Tour de France – Sport im Fernsehen

Im ersten Kapitel “Sport im deutschen Fernsehen” geht es ganz allgemein um das Stattfinden der sportlichen Betätigung in der Glotze. Seit wann, wieviel, was und warum. Was das alles soll, steht hier. Dort gibt es auch ein Inhaltsverzeichnis, welches sich ganz von Zauberhand langsam mit Links füllt.

1. SPORT IM DEUTSCHEN FERNSEHEN

Nach Niklas Luhmann findet ein Ereignis, welches nicht in Medien zu sehen ist, nicht statt. Das Gleiche gilt auch für den Sport. Wir haben uns daran gewöhnt, dass sportliche Ereignisse im Fernsehen stattfinden. Werden wir beim seltenen  Stadionbesuch mit der Realität konfrontiert, vermissen wir die Zeitlupe. Sport wird hauptsächlich als Sport im TV wahrgenommen.

1.1 Fernsehstuben und das Wunder von Bern – Sport im deutschen Fernsehen
Die Geschichte der Sportübertragungen im Fernsehen begann mit der Übertragung der Olympischen Spiele in Berlin 1936. In 28 Fernsehstuben verfolgten bis zu 150.000 Berliner täglich die Übertragung von mehr als sieben Stunden Programm. Erstmals konnte man ein Sportereignis in dieser Breite erleben ohne als Augenzeuge vor Ort zu sein.

Nach dem Krieg startete das bundesdeutsche Fernsehen am zweiten Weihnachtsfeiertag 1952 mit einem einzigen Programm. Mit Live-Übertragungen von Autorennen, Ruderregatten, Fußball- und Handballspielen wollte die ARD die Leistungsfähigkeit des neuen Mediums unter Beweis stellen. Im kollektiven Gedächtnis ist vor allem aber die Übertragung der Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz haften geblieben. Im Film „Das Wunder von Bern“ wurde dieser Mythos mit der legendären Übertragung und dem exstatischen Kommentar „Aus, aus, aus, das Spiel ist aus ….. Deutschland ist Weltmeister“ von Heribert Zimmermann gerade wieder aufleben lassen. Obwohl damals lediglich 27.000 Haushalte ein Fernseher besaßen und das Spiel hauptsächlich im Radio verfolgt wurde, gilt diese Ausstrahlung als Durchbruch des neuen Mediums. (Burk/Digel in Schwier, 2002) Am 1. April 1963 folgte mit dem ZDF ein zweiter Fernsehsender. Durch die neue Wahlmöglichkeit des Zuschauers befand sich die ARD plötzlich in einer Konkurrenzsituation. Durch die Einführung des dualen Systems 1984 wurde diese nur noch verstärkt. Der Fernsehmarkt in Deutschland explodierte. Immer mehr Sender drängten in den Markt, es folgten neben den Vollprogrammen eine unüberschaubare Menge von Spezialprogrammen.

Im Sportbereich lässt sich im Free-TV-Bereich heute eine Zweiteilung feststellen. Auf der einen Seite sind es die Vollprogramme RTL, SAT.1, ARD und ZDF, die Sport in ihrem Programmschema haben, auf der anderen Seite zwei Spartensender, die sich komplett der Sportberichterstattung widmen. Eurosport – ein paneuropäisches Gemeinschaftsunter­nehmen  von 16 Sendern der European Broadcasting Union und Sky Channel ist seit Ende der 1980er im deutschen Kabelnetz zu empfangen. Das Deutsche Sport Fernsehen (DSF) ging 1993 aus dem Kirch-Sender Tele5 hervor. In den anderen Sendern beschränkt sich der Sportanteil auf die Nachrichtenblöcke oder exotische Ausnahmen wie im Jahre 2003 die Ralley-WM bei VOX.


Umfang der Sportberichterstattung im Jahr 2000 in Minuten (AG der ARD-Werbegesellschaften, 2001)

Immer noch räumen die beiden öffentlich-rechtlichen Sender dem Sport den größten Anteil der Vollprogramme ein. Es gibt zyklische Schwankungen, die hauptsächlich mit den Großereignissen wie den Welt- und Europameisterschaften im Fußball sowie den Olympischen Spielen zu erklären sind, die immer in geraden Jahren stattfinden.

1.2 Livesendungen und Telefonquiz – Sendeformen
Bei den Sendeformen kann grob in Live-Übertragungen, Magazinsendungen, Talksendungen, Nachrichten und diverse Misch­formen unterschieden werden. Ein großes Publikum finden aber vor allem Livesendungen oder zeitnahe Magazinsendungen. Die Spartensender DSF und Eurosport warten hier allerdings auch immer mal wieder mit teils seltsam anmutenden Innovationen auf. Eine der erfolgreichsten Sendungen des DSF ist der „Doppelpaß“, eine Fußballtalksendung am Sonntag morgen, in der in bester Stammtischtradition der letzte Spieltag ausgewertet wird. Nachdem die Sender auch die Gewinnträchtigkeit der Telefonhotlines erkannt haben, füllt gerade das DSF den Nachmittag mit niveaulosen aber einträglichen Sportquizsendungen.

Die TV-Sender gehen dazu über, aus einer Live-Übertragung immer mehr herauszuholen, als die eigentliche Veranstaltung hergibt. Ein typischer SAT.1 Champions-League Abend im November 2003 begann beispielsweise zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr, ging über das Spiel, welches von 20:45 Uhr bis ca. 22.20 Uhr lief aber noch bis 23:15 Uhr.  Aus 90 Minuten Fußball wurden so 180 Minuten Sendelänge gemacht – der verzweifelte Versuch durch den Einbau möglichst vieler Werbepausen die teuren Rechte zu refinanzieren.

Bei der Berichterstattung zur Tour de France handelt es sich auch, um so eine angereicherte Live-Übertragung. Deswegen wird auf die weiteren Formen nicht näher eingegangen.

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