Taschenspielertricks

Ich kann mich erinnern, dass mir das folgend beschriebene beim Lesen auch auffiel. Und dann habe ich es vergessen. Vielleicht, weil ich als Mann von solchen Dingen nicht betroffen im Sinne von getroffen bin. Was es eigentlich umso wichtiger macht, das immer wieder zu thematisieren. Deshalb an dieser Stelle eine Gastbeitrag von Laura.

Am 12. August veröffentlichte die PNN einen Artikel zur Halbzeitbilanz der Kultur- und Bildungsdezernentin der Landeshauptstadt Potsdam Noosha Aubel. Für diesen Artikel wurden die Fraktionen der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung nach einer Einschätzung gefragt. Herr Kirsch vom Bürgerbündnis lässt sich in dem Artikel mit den Worten zitieren:

„Frau Aubel sieht nicht nur gut aus, sie ist auch fachlich kompetent.“

Wenn ich mich über jeden sexistischen Spruch aufregen würde, der mir über den Weg läuft, hätte ich keine Zeit mehr für andere Dinge, aber für diesen einen möchte ich mir kurz Zeit nehmen. Er ist nämlich so ein perfektes Beispiel, an dem man das Prinzip mal gut demonstrieren kann.

Ich kenne Herrn Kirsch nicht, und weiß nicht, wie es in seinem Herzen aussieht. Vielleicht ist er ein alter, aus der Zeit gefallener Mann. Vielleicht glaubt er wirklich, seine Worte wären ein Kompliment und nicht die Beleidigung, die sie sind. Vielleicht weiß er aber auch ganz genau, was er da tut. Vielleicht ist er einer von den vielen Menschen, die Worte wie diese gezielt einsetzen, um Dominanz zu demonstrieren.

Wir kennen alle einen solchen Mann. Er kommt z.B. immer zu jedem Termin ein kleines bisschen zu spät. Das liegt nicht etwa daran, dass er nie gelernt hat die Uhr zu lesen oder daran, dass er wahnsinnig schlecht organisiert ist. Er macht es, bewusst oder unbewusst, um sich selbst eine Bühne, einen echten Auftritt zu verschaffen. Alle sitzen schon und seht her, nun komme ich. Kinder, es geht erst richtig los, wenn der Papa da ist. Eine andere beliebte Technik dieser Männer ist die kurze, fast nicht merkliche Pause zwischen Anrede und Namen. Sie sagen nicht etwa „Guten Tag Frau Müller.“ Sie sagen „Guten Tag Frau… Müller“. Übersetzt: Sie sind so unwichtig, dass ich Probleme habe, mir ihren Namen zu merken. Das sind subtile Signale, die der Umwelt und auch sich selbst immer wieder zeigen sollen: Ich bin hier der Größte.

Nun also Herr Kirsch. Das in der PNN abgedruckte Statement war mitnichten ein schnelles, unbedachtes Wort, was in einem ungünstigen Moment in ein Mikrofon gehaucht wurde. Die Zeitung fragte die Fraktionen schriftlich an. Herr Kirsch setzte sich also an einen Computer und hatte mindestens ein paar Minuten Zeit, sich zu überlegen, was er da zurück schreibt. Das spricht für Vorsatz.

Nun sagt er zwei Dinge über Frau Aubel. Sie ist kompetent (eine Einschätzung, die er mit tatsächlich allen anderen Stadtverordneten teilt) und sie sieht gut aus (eine Thematik die von allen anderen unerwähnt bleibt). Im Kontext der Bewertung von Frau Aubels Arbeit in den letzten Jahren bietet sich eine Aussage über ihr Äußeres in keiner Form an. Nun spricht er das Thema aber nicht nur an, er stellt es auch der Kompetenz voran. Erst das Äußere, dann, fast wie eine Fußnote, die Kompetenz hinterher. Die Torte ist das Aussehen, die Kompetenz nur die Kirsche obendrauf. Der Bonus, das Unerwartete. Stell dir vor, sie sieht nicht nur gut aus, das wäre ja eigentlich genug, nein sie ist zusätzlich auch noch fachlich kompetent. Der Wahnsinn. Hat man sowas schonmal gehört? Das Einhorn unter den Frauen.

