Probiers mal mit Psychologie

Ich weiss zur Stunde nicht, was Jogi Löw seinen Spielern sagen wird, aber ich kann mir denken, dass er neben der rein fachlichen Analyse jetzt auf Psychologie setzt und alle eher stark redet als sie in Sack und Asche zu schimpfen.

So kommentiert Professor Holzschuh unter der Überschrift “Schlechter gehts nicht” das Spiel der Deutschen gegen Kroatien. Bisher zeichnete sich der Kicker bei dieser EM ja hauptsächlich durch Milde in der Notenvergabe aus. (Ballack? Ne 2,5 im ersten Spiel?) Jetzt weht plötzlich ein Geist von 2004 durchs Team und Rainer packt den Holzhammer aus. Aber der Reihe nach. Ich weiß zur Stunde nicht klingt hinreichend dramatisch angesichts der unfassbaren Ereignisse. Ein rhetorisch gelungener Einstieg. Das zur Stunde macht klar, dass es sich hier um einen absoluten Insider handelt. Natürlich weiß Professor Holzschuh innerhalb der nächsten Minuten komplett Bescheid über die Ansprache von Löw an alle 23 Mannen der Nationalmannschaft. Aufgrund der sich überschlagenden Ergebnisse war der Kontakt aber kurzzeitig unterbrochen. Der Kommentator kennt aber seine Pappenheimer und weiß, dass Jogi nicht der Typ ist, jemanden in Sack und Asche zu schimpfen. Eine bemerkenswert filigrane Redewendung. Vor allem im Kontrast zu Psychologie mit der man eher alle stark redet. Als Sohn einer promovierten Psychologin muss ich an dieser Stelle kurz einwerfen, dass der Begriff Psychologie von Professor Holzschuh an dieser Stelle leider falsch verwendet wird. Dafür braucht man kein Vollstudium, es reicht ein kurzer Besuch bei Wikipedia. Stark reden ist Psychologie und alle in Sack und Asche reden nicht?

Zumindest wesentliche Klarheiten hat der Donnerstag gebracht: Metzelder fehlt “tausendfache” Spielpraxis wie Odonkor jegliches Fußball-Verständnis; Klose befindet sich nach wie vor meilenweit von einer annehmbaren Form entfernt und Jansen bleibt auf der Suche nach Sicherheit in der Defensive.

Der tückische Fuchs Holzschuh setzt prophylaktisch den Begriff “tausendfache” Spielpraxis in Anführungszeichen. Wohl wissend, dass es auf der Welt wohl kaum keinen Spieler (außer wahrscheinlich Pele und Romario) gibt, die überhaupt in ihrem Leben von tausendfacher Spielpraxis sprechen können. Aber was JBK nicht stört, der sehr gerne in der Analyse mit Urs und Jürgen von tausendprozentigen Torchancen spricht, kratzt den Kicker-Chef erst recht nicht. Meiner bescheidenen Meinung nach könnte man in Metzelders Fall auch mit, sagen wir, dreißigfacher Spielpraxis ganz gut leben. Aber vielleicht steckt ja hinter Rainer Holzschuhs Rumgedresche auf der Nationalmannschaft in diesem Fall auch Psychologie?

Es bleibt spannend.

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