 304 Retweets. Endlich wieder Ausrufeze!chen.

53′ Doch. Ausgleich. Mich. Hätte. Interessiert. Wie. Es. Dazu. Kam. Und #Fairplay #fänd #ich #auch #ok.

7. Bierhöffsche Regel

Twittert immer so, wie ihr Euch als Fan benehmt. Dass man was versteht ist egal. Die Emotions müssen rüberkommen.

Ah, der “Weiter, Kämpfen” Redakteur ist zurück.

8. Bierhöffsche Regel

Wenn spät und Spiel knapp, Grammatik kann fragwürdig gemacht werden, wenn Emotion stimmt.

Der Kruse hat kein Twitter. Das “Wie” bleibt bewusst im Unklaren. Aber gleich gibt es Schnappschüsse.

Huch! Was! für! e!ne! Überraschung! Das hätte ich im Leben nicht gedacht. Da lassen wir die Emotionen mal so richtig raus.

Jetzt ist Stimmung. Da schmeißt der Olli noch nen paar Hashtags und einen französischen Artikel ins vorbereitete Template. Pro-Tipp: Schonmal den kyrillische Schriftschnitt von “Mannschaft” ordern. Für in zwei Jahren. Freut sich Vladimir.

Ich habe selten eine unmittelbarere, purere, reinere, unverfälschtere, ehrlichere Freude gesehen. [/Ironie]

Im Ernst, ich verstehe ja den ganzen Ansatz von Social Media, von Markenbildung, tralala. Aber das, was Ihr da gerade macht beim DFB, ist so viel zu viel, dass ich hoffe, dass Ihr Euch Euer “Produkt” damit kaputt macht und auf die Fresse fallt. Dass das mit dem emotionalisieren irgendwann nicht mehr klappt, die Zuschauer mit steigender Anzahl von Ausrufezeichen bei nicht wirklich wichtigen Spielen wegbleiben. Dass Spieler keinen Bock mehr auf den Quatsch haben. Wenn Ihr was richtig gutes habt, klar, teilt das, das Internet ist dafür gemacht. So etwas zum Beispiel schaue ich mir gerne an

Und wenn es so etwas mal einen Länderspielabend nicht gibt, dann ist es doch auch nicht so schlimm. Dann könnt Ihr doch auch mal schreiben.

“Knapper als gedacht. Aber souverän qualifiziert. Wir freuen uns auf die Auslosung zur #Euro2016 und wünschen einen schönen Abend”

Ohne viel Drumherum. Nur so als Vorschlag. Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit der deutschen Mannschaft demnächst wieder echte Gänsehautmomente gibt, ist ja nicht so gering, da könnt Ihr ein Lala-Länderspiel im Oktober auch mal so egal sein lassen, wie es nun einmal ist. Und der Welt nicht mit Eurem Marketing auf die Nerven gehen.

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