Diese persönliche Herabwürdigung ist ärgerlich, armselig, billig und durchschaubar. Es ist ein rhetorischer Taschenspielertrick, auf den Menschen zurückgreifen müssen, die keine Substanz haben. Was macht man, wenn man sich weder durch Haltung, Meinung, Inhalte oder, ja, Kompetenz Respekt verschaffen kann, aber trotzdem gern ein starker Typ wäre? Man holt Opas alten Instrumentenkoffer unter dem Bett hervor, pustet den Staub weg und kommt von nun an immer ein kleines bisschen zu spät zu Terminen. Es ist auch nur folgerichtig, dass Herr Kirsch sich in seiner Spitze auf Äußerlichkeiten konzentriert. Menschen ohne Substanz haben immense Probleme, die Substanz in anderen wahrzunehmen. Blender gehen immer davon aus, dass alle anderen eigentlich auch nur so tun. Eine Person, die einen guten Job macht und dabei gar nicht mal schwindeln muss, oder sich eine vollkommen künstliche Identität konstruiert, ist nicht wirklich vorstellbar für diese Menschen.

Ärgerlich, armselig, billig, durchschaubar. Ich freue mich auf den Tag, an dem so etwas endgültig nicht mehr vorkommt. Es wird noch eine Weile dauern. Aber ich möchte noch eins klarstellen. So nervig diese Sprüche auch sind, dieser Klimperkram wird uns gesellschaftlich nicht aufhalten. Frauen haben schon ganz andere Hürden genommen. Wir arbeiten weiter gemeinsam an einer Welt in der Menschen aller Geschlechter sich respektvoll begegnen.


Spätsommer

Die Sonne geht erst wieder kurz vor dem viel zu frühen Aufstehen auf. Die Fenster sind kurz davor zu beschlagen und morgens sind alle zu dünn und nachmittags zu dick angezogen.

Und wieder mehr Badewanne als See. Hmm.


Herr Nolte redet sich um Kopf und Kragen …

[tl:dr] Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, der Historiker Prof. Nolte, geht davon aus und findet es in Ordnung, dass die Spenden für die Errichtung der Kirche nicht reichen und dass die öffentliche Hand das finanzieren soll. Außerdem sieht er die Rekonstruktion der Garnisonkirche als Chance, das Preußenbild “auch in seinen dunklen Facetten” zu zeichnen.

Bei den Recherchen zu einem kleinen Videoprojekt bin ich wieder einmal über die kontroverseste Baustelle der Stadt gestolpert.

Baufeld der Garnisonkirche 2013

Die Garnisonkirche wird ja inzwischen fleißig Stein auf Stein gemauert und die Stiftung für den Wiederaufbau hat mittlerweile einen wissenschaftlichen Beirat unter Vorsitz des Historikers Paul Nolte. Selbiger gab in den PNN ein Interview, was mich dezent fassungslos zurücklässt. Es wundert mich, dass dies noch keine größeren Wellen schlug. Überschrieben ist das mit “Kritik aus den eigenen Reihen“. Das klingt harmloser als es ist. Das, was dort als “Kritik” formuliert ist, mag zwar nicht auf einer Linie mit der Stiftung für den Wiederaufbau liegen, ist meiner Meinung nach aber eine handfeste Katastrophe. Gehen wir die wichtigsten Passagen doch einmal durch.

Das Wort Spannungen dürfte für das Projekt Garnisonkirche wohl eher zu milde sein. Die Front der Gegner, so scheint es, wächst von Tag zu Tag. Dabei wäre jegliche Unterstützung gerade jetzt wohl hochwillkommen.
Sicher, aber ein Beirat ist kein Gremium von Aktivisten, wir pflegen andere Handlungsformen. Im Übrigen sehe ich ohnehin noch nicht, dass die Zahl der Kritiker wirklich wächst.

Es spricht der gut gesittete Wissenschaftler, nicht der – pfui – “Aktivist”. Handlungsformen werden “gepflegt”. Wir kommen darauf zurück. Nur so: Wenn die Zahl der Kritiker hoch ist, sagt das Wachstum nicht viel aus und die persönliche Sicht zählt dabei auch wenig. Kann man wissen.

