Fußball ist Ergebnissport

Mich stört die allgemeine Hektik. “Versagt”, “Gescheitert”, “Missmanagement”, “Endlich”, “Vorstand ist auch schuld” sind noch die harmlosesten verbalen Attacken, die gerade in Zusammenhang mit der Klinsmann-Entlassung durch das große Internet und die klassischen Medien geistern.

Ich mag ja Zahlen. Und die Zahlen bescheinigen dem FC Bayern eine ganz solide internationale Performance in den letzten 5 Jahren. (UEFA-Koeffizient)

1 Liverpool 28.1140 15.8855 27.3250 24.5750 22.8440 118.743
2 Chelsea 23.1140 15.8855 26.3250 28.5750 22.8440 116.743
3 FC Barcelona 15.4875 32.1285 17.8000 27.7750 23.5375 116.728
4 AC Milan 29.8000 24.0710 26.3855 16.0500 14.2750 110.581
5 Manchester United 15.1140 10.8855 25.3250 32.5750 22.8440 106.743
Arsenal 17.1140 29.8855 16.3250 21.5750 21.8440 106.743
7 Sevilla 14.4875 28.1285 28.8000 18.7750 10.5375 100.728
8 Bayern München 18.1140 16.0875 18.9000 22.7000 22.4125 98.214
9 Olympique Lyon 22.2855 23.1625 17.0000 13.3855 15.2000 91.033
10 Werder Bremen 15.1140 13.0875 22.9000 15.7000 21.4125 88.214
11 Internazionale 20.8000 22.0710 15.3855 16.0500 13.2750 87.581
12 Villarreal 20.4875 22.1285 3.8000 15.7750 18.5375 80.728
13 Real Madrid 16.4875 15.1285 17.8000 14.7750 14.5375 78.728
14 AS Roma 6.8000 17.0710 19.3855 19.0500 16.2750 78.581
15 PSV Eindhoven 23.4000 12.5165 16.6425 17.0000 6.2665 75.825
16 CSKA Moscow 26.0000 9.0000 11.3250 6.2500 18.9500 71.525
17 Zenit St. Petersburg 10.0000 19.0000 1.3250 23.2500 14.9500 68.525
18 FC Porto 12.6330 8.1000 14.6165 15.5855 17.3570 68.292
Sporting CP Lisbon 24.6330 3.1000 8.6165 18.5855 13.3570 68.292
20 Shakhtar Donetsk 11.6200 12.1500 13.3000 7.9750 22.9750 68.020
21 Hamburger SV 2.1140 15.0875 6.9000 18.7000 22.4125 65.214
22 AZ Alkmaar 26.4000 12.5165 17.6425 7.0000 1.2665 64.825
23 Benfica 12.6330 17.1000 17.6165 12.5855 4.3570 64.292
24 Juventus 21.8000 21.0710 2.3855 2.0500 16.2750 63.581
25 Schalke 04 12.1140 23.0875 3.9000 15.7000 8.4125 63.214

Quelle:http://www.xs4all.nl/~kassiesa/bert/uefa/data/method4/trank2009.html

Nicht herausragend, aber in Ordnung. Das wollte man mit Klinsmann ändern, nachdem das jahrelang mit “etablierten” Trainern schief gegangen war. Nun sah man dieses Projekt als gescheitert an, jetzt kommt wieder ein alter Sack, Uli Hoeness weiß immer noch nicht, was Ebay und Amazon sind und wird nicht mehr Speerspitze der Jugendkultur in der Fußball-Bundesliga werden. Sondern eher so ein konservativer Altinternationaler bleiben.

Klinsmann hatte viel vor und relativ wenig davon erreicht, ob das an seinen mangelnden Fähigkeiten, der Ominpräsenz von Rummenigge und Hoeness, an schlechten Spielern oder an Venus-Saturn-Jupiter Konstellation an der Säbener Straße werden wir – und das ist das Lustige am Sport – nie erfahren. Es ist immer ein bißchen schade, wenn ein Konzept, was vom bisherigen abweicht (von Revolution würde ich jetzt nicht mal sprechen) im Haifischbecken der Traditionalisten scheitert und die Häme ist dann immer besonders groß. Aber das ist das Risiko bei Wegen neben der Hauptstraße.

Unter Aspekten der Krisenkommunikation war Führungsebene relativ professionell (vgl. Schalke) Trainer rausgeschmissen, Neuen präsentiert. Zack, zack. 3 Stunden nach der Meldung eine Pressekonferenz. Und jetzt können sich alle entspannen und Jupp Heynckes am Wochenende dabei zuschauen, wie 3 Trilliarden Blitzlichter seine Birne zum Leuchten bringen. Und Bayern genau wie unter Klinsmann entweder noch Meister wird oder nächstes Jahr im UEFA-Cup ran muss. Letztes Jahr haben sich schließlich alle beschwert wie langweilig das ist. Diesen Vorwurf kann man den Bayern diese Saison nicht machen….


Klinsmann ist raus

Server von Kicker.de auch. Man schaue bei allesaussersport.de.

Es kommen für fünf Spiele Heynckes und Gerland. Das ist wie mit der Popmusik. Die 80er sind einfach nicht totzukriegen.


