Mit Kind im Stadion

Um das Kind subtil zu sozialisieren bekommt es ja schon seit geraumer Zeit in kleinen Dosen Fußballsport der unterschiedlichsten Art verabreicht. Bälle liegen unauffällig im Weg rum, im Autoradio läuft die Bundesligaschlusskonferenz und ganz zufällig ist die oberste Zeitschrift im gerne ausgeräumten Papiercontainer meistens die letzte Ausgabe vom Kicker.

Am Wochenende war die Zeit für den nächsten Schritt gekommen. Die Idiotendichte und das Risiko einer abartig lauten Stadionbeschallung war hinreichend gering. Die Anstoßzeit des Spiels Turbine Potsdam gegen SC 07 Bad Neuenahr lag außerdem genau im Fenster zwischen Mittagsschlaf und Abendbrot.

Eventfan wie ich bin, gehe ich natürlich nur ins Stadion, wenn es sich lohnt. Und Turbine spielt im Moment immerhin noch um den Titel in der Frauen-Fußball-Bundesliga. Vielleicht waren deswegen auch Dr. Theo Zwanziger und Matthias Platzeck im Stadion. Oder die sind in Anja Mittag verliebt. Man weiß es nicht. Ich hatte auch kaum Zeit die beiden Herren auf der Tribüne zu suchen und sie zu fragen. In der ersten Halbzeit ging es Schlag auf Schlag. Turbine ging schnell durch ein Eigentor in Führung. Das 2:0 folgte hinterher. Der Stadionsprecher verkündete dann etwas voreilig das dritte Tor, was er dann auf Zuruf zurücknahm und dann eben etwas später folgte.

Zwischendurch musste ich dem Kind erklären, dass das da “ja” ein Ball ist, aber man “nein” da nicht hindarf und selber damit spielen kann. Dafür sind wir mit großer Freude ganz oft die Stufen des ehrwürdigen Karl-Liebknecht-Stadions hoch und runter gelaufen. Als das Kind die verteilten Zigarettenkippen auf den Rängen auflesen wollte, hatte ich einen Flashback in die 80er als ich in meiner einen Woche Motor Babelsberg ebenjene sauber machen musste. Außerdem erinnerte ich mich, dass ich irgendwann noch früher mal zu einem Olympia/Jugend/Irgendwas/Länderspiel auch schon einmal im Stadion war. Ich glaube DDR gegen Ungarn, aber beschwören möchte ich das nicht. Das Kind wird sich später auch nicht mehr guten Gewissens an das Spiel vom Sonntag erinnern.

In der zweiten Hälfte verflachte das Spiel und das Kind wurde ganz Fußball-Connaisseur quengelig. Daraufhin liefen wir mit Kind auf dem Arm und immer mit Blick aufs Spielfeld einmal ums Stadion und sahen so aus nähester Nähe noch einen Lattentreffer der Gäste. Janne schenkte dem Kind noch ein Stadionheft und wenn es das nicht verbuddelt oder aufisst, kann es sich später wie ich in Bezug auf das Länderspiel eine schöne Erinnerung an den ersten Stadionbesuch zusammenreimen. Aber mit Herren-Fußball warte ich lieber noch. Die Gemütlichkeit bei nur 1.000 Menschen im Karl-Liebknecht-Stadion passt ideal zu einem Sonntagnachmittag mit Kind.

3 Kommentare

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3 Responses to “Mit Kind im Stadion”

  1. also ich war mit meinem rüpel und kinderwagen zuerst nur bei amateurspielen in kreuzberg und später bei fortuna pankow unterwegs. dann langsames herantasten über den berliner pokal. seit er vier ist, regelmäßiger begleiter in der dritten liga. in köpenick steigen alle kinder auf den zaun und haben im unteren bereich narrenfreiheit. sehr schön. der jahnsportpark hat dem kind nicht so gut gefallen.
    worauf noch zu achten wäre: versorgung. wasser geht nur in tetrapackungen ins stadion und eine bratwurst sollte schnell besorgt sein. und schon ist die liebe zum klub des vaters dem kind in die wiege gelegt: “die rot-weißen sind die guten!” wie oft ich den satz schon gesagt habe…

  2. bunki

    tja, ihr habt es gut. ich kann meine Kleene nie mitnehmen. erstens ist die mutter dagegen. und zweitens habe ich bei spielen berufsbedingt so gar keine zeit, mich um sie zu kümmern

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