Und doch gingen erst vor wenigen Tagen mehr als 100 namhafte Künstler, Wissenschaftlicher und Architekten […] mit einem Brief an die Öffentlichkeit, in dem der Wiederaufbau erneut scharf kritisiert wird.
Darunter sind tatsächlich Namen, die Gewicht haben. Umso bedauerlicher finde ich, dass einige der Kollegen, die ich auch persönlich kenne und schätze, sich dazu haben verführen lassen, diesen Brief zu unterschreiben.

Ich finde es auch immer bedauerlich, wenn sich andere Menschen dazu verführen lassen, eine andere Meinung als meine zu haben. So etwas hat in der Politik/Wissenschaft – ach was – im Leben nix verloren.

Warum ist das eine Verführung?
Weil der offene Brief in vielerlei Hinsicht die Arbeit der Stiftung, des Beirats und auch die Gestalt, die das Projekt in den letzten Jahren angenommen hat, konsequent ignoriert.

Gute Nachfrage. Gegenthese: Vielleicht ignoriert der Brief diese Arbeit ja nicht. Vielleicht kam er ja aufgrund der Arbeit zustande? Dieses Framing der Befürworter des Wiederaufbaus geht mir mittlerweile dermaßen auf die Nerven. Immer wird von Kritikern irgendetwas “ignoriert”, “nicht gewürdigt”, “nicht richtig gesehen”. Das kann man machen, ist aber billigste Polemik (und eine Frechheit) um die argumentative Ebene möglichst schnell hinter sich zu lassen. These times.

Bei der ganzen pazifistischen Arbeit, die Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst schon heute in der Nagelkreuzkapelle leistet, muss doch niemandem bange sein, dass hier ein Wallfahrtsort für Rechte entsteht! […] Die Evangelische Kirche, gewiss auch eher linksliberal als nationalkonservativ, hat sich nach langem Ringen und nach langen Auseinandersetzungen dafür entschieden, Kredite für den Wiederaufbau zu bewilligen. Da sage ich doch: Hallo, aufwachen, wir sind nicht mehr im Jahre 2004!

Puh. Pazifistische Arbeit in der Nagelkreuzkapelle. Ob die jetzt eine stärkere Strahlkraft als ein 88 Meter hoher Turm auf Vollpfosten und Nazis hat? Die Evangelische Kirche linksliberal? (Haben Sie das gehört, Herr Huber? Sie linksliberale Socke?) Das kann man so sehen, dann braucht man sich aber auch nicht wundern, wenn einem eine gewisse Ignoranz und Weltfremdheit attestiert wird. Wir sind übrigens wirklich nicht mehr im Jahre 2004. Da waren die Kalbitzs und Gaulands noch damit beschäftigt, “mal an der FH Brandenburg” gewesen zu sein oder ihre CDU-Seilschaften zu pflegen.

Wie erklären Sie sich, dass die Garnisonkirche die Gesellschaft derart spaltet, obwohl sie als Versöhnungszentrum doch das genaue Gegenteil bewirken soll?
Die Garnisonkirche ist zu einer Projektionsfläche für Konflikte geworden, die wir in der Gesellschaft austragen müssen. Darüber kann man diskutieren, aber man sollte dabei Form und Proportionen wahren. Manche Kritiker verweigern die direkte Kommunikation, andere schreiben gleich einen offenen Brief, was für mich eine Verletzung des Stils ist. Aber all das zeigt eben, wie wichtig die Debatte darüber ist, gerade auch über die preußische Geschichte. Das ist für mich übrigens auch eins der wichtigsten Argumente für das Projekt.

Wenn man nicht mehr weiter weiß, erklärt man gerne einen Konfliktgegenstand als “Projektionsfläche” und nimmt ihn so aus der Kritik. (Ich persönlich streite es übrigens ab, dass ich meine persönlichen oder gesellschaftlichen Konflikte auf diese Kirche projiziere.) Die Einschätzung, dass ein offener Brief, den man gleich schreibt, eine Verletzung des Stils ist, offenbart ein sehr fragwürdiges Politikverständnis. Inwieweit diese Einschätzung eines – auch wissenschaftlichen – Diskurses einem wissenschaftlichen Beirat zusteht, sollten mal die Wissenschaftskollegen klären. Ich finde das fragwürdig und – hmmm – unwissenschaftlich. (Wie wahre ich denn eigentlich Proportion in einer Debatte? Oder ist das Fremdwort da aus anderen Gründen drin?)