Farbe bekennen

Für uns geht es um den fünften Platz, und da sehen wir noch ganz gut aus.

Zitat Felix Magath nach der Niederlage gegen Cottbus, nach der Wolfsburg weiterhin ganz bequem von der Tabellenspitze grüßt, da an diesem Spieltag die kompletten Top 3 vor Schreck ihr Spiel verloren haben. Mag ja sein, dass das eine sportwissenschaftlich ausgeklügelte Taktik ist, aber das geht mir auf die Nerven. Kann jetzt mal bitte eine Mannschaft (gerne auch zwei) sagen, dass sie Meister werden will und dann auch demnentsprechend auftreten. Sonst kann man das auch gleich auswürfeln oder Hertha BSC überlassen. Die kommen die nächsten 27 Jahre wahrscheinlich nicht wieder in die Verlegenheit dort oben mitzuspielen. Wie labil müssen die Fußballprofis sein, dass sie es nicht verkraften würden, auch ganz offiziell um Platz 1 mitzuspielen?


Hertha BSC vs. SV Werder Bremen

Das Kompetenzteam des Uli und Kalle-Managerspiels nutzte am Sonntag das schöne Wetter und traf sich im Olympiastadion um Transfers auszuhandeln und ein bißchen Sommerfußball zwischen Berlin und Bremen zu gucken. Das laute Gebrülle der Ostkurve und die ohrenbetäubend lauten Werbejingles (“Fahrschule Dumdidum präsentiert Ihnen die Nachspielzeit”), die über die Stadionanlage gejagt wurden, ließen einen zwar sein eigenes Wort nicht mehr verstehen, aber man versteht sich mittlerweile schließlich blind.

Man möge mich als Eventfan beschimpfen, aber ein wenig enttäuscht war ich schon, dass die drei ganz begabten Kicker Voronin, Diego und Özil nicht mittun konnten. Das sah man dem Spiel auch an. Weitestgehend ereignislos plätscherte die erste Halbzeit vor sich hin. Pantelic schoss mal an den Pfosten, Timmie Wiese nahm immer mal seine Mütze gegen die tiefstehende Sonne ab und setzte sie wieder auf und es gab ein Haufen Ecken, nach denen zahlreiche Spieler beider Seiten über den Ball holzten.

Mertesacker war sehr souverän, was den Manager von Überstern Galaktika erfreute. Clemens Fritz wiederum empfiel sich nicht für einen Platz in der Startelf von Helsinki IF. Gazza vermisste Vranjes, ein paar finnische Rentner Petri Pasanen. Knopper hatte sowieso keinen Spieler von den beiden Teams im Kader. (Alle zu alt) Als dann das 1:0 für Bremen fiel, war ich gerade auf dem Weg zum Klo.

Nach dem Seitenwechsel spielte dann Hertha gegen die tiefstehende Sonne und nachdem die Bremer ein paar hübsche Kontergelegenheiten nicht ausgenutzt hatten, schlug Simunic eiskalt zu. Dieses Tor wurde auch im Gegensatz zum Bremer Treffer noch einmal auf der Leinwand gezeigt – praktisch, da die Flanke, wie gefühlt alle relevanten Aktionen von der gegenüberliegenden Eckfahne kam, die geschätze 2 Kilometer von unseren Sitzplätzen entfernt war.

Überhaupt ist das Stadion sehr groß. Es war mir leider nicht möglich von unseren doch ganz exquisiten Plätzen in Reihe 7 der Gegentribüne, einzelne Gäste auf der gegenüberliegenden Ehrentribüne, die Auslinie, den Trainer oder einzelne Spieler auf den Bänken zu erkennen.

Dass der Schiedsrichterassistent immer putzig die Hand vors Gesicht hielt sah ich erst auf den Fotos, mit fiesestem Digitalen Zoom. Ich bekam während des ganzen Spieles keine Seitenauslinie zu Gesicht, da diese hinterm Horizont oder von einer Werbebande versteckt waren.

Auch waren die Distanzen so groß, dass die hoffnungslose Unterlegenheit der Schall- gegenüber der Lichtgeschwindigkeit fühl- und hörbar war. Man sieht Klatschen, Schreien, Brüllen – hört es aber erst später. Toll.

Kurz vor Schluss verfummelte Naldo dann an der Mittellinie den Ball und Mertesacker fälschte unglücklich ab. Das Stadion freute sich ordnungsgemäß, Bremen ärgerte sich nur mäßig, das Wetter blieb gut und der Abtransport lief relativ reibungslos. Allan Simonsen hofft auf eine 3 für Mertesacker, Pizarro wird wohl nicht viele Punkte fürs Managerspiel holen. Kann man machen, so einen Sonntagnachmittag im Stadion, aber in den nächsten Wochen werden wir wohl am Wochenende eher wieder selber Sport treiben.


