Eine tolle WM bisher. Auf so vielen Ebenen. Die Spiele sind gut, es fallen viele und auch schöne Tore. Die Mannschaften zeigen vollen Einsatz, körperlich und mental. Die äußeren Bedingungen machen das Ganze ab ca. der 70. Minute zu einem Schwergewichtsboxkampf. Die unterschiedlichen taktischen Systeme erschweren Prognosen und jedes Tippspiel. Es gibt eine wohl dosierte Menge an Überraschungen. Und mit dem “Family Viewing” auf der Terasse begann am Samstag die Finalrunde, mit jetzt – Stand Montag – immerhin schon zwei Elfmeterschießen.
Das Kind ist mittlerweile komplett für Brasilien, die Engländer wurden schnell vergessen. Ich habe mich nicht getraut, ihr zu sagen, dass ich den Chilenen die Daumen gedrückt habe. Die Nervosität war ihr als erstmaliger WM-Beobachterin deutlich anzumerken. (Wobei es natürlich sein kann, dass die alle zwei Minuten wiederkehrenden Fragen “Hat jemand ein Tor geschossen?” “Wer hat ein Tor geschossen?” auch einer allgemeinen Phase entstammen können. Zum Zeitpunkt des Elfmeterschießens war die nächste Runde Steh-Geh dann schon wieder wichtiger)
Was mich neben den zahlreichen schönen Orten, an denen ich diese WM verfolge, aber am meisten begeistert ist die Stimmung in den Stadien. (Und teilweise sehr amüsante Begleitung in Podcasts, Blogs und auf Twitter) Eat this, deutsche “Fankultur”. Ich konsumiere ja Fußball eigentlich nur am Fernseher und bin höchst seltener Stadionbesucher. In den Augen vieler bin ich deswegen sicherlich nicht qualifiziert, ein Urteil über die Rituale in deutschen Arenen abzugeben. Trotzdem: Ich schätze die Aaaahs und Oooohs, das permanente Auf und Ab in der Lautstärke, die spiel- und anlassbezogenen Anfeuerungen sehr. Sehr viel mehr als den für mich eintönigen Dauersupport beim deutschen Klubfußball. Ich vermisse auch keine superaufwändigen Choreographien, keine Zaunfahnen oder Banner. Mich stören nicht einmal die Fans bzw. Zuschauer, die, auch wenn ihre Mannschaft zurückliegt und sie merken, dass die Kamera sie erwischt, lachen, sich freuen und komplett aus dem Häuschen sind. (Auch wenn das so gar nicht meine Art wäre) Ich lese ja so einige Stimmen, die dieses Verhalten massiv in Frage stellen. Aber hey, es ist ein Fußballspiel. Man kann doch bitteschön Fan sein, eine Niederlage erleben und trotzdem einen unvergesslichen Tag haben. Und eine gewisse Leichtigkeit entspricht meinem Verständnis von Fußball viel eher als dieses bierernste Verhalten, was ich im Kontext deutscher Vereine mitbekomme. “Mein Verein ist viel … als wie Deiner … ihr seid keine echten Fans … wie kann man nur … das geht ja gar nicht … wer nicht für uns ist, ist gegen uns … wer nicht steht oder in der 85. Minute geht … tralala”.
Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit diesem Turnier. Deutschland wird übrigens statistisch gesehen Weltmeister, da ich zum Zeitpunkt des Finales in Skandinavien weile – genau wie beim bisher letzten Titel einer deutschen Mannschaft, damals, 1996. Wahrscheinlichkeit damit also bei 100%.
Dass sich beim Tippspiel ab jetzt mit jeder Runde die Punkte erhöhen, habt ihr mitbekommen und ist bekannt, oder?
2 Kommentare
2 Responses to “Kurz vor dem Achtelfinale Deutschland – Algerien”
Habe von der Erhöhung nichts mitbekommen. Habe für meinen Tipp beim Kolumbien Spiel trotzdem nur 0 Punkte bekommen.
Wie sieht die Punkteverteilung den jetzt aus?
Laut http://liga.parkdrei.de/tippspiel/?view=overview&round=4&competition_id=22 hast Du auch auf Uruguay getippt. 0 Punkte bleiben 0 Punkte. Ansonsten im Achtelfinale 12/9/6 statt 10/8/5