Ich teile übrigens nicht die Meinung, dass die Debatte über die preußische Geschichte so wichtig ist, dass man deswegen für 100 Millionen Euro eine Barockkirche notdürftig wieder aufbauen sollte. Für diese Debatte gibt es – das sollte Herrn Nolte bekannt sein – Universitäten und andere Bildungs- sowie Forschungseinrichtungen.

Preußenverklärung ist andererseits aber auch einer der zentralen Vorwürfe.
Zu Unrecht. Denn darum geht es: Die Garnisonkirche muss Preußen als einen wunden Punkt der Geschichte zeigen, ein Preußen, das weh tut – und zwar nicht nur den Bürgern vor Ort, sondern auch den Touristen. Bislang gibt es nirgendwo in Deutschland […] einen sichtbaren, authentischen Ort, der auch an die schwierigen und dunklen Seiten, an die schlechten Traditionen der preußischen Geschichte erinnert. Alles Preußische erscheint in einem merkwürdig weichgezeichneten Licht. Man schlendert durch Sanssouci und denkt: Hach, wie schön! Dazu spielt dann die Flöte – aber das ist doch nicht Preußen!

Bizarr: Die einzige Idee, mit der man den Vorwurf der Preußenverklärung kontert, ist das Argument, dass man das, was weh tut, wieder aufbauen muss? Nach dieser bestechenden Logik, könnten wir an den Kreml auf dem Brauhausberg wieder das SED Logo packen, die Gutenbergstraße enteignen und Hausbesetzern überlassen und in die Garde Ulanen Kasserne die Sowjetarmee einziehen lassen. (Und das sind noch die harmloseren Beispiele unter Aussparung der Geschichte, die zwischen 1933 und 1945 “weh tat“) Herr Nolte, wenn Sie ein Bild von Preußen vermitteln wollen, schreiben Sie Bücher oder drehen Dokus für n-tv, aber lassen Sie die Finger von Stadtentwicklung.

Und ob es beispielsweise Herrn Höcke als Tourist, wie gewünscht, “weh tut”, wenn er im Fackelschein vor dem 88 Meter hohem Phallussymbol steht, oder es ihn – natürlich nur leicht – erregt, sei mal dahingestellt.

Bis hier ist das für mich ein komplett verunglücktes Interview, wo man noch annehmen könnte, dass da jemand so etwas nicht gewohnt ist und frei von der Leber und in Unkenntnis von politischer Dimension und Bedeutung ein bisschen Blödsinn erzählt. Ab jetzt wird es aber wirklich wild, weil Herr Nolte mit leichter Hand und in seiner Funktion als Beirat bestimmte Dinge, die jahrelang auch von Stiftung für den Wiederaufbau als Argumente postuliert wurden, mit leichter Hand vom Tisch wischt. Die Kernsätze (Ich weiß, der Text ist schon lang):

Zu lange wurde der Wiederaufbau als eine Angelegenheit begriffen, die sich auf das Potsdamer Stadtbild, allenfalls noch auf ein kirchliches Versöhnungszentrum beschränkt.

Ja, so wurde das begründet. Sichtachse, architektonische Relevanz, Versöhnung.

Die Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und die Chance, ein Preußenbild auch in seinen dunklen Facetten zu zeichnen, haben eine enorme Symbolkraft

Nein. Davon war nie die Rede. Befürchtet wurde das, aber es wurde immer abgestritten, dass es um ein Preußenbild ging.

Dieses Projekt wird aus der Mitte der demokratischen, ich möchte fast sagen linksliberal akzentuierten Zivilgesellschaft unterstützt.