Charakterliche Eignung

Das Vorbild – laut DWDS ein “Muster, Beispiel, dem man nacheifert, Leitbildbzw. die Vorbildfunktion wird von diversen Offiziellen gerne instrumentalisiert, wenn es um spätpubertäre Verhaltensweisen von Fußballprofis auf und neben dem Platz geht. In schöner Regelmäßigkeit kocht die Debatte dann wieder hoch und Dr. Theo Zwanziger spricht von “Dingen, die mit der Vorbildfunktion, die ich von jungen Nationalspielern und Spitzen-Fußballern erwarte, einfach nicht in Einklang zu bringen sind“. So geschehen bei der Geburtstagsfeier von Patrick Ebert und Kevin Boateng. Ähnliches prasselt jetzt auf Lukas Podolski nieder. Zum Beispiel von Karl-Heinz Heimann, der im Kicker sagt: “Ihn mit einer Spende von 5000 Euro davonkommen zu lassen, halte ich für unangemessen. Für eine Mannschaftssportart ist Disziplin unerlässlich. Wer dagegen verstößt, begeht mehr als ein Kavaliersdelikt”.

Das verbale Scharmützel erreicht dann seinen Höhepunkt, wenn der DFB-Präsident im selben Artikel meint:

“[…] dass unser Sportdirektor Matthias Sammer, der in diesem Fall der erste Ansprechpartner ist, sich mit der Frage befassen wird, ob diese Spieler unabhängig von ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit charakterlich geeignet sind, damit sie von uns in Nationalmannschaften präsentiert werden können.”

Er macht hier also von seiner Richtlinienkompetenz in allen Aufgabenbereichen – eines seiner 9 Aufgabengebiete –  Gebrauch und definiert damit das Themenfeld “Nationalspieler: Charakterliche Vorraussetzungen”. Natürlich nur im Sinne des Fußballs, des Weltfriedens und der Vorbildfunktion für Jugendliche. Die Floskel “was das für eine Auswirkung auf die tausenden Aktiven in den Jugendmannschaften hat” gibt der Phrasenautomat gratis mit dazu.

[Weiterlesen]


Zensurenkonferenz

Aus purem Glaube an die Kraft der Statistik schreibe ich seit Jahren nach jedem Spieltag die Noten, die das Zentralorgans des deutschen Fußball an die kickende Zunft vergibt auf kleine Karteikarten. Heute morgen fand das Kind die zufällig beim Ausräumen der Schreibtischschublade. Und als ich kurz Zähne putzen war, hat das Kind das mal zusammengerechnet. Als ich das Ergebnis sah, war ich einigermaßen erstaunt.

Die Statistik zeigt die Verteilung aller Zensuren bis zum 25. Spieltag aufgeteilt nach Saison. Es scheint in Nürnberg einen Aufpasser zu geben, der darauf achtet, bei der Notenvergabe immer schön im Korridor zu bleiben. Selbst letzte Saison, als für unsportliches Betragen Sechsen verteilt wurden, ist diese Zahl nicht signifikant höher als dieses Jahr (2007: 53, 2008: 46) Auf jeden Fall taugt dieses Instrument nicht dazu, mit Hilfe der Benotung der Spieler die Qualität der Bundesliga zu beurteilen. Tendenzen muss man mit der Lupe suchen: Die Extremnoten 1 und 6 werden tendenziell mehr. Den Unterschied zwischen einer 3 und einer 3,5 muss mir mal jemand erklären. Es scheint aber, dass es deutlich schwerer ist, als Profi eine 3,5 oder eine 4,5 zu erreichen, als die entsprechende gerade Note. 2008/09 gab es das erste Mal mehr Dreien als Vieren. Die Unterschiede in der Verteilung dieser beiden häufigsten Noten sind aber marginal. Eine fiese Fünf ist saisonübergreifend immerhin die vierthäufigste Note. Da wird doch gerne von Redakteursseite mal ein Zeichen gesetzt.

Nach dem Notenschnitt muss man auf jeden Fall eher Jogi Löw und nicht dem Marketingsprech der DFL und der schreibenden Zunft glauben. Die Leistungen der Bundesliga sind eher so befriedigend bis ausreichend. “Da gehört ja auch immer ein Gegener zu”, “Wir verdienen ja auch so wenig mit TV”  und “Die Engländer sind auch nicht besser” tönt es jetzt reflexartig aus mehreren Ecken. Würde eine bundesdeutsche Schule aber über 4 Jahre so einen Abischnitt aufweisen, stände Frau Professor Doktor Schavan persönlich vor der Tür und würde vorschlagen, es mal mit Ganztagsschule zu versuchen oder den Laden dicht machen.

Nein, natürlich ist das nicht zu vergleichen. Aber wenn das Kind weiter Spaß an Statistik hat, werden wir uns in diesen Zahlensalat mal demnächst noch ein wenig tiefer einarbeiten. Auch wenn das natürlich nicht ganz wissenschaftlich korrekt ist, weil ich gerade nicht einschätzen kann, ob beim Zusammenzählen einzelne Karteikarten aufgegessen wurden.


37.300 Tendenz steigend

Zum Stichwort “Professionelle Außendarstellung”. Aktuelle Google-Treffermenge beim Suchbegriff “sagt Schalke ab” am 31.03.2009

37.300

Auf den Dreh die neuen Angestellten als “Top-Lösung” zu verkaufen bin ich gespannt. Das letzte Mal kam Martin Bader glimpflich aus so einer Situation als er nach einer ähnlichen Hängepartie im November 2005 Hans Meyer beim 1. FC Nürnberg präsentieren konnte.


