Sportkonsumtagebuch #22

#Freitag
Der Winter zehrt langsam an den Kräften. Außerdem geht es mir auf die Nerven, dass jetzt – wo es theoretisch schon wieder länger hell ist – der Himmel den ganzen Tag in ein mattes Grau getaucht ist. Mein Sportkonsum leidet darunter keineswegs, das ist ja etwas passives, was ich dann durchaus lieber tue, als voll dynamisch und kreativ To-Do-Listen abzuarbeiten. Nur, ich kann mich nicht mehr erinnern. Die Podcasts der Woche zogen wie ein dezentes Rauschen durch mich hindurch. Gegen 20 Uhr habe ich dann auch lieber das Bundesligaspiel Wolfsburg gegen Bayern geschaut, als etwas mit dem Abend anzufangen. Und an Mandzukics Fallrückzieher kann ich mich sogar erinnern. Ich erinnerte mich auch an das Champions-League-Spiel von Borussia Dortmund am Mittwoch und – ohne jetzt die fußballerischen Gesamtleistungen der beiden besten deutschen Teams beurteilen zu wollen – an die unterschiedliche Wirkung der beiden Abwehrreihen auf mich. Habe ich bei Mats Hummels, wenn ich ihn spielen sehe, immer den Eindruck, der Herr ist vielleicht ein Ticken zu selbstbewusst, möchte gerne Lothar Matthäus in der Blüte seiner Jahre sein – Antreiber, Abräumer, Alleskönner – und geistert dabei zuweilen als Sicherheitsrisiko durch die eigene Hälfte, ist die Bayern-Abwehr dieses Jahr unfassbar souverän. Ein Umstand, der durch nur 7 Gegentore, nicht aber durch die Kicker-Noten untermauert wird. Ich fragte mich, nachdem dann Herr Hummels am Samstag eine 1 bekam, was denn das Anforderungsprofil an einen Abwehrspieler ist. Van Buyten bekam in seinen 6 Spielen als Innenverteidiger der Bayern ein Gegentor, aber niemals eine bessere Zensur als die 3. Jerome Boateng in 15 Spielen 6 Gegentore, einmal war eine 2,5 dabei, ansonsten auch eher “befriedigend”. Beim heiligen Dante sieht das ein wenig besser aus. In seinen 22 Spielen war allerdings auch keine 1 oder 1,5 dabei. Im medialen Rauschen höre ich dann zuweilen so etwas wie “hat etwas für den Spielaufbau” getan. Scheiß auf Spielaufbau. Warum muss das der Innenverteidiger machen, wenn man Götzegündoganreus oder Kroosriberymüller im Mittelfeld hat. Wenn ich Fan einer der beiden Mannschaften wäre, wäre mir die Bayern-Abwehr lieber. Da ich dann schon einmal dabei war, über Kicker-Noten nachzudenken, fiel mir auch ein, dass ich es seltsam finde, dass von Innenverteidigern “Impulse nach vorne” erwartet werden, von Torwächtern hingegen für gute Noten zwingend spektakuläre Paraden notwendig sind. Das “moderne Torwartspiel”, wozu ja das Dirigieren der Abwehr etc. pp. gehört hat sich in Manuel Neuers Bewertung jedenfalls bisher nicht niedergeschlagen. Als ich gerade anfing mich in Rage zu ärgern, schoss Robben das 2:0 und mir wurde wieder bewusst, dass es total sinnlos und langweilig ist, sich über Kicker-Noten aufzuregen. Dann bin ich schlafen gegangen.

#Samstag
Für mich fiel die Bundesliga an diesem Samstag aus. Als das Kind im neuen Bett Mittagsschlaf (in ohrenbetäubender Lautstärke Drache Kokosnuss hören und alle 5 Minuten nach neuen Büchern fragen) hielt, las ich einen sehr schönes Interview mit Dirk Nowitzki. Danach war wieder klar, in welchen Dimensionen Nowitzki cooler ist als, sagen wir Lahm.

#Sonntag
Die vier Mannschaften spielten nicht so, wie ich das getippt hatte. Ansonsten ist zum Fußballsonntag nicht viel zu sagen. Schön fand ich ich das Slalom-Finale der Ski-WM in Schladming, was man sich in der ZDF-Mediathek vielleicht noch anschauen kann. Ich bin immer erfreut, wenn mich eine Sportart neben Fußball mit einer tollen Athmosphäre fesselt. Ich werde deswegen nicht zum Ski-Alpin-Fan, aber eine Gänsehaut bekomme ich trotzdem.

Ansonsten habe ich mit dem Kind Ralley-WM gespielt.

Naja, das Kind hat aus Duplo-Steinen eine Straße mit Hindernissen gebaut und Autos da – relativ frei von physikalischen Gesetzen – gegeneinander antreten lassen. Und hat meinem 30 Jahren alten Matchbox-Auto ganz gnädig den zweiten Platz hinter seinem Flitzer überlassen. Ich hoffe das Kind möchte später nicht mit mir zu Motorsport-Veranstaltungen, dass ginge mir sportartentechnisch dann doch zu weit. Ich muss mal wieder etwas gegensteuern. Wenn es “Der kleine Drache Kokosnuss spielt Fußball” gäbe, hätte ich da gute Chancen, glaube ich.

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