Das ist doof oder eine Lüge. Ich halte Lügen in Diskursen für unlauter. (Stil, Form und Proportion und so)

Und jetzt kommt etwas, was ich bitte breit in der politischen Öffentlichkeit in Potsdam diskutiert haben möchte.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Finanzierung. […] Wie soll man vermitteln, dass ein Vorhaben, das eigentlich komplett aus Spenden finanziert werden sollte, inzwischen zum weit überwiegenden Teil mit öffentlichem Geld bezahlt wird?
Es ist nicht selten, dass Projekte zivilgesellschaftlich angestoßen werden, die Initiatoren aber am Ende damit überfordert sind. Es ist legitim, dass die öffentliche Hand einspringt, wenn das Vorhaben wichtig genug ist. […]

Mit Spenden wird sich die Lücke kaum füllen lassen. Daher halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass der Bund auch für den Rest aufkommt. Und das wäre auch gut angelegtes Geld, weil wir mit der Garnisonkirche einen Ort bekommen, an dem gezeigt wird, dass Preußen nicht nur aus Schlössern, Gärten und Kulturschätzen in Museen besteht.

Herr Nolte sagt ernsthaft: Mit Spenden wird sich die Lücke kaum füllen lassen. Daher halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass der Bund auch für den Rest aufkommt. Und bekennt damit mit leichter Hand das, was Kritiker seit Jahren bemängeln und daraufhin immer beschwichtigt wurden. “Klappt schon, bauen wir privat”. Ernsthaft? Da fällt es mir als Vertreter der sehr zivilisierten und linksliberalen Zivilgesellschaft sehr schwer, dass “Fickt Euch doch” zu unterdrücken. Es gelingt mir aber Form- und Proportion wahrend doch, weil ich hoffe, dass diese Aussage in dieser Deutlichkeit so dämlich ist, dass sie den Beteiligten noch auf die Füße fällt. (Warum sollte jetzt noch jemand spenden? Ist der Bund sich sicher, dass er sich auf diese Weise verarschen lassen will?)

Ein paar Details, die man mir selbst in meiner Diplomarbeit an einer Kunst-Uni um die Ohren gehauen hätten (vielleicht arbeitet man als Professor der Geschichtswissenschaften halt anders).

  • Preußen besteht nicht mehr. Es bestand. VERGANGENHEIT. Das ist das “früher”. Vorbei und so. Das haben bis auf die Hohenzollern eigentlich auch alle verstanden.
  • Den “Anstoß” des Projekts durch die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. als “zivilgesellschaftlich” zu bezeichnen ist gewagt. Ich würde soweit gehen zu behaupten, dass Max Klaar und seine Vollpfosten deutlich außerhalb der Zivilgesellschaft standen. Wenn schon der Verfassungsschutz einige der Positionen als “rechtsradikal” einschätzte.

Das gesamte Interview lässt mich fassungs- und ratlos zurück. Ratlos, weil ich mich frage, was noch passieren muss, damit dieser Unsinn gestoppt wird. Aber solange solche Interviews und Positionen durchgehen, hoffe ich auf meine Karma-Prophezeiung von 2017 und gehe mal eine Voodoo-Puppe (linksliberal, zivilgesellschaftlich) suchen.


“Endlich Montag”

Wir haben mit “Im Modus” eine Platte gemacht. Und das wollen wir feiern. Mit Konzert, Disko und allem drum und dran. Am 7. Dezember im Casino.

Das wird eine ziemlich spektakuläre Veranstaltung. Es ist erstens im Casino. Wir haben zweitens 200 Stirnbänder, ein Schlauchboot, eine Luftmatratze und einen Haufen anderen Quatsch besorgt. Drittens haben wir wirklich gute Laune und freuen uns sehr über unser Album und auf den Abend. Viertens sind uns Anfang des Jahres ein Haufen sehr gut gelaunte Teenager als Fans zugelaufen, über die wir seitdem bei fast allen Konzerten fassungslos staunen. Fünftens, gibt es Gastauftritte. Sechstens … Ach, bei so hohen Erwartungen kann eigentlich nur alles schief gehen. Oder es wird ganz, ganz großartig.

Wir freuen uns, wenn Ihr vorbeikommt, mit uns nach dem Konzert ein Bier trinkt. Danach legen wir noch Klassenfahrt-Musik auf. Es wird ein langer Abend.


Back again

Anbaden.


Popkultur, baby!

Endlich wieder Kleinkunst.


