Abb. Das ehrwürdige FC-Stadion nach den jüngsten Zuschauerprotesten.
Trainer und Präsidium kommunizieren nur noch per Rechtsanwalt, die Spieler erfahren die Aufstellung erst durch die Presse, der Sportdirektor des FC Hartz 04 ist Dauergast auf fremden VIP-Tribünen, Spieler, Trainer und Vereinsobere schieben sich gegenseitig die Schuld am urplötzlichen Misserfolg zu. Eins ist klar: Derzeit regiert das Chaos den einstigen Vorzeigeclub!
Eine beispiellose Negativserie hat die großen Erfolge zu Beginn der Rückrunde rasch zunichte gemacht und das Team taumelt nun dem mausgrauen Mittelfeld entgegen. Offensichtlich waren Mannschaft und Verein dem gestiegenen Erwartungsdruck nicht gewachsen. Gomez, Pantelic, Kobiashvili, Khedira und Boenisch verletzt, Jarolim und Demichelis leisten sich Disziplinlosigkeiten und fliegen zurecht aus dem Kader, Marcello kloppt sich in Berlin, Tremmel heizt den Cottbusser Mob auf. Aber auch der Trainer ist nicht frei von Schuld: Die eigentümlichen Praktiken bei der Vergabe der Kapitänsbinde, die fast immer an verdiente, aber allenfalls durchschnittliche Spieler geht, und das starre Festhalten an verletzten und/oder formschwachen Spielern sorgt für schalen Atem. Jüngstes Beispiel: Nach endlos quälenden Diskussionen entschied sich der Coach für Bodzek und gegen Tararache im zentralen Mittelfeld. Der Youngster Bodzek bedankte sich standesgemäß und leistete sich eine Unsportlichkeit (6.0), während Tararache seine Saisonbestleistung fabrizierte (2.0). Auf der Tribüne!
Die mittlerweile zahlreichen Anhänger haben es momentan schwer, den Glauben an eine sportliche Renaissance nicht zu verlieren. Seit fünf Spieltagen regelmäßig klar unter 20 Punkten, zum Teil sogar praktisch ohne Punkte, die Tabellenspitze aus den Augen verloren und nun werden sogar die eigentlich schon abgeschriebenen Lovesaviors noch zur Gefahr. Doch anders als bei Überstern oder den SilverImpersonators will man hier tatsächlich an einem Strang ziehen und übt sich weiterhin in Durchhalteparolen: “Der Trainer bleibt!”, “Gomez schiesst uns schon wieder zurück ins Geschäft!”, “Mit Jarolim krallen wir uns wieder fest! Diesmal oben natürlich!”.
Zurück bleibt die Erkenntnis, dass man den ganz großen Absturz wohl vermeiden wird und vielleicht über den Umweg DFB-Pokalfinale doch noch irgendwie ins internationale Geschäft einziehen kann. Aber der häufig gemachte Vorwurf, man sei zu sehr auf Gomez & Co. angewiesen, scheint ins Schwarze zu treffen. Die Personaldecke ist (noch) zu dünn. Für die nächste Saison kündigt der Manager aber mit dem Verweis auf das gefüllte Festgeldkonto “zwei, drei Riesentransfers” an. Diesmal wohl auch einige “echte Kracher”. Mal sehen, ob die auch wieder so einschlagen wie Vidal, Kuba und Dum. Skepsis scheint angebracht.
3 Kommentare
3 Responses to “Chaostage beim FC Hartz.”
Plötzlich?! Absolut absehbar!!!
Ein Gomez macht halt noch keinen Frühling. Die jetzige Tabellenreihenfolge entspricht auch eher dem wahren Leistungsvermögen der Teams. Nur dass diese Gurkentruppe aus ‘m Wildpark immer noch auf Platz drei steht, ist nach wie vor sehr, sehr erstaunlich.
“Zurück bleibt die Erkenntnis, dass man den ganz großen Absturz wohl vermeiden wird und vielleicht über den Umweg DFB-Pokalfinale doch noch irgendwie ins internationale Geschäft einziehen kann.”
MV findet eine Erkenntnis über ein noch in der Zukunft liegendes Ereignis (Saisonendtabelle) gewagt.