Aus der Reihe unnütze Statistiken, die die Welt nicht braucht: So ein Trainer wird ja gemeinhin von der Fachpresse als Wandervogel beschrieben, da er aufgrund des schnelllebigen Tagesschäftes Fußball permanent seinen Arbeitsplatz wechseln muss. Für weitere tiefenpsychologische Untersuchungen sei hier mal die Rangliste der reisefreudigsten Trainer der aktuellen Bundesligisten aufgeführt.
Datenbasis sind die Stationen der Herren als Trainer (der Vollständigkeit halber mit aufgeführt) sowie ein ausklügeltes Bonuspunkte-System um die Schwächen von Google Maps auf dem afrikanischen und dem asiatischen Kontinent sowie in Slowenien zu kompensieren.
Außer Konkurrenz darf Peter Neururer teilnehmen, damit er nicht einrostet.
1. Ernst Middendorp – 1876 km aber zwei Bonuspunkte für Stationen auf einem anderen Kontinent
Ganz weit vorne der Ernst mit seinen ingesamt 3 Stationen in Afrika. Als Datenbasis für die Landkarte nehmen wir mal Frankfurt als internationalen Flughafen für solche Trips ins Ungewisse. Da nimmt ma ja auch den Hausrat nicht mit.
1987 – 1988 Nordhorn, 1988 – 1990 Arminia Bielefeld, 1990 – 1992 VfB Rheine, 1992 – 1994 FC Gütersloh 2000, 1994 – 1998 Arminia Bielefeld, 1999 KFC Uerdingen, 1999 VfL Bochum, 2000 – 2002 Kumasi Asante Kotoko, 2002 – 2003 FC Augsburg, 2004 Hearts of Oak,2004 – 2007 Kaizer Chiefs Johannesburg, seit 2007 Arminia Bielefeld
2. Frank Pagelsdorf – 1.932 km aber ein Bonuspunkt für Asien
Auch wieder ein Bonuspunkt für den Ausflug über den Fraport nach Dubai. Ansonsten hält sich der gemütliche Frank eindeutig lieber im nördlichen Teil Deutschlands auf. Fährt gerne manche Routen doppelt und kommt so etwas unerwartet auf Platz 2. Heimlich still und leise nutzte er die Zeit der beruflichen Perspektivlosigkeit im Heimatland für massig Kilometereinnahmen durch den Ausflug in die Wüste. Da’s da aber deutlich zu warm fürn Frank war und der Middendorp eh nicht einzuholen war, ging es schnell wieder heim.
1991–1992 Hannover 96 II, 1992–1994 1. FC Union Berlin, 1994–1997 Hansa Rostock, 1997–9/2001 Hamburger SV, 2003–4/2004 VfL Osnabrück, 2004–2005 Al-Nasr Dubai, seit 8/2005 Hansa Rostock
Peter ganz solide auf Platz 3. Die Sportliche Lage der Top2 und Peters Arbeitslosigkeit lassen aber schon erste Zweifel an der Verbindung zwischen Qualität und zurückgelegte Kilometer erahnen. Vielleicht muss man die Tabelle umdrehen. Peter hätte mit Madrid natürlich noch viel mehr gut gemacht, aber auch so ist das ganz beachtlich, zumal er gerade in den Anfangsjahren durch mühselige 100km Ortswechsel vorwärts kommen wollte. Als dann die Mauer fiel traute sich Peter auf die Transitpiste von Gelsenkirchen nach Berlin und legte dann einen Gang zu. Von nun an ging es munter auf der Ost-West Trasse hin und her. Für den hohen Norden und den tiefen Süden reichte es nie. Angebote (Nürnberg) die das geografische Spektrum deutlich erweitert hättem, schlug Peter leichtfertig aus, er spekuliert weiterhin auf eine ganz große Nummer, die ihm mindestens 1000 Kilometer pro Fahrt einbringt. Kicker-Kolumnist Rudi Völler monierte aber Peters Nominierung, da er häufig so kurz in einer Stadt war, dass er seine physische Anwesenheit dort in Frage stellt und Schmuh vermutet.