Aus der Reihe: 30 Sekunden nicht hingeschaut

K2 interessiert sich eigentlich nicht für Spielzeug. Aber für alles andere.


Frühling. Endlich.

(Ich verspreche auch dieses Jahr, mich nie über “zu warm” im Sommer zu beschweren. Und falls wieder jemand auf die Idee kommt, die Sommerzeit abzuschaffen, erinnert ihn bitte an dieses Gefühl, wenn es Ende März endlich wieder länger hell ist. Wenn keine Zeitumstellung mehr, dann lasst uns bei GMT + 2 bleiben.)


Die Geschichte mit dem Hammer

Beim Eignungsgespräch fürs Gymnasium eine Zehnjährige Watzlawicks Geschichte mit dem Hammer vorlesen lassen und fragen, welche Meinung sie zu “dem Mann” hat. Kann man machen, ist aber merkwürdig. Wie der Rest des Gesprächs auch. (Antwort von K1 war: “Weiß nicht”)


Das beste Eis seit Jahren

Und ab jetzt dann hoffentlich Frühling. Auch gut.


10

Geburtstagskind und acht Übernachtungsgäste schauen im Schlafsacklager einen Film, der fast dreimal so alt ist, wie sie. (Zum Runterkommen und einschlafen)

#KevinalleinzuHaus


Endlich Winter

Zumindest ein bisschen. (Ich würde gerne mal wieder auf dem Heiligen See Schlittschuh fahren)


Hail to the Rechenzentrum

tldr: Das Rechenzentrum ist so gut, wenn es das nicht gebe, müsste man es erfinden. Und man sollte es nicht aus Dummheit kaputt machen.

Dieses Jahr feiert Potsdam das 1025-jährige Jubiläum seiner ersten urkundlichen Erwähnung. Begonnen wurden die “Feierlichkeiten” mit der Veranstaltung “Potsdam unterwegs im Licht” zu der Fassaden angestrahlt und eine Open-Air Galerie an einem Bauzaun eröffnet wurde. (Wow!) Wir durften mit “Im Modus” zu diesem Anlass im Rechenzentrum spielen. (“Da wird es also ein bisschen fetziger” – dazu später mehr)

Foto: Kristina Tschesch

Potsdam ist ja ganz hübsch und ein Haufen Menschen ziehen hier her, weil es so viele schöne Seen und Villen gibt. Aber eigentlich ist hier ja nichts: Kaum Industrie, wenig Wirtschaft. Die Uni hat jetzt auch keinen Weltruf. Deswegen wird in der Stadt (und im ganzen Land Brandenburg) permanent irgendetwas mit viel Geld gefördert.

Das Rechenzentrum ist jetzt kein klassisches Beispiel von “Wirtschaftsförderung”. Das Ding wurde ja “erstritten” und riecht so links-grün-versifft nach Selbstverwaltung (Igitt). Dabei ist es wahrscheinlich der größte Erfolg des scheidenden Bürgermeisters in diesem Bereich – ohne dass der das so richtig merkt und dementsprechend handelt.

Exkurs: Neulich flog mir eine Ausschreibung des “MediaTech Hub Potsdam” zu. Das soll “both a physical place and a network of companies, startups, investors, institutions, universities and research facilities.” sein. Und sie wollen da “innovations and applications for the entertainment and smart industries of tomorrow” developen. In fancy Business-Englisch, mit Stock-Fotos von der Glienicker Brücke (häh?) und gefördert – natürlich – von der Stadt und diversen von anderen staatlichen Stellen geförderten Institutionen. Dort läuft gerade ein Wettbewerb. Man kann seine Geschäftsidee einreichen und von einer namhaften (aber nicht näher benannten) Jury begutachten lassen. Wenn man “gewinnt”, bekommt man  …

Mietzuschuss von 100% der Bruttokaltmiete für einen Zeitraum von bis zu 21 Monaten für Büroräume in der Medienstadt Potsdam-Babelsberg. Ihr zahlt noch 7,80 € pro qm der angemieteten Bürofläche (inklusive Strom, Wasser, Heizung, Telefon/Internet und Gemeinschaftsfläche – z.B. Meetingraum).

