Verbietet Handykameras

Egal ob Röyksopp, Hertha BSC oder das 100-Meter-Finale der Leichtathletik-WM: Jeder hat sie mit. Sie ist das Geschäftsmodell von Youtube und der schnellschießenden Juristen des DFB und der Musikindustrie. Die Digitale Miniknippse, ob als Handy oder Kompaktfotoapparat mit Schläufchen fürs Handgelenk. Es gibt kein Entkommen, nirgends, niemals. Ich habe nichts, gegen legale, halblegale oder illegale Bild und Tonmitschnitte von Konzerten oder Sportveranstaltungen. Ich finde es großartig, mir Live-Auftritte aus fernen Ländern, kuriose Tore vom Dorfsportplatz oder tolle Momentaufnahmen im Internet anzuschauen. Aber Jungs und Mädels, auch wenn auf einer Kamera irgendeine scheiße-hohe-Megapixel-Zahl steht und das Display 8 Trilliarden Farben hat, heißt das nicht, dass mit diesem Ergebnis irgendjemand was anfangen kann. Und Kamera einfach hoch halten und dabei bewegen hat in noch keinem Medium brauchbare Resultate geliefert.

Bei einem 100-Meter-Endlauf hat das noch einen gewissen Charme. Das auf den Startschuss folgende Blitzen, was durch die Kameras übertragen wird, trägt nicht unwesentlich zur Relevanz in der Wahrnehmung bei. Die Bilder und Töne, die die Welt bewegen kommen aber niemals, niemals, niemals von Geräten, die einem zu tausenden vor die Nase gehalten werden. Da kommt so etwas bei raus.

Ich verabscheue es, wie letzten Sonntag im Astra-Kulturhaus bei einem gut gefülltem Konzert mittelweit vorne zu stehen, von einer Tussi und einem Tüp hinter mir angepflaumt zu werden, dass ich mich bitte nicht direkt vor sie stellen soll. (Ich bin vom Körperbau eher normal und der nicht der “Daniel-van-Buyten-Typ”.) Und sobald ein aus Funk und Fernsehen bekannter Hit ertönt, eine Kamera über dem Kopf zu haben sowie plötzlich mindestens 50 Displays von ebensolchen Geräten zwischen mir und der Bühne zu sehen. Warum geht man auf Konzert? Warum geht man zu einem Fußballspiel? Um sich am Ereignis zu erfreuen oder um hinterher Wackelbilder auf Youtube hochzuladen? Ich verstehe das Konzept nicht. Es hat ja was, sich Live-Bilder von bestimmten Ereignissen später im Internet anzuschauen, aber die sollen doch bitteschön von jemand gemacht werden, der nicht emotional daran beteiligt ist. Und deswegen sollten solche Kameras ab sofort verboten werden. Zumindest das Betreiben von Kameras jeglicher Art über Kopfhöhe.

4 Kommentare

4 Responses to “Verbietet Handykameras”

  1. Shaft

    Du musst dich schon entscheiden, entweder du willst keine Kameras auf Konzerten oder du willst dir Live-Events bei youtube anschauen, denn du kannst davon ausgehen, dass Profis besseres mit ihrem Material anzufangen wissen, als es bei youtube reinzustellen, damit es jeder kostenfrei anschauen kann.

  2. ich muss mich nicht entscheiden. wenn es keine aufnahmen gibt, gut. wenn es welche gibt, auch gut. was spricht dagegen, dass bspw. ein klub einen youtube-channel mit schnipseln von konzerten betreibt? ok, die rechtslage, aber um die geht es ausnahmsweise nicht. mich nervt auf der einen seite die qualität der filmchen, die es zum Beispiel vom Röyksopp-Konzert im Astra gibt, andereseits nervt mich, dass man mir die Kameras vors Gesicht hält. Wenn ich Lust habe, mal ein zwei Lieder zu filmen oder zu fotografieren, kann ich mich ja mal kurz an die Seite stellen und das Gerät still halten. Dann wären gleich beide Probleme beseitigt. Stört nicht und sieht besser aus.

  3. Gazza

    Auf den Konzerten, wo ich mich rumtreibe, wagt niemand sein Handy auch nur die Hand zu nehmen. Starten wir ein Mosh Pit….

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