1984 – 1985 Tus Haltern, 1987 RW Essen, 1988 – 1989 Alemania Aachen, 1989 – 1990 Schalke 04, 1991 Hertha BSC, 1991 – 1993 1. FC Saarbrücken, 1994 – 1995 Hannover 96, 1996 – 1997 1. FC Köln, 1999 Fortuna Düsseldorf, 1999 – 2000 Kickers Offenbach, 2000 – 2001 RW Ahlen, 2001 – 2005 VfL Bochum, 2005 – 2006 Hannover 96
Still und leise hat sich Felix durch geschickte Kombination der Nord-Süd Stationen hervorragende 2848 Kilometer erarbeitet. Durch einen bessere Verteilung der Stationen Hamburg, Bremen, Stuttgart, München war da aber noch deutlich mehr drin. Wenn er aber so weitermacht und Peter nicht bald wieder einen Arbeitgeber findet, hat er den bald ein.
1992 – 1993 Bremerhaven, 1993 – 1995 HSV II, 1995 – 1997 HSV, 1997 – 1998 1. FC Nürnberg, 1998 – 1999 Werder Bremen, 1999 – 2001 Eintracht Frankfurt, 2001 – 2004 VfB Stuttgart, 2004 – 2007 Bayern München, seit 2007 Vfl Wolfsburg
Der alte Hase ist auch ein klassischer Spätstarter. Kam er in den ersten 23 Jahren seiner Karriere vielleicht auf eine Tankfüllung, legte er nach 1995 enorm zu. Spitzenleistung, zumal er gegen Ende seiner Laufbahn auch nicht allzuweit von seiner Heimat entfernt gelandet ist.
1971-1983 FC Carl Zeiss Jena, 1984-1987 Rot-Weiß Erfurt, 1988-1993 FC Karl-Marx-Stadt/Chemnitzer FC, 1993-1994 FC Carl Zeiss Jena, 1995 1. FC Union Berlin, 1996-1999 FC Twente Enschede, 1999-2003 Borussia Mönchengladbach, 2004 Hertha BSC, seit 2005 1. FC Nürnberg
Platz Sechs für Armin Veh für das bemerkenswerteste Aufwand-Nutzen Verhältnis. Gerade einmal 6 Trainerstationen reichen für die Aufnahme in den elitären 2000er Klub. Es zeigt sich, dass man auf der Nord-Süd-Achse mit weniger Aufwand zum Ziel kommt, wenn man nicht wie Hans Meyer auf Ost-West gleich bis nach Holland fährt und mindestens einmal Berlin mitnimmt. Auch eine Station ins Rostock ist nicht hinderlich auf dem Weg zu vielen Kilometern im Umzugswagen.
1990 – 1995 FC Augsburg, 1996 – 1997 Greuther Fürth, 1998 – 2001 SSV Reutlingen, 2002 – 2003 Hansa Rostock, 2003 – 2004 FC Augsburg, seit 2006 VfB Stuttgart
Googles Spionageflugzeug kann Entfernungen in Slowenien nicht berechnen. Da der Bojan aber wirklich viel unterwegs war bevor er in Cottbus landete, spendierte die Kicker Redaktion 1000 Kilometer extra und verspricht den Mann im Auge zu behalten.
1979 – 1983 NK Šmartno, 1984 – 1989 NK Elkroj, 1989 – 1991 NK Ingrad Celje, 1991 – 1992 Mura Murska Sobota, 1992 – 1994 Olimpija Ljubljana, 1994 – 1996 Rudar Velenje, 1996 – 2000 NK Maribor, 2000 – 2001 Olimpija Ljubljana, 2001 ERA Šmartno, 2002 NK Maribor, 2002 Nationalmannschaft, 2004 – 2005 Murska Sobota, 2005 AEL Limassol, 2005 – 2007 Primorje Ajdovšcina,seit 2007 Energie Cottbus
Auch Huub mit einer optisch sehr ansprechenden Reiseroute. Klar und direkt ohne sich in kleinteiligen Kreisverkehren zu verlieren.