So sieht Förderung in Brandenburg normalerweise aus (Wenn die Kohle nicht gleich direkt in Luftschiffhallen, Chipfabriken oder Rennstrecken versenkt wird.) Ein sinnloser Wettbewerb. Und wenn man gewinnt, darf man knapp 8 Euro Nebenkosten pro Quadratmeter in der Medienstadt Babelsberg bezahlen (Ich laufe da fast jeden Tag dran vorbei. Der Kasten ist nichtmal hübsch. Man kommt mit dem ÖPNV scheiße hin und die Ecke hat jetzt auch nicht unbedingt urbanes kreatives Flair.)

Zurück zum Rechenzentrum. Ja, das Ding riecht nach DDR, das Ganze hat einen morbiden Charme, es bröckelt hier und da. Aber deswegen kosten die Räume auch 7 Euro (Brutto/Warm) pro Quadratmeter. Und sind mit 250 Kreativen gut gefüllt. Sind da ein Haufen Spinner drin? Wahrscheinlich. Werden alle damit irgendwann Geld verdienen und brav Steuern für die Stadtkasse zahlen? Weiß man nicht. (Auch wenn die Zahlen nach zwei Jahren sehr Controller-freundlich aussehen und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit hierzulande wahrlich keine Fördervorraussetzung ist.)

Foto: Kristina Tschesch

Und außerdem sieht das Ding auch noch lebendig und gut aus – von Innen und von Außen. (Natürlich nicht nur, wenn wir da spielen.)

Eigentlich könnten sich nun alle freuen, in den Armen liegen, das als Musterbeispiel für alles Mögliche sehen und sich bauchkraulend den Erfolg auf die eigene Fahne schreiben. Kostet fast nix, funktioniert super, alle zufrieden. Aber weil das Ding halb auf dem Gelände des Garnisonkirchen-Wiederaufbaus steht, ist es ein Politikum. Die Lokalpolitik ist mittlerweile so weit, dass sie begriffen hat, dass sich hier nicht irgendwo Erich Honecker versteckt hält und heimlich den Abriss des neuen Stadtschlosses plant. Die Zukunft – derzeit ist die Nutzung bis Herbst 2018 befristet – soll jetzt in einem Workshop geklärt werden. Nun gut.

Man kann den entscheidungsbefugten Stellen nur wünschen, dass sie begreifen, was für ein “Schatz” hier verhandelt wird. Und wie leicht man das alles kaputt machen kann. Förderung – gerade von “kreativen” Dingen – funktioniert halt nicht mit StartUp-Wettbewerben oder Stock-Fotos sondern mit “Raum”. Und wenn man den (noch) hat und es dann auch noch so funktioniert, sollte man das ganze mit Samthandschuhen anfassen und möglichst lieb zu dem Projekt sein. Nie im Leben würde eine Umsiedlung in einen historischen Neubau funktionieren. (Wie derzeit mit der Variante Kreativzentrum im “Langen Stall” diskutiert.)

Klar, kann man da kreative Gewerke ansiedeln. Und vielleicht hat man auch Glück und das funktioniert. Aber mal ehrlich: Das ist wie das genormte Trafo-Häuschen an der Endhaltestelle Wildpark/West, das du dem hochbegabten Sprayer, der gerne 8-stöckige Hochhäuser bemalt, hinstellst und sagst: Hier, mach Kunst! (Ja, das Bild ist ein bisschen schief, weil 8-stöckige Hochhäuser bemalen wahrscheinlich immer noch Sachbeschädigung ist. Ich bin mir allerdings sicher, dass viel zu viele alleine die Existenz des Rechenzentrums quasi als Sachbeschädigung der neuen Potsdamer Mitte empfinden. Und nicht das kleinste bisschen Spannung aushalten … Und dann passt der Vergleich wieder.)

Schon allein solche Dekorationen, wie jetzt zu “Potsdam unterwegs im Licht” wären schlicht undenkbar. (Und die sind als Bonus auch noch länger sichtbar, als nur für die vier Stunden an einem Abend, für die die teuren Riesenbeamer und PopUpBühnen für die offiziellen Veranstaltungen gemietet wurden.)