Ach Schalke

Wenn die nicht aufpassen, haben sie plötzlich Oliver Kahn (“Unterschrieben ist nichts”) als Manager und Lothar Mathäus (“Die Bundesliga ist eine absolute Herausforderung”) als Trainer. Und alles nur, weil im Vorstand mal wieder jemand seine Profilneurose ausleben wollte. Wann fordert der DFB eigentlich einen 11 Monatskurs für Führungskräfte in der Bundesliga? Das wäre deutlich angebrachter als bei nicht diplomierten Trainern in Liga 1 und 2 das Familienleben zu zerstören.

[update] Und ihrer jämmerlichen Öffentlichkeitsarbeit haben die Schalker es zu verdanken, dass nicht nur berichtet wird, mit wem man sich so ganz informell getroffen hat. Sondern auch noch darüber, wen man noch nicht angerufen hat. Unwürdig.


Kleinigkeiten am Sonntag

Woran merkt man, dass Hertha BSC diese Saison wirklich Meister werden kann? Die Mannschaft wird mittlerweile beim Konsolenfußball zumindest halb freiwillig ausgewählt.

Wenn Uli Hoeness das meiner Freundin, die sich schon über ausführliche Sportberichterstattung in der Tagesschau wundert, ins Gesicht sagen würde, würde sie ihm eine knallen.

Ein 3-Monats-Kicker-Abonnement (Danke, Geschwister) ist eine hervorragende Badewannenlektüre wenn man Urlaub hat. Warum die das Ding aber erst so gegen Mittag ausliefern, erschließt sich mir nicht. Wenn ich arbeiten gehe, kann ich die Zeitschrift so gegen 17 Uhr aus dem Briefkasten holen. Bis dahin habe ich das Internet in Bezug auf den Spieltag sowieso leer gelesen.

Und jetzt ab zur Frisbee-WM.


Doping-Mashup

Man vergleiche die Wirkung:

Franck Ribery im Visier der Doping-Fahnder

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt auf Antrag der DFB-Anti-Doping-Kommission gegen den Superstar des FC Bayern München im Zusammenhang mit seinem Verhalten bei den unangemeldeten Doping-Kontrollen nach der 1:2 Niederlage gegen Hertha BSC. Ribery war nicht sofort nach Spielende im Kontrollraum erschienen, sondern nahm noch einen Termin seines Sponsors Nike im Innenraum war. […]

DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch: […] “Der Fall ähnelt auf den ersten Blick dem Sachverhalt des Verfahrens gegen die italienischen Spieler Daniele Mannini und Davide Possanzini vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, der die beiden am 29. Januar 2009 zu einer einjährigen Sperre verurteilte.

Jancic und Vasiljevic drohen lange Sperren

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt auf Antrag der DFB-Anti-Doping-Kommission gegen Zlatko Jancic (Armina Bielefeld) und Dusan Vasiljevic (Energie Cottbus) im Zusammenhang mit deren Verhalten bei den unangemeldeten Doping-Kontrollen nach dem Bundesliga-Spiel am 28. Oktober 2008 in Bielefeld (1:1). […] Beide Spieler waren nach Spielende gemeinsam zu angereisten Freunden auf die Tribüne gelaufen anstatt umgehend ihre Doping-Probe abzugeben. Eine Sperre von einem Jahr gilt als wahrscheinlich.

DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch: […] “Der Fall ähnelt auf den ersten Blick dem Sachverhalt des Verfahrens gegen die italienischen Spieler Daniele Mannini und Davide Possanzini vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, der die beiden am 29. Januar 2009 zu einer einjährigen Sperre verurteilte.

Ermittlungen gegen zwei Hoffenheimer Spieler wegen Verdacht des Verstoßes gegen Anti-Doping-Richtlinien

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt auf Antrag der DFB-Anti-Doping-Kommission gegen die beiden Hoffenheimer Spieler Andreas Ibertsberger und Christoph Janker im Zusammenhang mit deren Verhalten bei den unangemeldeten Doping-Kontrollen nach dem Bundesliga-Spiel am 7. Februar 2009 in Mönchengladbach (1:1). […]

DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch: […] “Der Fall ähnelt auf den ersten Blick dem Sachverhalt des Verfahrens gegen die italienischen Spieler Daniele Mannini und Davide Possanzini vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS, der die beiden am 29. Januar 2009 zu einer einjährigen Sperre verurteilte.

In der aufgeregten Diskussion um die Unregelmäßigkeiten bei der Abgabe der Doping-Probe der beiden Hoffenheimer Spieler merkt man, dass hier ein mittleres Kaliber getroffen wurde. Der Wind in der öffentlichen Wahrnehmung zwischen “Kinderkram. Gladback soll sich schämen” und “Regeln sind Regeln” dreht sich noch und hat sich nicht endgültig entschieden. Wäre Ribery im Fokus, wären die Rufe nach “istdochnichtsoschlimm” lauter, wären Cottbuser oder Bielefelder von der Sperre bedroht, würde dies kaum ein Thema in der öffentlichen Diskussion sein.