1993 – 1996 Kerkrade, 1996 – 2002 Schalke, 2002 – 2003 Hertha, 2004 – 2005 Köln, 2005 – 2007 Kerkrade, seit 2007 Hamburg
Über den Erwartungen liegt auch der Trainer des MSV. Im jetzt beginnenden Mittelfeld ist aber alles eng beieinander, da darf man sich keine längere Schwächeperiode leisten.
1994 – 1995 Eintracht Frankfurt II, 1995 – 1997 Eintracht Frankfurt (Co-Trainer), 1997 – 1998 VfR Mannheim, 1998 – 2000 Viktoria Aschaffenburg,2000 – 2004 Wacker Burghausen, 2004 TSV 1860 München, 2005 – 2006 1. FC Saarbrücken, seit 2006 MSV Duisburg
10. Friedhelm Funkel – 1379 km
Friedhelm spielte auch den Trumpf Rostock. Somit hat er es gerade noch so in die Top 10 geschafft, auch wenn ich ihn weiter vorne erwartet hätte. Aber der sieht auch immer nur so aus, als ob er permanent Absteiger trainiert und entlassen wird. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich Friedhelm als erstaunlich sesshafft.
1991 – 1996 Bayer Uerdingen, 1996 – 2000 MSV Duisburg, 2000 – 2001 Hansa Rostock, 2002 – 2003 1. FC Köln, seit 2004 Eintracht Frankfurt
11. Ottmar Hitzfeld – 1.332 km
Ottmar zehrt stark von seinen Leistungen in den 90ern. Aber man kann das menschlich verstehn, wenn man in München angekommen ist, dass dann die Lust auf Stationen wie Rostock, Hertha oder Cottbus, die ihn in der Rangliste nach vorne bringen würden, nachlässt.
1983-84 Zug, 1984-88 Aarau, 1988-91 GC Zürich, 1991-97 Borussia Dortmund, 1998–04 FC Bayern München, seit 02/2007 FC Bayern München
12. Dieter Hecking und Lucien Favre – beide genau 1233 km
Wobei Dieter das durch eine Anschlag an der Ostsee und zurück Nummer und Lucien das auf direktem Weg erreichte. Einig sind sich beide jedoch im Nutzen der Süd-West Nord-Ost Stoßrichtung. Dieter dafür mit einer Station weniger.Interessantes Kopf-an-Kopf Duell, wo der Sieger schwer vorherzusagen ist. Die Herren werden gebeten, der Redaktion die genauen Wohnanschriften zuzuleiten, damit man die Statistik verfeinern kann.
Dieter Hecking
2000 – 2001 Verl, 2001 – 2004 VfB Lübeck, 2004 – 2006 Alemannia Aachen, seit 2006 Hannover 96
Lucien Favre
1994 – 1997 FC Echallens, 1997 – 2000, Yverdon-Sports, 2000 – 2003 Servette Genf, 2003 – 2007 FC Zürich, seit 2007 Hertha BSC
Mit Platz 14 beginnt die Abstiegszone der Kollegen, die noch keine 1000 Kilometer vollgemacht haben. Bei Marcel kann man das Streben aus seiner Heimat Richtung Norden erkennen. Ein Blick über die Grenze zu den skandinavischen Nachbarn würde seine Perspektiven enorm verbessern.
1997 – 1998 FC Wil, 1999 – 2001 FC St. Gallen, 2002 – 2003 GC Zürich, 2003 – 2004 1. FC Köln, seit 2005 VfL Bochum
Einmal Ost-West ist alles was Mirko aufzuweisen hat. Da er aber noch jung ist, kann das noch werden. Wenn er über Hamburg, München und Hertha eine 8 aufs Parkett legt, ist er schlagartig vorne mit dabei.