Es gibt nämlich einen Preis für die vielfach gewünschte preußische Modelleisenbahnplatte. Ja, die ist aus einer bestimmten Perspektive hübsch. Ja, viele seltsame Bauten wurden aus ästhetischer Sicht vielleicht zu Recht abgerissen. Aber wenn Du die Stadt in Pastell anmalst und mit schlecht sitzenden Kostümen von vor 200 Jahren verkleidest, kriegst Du halt auch nur Pastell und Flötenmusik und keinen Rock’n’Roll, der die vielfach gewünschte “Innovation” und den “Standort nach vorne bringt”.

Es ist paradox. Das Rechenzentrum beweist, was man mit der alten FH hätte machen können. Einem “Raum” (und Menschen) die Möglichkeit geben, etwas zu entwickeln. Etwas, was man sonst mit viel Geld anderswo versucht, mühsam zu fördern.

Naja, es war ein schöner Abend, genau dort. Und es wäre schön, wenn das Ding noch eine Weile erhalten bleibt. Und nicht zwischen den Mahlsteinen von mutloser Lokalpolitik, Stiftungen und den Wünschen einer lokalen Prominenz, die sich als Elite begreift, aber letztendlich nur als provinzielles Kleinbürgertum, was keine Reibung aushält, agiert, kaputt gemacht wird.

Damit es hier – in rbb-Sprache – ein bisschen fetziger bleibt und noch bis in die Nacht geht. (Was der rbb so als Nacht versteht. Wir haben uns an dem Tag gefragt, wann wir das letzte Mal so früh gespielt haben und was wir mit dem angebrochenen Abend danach noch anstellen.)

Disclaimer: Ich habe mit dem Rechenzentrum nichts zu tun, bin nicht in dem Verein FÜR e.V. und dort kein Mieter. Wir haben da halt jetzt zweimal gespielt und das Haus ein wenig kennengelernt. 


Nebel. Yeah!

Besser als Regen.


Im Modus @ Rechenzentrum

Open-Air im Januar (wenn nicht ganz so doofes Wetter wie heute ist). Juhu. Das wird entweder fragwürdig oder legendär.

20.01.18 // 20:00 // Rechenzentrum Potsdam // inkl. kirchlich-militärischer Choräle (“Günter und sein Anwalt”)

Infos // Facebook Event


2018

Das könnte ein spannendes Jahr werden. Oder anstrengend. Oder langweilig. Was weiß man schon am 01. Januar?

Ich habe das Jahr auf jeden Fall mit schöner Musik begonnen: Auf der Erobique Neujahrsgala. Am 1. Januar und nicht in dem Silvesterchaos. (Am 31.12. ist mir mittlerweile ein bisschen Kinderpeng und um 1 schlafen gehen fast lieber.)

Insofern: Schönes neues Jahr allerseits mit viel Musik, Glitzer und funkelnden Lichtern.


Schöne Weihnachten

Schöne Weihnachten.

(1:32 Uhr, alles fertig gebastelt, alles verpackt, der Baum steht, geschmückt wird morgens mit Gebrüll)

Heutzutage schenkt man ja leider keine Mixtapes mehr. Wer hat überhaupt noch einen angeschlossenen CD-Player? Mixtapes gleich auf hippes Vinyl pressen ist noch ein bisschen aufwändig. Und einen Download-Link verpacken ist auch irgendwie nicht soooo persönlich. Naja. Musste ich dran denken, weil wir mit “Im Modus” dieses Jahr etwas zum Kraftfuttermischwerk Adventskalender beisteuern durften. (Über das “junges Talent” reden wir nochmal.) Das hat schon verdammt viel Spaß gemacht, die eigenen Sachen mit halb Island und der Welt zu kreuzen. Auch wenn zum Verschenken derzeit das richtige Medium fehlt, das müsste man eigentlich öfter tun.

Ihr könnt es Euch aber immerhin hier anhören (Und mir erklären, warum das kein Welthit wurde). Oder das Internet bis 2018 einfach auslassen.

Macht Euch eine schöne Zeit. Seid lieb zueinander und hört Musik.


Arbeitsweg

Ab jetzt endlich wieder mit Fahrrad …


Mal wieder zu fünft im Park

Doch noch eine “Frisbee-Weltmeisterschaft” dieses Jahr.


Wenn schon Winter, dann mit Schnee