Um Anti-Doping-Richtlinien aber nur ansatzweise durchzusetzen, müssen diese unabhängig von Namen, Status und gefühlter Unwichtigkeit einer 10-minütigen Mannschaftssitzung beim Kampf gegen Doping durchgezogen werden. Ob das 1 Jahr Sperre oder Punktverlust sein muss, sei dahingestellt. Aber eine läppische Geldstrafe oder ein juristischer Winkelzug wäre fatal.


Hopp jetzt auch beim Kicker aktiv?

Was für milde Noten für das 1:4 Debakel der Hoffenheimer:

Hildebrand (4,5) – Beck (4), Jaissle (3,5), P. Nilsson (5,5), Ibertsberger (5) – Luiz Gustavo (3,5) – Weis (5), Salihovic (4) – Carlos Eduardo (3,5) – Sanogo (4,5), Ba (3,5)

Zum Vergleich die Noten des FC Bayern beim 2:5 gegen Werder Bremen:

Rensing (6) – Lucio (6), Demichelis (6), van Buyten (5) – Lell (5), van Bommel (6), Lahm (5) – Schweinsteiger (5), Zé Roberto (4,5) – Podolski (5), Toni (6)

Verwunderlich, schon irgendwie.


Der 20. Spieltag

Die Bundesliga ist spannend. Am Ende wird noch Hertha Meister. Ogottogottogott.


Stalker für Sportler?

Sicher, eine nette Aktion, dieser Aktionstag für die Deutsche Sporthilfe. Auch wenn die Pressemitteilung vor eigenem Großmut und Gutmenschentum fast explodiert. (Nur so zur Einordnung: Die Telekom verzichtet auf Werbung auf Trikotärmeln, die sowieso keiner bemerkt hatte und spendet 30.000 Euro. Die Bundesliga lässt sich Bälle auf Feld tragen und von den Fans Trikots von Spielern kaufen. Wenn man das Ernst meint mit der gesellschaftlichen Verantwortung, könnte man sich da als DFL ganz anders engagieren.)

Was aber gar nicht geht, ist Felix Magath als Testimonial. Schon bei der Schacholympiade war das an der Grenze zum Fremdschämen. Diese ist jetzt überschritten. Lena Schöneborn flüchtet zurecht vor dem Stalker an der Seitenlinie, der so tut, als ob er mit Schal und Krawatte und Büsness-Schuhen voll alleine dafür verantwortlich ist/war, dass die Dame in Peking überraschend Gold gewann. Es gäbe so schöne Ideen, diese Kampagne umzusetzen und den Kontrast sehr prominenter Fußballer und sehr unbekannter, aber erfolgreicher Spitzensportler zu inszenieren, aber nein, es wird wieder die 08/15 Variante gewählt.

“Ich drücke Dir die Daumen eh’ Wie hießt Du nochmal? Scheiße. Egal. Morgen ist Bundesliga.” Schade.


Die Weisheit des Alters

Ist es ein untrügliches Zeichen für das Älterwerden, dass man heutzutage die Frisuren der jüngeren Spieler (Latza, Özil, etc.) fürchterlicher findet, als in den 90ern die Frisuren der damals älteren Spieler (Völler, Brehme, etc.)?

Ein untrügliches Zeichen, dass man sich – wenn auch langsam, solange Michael Tarnat noch mitspielt – unweigerlich dem Zeitpunkt nähert, an dem KEIN Spieler der Bundesliga älter ist, als man selbst?

Damit man das selbst mal kurz überprüfen kann, habe ich das von Herrn Hopp neu mit Turbo-Pascal geschriebene Multimedia-Datenbankzentrum des DFB geknackt. Rechterhand kann man seinen Geburtstag eingeben und mal kurz checken, ob man so alt ist, wie man sich gerade fühlt.


Trainer. Du hast keine Lizenz!

Der DFB und Matthias Sammer sind sehr stolz auf ihre Trainerausbildung. Strukturiert nach A-C Trainer bis zur höchsten Weihe “Fußball-Lehrer” hat man ein hübsche Pyramide gebastelt, die das Selbstverständnis unterstreicht.

Die Zeiten, in denen der Trainer „nur“ der Übungsleiter war, sind längst vorbei. Der Trainer von heute ist Lehrer, Animateur, Vertrauensperson und Übungsleiter in einem.

Das ist sicherlich richtig. Es ist zu begüßen, dass keine Pappis mit Fahne und Bierbauch am Samstag Morgen kleine Kinder anschnauzen, weil sie insgeheim immer noch denken, dass es eine reiner Zufall ist, dass sie nicht Bundesliga-Profi oder mindestens Bundestrainer geworden sind. Eine fundierte Ausbildung ist für gute Ausbildung und den Aspekt der allgemeinen sportlichen Betätigung ohne Zwang des Berufswunsches “Profi-Kicker” unerlässlich.

Matthias Sammer meint zum Ansinnen des VfB Stuttgart, seinen Lehrer, Vertrauensperson, Übungsleiter und Animateur Markus Babbel auch in der nächsten Saison zu beschäftigen:

“Die Vereine müssen begreifen, dass diese Teamchef-Konstellation nicht mehr geht.”