2000 Tennis Borussia Berlin, 2001 – 2004 Co-Trainer Hannover 96, 2004 – 2006 Co-Trainer FC Schalke 04, seit 2006 FC Schalke 04
Nun gut, Michael kann in seinen Lebenslauf wenigstens die Reisen mit dem DFB aufnehmen. Aber nach langer Diskussion entschied sich die Kicker-Redaktion dagegen, dies besonders zu bewerten. Auch Dr. Zwanziger meint, das Solidarprinzip und gleiche Kriterien für alle müsse auch hier gelten und dass der Michael sich schon durchbeißen würde.
1998 – 1999 Borussia Dortmund, 2000 – 2004 Bundestrainer (nehmen wir mal Frankfurt), seit 2005 Bayer Leverkusen
Mensch Thomas, wo ist bloß der Elan deiner aktiven Zeit hin. Dort hast du es immerhin bis nach Rom geschafft. Und heute reicht es gerade einmal zu ein bißchen A7 und A2 von Hamburg nach Dortmund. Der Fußballgott sagt mir aber, dass dies nicht deine letzte Station sein wird, insofern toitoitoi.
2002 – 2004 HSV II, 2004 – 2007 HSV, seit 2007 Borussia Dortmund
18. Ede Becker und Thomas Schaaf – beide 0 Kilometer
Beide schon immer in Karlsruhe bzw. Bremen. Wenigstens konsequent in ihrer Totalverweigerer-Rolle. Setzen ein Zeichen gegen den Mobilitätswahn. Und immer noch besser als zwischen Duisburg und Bochum zu pendeln.
FAZIT
Die Trainer, die viel umziehen haben aktuell keinen Erfolg. Die Trainer der Bundesligisten waren (bis auf wenige Ausnahmen) nie im Ausland bzw. haben nie einen ausländischen Spitzenklub trainiert. Die Schweiz und Holland sind noch einige Male vertreten, aber sonst? Faulheit? Mangelnde Fähigkeiten? Die Trainer fürchten um ihrer Ranglistenposition für den Fall, dass Loddar in die Bundesliga kommt. Da kann Peter Neururer noch so oft zwischen Hannover und Berlin pendeln. Mathäus Tour über Ungarn, Belgrad, Brasilien und Österreich wird dann unumstößlich auf Platz 1 landen. Loddar und Middendorp belegen, dass weite Reisen nicht bilden müssen, Neururer, dass hektisches Umziehen nichts bringt.
Bleibt die Frage, wie das bei den Spielern aussieht und wer vom geneigten Publikum in Bezug auf Jobwechsel mehr zu bieten hat. (Auslandsstudium zählt nicht. Nur echte Arbeit.)
7 Kommentare
7 Responses to “Trainer – Ein Roadmovie”
Echte Arbeit? Da sprichst du hier die falsche Zielgruppe an. Du hast dir wieder sehr viel Mühe gemacht, nennt man das heutzutage nicht Meshup? Auf deiner Lieblingswebseite gibt es jetzt einen zusammenhangslosen Kurzbericht (Quasi-Meshup) vom Besuch eines anderen Wandervogels: Bundesberti.
Gruzz, bassewizz
wie immer ganz hervorragend, Herr Bassewitz. Stell doch den Artikel auch hier rein. dann ist dir Ickes Job und die Tochter des nigerianischen Botschafters gewiss.
Der Botschafter hat keine Tochter. Und der Braunschweiger Gerüstbauer wohl nichts zu tun, wat?
Entweder ich verstehe die Anspielung auf den Gerüstbauer nicht oder Du meinst das, was ich auch in meinen Statistiken sehe:
Die Top 10 der IP Adressen im November:
1. […]
2. XXXXX.stahl.bau.tu-bs.de ? 3010 Seiten
3. XXXX.kfunigraz.ac.at ? 1010 S.
4. XXXX.charite.de ? 865 S.
5. […]
6. XXXX.charite.de ? 823 S.
7. XXXX.charite.de ? 796 S.
8. XXXX.itu.ch ? 496 S.
9. XXXX.charite.de ? 470 S.
10. […]
exakt
reload rules
Sehr coole Statistik! Für sowas bin ich doch immer zu haben. =) Aber der einzige und wahre Reisetrainerfuchs ist und bleibt wohl Riegel-Rudi Gutendorf…