Babbel ist nämlich kein Fußball-Lehrer wie Peter Neururer, Udo Lattek, Ernst Middendorp oder Lothar Matthäus. Ich, als Vater einer fußballerisch hochbegabten 11 Monate alten Tochter und Fan des Fußballprofisports muss Herrn Sammer aber an dieser Stelle widersprechen und seine Pyramide umdrehen. Ich finde es deutlich wichtiger, dass meine Tochter, falls sie beschließt ihre Karriere nicht als sagenumwobener Straßenfußballer sondern im Verein zu beginnen, einen kompetenten und geschulten Trainer bekommt – also im Zweifelsfall nicht Markus Babbel, weil der Pädagogik mit H und Pschychologie mit Ü schreibt. Sonst nimmt sie aus Frust auf einmal schon in der fünften Klasse Drogen, weil Babbel sie “mit der Erfahrung seiner 200 Länderspiele” aber ohne weiteren Plan im Linken Mittelfeld aufgeboten hat. Dann steht das Jugendamt vor der Tür, die Dinge nehmen ihren Lauf und ich stehe auch irgendwann mit 50 schlecht gelaunt auf dem Trainingsplatz und schreie kleine Kinder an, dass sie blind sind undsoweiter.

Wenn hingegen der Vorstand des mittelständischen Konzerns VfB Stuttgart beschließt, ihre hochbezahlte und durch zahlreiche Mental-Trainings geschulte Profimannschaft von einem Typen ohne ein Trainerdiplom anleiten zu lassen, ist das ganz allein ihre Baustelle. Es entstehen dem Steuerzahler keine Kosten, Babbel hat eine sinnvolle Aufgabe und der Mannschaft scheint es auch zu bekommen. Im Zweifelsfall entsteht wirtschaftlicher Verlust, das Geweine über den Absteig ist groß und Mario Gomez wechselt entnervt zum 1. FC Köln. Alles nicht so schlimm. “So ist Fußball” würde Udo Lattek sagen und auch eine Lizenz als Fußball-Lehrer schützt weder vor Entlassung noch vor beruflichen Versagen.

Trainer einer Bundesligamannschaft ist ja auch keine Beruf wie beispielsweise Arzt oder Ingenieur im Kernkraftwerk sondern eher so etwas wie Journalist. Dafür gibt es auch Ausbildungen, sicherlich nicht immer verkehrt. Aber letztendlich kann sich jeder guten Gewissens auf seiner Visitenkarte “Journalist” nennen, er muss nur jemand finden, der seine Ergüsse druckt oder sendet. Das gilt sogar für Matthias Sammer und auch Markus Babbel. Und wenn der Tagesspiegel Matthias Sammer als Chefredakteur im Ressort Sport einstellen will, würde das auch nicht am DJV scheitern. Und Babbel hat offensichtlich ja jemand gefunden, der ihn trainieren lässt. Wo ist das Problem?

Wieder einmal also so ein Fall, wo der DFB in seinem Wunsch, die Deutungshoheit über den Fußball und seine Ausübung sowie Inszenierung zu behalten, maßlos über das Ziel hinaus schießt.

Und wenn man mal der Argumentationslinie des DFB folgt, wundert es doch sehr, dass man zum Trainieren einer Frauen-Bundesliga-Mannschaft dann nur A-Trainer sein muss.


Disssiplin

Mein einziger Fehler war, dass ich nicht wusste, wie viel Wein ich trinken darf. Aber das war auch die Schuld des Kellners, denn der hat mir immer wieder Wein einfach so nachgeschenkt.

Ich persönlich habe überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn Fußballprofis in den Schlagzeilen auftauchen. Ich finde es zwar verabscheuenswert, dass Diego mit Alkohol im Blut und viel zu vielen PS unterm Hintern durch Innenstädte poltert, aber das liegt einzig an dem Umstand, dass man damit gut und gerne Unbeteiligte gefährdet. Die Bundesliga als Inszenierung eines sportlichen Wettbewerbes in den Medien hat aber durchaus die Pflicht mich nicht nur mit eindimensionalen disziplinierten Fußballer-Lego-Männchen, die immer machen, was Trainer und PR-Berater sagen, zu langweilen.

Leider gibt es in Deutschland nur die Wahl zwischen zwei Polen. Auf der einen Seite die Latteksche Man-Muss-Auch-Mal-Einen-Übern-Durst-Trinken-Rhetorik. Auf der anderen Seite die feste Überzeugung, dass nur absolute Disziplin zum Erfolg führt. Beide Varianten sind mir unsympathisch. Bei Udo Lattek und den ganzen Kumpel-Typen klingt das immer wie mir sehr fremder Bundeswehrhumor. Bei den Disziplinikern heißen Trainer gerne General oder “eisern”, was auch wieder sehr nah an Armeen dran ist.

In der weichgespülten Bundesliga-Welt kommt jetzt noch die von Profis vertretene Sicht des “Ich hab mich wie Sau benommen, bin aber sonst ganz lieb”-Sichtweise dazu. Und das ist ja wohl eine bodenlose Frechheit und das endgültige Eingeständnis, dass man alles ist, nur kein echter Star mit Allüren. Man vergleiche das mit der Popmusik und stelle sich vor Amy Winehouse sagt folgendes: “Mein einziger Fehler war, dass ich nicht wusste, wieviel Koks ich nehmen durfte. Da sind aber auch meine Fans schuld, die immer mehr Platten von mir kaufen, so dass ich soviel Geld habe, dass immer irgendwie Koks da ist.” Ihre Karriere wäre ruiniert. In der Bundesliga kommt man so aber um eine Geldstrafe rum.

Man könnte jetzt einen großen und gewagten Bogen schlagen und argumentativ darlegen, dass das genau ein Beweis dafür ist, dass Musik Kunst ist, die unter das Urheberrecht fällt und man für den Besitz von Tonträgern Geld bezahlen sollte, Fußball hingegen keine schöpferische Leistung im Sinne des Urheberrechtes darstellt und deswegen sämtlich, meiner Meinung nach überheblichen Verbände dieser Welt mal beim Verklagen von Videoportalen und Stadionbesuchern, die Handyfilme bei Youtube hochstellen, mal schön den Ball flach halten sollten. Aber darum geht es heute nicht.

Vielmehr zeigt Diego an diesem Beispiel sehr anschaulich wie langweilig die Exzesschen der Bundesliga-Kicker sind. Keineswegs Popstarwürdig. Diego, Gomez, Kuranyi und Co werden von den Vermarktern des Premium-Produktes in einer Rolle inszeniert, die sie bei Weitem nicht ausfüllen können. Wie auch, wenn man in der Pubertät stundenlang Kopfballpendel macht und Medizinbälle schleppt. Bevor jetzt jemand kommt mit “Aber früher, der Basler, der Effenberg … ” Nein. Das war genauso langweilig. Im Ausland zeigen sich einige wenige viel versprechende Ansätze den Beruf des Profikickers popstarwürdig auszufüllen. Der einzige echte Popstar der Bundesliga in diesem Jahrzehnt aber war Mehmet Scholl und der gab sich auch eher als gereifter und souveräner Thurston Moore und nicht als wilde Sau á la Pete Doherty.

Ich wünschte, es wären mehr.


Affektierte Stirnbandstürmer

Einer meiner neuen Lieblingsbegriffe. Damit beschrieb Lorenz Maroldt, Chefredakteur vom Tagesspiegel, in einem Radio 1 Kommentar Kuranyi, Pantelic, Toni und Co.


Ist das alles?

Kevin-Prince Boateng, Marvin Pourie, Jan Rajnoch, Alexandros Tziolis, Thomas Zdebel, Kevin Kerr, Nils Petersen, Yoshito Okubo, Danny Latza, Diego Fernando Klimowicz, Vlad Munteanu, Timo Gebhart, Dante Bonfim Costa Santos, Adi Rocha Sobrinho Filho, Logan Bailly, Paul Stalteri, Tomas Galasek, Giovanni Federico, Marco Engelhardt, Leonard Kweuke, Timo Hildebrand, Landon Donovan

Die Zugänge der Bundesligisten in der Winterpause bis jetzt. Spektakulär geht anders.


Das Ende von Prinz Poldi

Lukas Podolski wechselt im Sommer scheinbar tatsächlich zurück zu seinem 1. FC Köln. Und besiegelt damit das Ende seiner Laufbahn als Prinz Poldi. Sicher, man geht jetzt davon aus, er schlägt an alter Wirkungsstätte wieder ein, ist voll emotional verbunden und gut drauf. (Wobei man auch erwähnen sollte, dass sich Zeit nicht einfach zurückdrehen lässt und es nicht als gegeben anzunehmen ist, dass Podolski in Köln automatisch mehr Tore schieß als Novakovic und nie verletzt ist) Sich bei den Bayern nicht durchzusetzen muss auch nicht zwangsläufig als Katastrophe betrachtet werden. Es bleibt aber die Frage, warum geht Podolski angesichts seiner sportlichen Ziele und seines vorhandenen Potentials nicht zu a) einem anderen deutschen Spitzenverein oder b) zu einem ambitionierten ausländischen Klub wechselt.

Es wird gerne lamentiert, dass die aufstrebenden Talente des Weltfußballs sehr unwillig in die Bundesliga wechseln. Sprachbarriere, zu kalt und so weiter. Wenn man sich die Akteure der deutschen Nationalmannschaft – immerhin Vizeeuropameister – anschaut, gilt das umgekehrt ebenso. Nicht dass alle Kicker im Ausland gern gesehen wären, aber einzig der Sachse Ballack turnt im Moment außerhalb der terrestrischen Empfangsmöglichkeiten der geliebten Sportschau herum. Im Kicker Interview wird dann immer brav angegeben, man träume von Real Madrid und Manchester United. Dass man dafür aber auch mal den Umweg über Santander oder Portsmouth nehmen könnte, scheint den verwöhnten deutschen Bundesligabubis nicht präsent zu sein. Alle relevanten Wechsel von ambitionierten deutschen Spielern in den letzten Jahren fanden dann am Ende doch innerhalb der Bundesliga statt (Klose, Borowski, Frings, Kuranyi, Helmes, Podolski, etc.) oder die Spieler verlängerten schnell den Vertrag (Lahm, Schweinsteiger, Friedrich, etc.)

Trotz all seiner Tattoos scheint Torsten Frings also eher der bodenständige und gemütliche Typ zu sein, was als Typenbeschreibung wahrscheinlich auf 85% aller deutschen Fußballprofis zutrifft. Vielleicht eine Folge des jahrelangen Medientrainings, aber wir wollen nicht abschweifen. Jedenfalls ist es relativ schwer, mit solch gemütlichen Jungs, die sich lieber nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen wollen, als Nationalmannschaft große Titel zu gewinnen. Und Michi wird auch nicht jünger.

Aber zurück zu Podolski. “Der Spieler will nach Köln” sprachen Rummenigge und Hoeneß. Mit diesem klaren Bekenntnis zum “Zurück zu Mutti” verliert Lukas leider seinen Titel als Prinz und Hoffnungsträger des deutschen Fußballs und wird ab Sommer 2009 zu Martin Max. Immer schön viele Tore für kleine Vereine gegen kleine Vereine (ersatzweise Nationalmannschaften) schießen, ein schönes und bequemes Leben haben und sich alle zwei Jahre nur mal ganz kurz ärgern, dass so ein ihm unbekannter Innenverteidiger wie, sagen wir mal Vidic, ihn gnadenlos aus dem Spiel genommen hat. Schön für ihn. Schade für uns.


NullAcht NullNeun – Die Hinrunde

Ein Aufsteiger führt die Tabelle an und Otto Rehhagel hat seine Finger nicht mit im Spiel. Jürgen Klinsmann macht mit Kurzhaarfrisur bei den Bayern den Hitzfeld. Poldi will nach Köln oder auch nicht. Ballack mag den Frings und umgekehrt, dafür beide kurzzeitig den Löw nicht mehr. Deutschland spielt gut gegen Russland und schlecht gegen England. Kevin Kuranyi hat sich durch das Durchhauen eines wahrhaft gordischen Knotens von der Last weiterer Drehtermine für Nutella-Werbespots befreit. Die Hinrunde produzierte 98 Jahrhundert- und 127 Wahnsinnspiele. 2.476 Mal wurden Einzelaktionen als Weltklasse bezeichnet. Nur 852 Spieler mussten von Steffen Simon das Prädikat “nicht bundesligataglich” entgegennehmen. Das sind 3,7% weniger als in der letzten Halbserie. Ein guten Zeichen in schwierigen Zeiten. Thomas Helmer hat das nächtelang im DSF gnadenlos seziert. Zur Seite standen ihm dabei die bekannten Untoten des deutschen Fußballs Peter Neururer, Fredi Bobic und Jopi Heesters.

Meine persönliche Hinrunde der Fußballbundesligasaison 2008/09 verlief als Textadventure. Das Kind interessiert sich nämlich erst für Fußball, wenn der Austragungsort der Frauen-Fußball-WM 2027 feststeht. Wenn das Kind gute Laune hatte und ihm ein Mittagsschläfchen genehm war, konnte ich Samstag nachmittags in der Badewanne die Bundesligakonferenz hören. Die Sportschau hingegen läuft irgendwie zu einer ungünstigen Zeit. An eine bewusst erlebte bildliche Zusammenfassung der Sonntagsspiele kann ich mich nicht erinnern. Sehr gern hingegen las ich Montag morgens um 8 auf Arbeit in Ruhe die Berichte der Spiele im Internet und schaute mir im Morgenmagazin dabei ein, zwei Törchen an. Hin und wieder lümmelte ich mit dem Kind auch Sonntag Vormittag auf dem Teppich, hörte The Notwists “The Devil, You + Me” (frühkindliche Prägung, hoffe ich) und schaute ohne Ton Bundesliga Pur im DSF. Ich versuchte es auch immer mal mit dem nachfolgendem Doppelpass, aber das Kind findet Udo Lattek nicht so doll. Meistens diente der Fernseher jedoch als Klettergerüst.

Ich hoffe, in 10 Jahren mit irgendeiner Form von Bundesliga Classics die jetzt entstandene Bewegtbildlücke der Hinrunde zu schließen, gebe mich im Moment aber damit zufrieden, dass ich im Gegensatz zur DFL nicht der Meinung bin, dass sich der Spaß am Fußball über dden Fernsehkonsum definiert. Ich kann nicht einmal mehr auf Anhieb alle 18 Trikotsponsoren der Bundesligisten sagen. (Das erschreckt mich schon ein wenig)

In diesem Sinne. Schöne Weihnachten. Glotze aus. Raus an die frische Luft.

PS
Ich gratuliere den Herbstmeistern im Tippspiel: Shaft und poabi
Das ist ein bißchen knifflig mit dem ausgelobten Preis bei Eurem Punktegleichstand im Moment. Da muss ich mir noch was einfallen lassen.

Aller Respekt gehört dem Herbstmeister im Uli und Kalle Managerspiel: Überstern Galaktika mit ihrem Manager Allan Simonsen.

Die Rückrunde im Managerspiel startet ab dem 15. Januar. Dazu demnächst noch ein gesonderter Beitrag.